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bemerkt wohl, mein Herr, daß ich nichts für mich verlangt habe,« sprach der Abbé demüthig.

      »Das ist äußerst zart, mein Herr,« erwiederte Fouquet; »Ihr seht auch, daß ich warte.«

      »Und ich verlange auch nichts, oh! nein . . . Doch nicht, als ob ich keinen Mangel hätte, dafür stehe ich Euch . . . «

      Der Minister dachte einen Augenblick nach und erwiederte dann:

      »Zwölfhundert Pistolen dem Schneider . . . dafür bekommt man, wie mir scheint, viele Kleider.«

      »Ich unterhalte hundert Leute!« rief stolz der Abbé; »das ist, glaube ich, eine Last.«

      »Warum hundert Leute? Seid Ihr ein Richelieu oder ein Mazarin, um hundert Leute zu Eurer Bewachung zu haben? Wozu dienen Euch diese hundert Leute, sprecht, sprecht?«

      »Ihr fragt mich das?» rief der Abbé Fouquet; »ah! wie könnt Ihr an mich die Frage richten, warum ich hundert Leute unterhalte? Ah!«

      »Ja, ich stelle diese Frage an Euch: was macht Ihr mit hundert Leuten, antwortet?«

      »Undankbarer!« fuhr der Abbé, sich immer mehr erhitzend, fort.

      »Erklärt Euch.«

      »Herr Oberintendant, ich brauche nur einen Kammerdiener, und wenn ich allein wäre, würde ich mich vollends selbst bedienen, doch Ihr, der Ihr so viel Feinde habt . . . Hundert Mann genügen mir nicht, Euch zu vertheidigen. Hundert Mann! . . . ich müßte zehntausend haben! Ich unterhalte also dies Alles, damit an den öffentlichen Orten, in den Versammlungen Keiner die Stimme gegen Euch erhebt: und ohne dieses, mein Herr, würdet Ihr mit Verwünschungen belastet, auf das Abscheulichste verlästert, würdet Ihr nicht acht Tage währen, nein, nicht acht Tage, hört Ihr wohl!«

      »Ah! ich wußte nicht, daß Ihr ein solcher Vertheidiger für mich seid, Herr Abbé.«

      »Zweifelt Ihr daran?« rief der Abbé. »Hört also, was geschehen ist. Gestern erst handelte ein Mensch in der Rue de la Huchette um ein Huhn.«

      »Nun? in welcher Hinsicht schadete das mir, Abbé?«

      »Hört. Das Huhn war nicht fett. Der Käufer weigerte sich, achtzehn Sous dafür zu geben, und sagte, er könne nicht achtzehn Sous für die Haut eines Huhns bezahlen, von dem Herr Fouquet alles Fett genommen habe.«

      »Hernach?«

      »Dieses Wort machte lachen,« fuhr der Abbé fort, »auf Eure Kosten lachen, Tod und Teufel! Und die Canaille häufte sich an. Der Lacher fügte bei: »»Gebt mir ein von Herrn Colbert gefüttertes Huhn, das lasse ich mir gefallen, ich bezahle Euch dafür, was Ihr wollt.« Von allen Seiten klatschte man in die Hände. Ihr begreift, ein Aergerniß, das einen Bruder nöthigt, sein Gesicht zu verbergen.«

      Fouquet erröthete.

      »Und Ihr verbargt es?« sagte der Oberintendant.

      »Nein,« fuhr der Abbé fort, »ich hatte gerade einen von meinen Leuten in der Menge, einen neuen Rekruten, der von der Provinz kommt, einen Herrn Menneville, den ich besonders liebe. Er durchschnitt die Menge und sagte zu dem Lacher.«

      »Tausend Gewitter! schlechter Herr Spaßmacher, es gilt einen Stich dem Colbert.«

      »Gut, ich halte einen dem Fouquet!« erwiederte der Lacher. Wonach sie vor der Bude des Garkochs vom Leder zogen, mit einem Kreis von Neugierigen um sich und mit fünfhundert Zuschauern an den Fenstern.«

      »Nun?« fragte Fouquet.

      »Nun, mein Herr, Menneville spießte den Lacher zum großen Erstaunen der Umstehenden und sagte zu dem Garkoch: »»Nehmt diesen Truthahn, mein Freund, er ist fetter als Euer Huhn.««

      »Hierfür, mein Herr,« endigte der Abbé triumphirend, »hierfür verwende ich meine Einkünfte; ich stütze die Ehre der Familie, mein Herr.«

      Fouquet schaute zu Boden.

      »Und so habe ich hundert Leute,« fuhr der Abbé fort.

      »Gut,« sprach Fouquet, »gebt Eure Rechnung Gourville und bleibt heute Abend hier bei mir.«

      »Man speist zu Nacht?«

      »Man speist zu Nacht.«

      »Aber die Kasse ist geschlossen?«

      »Gourville wird sie Euch öffnen. Geht, Herr Abbé, geht.«

      Der Abbé machte eine Verbeugung und fragte noch:

      »Wir sind also nun Freunde?«

      »Ja, Freunde. Kommt, Gourville.«

      »Ihr entfernt Euch? Ihr speist also nicht zu Nacht?«

      »Seid unbesorgt, ich werde in einer Stunde hier sein, Abbé.«

      Dann ganz leise zu Gourville:

      »Man spanne meine englischen Pferde an und fahre am Stadthaus in Paris vorbei.«

       XIV.

      Der Wein von Herrn von la Fontaine

      Die Wagen brachten schon die Gäste von Fouquet nach Saint-Mandé, schon erwärmte sich das ganze Haus von den Zurichtungen zum Abendbrod, als der Oberintendant auf der Straße nach Paris mit seinen raschen Rossen hineilte und, über die Quais fahrend, um weniger Menschen auf dem Wege zu finden, das Stadthaus erreichte. Es war drei Viertel auf acht Uhr. Fouquet stieg an der Ecke der Rue du Long-Pont aus und wandte sich zu Fuß mit Gourville nach der Grève.

      An der Wendung des Platzes erblickten sie einen schwarz und veilchenblau gekleideten Mann von gutem Aussehen, der allein in einen Miethwagen zu steigen sich anschickte und den Kutscher nach Vincennes fahren hieß. Er hatte vor sich einen großen Korb voll von Flaschen, die er in der Schenke zum Bild Unserer Lieben Frau gekauft.

      »Ei! das ist Vatel, mein Haushofmeister, » sagte Fouquet zu Gourville.

      »Ja, Monseigneur,« erwiederte dieser.

      »Was hat er im Bilde Unserer lieben Frau gemacht?«

      »Ohne Zweifel Wein gekauft.«

      »Wie? man kauft Wein für mich in einer Schenkel« rief Fouquet. »Mein Keller ist also so elend bestellt!«

      Und er ging auf den Haushofmeister zu, der seinen Wein mit ängstlicher Sorgfalt im Wagen ordnete.

      »Hollah! Vatel,« sagte er mit gebieterischer Stimme.

      »Nehmt Euch in Acht, Monseigneur,« sprach Gourville, »man wird Euch erkennen.«

      »Gut! . . . was ist mir daran gelegen? Vatel!«

      Der schwarz und veilchenblau gekleidete Mann wandte sich um.

      Es war ein gutes und sanftes Gesicht, ohne Ausdruck, das Gesicht eines Mathematikers, abgesehen vom Stolz. Ein gewisses Feuer glänzte in den Augen dieses Mannes, ein ziemlich seines Lächeln schwebte auf seinen Lippen, doch der Beobachter hätte bald bemerkt, daß dieses Lächeln auf nichts anwendbar war, daß dieses Feuer nichts erleuchtete.

      Vatel lachte wie ein Zerstreuter, oder beschäftigte sich wie ein Kind.

      Beim Ton der Stimme, die ihn rief, wandte er sich um.

      »Ah!« sagte er, »Monseigneur.«

      »Ja, ich. Was Teufels macht Ihr da, Vatel? . . . Wein; Ihr kauft Wein in einer Schenke der Grève; wenn es noch im Tannenzapfen wäre.«

      »Aber, Monseigneur,« sprach Vatel ruhig, nachdem er Gourville einen feindseligen Blick zugeworfen hatte, »in was mischt man sich hier? . . . Ist mein Keller schlecht versehen? . . . «

      »Nein, gewiß nicht, Vatel, nein; aber . . . «

      »Was! aber. . entgegnete Vatel.

      Gourville berührte den Ellenbogen des Oberintendanten.

      »Aergert Euch nicht, Vatel, ich glaubte, mein Keller, Euer Keller, wäre gut genug versehen, daß man, sich der Mühe, seine Zuflucht zu dem Bild Unserer Lieben Frau zu nehmen, überheben könnte.«

      »Ei!

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