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seltsamer Mann,« sagte Monk, »er ist völlig unbewehrt; er muß also einen Hinterhalt dort gelegt haben.«

      »General,« sprach Athos, als hätte er den Gedanken von Monk errathen, »es ist Euer Wille, daß wir allein seien, sehr gut; doch ein großer Feldherr muß sich nie verwegen aussetzen; es ist Nacht, der Weg durch das Moor kann Gefahren bieten, laßt Euch begleiten.«

      »Ihr habt Recht.« erwiederte Monk.

      Und er rief:

      »Digby!«

      Der Adjutant erschien.

      »Fünfzig Mann mit dem Degen und der Muskete,« befahl er.

      Und er schaute Athos an.

      »Das ist sehr wenig, wenn eine Gefahr droht,« sagte Athos; »es ist zu viel, wenn keine droht.«

      »Ich werde allein gehen,« sprach Monk. »Digby, ich brauche Niemand. Kommt, mein Herr.«

       XI.

      Das Moor

      Athos und Monk durchschritten mit einander auf ihrem Wege vom Lager nach der Tweed denjenigen Theil der Gegend, durch welchen Digby die Fischer geführt hatte, als sie von der Tweed nach dem Lager gingen. Der Anblick dieses Ortes, der Anblick der Veränderungen, welche die Menschen hier bewirkt hatten, war ganz geeignet, den grüßten Eindruck auf eine so zarte und so lebhafte Einbildungskraft wie die von Athos hervorzubringen. Athos schaute nur diese verwüsteten Orte an; Monk schaute nur Athos an, der, die Augen bald zum Himmel aufgeschlagen, bald auf die Erde gerichtet, suchte, dachte, seufzte.

      Digby, den der letzte Befehl des Generals und besonders der Ausdruck, mit dem er gegeben worden, beunruhigt hatten, folgte den nächtlichen Wanderern ungefähr zwanzig Schritte; als sich aber der General umwandte, als ob er darüber, daß man seinen Befehlen nicht Folge leistete, erstaunt wäre, begriff der Adjutant, sein Benehmen müßte unbescheiden erscheinen, und kehrte in sein Zelt zurück.

      Er vermuthete, der General wolle incognito in seinem Lager eine von jenen von der Wachsamkeit gebotenen Revuen vornehmen, welche jeder erfahrene Feldherr am Vorabend eines entscheidenden Treffens vorzunehmen nicht verfehlt; er erklärte sich für diesen Fall die Gegenwart von Athos, wie sich ein Untergeordneter stets Alles erklärt, was von Seiten des obersten Führers Geheimnißvolles vorgeht, Athos konnte und mußte sogar in den Augen von Digby ein Spion sein, dessen Mittheilungen den General erleuchten sollten.

      Nachdem sie ungefähr zehn Minuten durch die Zelte und Posten gegangen waren, die sich in der Umgegend des Hauptquartiers viel näher angeschlossen fanden, gelangte Monk mit seinem Begleiter auf eine kleine Chaussee, welche in drei Zweigen auslief. Der links führte nach dem Fluß, der in der Mitte nach der Abtei Newcastle am Moor, der rechts durchschnitt die ersten Linien des Lagers von Monk, nämlich die Linien zunächst bei der Armee von Lambert. Jenseits des Flusses war ein Vorposten von dem Heere von Monk, der den Feind überwachte: er bestand aus hundert und fünfzig Schottländern, welche über die Tweed geschwommen waren und für den Fall eines Angriffs wieder zurückschwimmen und das Lärmzeichen geben sollten; doch da sich an diesem Ort keine Brücke fand und die Soldaten von Lambert sich nicht so rasch ins Wasser begaben, wie die von Monk, so schien der letztere auf dieser Seite nicht viel zu befürchten.

      Diesseits des Flusses, etwa fünfhundert Schritte von der alten Abtei, hatten die Fischer ihre Wohnstätte, mitten unter einem wimmelnden Haufen kleiner Zelte, welche die benachbarten Clans, die ihre Weiber und Kinder mit sich führten, aufgeschlagen hatten.

      Dieses ganze Gemenge bot im Mondschein einen ergreifenden Anblick; der Halbschatten adelte jede Einzelheit, und das Licht, dieser Schmeichler, der sich nur der glatten Seite der Dinge anschmiegt, hob auf jeder verrosteten Muskete den noch unberührten Fleck, auf jedem Leinwandfetzen den weißesten und am wenigsten beschmutzten Theil hervor.

      Monk kam also mit Athos, diese düstere Landschaft durchschreitend, welche von einem doppelten Schimmer, vom silbernen Schimmer des Mondes und vom röthlichen Schimmer der sterbenden Wachtfeuer, beleuchtet war, nach dem Scheideweg der drei Chausseen. Hier blieb er stehen, wandte sich an feinen Gefährten und fragte ihn:

      »Mein Herr, werdet Ihr Euren Weg erkennen?«

      »General, wenn ich mich nicht täusche, führt der mittlere Weg gerade nach der Abtei.«

      »So ist es; doch wir werden Licht nöthig haben, um in den unterirdischen Gewölben sicher zu gehen.«

      Monk wandte sich um.

      »Ah! Digby ist uns gefolgt, wie es scheint,« fügte er bei; »desto besser, er wird uns verschaffen, was wir brauchen.«

      »Ja, General, es ist in der That dort ein Mensch, der seit einiger Zeit hinter uns geht.«

      »Digby?« rief Monk, »Digby? Ich bitte, kommt hierher.«

      Doch statt zu gehorchen, machte der Schatten eine Bewegung des Erstaunens, und statt vorzuschreiten, zurückweichend, bückte er sich und verschwand längs dem Hafendamm, indem er sich nach dem Quartier wandte, das den Fischern angewiesen worden war.

      »Es scheint, es war nicht Digby,« sagte Monk.

      Beide waren mit dem Auge dem Schalten, der auf diese Art verschwand, gefolgt. Doch ein Mensch, der um elf Uhr Abends in einem Lager, das zehn bis zwölftausend Mann inne hatten, umherschweift, ist nichts so Seltenes, daß Athos und Monk über dieses Verschwinden halten in Unruhe gerathen sollen.

      »Da wir indessen nothwendig eine Laterne, eine Fackel oder dergleichen haben müssen, um zu sehen, wohin wir unsere Füße setzen, so wollen wir diese Laterne suchen,« sagte Monk.

      »General, der erste der beste Soldat wird uns leuchten.«

      »Nein,« erwiederte Monk, der beobachten wollte, ob nicht irgend ein Zusammenwirken Mischen dem Grasen de la Fère und den Fischern stattfinde, »nein, einer von den französischen Matrosen, welche diesen Abend Fische an mich verkauft haben, wäre mir lieber. Sie gehen morgen wieder ab, und das Geheimniß wird bei ihnen besser bewahrt sein; während, wenn sich das Gerücht verbreitete, man habe Schätze in der Abtei von Newcastle gefunden, meine Hochländer glauben würden, es liege unter jeder Platte eine Million, und dann ließen sie vom ganzen Gebäude keinen Stein auf dem andern.«

      »Macht es, wie Ihr wollt, General,« sagte Athos mit so natürlichem Ton, daß ihm offenbar Alles, Soldat oder Fischer, gleichgültig war, und daß man leicht einsehen konnte, er gebe Niemand einen Vorzug.

      Monk näherte sich der Chaussee, hinter welcher derjenige verschwunden war, den der General für Digby gehalten hatte, und begegnete einer Patrouille, welche die Runde durch die Zelte machte und sich nach dem Hauptquartier wandte; er wurde mit seinem Gefährten angehalten, gab das Losungswort und ging weiter.

      Durch das Geräusch erweckt, erhob sich ein Soldat in seinem Plaid, um zu sehen, was vorgehe.

      »Fragt ihn, wo die Fischer seien,« sagte Monk zu Athos; »wenn ich diese Frage an ihn richtete, würde er mich erkennen.«

      Athos näherte sich dem Soldaten, der ihm das Zelt bezeichnete; sogleich wandten sich Monk und Athos nach dieser Seite.

      Es kam dem General vor, als ob in dem Augenblick, wo er sich näherte, ein Schatten dem ähnlich, welchen er schon gesehen, in das Zelt schlüpfte; als er aber eintrat, erkannte er, daß er sich getäuscht haben mußte, denn Alles schlief durcheinander, und man sah nur verschlungene Arme und Beine.

      Athos, der befürchtete, man habe ihn im Verdacht, er siehe in Verbindung mit einem von seinen Landsleuten, blieb vor dem Zelt.

      »Halloh!« rief Monk französisch, »aufgewacht!«

      Zwei oder drei Schläfer erhoben sich.

      »Ich brauche einen Mann, um mir zu leuchten,« fuhr Monk fort.

      Alles gerieth in Bewegung, die Einen erhoben sich, die Andern standen völlig auf. Der Anführer war zuerst aufgestanden.

      »Eure Herrlichkeit kann sich auf uns verlassen,« sagte er mit einer Stimme, welche Athos beben machte. »Wohin soll es gehen?«

      »Ihr werdet es sehen. Rasch eine Laterne!«

      »Ja, Eure Herrlichkeit.

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