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Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Bragelonne
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Ja, Sire, ein sehr geschickter Mann,« wiederholte Colbert sich verbeugend. »Aber wenn Fouquet ein geschickter Mann ist und wenn trotz dieser Geschicklichkeit das Geld mangelt, an wem liegt der Fehler?«
»Ich klage nicht an, Sire, ich behaupte.«
»Es ist gut; macht Eure Rechnungen und legt sie mir vor. Ihr sagt, es finde ein Deficit statt? Ein Deficit kann vorübergehend sein; der Credit kehrt zurück, die Gelder laufen wieder ein.«
Colbert schüttelte seinen dicken Kopf.
»Wie ist es denn?« sagte der König; »sind die Staatseinkünfte so sehr mit Schulden beladen, daß es keine Einkünfte mehr sind?«
»Ja, Sire, so sehr.«
Der König machte eine Bewegung.
»Setzt mir das auseinander, Herr Colbert.«
»Eure Majestät spreche klar ihren Gedanken aus und sage mir, was sie erklärt haben will.«
»Ihr habt Recht, Klarheit, nicht wahr?«
»Ja, Sire, Klarheit. Gott ist hauptsächlich Gott, weil er das Licht gemacht hat.«
»Nun! zum Beispiel,« sprach Ludwig XIV., »wenn ich heute, da der Herr Cardinal gestorben ist und ich nun König bin, Geld haben wollte?«
»Eure Majestät würde keines bekommen.«
»Ah! das ist seltsam, mein Herr; wie, mein Oberintendant, ein geschickter Mann, Ihr sagt es selbst, mein Oberintendant würde kein Geld für mich finden?«
»Nein, Sire.«
»Auf dieses Jahr vielleicht, das begreife ich, doch auf das nächste?«
»Das nächste Jahr ist ebenso kahl aufgezehrt, als das laufende.«
»Aber das Jahr nachher?«
»Wie das nächste Jahr.«
»Was sagt Ihr da, Herr Colbert?«
»Ich sage, daß vier Jahre zum Voraus verpfändet sind.«
»Dann macht man ein Anlehen.«
»Man hat schon drei gemacht.«
»Ich schaffe Stellen, um sie abtreten zu lassen, und man cassirt das Geld der Aemter ein.«
»Unmöglich, Sire, denn man hat Aemter auf Aemter geschaffen und die Bestallungsbriefe ohne Benennung ausgegeben, so daß die Erwerber das Einkommen genießen, ohne das Amt zu versehen. Deshalb ist Eurer Majestät dieses Mittel benommen. Ueberdies hat der Herr Oberintendant bei jedem solchen Handel eine Drittel von der Einnahme für sich bezogen, so daß die Unterthanen gepreßt worden sind, ohne daß Eure Majestät einen Nutzen davon gehabt hat.«
Der König faltete die Stirne.
»Es mag sein,« sagte er, »ich werde die Anweisungen einziehen, um von den Trägern einen Nachlaß, eine billige Liquidation zu erzielen.«
»Unmöglich, denn die Anweisungen sind in Zettel verwandelt worden, welche Zettel man zur Bequemlichkeit der Uebertragung und zur Erleichterung des Verkehrs in so viele Theile zerschnitten hat, daß sich kaum mehr das Original erkennen läßt.«
Der König ging, immer die Stirne gefaltet, sehr unruhig im Zimmer auf und ab.
»Aber, Herr Colbert,« fuhr er, plötzlich stille stehend, fort: »wenn dem so wäre, wie Ihr sagt, so wäre ich zu Grunde gerichtet, ehe ich zu regieren angefangen?«
»Ihr seid es in der That, Sire,« erwiederte der unempfindliche Zahlenmann.
»Aber, mein Herr, das Geld muß doch irgendwo sein?«
»Ja, Sire, und um anzufangen, bringe ich Eurer Majestät eine Note von Geldern, die der Herr Cardinal Mazarin nieder in seinem Testament, noch in einer andern Urkunde aufführen wollte, die er aber mir anvertraut hat.«
»Euch?«
»Ja, Sire, mit dem Auftrag, sie Eurer Majestät zu übergeben.«
»Wie? außer den vierzig Millionen des Testaments?«
»Ja, Sire.«
»Herr von Mazarin hatte noch andere Fonds?«
Colbert verbeugte sich.
»Dieser Mensch war also ein Abgrund!« murmelte der König; »Herr Mazarin einerseits, Herr Fouquet andererseits; mehr als hundert Millionen vielleicht für Beide; es wundert mich nicht mehr, daß meine Kassen leer sind.«
Colbert wartete, ohne sich zu rühren.
»Und die Summe, die Ihr mir bringt, lohnt es sich der Mühe?« fragte der König.
»Ja, Sire, die Summe ist ziemlich rund.«
»Sie belauft sich?«
»Auf dreizehn Millionen Livres, Sire.«
»Dreizehn Millionen!« rief Ludwig XlV. bebend vor Freude; »Ihr sagt dreizehn Millionen, Herr Colbert?«
»Ja, Eure Majestät, ich habe gesagt dreizehn Millionen.«
»Von denen kein Mensch etwas weiß?«
»Von denen kein Mensch etwas weiß.«
»Die in Euren Händen sind?«
»In meinen Händen, ja, Sire.«
»Und die ich haben kann?«
»In zwei Stunden.«
»Aber wo sind sie denn?«
»Im Keller eines Hauses, das der Herr Cardinal in der Stadt besaß und mir durch eine besondere Clausel seines Testaments zu hinterlassen die Güte gehabt hat.«
»Ihr kennt also das Testament des Cardinals?«
»Ich habe ein von seiner Hand unterzeichnetes Duplicat.«
»Ein Duplicat?«
»Ja, Sire, hier ist es.«
Colbert zog ganz einfach die Urkunde aus seiner Tasche und zeigte sie dem König.
Der König las den auf die Schenkung des Hauses bezüglichen Artikel und sagte dann:
»Aber es ist hier nur vom Haus die Rede, und nirgends wird des Geldes erwähnt?«
»Verzeiht, Sire, das steht in meinem Gewissen.«
»Und Herr von Mazarin hat sich auf Euch verlassen?«
»Warum nicht, Sire?«
»Er, der vorzugsweise mißtrauische Mann!«
»Er war es nicht gegen mich, Sire, wie Eure Majestät sehen kann.«
Der König heftete mit Bewunderung seinen Blick auf diesen gemeinen, aber ausdrucksvollen Kopf.
»Ihr seid ein ehrlicher Mann, Herr Colbert,« sprach der König.
»Das ist keine Tugend, Sire, es ist eine Pflicht,« erwiederte Colbert mit kaltem Tone.
»Aber gehört dieses Geld nicht der Familie?« fuhr Ludwig XIV. fort.
»Gehörte dieses Geld der Familie, so wäre es im Testament des Cardinals, wie sein übriges Vermögen, aufgeführt. Gehörte dieses Geld der Familie, so hätte ich, der ich die zu Gunsten Eurer Majestät errichtete Schenkungsurkunde abgefaßt habe, die Summe von dreizehn Millionen der von vierzig Millionen beigefügt, die man Euch schon anbot, Sire.«
»Wie!« rief Ludwig XIV., »Ihr habt die Schenkung abgefaßt, Herr Colbert?«
»Ja, Sire.«
»Und der Cardinal liebte Euch?« fügte der König naiv bei.«
»Ich hatte mich bei Seiner Eminenz dafür verbürgt, Eure Majestät würde die Schenkung nicht annehmen,« sagte Colbert mit dem von uns erwähnten ruhigen Ton, der im gewöhnlichen Leben sogar etwas Feierliches halte.
Ludwig fuhr mit der Hand über seine Stirne und murmelte ganz leise:
»Oh!