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Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Bragelonne
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Es war in London, wo Lambert erfuhr, daß Monk von den Grenzen von Schottland dem Parlament seine Unterstützung angedeihen ließ. Er dachte, es sei keine Zeit zu verlieren, und die Tweed sei nicht so weit entfernt von der Themse, daß nicht eine Armee einen Schritt von einem Fluß zum andern machen könnte, besonders wenn sie gut befehligt würde. Er wußte auch, daß die Soldaten in dem Maß, in welchem sie in England eindrängen, auf dem Wege einen Schneeball bilden würden, – das Emblem der Glückskugel, die für den Ehrgeizigen nur eine Stufe ist, welche sich unabläßig vergrößert, um ihn zu seinem Ziele zu führen. Er sammelte also sein sowohl durch die Zusammensetzung, als durch die Zahl furchtbares Heer, und eilte Monk entgegen, der, einem mitten durch Klippen rudernden Schiffer ähnlich, in ganz kleinen Tagmärschen, die Nase im Wind, auf das Geräusch horchend und die Luft witternd, die von London kam, vorrückte.
Die zwei Armeen erblickten sich auf der Höhe von Newcastle; Lambert, der zuerst angekommen war, campirte in der Stadt selbst.
Immer umsichtig, machte Monk da Halt, wo er war, und nahm sein Hauptquartier in Coldstream an der Tweed.
Der Anblick von Lambert verbreitete Freude im Heer von Monk, während im Gegentheil der Anblick von Monk Verwirrung in die Armee von Lambert brachte. Es war, als hätten sich diese unerschrockenen Raufer, die so viel Lärmen in den Straßen von London gemacht, in der Hoffnung, mit Niemand zusammenzutreffen, auf den Weg begeben, und als ob nun, da sie sahen, daß sie einer Armee begegneten, und daß diese Armee nicht nur eine Fahne, sondern auch eine Sache und ein Princip vor ihnen aufpflanzte, es war, sagen wir, als hätten diese unerschrockenen Raufer nun bedacht, daß sie minder gute Republicaner seien, als die Soldaten von Monk, insofern diese das Parlament unterstützten, während Lambert nichts unterstützte, nicht einmal sich selbst.
Hätte aber Monk nachzudenken gehabt, oder hätte er nachgedacht, so wäre dies sehr traurig gewesen, denn die Geschichte erzählt, und diese schamhafte Dame lügt bekanntlich nie, man habe am Tage seiner Ankunft in Coldstream vergebens in der ganzen Stadt einen Hammel gesucht.
Wäre Monk an der Spitze eines englischen Heeres gestanden, so hätte er dieses ganze Heer desertiren zu sehen befürchten müssen. Doch es ist bei den Schottländern nicht wie bei den Engländern, für welche das Fleisch ein ganz unerläßliches Bedürfniß ist; ein armes, nüchternes Volk, leben die Schottländer von etwas Gerste, welche zwischen zwei Steinen zerrieben, mit Brunnenwasser eingerührt und auf einem glühenden Sandstein gebacken wird.
War ihre Gerste ausgetheilt, so kümmerten sich die Schottländer nicht mehr darum, ob es Fleisch in Coldstream gab oder nicht gab.
Nicht sehr vertraut mit dem Gerstenkuchen, hatte Monk Hunger, und eben so ausgehungert als er, schaute sein Generalstab ängstlich nach rechts und links, um zu erfahren, was man zum Abendbrod bereitete.
Monk zog Erkundigungen ein; seine Vorhut hatte bei ihrer Ankunft die Stadt verlassen und die Speisekammern leer gefunden; auf Fleischer und Bäcker durfte man in Coldstream nicht rechnen. Man fand also nicht das kleinste Stückchen Brod für die Tafel des Generals.
Als diese Berichte, die einen immer so wenig beruhigend, als die andern, erfolgten, erklärte Monk, da er den Schrecken und die Entmuthigung auf allen Gesichtern sah, er habe keinen Hunger, überdies würde man am andern Tag essen, da Lambert wahrscheinlich am andern Tag eine Schlacht zu liefern beabsichtigte; würde er hierbei in Newcastle überwältigt, so müßte er seinen Proviant preisgeben, wäre er der Sieger, so würden die Soldaten von Monk für immer vom Hunger befreit.
Dieser Trost war nur bei einer kleinen Zahl wirksam; doch daran lag Monk wenig, denn Monk war sehr unumschränkt unter dem Anschein der vollkommensten Sanftheit.
Jeder mußte also zufrieden sein oder wenigstens scheinen, Monk, der eben so hungerig war, als seine Leute, aber die größte Gleichgültigkeit in Betreff des fehlenden Hammels heuchelte, schnitt ein einen halben Zoll langes Stück Tabak von der Carotte eines Sergenten ab, der zu seinem Gefolge gehörte, und fing an genanntes Stück zu kauen, indem er seine Lieutenants versicherte, der Hunger sei eine Chimäre, und überdies könne man nie hungern, so lange man etwas unter seinen Zahn zu legen, habe.
Dieser Scherz stellte einige von denjenigen zufrieden, welche dem ersten Schluß, den Monk aus der Nähe von Lambert gezogen, widerstanden waren; die Zahl der Widerspänstigen nahm also um eben so viele Köpfe ab; die Wache zog auf, die Patrouillen fingen an und der General setzte sein frugales Mahl unter einem offenen Zelte fort.
Zwischen seinem Lager und dem seines Feindes erhob sich eine Abtei, von der heut zu Tage kaum noch einige Trümmer übrig sind, welche aber damals noch stand und die Newcastle-Abtei genannt wurde. Sie war auf einem weiten Terrain gebaut, das, unabhängig vom Fluß und von der Ebene, beinahe ein von Quellen gespeister und von Regen unterhaltener Sumpf war. Doch mitten unter diesen mit hohem Gras, Schilfrohr und Binsen bedeckten Wasserlachen sah man solidere Theile des Bodens sich erheben, welche einst den Gemüsegarten, den Park, den Lustgarten und die anderen Zubehöre der Abtei bildeten, einer von jenen großen Seespinnen ähnlich, deren Leib rund ist, während sich die Füße im Umkreis ausstrecken.
Der Gemüsegarten, einer von den längsten Füßen der Abtei, dehnte sich bis zum Lager von Monk aus. Leider war man, wie gesagt, in den ersten Tagen des Monats Juni und der, übrigens verlassene, Gemüsegarten bot wenig Mittel.
Monk ließ diesen Ort bewachen als den am meisten zu Ueberfällen geeigneten. Wohl sah man jenseits der Abtei die Feuer des feindlichen Generals. Doch zwischen den Feuern und der Abtei floß die Tweed, ihre leuchtenden Schuppen unter den dichten Schatten einiger großen Steineichen entrollend.
Monk kannte diese Stellung vollkommen, da ihm Newcastle und seine Umgegend schon mehr als einmal als Hauptquartier gedient hatten. Er wußte, daß am Tag sein Feind ohne Zweifel Blänkler in diese Ruine werfen und hier ein Scharmützel suchen dürfte, daß er sich aber in der Nacht wohl hüten würde, gewagter Weise hier zu erscheinen. Er befand sich also in Sicherheit.
Seine Soldaten konnten ihn auch nach dem, was er prunkhafter Weise sein Abendmahl nannte, nämlich nachdem er die oben erwähnte Kauübung vorgenommen hatte, wie später Napoleon am Vorabend der Schlacht von Austerlitz, auf seinem Strohstuhle sitzend halb unter dem Schimmer seiner Lampe, halb unter dem Strahle des Mondes, der am Himmel aufzugehen anfing, schlafen sehen.
Woraus hervorgeht, daß es ungefähr halb zehn Uhr Abends war.
Plötzlich wurde der General diesem vielleicht scheinbaren Halbschlaf von einer Truppe Soldaten entzogen, welche unter einem Freudengeschrei herbeiliefen und mit den Füßen an die Pfosten des Zeltes schlugen, um Monk aufzuwecken.
Es war nicht nöthig, einen so gewaltigen Lärmen zu machen. Der General öffnete die Augen.
»Nun! meine Kinder, was geht denn vor?« fragte der General.
»General,« antworteten mehrere Stimmen, »General, Ihr werdet zu Nacht essen.«
»Ich habe zu Nacht gegessen?« erwiederte dieser ruhig, »und ich verdaute, wie Ihr seht. Doch tretet ein, und sagt mir, was Euch hierher führt?«
»General, eine gute Kunde!«
»Bah! hat uns Lambert sagen lassen, er werde sich morgen schlagen?«
»Nein, aber wir haben eine Barke weggenommen, welche Fische in das Lager von Newcastle brachte.«
»Und Ihr habt Unrecht gehabt, meine Freunde. Diese Herren von London sind delicat, sie halten große Stücke auf ihr erstes Gericht; Ihr versetzt sie in sehr schlechte Laune; sie werden diesen Abend und morgen unbarmherzig sein. Die Artigkeit würde verlangen, Herrn Lambert seine Fische und seine Fischer zurückzuschicken, wenn nicht . . . «
Der General dachte einen Augenblick nach.
»Sagt mir, wenn’s beliebt,« fuhr er fort, »wer sind diese Fischer?«
»Picardische Seeleute, welche an der Küste von Frankreich oder von Holland fischten und durch einen Sturm auf die unsrige geworfen worden sind.«
»Sprechen einige von ihnen unsere Sprache?«
»Der Anführer hat uns ein paar Worte Englisch gesagt,«
Das Mißtrauen