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Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Bragelonne
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Dieser Anblick schien den Patron der Fischer unendlich zu erfreuen.
X.
Der Schatz
Der französische Edelmann, den Spithead Monk gemeldet hatte, und der so gut in seinen Mantel gehüllt an dem Fischer vorübergeritten war, welcher aus dem Zelt des Generals fünf Minuten, ehe er eintrat, herauskam, der französische Edelmann, sagen wir, zog durch die verschiedenen Posten, ohne im Geringsten umherzuschauen, aus Furcht, indiscret zu sein. Man führte ihn, dem Befehl gemäß, in das Zelt des General Monk. Der Cavalier blieb allein in dem Vorzimmer, das vor dem Zelt kam, und wartete hier auf Monk, der, um zu erscheinen, nur so lange zögerte, als er brauchte, um die Meldung seiner Leute zu hören und durch die leinene Scheidewand das Gesicht desjenigen zu studiren, welcher um eine Unterredung bat.
Ohne Zweifel bestätigte die Meldung der Leute, welche den französischen Cavalier begleitet hatten, die Discretion, mit der er zu Werk gegangen war, denn der erste Eindruck, den auf den Fremden der Empfang machte, der ihm von Seiten des Generals zu Theil wurde, war viel günstiger, als er in einem solchen Augenblick und von einem so argwöhnischen Mann erwartet hatte. Nichtsdestoweniger heftete Monk seiner Gewohnheit gemäß, als er sich dem Fremden gegenüber fand, auf diesen seine durchdringenden Blicke, welche der Fremde, ohne in Verlegenheit zu gerathen oder unruhig zu werden, aushielt. Nach Verlauf von einigen Secunden bedeutete der General durch eine Geberde der Hand und des Kopfes, daß er warte.
»Mylord,« sprach der Cavalier in vortrefflichem Englisch, »ich habe Eure Ehren um eine Unterredung in einer sehr wichtigen Angelegenheit bitten lassen.«
»Mein Herr,« erwiederte Monk französisch, »Ihr sprecht unsere Sprache sehr rein für einen Sohn des Festlands. Ich bitte Euch um Verzeihung, denn ohne Zweifel ist meine Frage unbescheiden, sprecht Ihr das Französische mit derselben Reinheit?«
»Ihr dürft Euch nicht darüber wundern, Mylord, daß ich das Englische ziemlich geläufig spreche; ich habe in meiner Jugend in England gewohnt und seitdem zwei Reisen in diesem Land gemacht.«
Diese Worte wurden französisch gesprochen, und zwar mit einer Sprachreinheit, welche nicht nur einen Franzosen, sondern sogar einen Franzosen aus der Gegend von Tours bezeichnete.
»Und in welchem Theil voit England habt Ihr gewohnt, mein Herr?«
»In meiner Jugend in London, Mylord, sodann um’s Jahr 1635 machte ich eine Vergnügungsreise in Schottland; im Jahr 1648 endlich wohnte ich einige Zeit in Newcastle und besonders in dem Kloster, dessen Gärten von Eurer Armee besetzt sind.«
»Entschuldigt mich, mein Herr, doch von meiner Seite werdet Ihr diese Frage begreifen, nicht wahr?«
»Ich würde mich wundern, Mylord, solltet Ihr dieselbe nicht machen.«
»Sprecht nun, mein Herr, womit kann ich Euch dienlich sein, und was wünscht Ihr von mir?«
»Hört, Mylord; doch sind wir allein?«
»Vollkommen allein, mein Herr, mit Ausnahme des Postens, der uns bewacht.«
Als Monk diese Worte sprach, schob er die Leinwand des Zeltes mit der Hand zurück und zeigte dem Cavalier, daß die Schildwache höchstens zehn Schritte entfernt war, und daß man auf den ersten Ruf in einer Secunde bewaffneten Beistand haben konnte.
»Wenn es so ist, Mylord,« sagte der Fremde mit so ruhigem Tone, als stünde er seit langer Zeit in freundschaftlicher Verbindung mit Monk, »wenn wir allein sind, so bin ich entschlossen, mit Eurer Herrlichkeit zu sprechen, da ich weiß, daß Ihr ein redlicher Mann seid. Die Mittheilung, die ich Euch zu machen habe, wird Euch übrigens beweisen, wie hoch ich Euren Werth schätze.«
Erstaunt über diese Sprache, welche zwischen ihm und dem französischen Edelmann wenigstens die Gleichheit feststellte, heftete Monk sein durchdringendes Auge auf den Fremden und sagte mit einer Ironie, welche nur durch die Biegung der Stimme bemerkbar war, denn es rührte sich nicht eine Muskel seines Gesichtes:
»Ich danke Euch, mein Herr; doch ich bitte, sagt mir vor Allem, wer seid Ihr?«
»Ich habe meinen Namen schon dem Sergenten genannt, Mylord.«
»Entschuldigt, er ist ein Schottländer, und es war ihm schwierig, ihn zu behalten.«
»Ich heiße Graf de la Fère,« sagte Athos sich verbeugend.
»Graf de la Fère?« versetzte Monk, in seinem Gedächtniß suchend. Verzeiht, mein Herr, doch mir scheint, es ist nicht das erste Mal, daß ich diesen Namen höre. Nehmt Ihr einen Posten am französischen Hose ein?«
»Keinen. Ich bin ein einfacher Edelmann.«
»Welche Würde?«
»König Karl I. hat mich zum Ritter vom Hosenbandorden gemacht, und Anna von Oesterreich hat mir das Band des heiligen Geistordens gegeben. Das sind meine einzigen Würden, mein Herr.«
»Das Hosenband! den heiligen Geistorden! Ihr seid Ritter von diesen zwei Orden, mein Herr?«
»Ja.«
»Bei welcher Veranlassung ist Euch eine solche Gunst zu Theil geworden?«
»Für Dienste, die ich Ihren Majestäten geleistet habe.«
Monk schaute voll Erstaunen diesen Mann an, der ihm zugleich so einfach und so groß vorkam. Dann, als hätte er darauf verzichtet, das Geheimniß dieser Einfachheit und dieser Größe zu ergründen, über das ihm der Fremde keine andere Auskunft, als die, welche er schon erhalten, zu geben geneigt zu sein schien, sagte er.
»Ihr seid es wohl, der gestern bei den Vorposten erschienen ist?«
»Und den man zurückgewiesen hat, ja, Mylord.«
»Viele Officiere, mein Herr, gestatten Niemand den Eintritt in ihr Lager, besonders am Vorabend einer wahrscheinlichen Schlacht. Doch ich weiche darin von meinen Collegen ab und liebe es, nichts hinter mir zu lassen. Jede Warnung ist mir gut; jede Gefahr wird mir von Gott geschickt, und ich wäge sie in meiner Hand mit der Energie ab, die er mir gegeben hat. Ihr seid auch gestern nur wegen des Raths, den ich eben hielt, zurückgewiesen wurden. Heute bin ich frei, sprecht.«
»Mylord, Ihr habt um so besser daran gethan, mich zu empfangen, als es sich weder um die Schlacht, die Ihr dem General Lambert zu liefern im Begriff seid, noch um Euer Lager handelt, und zum Beweise mag dienen, daß ich, um Eure Leute nicht zu sehen, den Kopf abgewendet, und um Eure Zelte nicht zu zählen, die Äugen geschlossen habe. Nein, ich komme, um für mich zu sprechen, Mylord.«
»Sprecht also, mein Herr.«
»So eben,« fuhr Athos fort, »so eben hatte ich die Ehre, Eurer Herrlichkeit zu sagen, ich habe lange in Newcastle gewohnt: es war dies zur Zeit von König Karl I., und als der selige König durch die Schottländer Herrn Cromwell ausgeliefert wurde.«
»Ich weiß es.« erwiederte Monk mit kaltem Ton.
»Ich hatte in jenem Augenblick eine starke Summe in Gold, und aus einer Ahnung vielleicht, wie die Dinge am andern Tage gehen müßten, verbarg ich sie in dem Hauptkeller des Klosters von Newcastle, in dem Thurm, dessen Gipfel Ihr von hier aus vom Mond versilbert seht. Mein Schatz ist also dort vergraben worden, und ich komme, um Eure Herrlichkeit zu bitten, Ihr möget mir erlauben, ihn von dort zurückzunehmen, ehe vielleicht, wenn sich die Schlacht nach jener Seite zieht, eine Mine oder irgend ein anderes Kriegsspiel das Gebäude zerstört und mein Gold verzettelt oder so sichtbar macht, daß sich die Soldaten desselben bemächtigen.«
Monk verstand sich auf die Menschen; er sah auf dem Gesichte von diesem jede Energie, jede Vernunft, jede mögliche Klugheit. Er konnte also nur einem hochherzigen Vertrauen, die Offenbarung des französischen Edelmanns zuschreiben, und er zeigte sich tief gerührt dadurch.
»Mein