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Freund,« sagte Monk zu dem Fischer, »steige wieder die Treppe hinauf, die wir herabgestiegen sind, und wache, damit uns Niemand hier stört.«

      Der Fischer machte eine Bewegung, um zu gehorchen.

      »Laß Deine Laterne hier,« fügte Monk bei, »sie könnte Deine Gegenwart verrathen und Dir einen, Musketenschuß eintragen.«

      Der Fischer schien diesen Rath zu würdigen, stellte die Laterne auf den Boden und verschwand unter dem Gewölbe der Treppe.

      Monk nahm die Laterne und trug sie zum Fuße der Säule.

      »Ah!« sagte er, »es ist wohl Gold in diesem Grabe versteckt?«

      »Ja, Mylord, und in fünf Minuten werdet Ihr nicht mehr daran zweifeln.«

      Zu gleicher Zeit that Athos einen gewaltigen Streich auf den Kalk, der sich, der Spitze des Hebels eine Spalte bietend, trennte. Athos drückte die Hebestange in diese Spalte ein, und bald gaben ganze Stücke Kalk, sich wie runde Platten ablösend, nach. Da saßte der Graf die Steine und hob sie durch Erschütterungen aus, deren man so zarte Hände, wie die seinigen, nicht hätte fähig halten sollen.

      »Mylord,« sprach er, »das ist das Mauerwerk, von dem ich Such gesagt habe.«

      »Ja, aber ich sehe die Tonnen noch nicht,« erwiederte Monk.

      »Wenn ich einen Dolch hätte, so solltet Ihr sie bald sehen,» versetzte Athos umherschauend. »Leider habe ich den meinigen im Zelte Eurer Herrlichkeit vergessen.«

      »Ich würde Euch wohl den meinigen anbieten, aber die Klinge scheint viel zu schwach für die Arbeit zu sein, für die Ihr sie bestimmt.«

      Athos schien um sich her irgend einen Gegenstand zu suchen, der die gewünschte Waffe ersetzen könnte.

      Monk verlor nicht eine Bewegung seiner Hände, nicht einen Ausdruck seiner Augen.

      »Warum verlangt Ihr nicht das Messer von dem Fischer?« fragte Monk; »er hatte ein Messer.«

      »Ah! ganz richtig,« erwiederte Athos, »er hat sich desselben bedient, um den Baum abzuschneiden.«

      Und er ging gegen die Treppe und sagte zu dem Fischer:

      »Freund, ich bitte, werft mir Euer Messer herab, ich brauche es.«

      Man hörte das Geräusch des Messers auf den Stufen.

      »Nehmt es,« sagte Monk, »es ist ein starkes Werkzeug, wie ich gesehen habe, und eine feste Hand kann es mit Vortheil anwenden.«

      Athos schien den Worten von Monk nur den natürlichen und einfachen Sinn beizulegen, unter dem sie verstanden werden sollten. Er bemerkte auch nicht, oder schien wenigstens nicht zu bemerken, daß Monk, als er wieder zu ihm kam, zurücktrat und seine linke Hand an den Kolben seiner Pistole legte; mit der rechten hielt er schon seinen Dirk, Er ging ans Werk, wandte Monk den Rücken zu und gab ihm sein Leben, ohne die Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen, preis. Athos schlug einige Minuten lang so geschickt und so scharf auf den dazwischen liegenden Gyps, daß er sich in zwei Theile trennte, und daß nun Monk zwei Tonnen erblickte, welche mit ihren Enden an einander stießen und durch ihr Gewicht unbeweglich in ihrer Umhüllung gehalten wurden.

      »Mylord,« sprach Athos, »Ihr seht, daß mich meine Ahnungen nicht täuschten.«

      »Ja, mein Herr,« erwiederte Monk, »und ich habe allen Grund, zu glauben, daß Ihr zufrieden seid, nicht wahr?«

      »Gewiß; der Verlust dieses Geldes wäre äußerst empfindlich für mich gewesen; doch ich war fest überzeugt, Gott, der die gute Sache beschützt, würde die Entwendung dieses Geldes, das zu ihrem Siege beitragen muß, nicht gestattet haben.«

      »Bei meiner Ehre, Ihr seid eben so geheimnißvoll in Worten, als in Handlungen, mein Herr,« sprach Monk, »Ich begriff Euch vorhin durchaus nicht, als Ihr sagtet, Ihr wollet nicht auf mich die Verantwortlichkeit des Werkes laden, das Ihr vollbringt.«

      »Ich hatte Recht, wenn ich dies sagte, Mylord.«

      »Und nun sprecht Ihr von der guten Sache. Was versteht Ihr unter den Worten: die gute Sache? Wir vertheidigen in diesem Augenblick in England fünf oder sechs Sachen, und dessenungeachtet hält Jeder die seinige nicht nur für die gute, sondern sogar für die beste. Welche ist die Eurige? sprecht, unumwunden, damit wir sehen, ob wir über den Punkt, auf den Ihr ein so großes Gewicht zu legen scheint, derselben Ansicht sind.«

      Athos heftete auf Monk einen von den tiefen Blicken, die gleichsam an denjenigen, welchen man anschaut, die Herausforderung richten, er möge es versuchen, einen einzigen von seinen Gedanken zu verbergen; dann nahm er seinen Hut ab und begann mit einer feierlichen Stimme, während der General, eine Hand auf seinem Gesicht, diese lange nervige Hand seinen Schnurrbart und seinen Kinnbart umschließen und sein schwermüthiges Auge in den Tiefen des Gewölbes umherirren ließ.

       XII.

      Der Geist und das Herz

      »Mylord,« sprach der Graf de la Fère, »Ihr seid ein edler Engländer, Ihr seid ein redlicher Mann; Ihr sprecht mit einem edlen Franzosen, mit einem Mann von Herz. Ich sagte Euch, das in diesen zwei Tonnen enthaltene Gold gehöre mir, ich hatte Unrecht! es ist dies die erste Lüge, die ich in meinem Leben gesprochen habe, allerdings eine augenblickliche Lüge. Dieses Gold ist das Eigenthum von König Karl II., der, aus seinem Vaterland verbannt, aus seinem Palast vertrieben, eine Waise zugleich seines Vaters und seines Thrones, selbst des traurigen Glückes beraubt ist, auf den Knieen den Stein zu küssen, auf dem von der Hand seiner Mörder die einfache Grabschrift steht, welche ewig um Rache gegen sie schreien wird:

      »»Hier liegt König Karl I.««

      Monk erbleichte leicht, und durch einen unmerklichen Schauer runzelte sich seine Haut und sträubte sich sein grauer Schnurrbart.

      »Ich,« fuhr Athos fort, »ich, der Graf de la Fère, ich der einzige, der letzte Getreue, der dem armen verlassenen Prinzen geblieben ist, habe ihm angeboten, den Mann aufzusuchen, von dem heute das Schicksal des Königthums in England abhängt, und ich bin gekommen, und ich habe mich unter den Blick dieses Mannes gestellt, ich. habe mich nackt und unbewehrt in seine Hände gegeben und sage zu ihm:

      »»Mylord, hier ist das letzte Mittel eines Feinsten, den Gott zu Eurem Herrn, den seine Geburt zu Eurem König gemacht hat; von Euch, von Euch allein hängen seine Zukunft und sein Leben ab. Wollt Ihr dieses Gold anwenden, um England von den Uebeln zu heilen, die es während der Anarchie erleiden mußte, das heißt, wollt Ihr oder wollt Ihr nicht König Karl II. unterstützen oder ihn wenigstens gewähren lassen? Ihr seid der Herr, Ihr seid der König, allmächtiger König und Herr, denn der Zufall macht oft das Werk der Zeit und Gottes zu Nichte. Ich bin allein mit Euch, Mylord; erschreckt es Euch, daß der Erfolg ein getheilter sein soll, bedrückt Euch meine Genossenschaft, Ihr seid bewaffnet, Mylord, und hier ist ein geöffnetes Grab; berauscht Euch im Gegentheil die Begeisterung für Eure Sache, seid Ihr das, was Ihr zu sein scheint, gehorcht Eure Hand in dem, was Ihr unternehmt. Eurem Geist und Euer Geist Eurem Herzen, so ist hier das Mittel, der Sache Eures Feindes Karl Stuart für immer den Todesstoß zu geben. Tödtet den Mann, den Ihr vor Augen habt, denn dieser Mann wird zu demjenigen, welcher ihn geschickt, nicht zurückkehren, ohne ihm das Gut zu bringen, das ihm von Karl I., seinem Vater, anvertraut worden ist, und nehmt das Gold, das den Bürgerkrieg zu unterhalten dienen kann. Ach! Mylord, das ist die unselige Bedingung dieses unglücklichen Prinzen: er muß bestechen oder tödten, denn Alles widersteht ihm, Alles stößt ihn zurück, Alles ist ihm feindselig, und dennoch ist er mit dem göttlichen Siegel bezeichnet, und um sein Blut nicht Lügen zu strafen, muß er den Thron wieder besteigen oder auf dem heiligen Boden des Vaterlandes sterben.««

      »Mylord, Ihr habt mich verstanden. Jedem Andern, als dem erhabenen Mann, der mich hört, hätte ich gesagt: »»Mylord. Ihr seid arm; Mylord, der König bietet Euch diese Million als Angeld eines ungeheuren Handels; nehmt sie und dient Karl II, wie ich Karl l. gedient habe, und ich bin fest überzeugt, daß Gott, der uns hört, der uns sieht, der allein in Eurem für alle menschlichen Blicke verschlossenen Herzen liest . . . ich bin fest überzeugt, daß Euch Gott ein seliges ewiges Leben

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