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sagte Franz Guichard, welchen unsere Leser nothwendig erkannt haben, so ein vornehmer Herr Sie sind, so wäre es doch nicht das erste Mal daß wir Feuer auf einander gegeben hätten; wir haben in Deutschland gekämpft, als Sie die Republik bekriegten. Sie waren der Feind, ich war Frankreich.

      Bei dieser Erinnerung fuhr der Prinz zusammen, seine Lippen wurden weiß, seine Augen luden sich mit Blitzen; er fuhr unwillkürlich mit seiner rechten Hand nach dem Kolben der über seiner Schulter hängenden Flinte, dann aber warf er sie zurück, kehrte dem Fischer den Rücken und machte eine Bewegung um sich zu entfernen.

      – Und ich soll Dich gehen lassen? ich soll Dein Verbrechen unbestraft lassen? Nein, nein, Du mußt sterben! Auch Du mußt sterben; mein Weib und meine Kinder müssen gerächt werden. Prinz von Condé, Franz Guichard ist es der Dich tödtet.

      So sprechend legte der Fischer seine Flinte an, zielte dem sich umdrehenden Prinzen aus die Brust und drückte los.

      Der Hahn schnappte mit einem trockenen Getöne zu, das Pulver der Zündpfanne brannte mit einem leichten Rauche auf, aber der Schuß ging nicht los.

      Im Gesichte des Prinzen von Condé hatte keine Muskel gebebt.

      Franz Guichard zertrümmerte seine Flinte an einem Eichenstumpf.

      Bei diesem Getöse entflogen zwei Fasanen mit ungeheurer Schnelligkeit; der Prinz von Condé hatte seine Flinte ergriffen und auf dieselben angelegt; er schoß nach rechts und schoß nach links.

      Eine Wolle von purpurrothen und goldgelben Federn wogte einen Augenblick im Wind und die zwei prächtigen Vögel fielen unter Beschreibung einer krummen Linie.

      – Glaubst Du daß ich Dich gefehlt hätte? sagte der Prinz in ruhigem Tone zu dem Fischer.

      Hier, fügte er hinzu, indem er eine Börse aus seiner Tasche zog, hier hast Du Gold: entferne Dich ehe meine Leute zurückkommen, und bitte Gott um Verzeihung für das Verbrechen das Du begehen wolltest.

      Franz Guichard hatte zu zittern angefangen, seine Kniee wankten als wollten sie unter ihm brechen.

      – Mein Gott! rief er, mein Gott! Wie ist es möglich daß Sie zu gleicher Zeit so edelmüthig und so hartherzig sind?

      – Hartherzig! sagte der Prinz; zum Teufel, was schwatzest Du mir da vor?

      – Daß Sie einem Menschen der Sie ermorden wollte verzeihen, und daß Sie einen Mann aus dem Hause jagen wo seine Kinder geboren wurden, wo seine Frau um die Gnade flehte sterben zu dürfen.

      – Weiß ich denn auch nur ob Du eine Frau hast, ob Du Kinder und ein Haus hast? Vor fünf Minuten, mein guter Freund, wußte ich nicht einmal daß Du überhaupt auf der Welt warst.

      – O! versetzte der Fischer mit ungläubig fragender Miene, o gnädigster Herr, erinnern Sie sich ein wenig an Franz Guichard.

      – Franz Guichard!. . . Wart einmal. . .

      Nachdem er sodann einige Secunden seinen Erinnerungen gewidmet, fuhr er fort:

      – Ah! Du bist's der meine Fasanen umbringt, Spizbube!

      – Ich, gnädigster Herr! Wird denn gar Niemand an meine Unschuld glauben? Ich, gnädigster Herr! Sehen Sie, mein armes Weib ist heute Nacht gestorben; sie steht jetzt vor dem Richterstuhl Gottes; möge er ihr das Paradies verschließen wenn ich Ihnen nicht die Wahrheit sage; ich wollte lieber einen Strick um meinen Hals legen als einen Messingdraht um den Hals eines elenden Kaninchens.

      – Ach warum nicht gar? versetzte Herr von Condé; wie ist Dein Vater gestorben?

      – Gnädigster Herr, er ist in Folge eines Wilddiebstahls gehenkt worden.

      – Wirklich?

      – Gnädigster Herr, man rühmt sich nicht damit daß sein Vater am Galgen gehangen, wenn es nicht wahr ist.

      – Dieß ist für Dich ein Patent auf Unfehlbarkeit, ich kenne Deine Geschichte und ich werde Dich bei meinen Herrn Waldaufsehern wieder zu Ehren bringen; erzähle mir jetzt was Dir mit ihnen widerfahren ist.

      Franz Guichard gehorchte den Prinzen. Als er ihn anflehte ihm die Hütte zu lassen wo, wie er noch diesen Morgen dem Fährmann Mathias geklagt, Alles ihm von den Kindern erzählte die er verloren hatte, da wurden die Augen des letzten der Condés feucht und glänzend.

      – Du bist sehr glücklich in Deinem Unglück, sagte er; die Armuth hat Dir die Kraft gelassen Dich mit diesen letzten, erdrückenden Tröstungen zu nähren; ich bin ein Prinz, ich besitze Millionen und ich beneide Dich. Siehst Du dort? fügte er hinzu, indem er mit dem Finger auf ein hohes, düsteres Gemäuer zeigte das zwischen den Bäumen des Horizonts emporragte.Das ist Vincennes. Nun wohl! seit drei Jahren suche ich in meiner Seele vergebens den Muth auf einen Stein seiner Gräben niederzuknieen. Gleichwohl will ich es thun; es scheint mir als ob meine Seele Erleichterung finden würde, wenn ich diese Mauern berührte auf denen seine letzten Blicke geweilt; aber so oft ich mich zu nähern versuche, entfliehe ich mit Entsetzen.

      Der alte Condé blieb einige Augenblicke stumm und nachdenklich stehen; endlich! hustete er geräuschvoll um seine Aufregung zu ersticken.

      – Hebe dieses Geld auf, fuhr er fort; Du kannst dafür Deiner armen Todten ein Grab geben, was seit einem Vierteljahrhundert vielen Großen der Erde gefehlt hat; in Bezug auf Dein Haus kannst Du ruhig sein, man wird es in Zukunft respectiren.

      Franz Guichard ergriff die Hand welche der Prinz ihm hinbot, und bedeckte sie mit seinen Küssen und seinen Thränen.

      – Gnädig Herr, sagte er, was kann ich thun um Ihnen meine Dankbarkeit zu beweisen?

      – Wenn Du für die Deinigen betest, antwortete der alte Prinz, so mische den Namen des Herzogs von Enghien unter die Namen Deiner Kinder; das ist Alles was ich von Dir verlange.

      Der Fischer wollte sich entfernen, der Prinz von Condé rief ihn zurück.

      – Einen Augenblick, sagte er; ich habe Dir den Boden geschenkt auf welchem Du kraft Deines revolutionären Rechtes ein Häuschen zu bauen Dir erlaubt hattest.

      Da dieser Boden mir gehörte, so habe ich blos von meiner Gewalt als Eigenthümer Gebrauch gemacht; aber Du hast meine Aufseher durchgeprügelt, Du hast einen Gerichtsdiener halb ersäuft, und dafür bist Du Genugthuung schuldig.

      – Was verlangen Ew. Hoheit von mir?

      – Daß Du mir die Schnepfe wiederfindest welche dieser Einfaltspinsel von Simonneau verloren gehen ließ. Du siehst, ich bin kein sehr strenger Richter.

      Franz Guichard begann den Vogel zu suchen und fand ihn auch wieder.

      So wurde der Fischer rechtmäßiger Eigenthümer des Häuschens und des Gehäges bei der Fähre von Varenne.

      Das so eben erzählte Ereigniß nahm fortan in den Erinnerungen des Franz Guichard einen ähnlichen und gleichbedeutenden Platz ein wie die Belagerung von Mainz bereits darin behauptete; es schloß die Reihenfolge von Erlebnissen welche den ersten Theil seiner Existenz bezeichnet hatten.

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