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wäre begierig, zu erfahren, was diese Bemerkungen besagten.«

      »Das ist es gerade, was ich Euch mittheilen will.«

      »Madame Vanel hat diese Noten von Colbert genommen und überschickt sie mir?«

      »Nein, aber durch einen Zufall, der einem Wunder gleicht, hat sie ein Duplicat davon.«

      »Wie so?«

      »Hört. Ich sagte Euch, Colbert habe Papier auf einem Tisch gefunden.«

      »Ja.«

      »Er habe einen Bleistift aus seiner Tasche gezogen.«

      »Ja.«

      »Und er habe auf dieses Papier geschrieben.«

      »Ja.«

      »Dieser Bleistift war von sehr hartem Blei. Er zeichnete schwarz auf dem ersten Blatt und ließ seinen Eindruck weiß auf dem zweiten zurück.«

      »Hernach?«

      »Als Colbert das erste Blatt zerriß, dachte er nicht an das zweite.«

      »Nun?«

      »Nun, auf dem zweiten konnte man lesen, was auf dem ersten geschrieben war: Madame Vanel hat gelesen und mich zu sich rufen lassen.«

      »Ah!«

      »Dann, als sie sich versichert hatte, ich sei eine ergebene Freundin von Euch, gab sie mir das Papier und eröffnete mir das Geheimniß dieses Hauses.«

      »Und dieses Papier?« fragte Fouquet, der ein wenig unruhig zu werden schien.

      »Hier ist es, mein Herr, leset,« sprach die Marquise.

      Fouquet las,

      »»Namen von Steuerpächtern, welche von der Justizkammer zu verurtheilen sind: d’Emeris, Freund von Herrn F.: Lyodot, Freund von Herrn F.; von Vanin, gl . . . ««

      »D’Emeris! Lyodot!« rief Fouquet, währender noch einmal las.

      »Freunde von Herrn F . . . .,« deutete die Marquise mit dem Finger.

      »Aber was wollen die Worte besagen: »»Von der Justizkammer zu verurtheilen?««

      »Ah!« rief die Marquise, »das ist klar, wie mir scheint. Uebrigens seid Ihr noch nicht zu Ende, leset, leset.«,

      Fouquet fuhr fort:

      »»Die zwei ersten zum Tod, der dritte zur Entlassung mit den Herren d’Hautemont und de la Valette, deren Güter nur zu confisciren sind.««

      »Großer Gott!« rief Fouquet, »zum Tod, zum Tod Lyodot und d’Emeris! Aber sollte sie auch die Justizkammer zum Tod verurtheilen, so wird doch der König ihre Verurtheilung nicht unterzeichnen, und man richtet nicht hin ohne die Unterschrift des Königs.«

      »Der König hat Herrn Colbert zum Intendanten gemacht.«

      »Oh!« rief Fouquet, als ob er unter seinen Füßen im Helldunkel einen Abgrund erblickte, »unmöglich! unmöglich! Doch wer hat einen Bleistift über die Spuren von dem von Herrn Colbert hinlaufen lassen?«

      »Ich; ich befürchtete, der erste Zug könnte verwischen.«

      »Oh! ich werde Alles erfahren.«

      »Ihr werdet nichts erfahren, mein Herr. Ihr schätzt hierzu Euren Feind zu gering.«

      »Verzeiht, theure Marquise: entschuldigt mich; ja, Herr von Colbert ist mein Feind, ich glaube es, ja, Herr von Colbert ist ein Mann, den man zu fürchten hat, ich gestehe es zu; doch ich habe die Zeit, und da Ihr da seid, da Ihr mich Eurer Ergebenheit versichert habt, da Ihr mich gleichsam Eure Liebe erschauen ließt, da wir allein sind . . . «

      »Ich bin gekommen, um Euch zu retten, Herr Fouquet, und nicht, um mich zu Grunde zu richten,« sprach die Marquise aufstehend; »nehmt Euch also in Acht . . . «

      »Marquise . . . Ihr habt zu sehr bange, und wenn diese Bangigkeit nicht ein Vorwand ist . . . «

      »Herr Colbert ist ein tiefes Herz; nehmt Euch in Acht . . . «

      Fouquet richtete sich auf und fragte:

      »Und ich?«

      »Ah! Ihr, Ihr seid nur ein edles Herz, nehmt Euch in Acht . . . «

      »Also . . . «

      »Ich habe gethan, was ich thun mußte, auf die Gefahr, meinen Ruf zu verlieren. Lebt wohl.«

      »Nicht Lebewohl, auf Wiedersehen.«

      »Vielleicht.« sprach die Marquise.

      Und sie reichte Fouquet die Hand zum Kuß, und ging so entschlossen aus die Thüre zu, daß er es nicht wagte, ihr den Weg zu versperren.

      Fouquet aber kehrte, den Kopf gesenkt und eine Wolke auf der Stirne, nach dem unterirdischen Gang zurück, den entlang die Metalldrähte liefen, welche von einem Haus mit dem andern in Verbindung standen und nach der Rückseite der zwei Spiegel die Wünsche und Rufe der beiden Correspondenten beförderten.

       XIII.

      Der Abbé Fouquet

      Fouquet beeilte sich, durch den unterirdischen Gang in seine Wohnung zurückzukehren und die Feder des Spiegels spielen zu lassen.

      Kaum war er in seinem Cabinet, als er an die Thüre klopfen hörte; zu gleicher Zeit rief eine wohlbekannte Stimme:

      »Oeffnet, Monseigneur, ich bitte, öffnet,«

      Mit einer raschen Bewegung brachte Fouquet ein wenig Ordnung in. Alles, was seine Aufregung und seine Abwesenheit verrathen konnte; er zerstreute die Papiere auf dem Schreibtisch, nahm eine Feder in die Hand und fragte durch die Thüre, um noch etwas Zeit zu gewinnen:

      »Wer seid Ihr?«

      »Wie! Monseigneur erkennt mich nicht?« erwiederte die Stimme.

      »Doch,« sagte in seinem Innern Fouquet, »doch, mein Freund, ich erkenne Dich ganz wohl.« Dann laut: »Seid Ihr nicht Gourville?«

      »Ja, Monseigneur.«

      Fouquet stand auf, warf einen letzten Blick in einen der Spiegel, ging auf die Thüre zu, zog den Riegel zurück, und Gourville trat ein.

      »Ah! Monseigneur, Monseigneur,« sagte er, »welche Grausamkeit!«

      »Warum?«

      »Seit einer Viertelstunde flehe ich Euch an, die Thüre zu öffnen, und Ihr antwortet mir nicht einmal.«

      »Einmal für allemal, Ihr wißt, daß ich nicht gestört sein will, wenn ich arbeite, und obgleich Ihr eine Ausnahme macht, Gourville, so soll doch mein Verbot der Anderen wegen beachtet werden.«

      »Monseigneur, in diesem Augenblick hätte ich Verbote, Thüren, Riegel und Wände, Alles durchbrochen und umgestürzt.«

      »Ah! ah! es handelt sich also um ein großes Ereigniß?» fragte Fouquet.

      »Oh! dafür stehe ich Euch, Monseigneur.«

      »Und welches Ereigniß ist dies?» fragte Fouquet, ein wenig bewegt durch die Unruhe seines innigsten Vertrauten.

      »Es gibt eine geheime Justizkammer, Monseigneur.«

      »Ich weiß es wohl: doch versammelt sie sich, Gourville?«

      »Sie versammelt sich nicht nur, sondern sie hat einen Spruch gefällt, Monseigneur.«

      »Einen Spruch!« versetzte der Oberintendant mit einem Beben und einer Blässe, die er nicht zu verbergen vermochte, »einen Spruch! und gegen wen?«

      »Gegen zwei von Euren Freunden.«

      »Lyodot, d’Emeris, nicht wahr?«

      »Ja, Monseigneur.«

      »Aber wie lautet das Urtheil?«

      »Es ist ein Todesurtheil.«

      »Gefällt! Oh! Ihr täuscht Euch, Gourville, das ist unmöglich.«

      »Hier ist die Abschrift des Urtheils, das der König noch heute unterzeichnen soll, wenn er es nicht schon unterzeichnet

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