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Der Frauenkrieg. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Frauenkrieg
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Biscarros dachte, der Augenblick wäre gekommen, die Gunst der jungen Frau wieder zu gewinnen, und antwortet, während er auf seinen Lippen ein Lächeln von vier Zoll in der Weite hinstreifen ließ:
»In der That, die gnädige Frau könnte Recht haben.«
Nanon machte einen Schritt gegen den Wirth und sprach unwillkürlich zitternd:
»Nicht wahr?«
»Ich denke wohl,« antwortete Biscarros mit schlauer Miene.
»Ihr denkt?«
»Ja, wartet nur; in der Thai, Ihr öffnet mir die Augen.«
»Ah! Erzählt uns das, Meister Biscarros,« versetzte Nanon, welche sich dem ersten Verdachte der Eifersucht hinzugeben anfing; »sagt, wer sind die reisenden Frauen, welche in dieser Nacht in Eurem Gasthause angehalten haben?«
»Ja, sprecht,« sagte der Herzog, seine Seine ausstreckend und sich mit den Ellbogen auf die Lehnen seines Stuhles stützend.
»Es sind keine reisende Frauen angekommen,« antwortete Biscarros,
Nanon athmete.
»Sondern nur,« fuhr der Wirth fort, ohne zu vermuthen, daß jedes von seinen Worten das Herz von Nanon hüpfen machte, »sondern nur ein blonder, zierlicher, kleiner Edelmann, der nicht aß, nicht trank und Furcht hatte, sich bei Nacht auf den Weg zu begeben. Ein Edelmann, welcher Furcht hatte,« fügte Biscarros mit einer kleinen Kopfbewegung voll Schlauheit bei: »Ihr begreift, nicht wahr?«
»Ah! Ah! Ah!« rief voll Heiterkeit der Herzog, geradezu in die Angel beißend.
Nanon erwiederte sein Lachen mit einer Art den Zähneknirschen.
»Fahrt fort,« sagte sie, »das ist reizend. Ohne Zweifel erwartete der junge Edelmann Herrn von Canolles?«
»Nein, nein, er erwartete zum Abendbrod einen großen Herrn mit einem Schnurrbart und hat sogar Herrn von Canolles etwas angefahren, als er mit ihm zu Nacht speisen wollte; aber der wackere Edelmann ließ sich durch eine solche Kleinigkeit nicht aus der Fassung bringen. Das ist ein unternehmender Kamerad, wie es scheint, und nach der Abreise den Grafen, der rechts abgegangen war, eilte er dem Kleinen nach, welcher sich nach Links gewendet hatte.
Als Biscarros nach dein Schlusse seiner Rede das frohe Gesicht des Herzogs wahrnahm, glaubte er in eine Tonleiter, so furchtbaren Lachens ausbrechen zu dürfen, daß die Fensterscheiben zitterten.
Völlig beruhigt, hätte der Herzog Biscarros umarmt, wäre er auch nur im Geringsten Edelmann gewesen. Nanon hörte bleich, ein krampfhaftes, eisiges Lächeln auf den Lippen, jeden Wort, das von dem Mund des Wirthes fiel, mit dem verzehrenden Glauben, welcher die Eifersüchtigen antreibt, in langen Zügen und bis auf die Hefe den Trank zu trinken, der sie tödtet.
»Aber was bringt Euch auf den Glauben,« sprach sie, »dieser kleine Edelmann sei eine Frau, Herr von Canolles sei verliebt in diese, und er laufe nicht aus Langweile und Laune auf der Landstraße umher.«
»Was mich auf diesen Glauben bringt?« antwortete Biscarros, dem daran lag, die Ueberzeugung im Innern seiner Zuhörer festzustellen; »ich will es Euch sagen.«
»Ja, sagt es uns, mein lieber Freund,« versetzte der Herzog; »Ihr seid in der That sehr belustigend.«
»Monseigneur ist allzu gütig!« sprach Biscarros. »Vernehmt also.«
Der Herzog wurde ganz Ohr. Nanon hörte die Fäuste zusammenpressend.
»Ich vermuthete nichts und hielt den kleinen blonden Cavalier für einen Mann, als ich Herrn von Canolles mitten auf der Treppe begegnete; in der linken Hand hielt er seine Kerze, in der rechten einen kleinen Handschuh, den er leidenschaftlich betrachtete und beroch.«
»Oh! oh! Oh!« rief der Herzog, dessen Heiterkeit immer mehr zunahm, je mehr er für sich zu fürchten aufhörte.
»Einen Handschuh!« wiederholte Nanon, indem sie sich zu erinnern suchte, ob sie nicht ein solches Pfand im Besitze ihres Ritters gelassen hätte, »einen Handschuh von dieser Art?«
Und sie zeigte dem Wirthe einen von ihren Handschuhen.
»Nein,« sagte Biscarros, »einen Männerhandschuh.«
»Einen Männerhandschuh! Herr von Canolles betrachtete und beroch einen Männerhandschuh! Ihr seid ein Narr!«
»Nein, denn es war ein Handschuh von dem kleinen Edelmann, von dem hübschen, blonden Cavalier, der nicht aß, nicht trank und bei Recht Furcht hatte; ein ganz kleiner Handschuh, in den die Hand von Madame kaum hineingekommen wäre, obgleich Madame gewiß eine sehr schöne Hand hat.«
Nanon stieß einen halblauten, dumpfen Schrei aus, als ob sie von einem unsichtbaren Pfeile getroffen worden wäre.
»Ich hoffe,« sagte sie mit einer heftigen Anstrengung, »Ihr seid nun hinreichend unterrichtet, Monseigneur, und wißt Alles, was Ihr zu wissen wünscht.«
Und die Lippen bebend, die Zähne geschlossen, die Augen starr, zeigte sie mit dem Finger Biscarros die Thüre; als der letztere aber auf dem Antlitz der jungen Frau diese Zeichen des Zornes wahrnahm, ohne die Sache begreifen zu können, blieb er mit offenem Munde und aufgesperrten Augen stehen.
»Ist die Abwesenheit dieses Cavaliers ein so außerordentliches Unglück,« dachte er, »so wird seine Rückkehr ein großen Glück sein. Wir wollen diesem edlen Herrn mit einer süßen Hoffnung schmeicheln, damit er guten Appetit bekommt.«
In Folge diesen Schlusses nahm Biscarros seine liebenswürdigste Miene an, setzte mit einer Bewegung von Anmuth seinen rechten Fuß vor und sprach:
»Dieser Cavalier ist allerdings abgereist, kann aber jeden Augenblick wiederkommen.«
Der Herzog lächelte bei dieser Bemerkung.
»So ist wahr,« sagte er, »warum sollte er nicht wiederkommen? Vielleicht ist er bereite zurückgekehrt. Gebt nach, Herr Biscarros, und bringt mir Antwort.«
»Aber das Frühstück!« sagte Nanon lebhaft. »Ich sterbe vor Hunger.«
»Das ist richtig,« versetzte der Herzog, »Courtauvaux kann gehen. Courtauvaux, komm hierher, gehe in das Gasthaus des Meister Biscarros und sieh nach, ob der Herr Baron von Canolles nicht zurückgekommen ist. Findest Du ihn nicht dort, so frage, erkundige Dich, suche in der Umgegend. Ich will mit diesem Herrn frühstücken. Vorwärts.«
Courtauvaux entfernte sich, und Biscarros, der das verlegene Stillschweigen der zwei Personen bemerkte, machte Miene, ein neues Auskunftsmittel von sich zu geben.
»Seht Ihr nicht, daß Madame Euch gehen heißt?« sprach Francinette.
»Einen Augenblick, seinen Augenblick!« rief der Herzog, »der Teufel, nun verliert Ihr den Kopf meine liebe Nanon; und das Frühstück! Ich bin wie Ihr, ich habe Hunger zum Sterben. Nehmt, Meister Biscarros, fügt diese sechs Louisd’or den andern bei, es ist die Bezahlung für die angenehme Geschichte, die Ihr uns erzählt habt.«
Dann befahl er dem Historiker, dem Koche Platz zu machen, und wir müssen gestehen, Meister Biscarros glänzte nicht weniger in dem zweiten Geschäfte, als in dem ersten.
Nanon hatte indessen nachgedacht und mit einem Blicke die ganze Lege umfaßt, in welche sie die Vermuthung von Meister Biscarros versetzte. Einmal, war die Vermuthung richtig? und dann, war sie dies auch, ließ sich das Benehmen von Canolles nicht entschuldigen? In der That, welch’ eine grausame Täuschung für einen braven Edelmann, wie er, mußte dieses mißglückte Rendezvous sein! Welche Schmach war diese Späherei des Herzogs von Epernon und diese Canolles auferlegte Notwendigkeit, gleichsam dem Triumphe seines Nebenbuhlers beizuwohnen! Nanon war so verliebt, daß sie, sein Benehmen einem Anfalle von Eifersucht zuschreibend, Canolles nicht nur entschuldigte, sondern auch beklagte und sich beinahe dazu Glück wünschte, so sehr von ihm geliebt zu werden, daß dadurch eine kleine Rache von seiner Seite hervorgerufen worden war. Aber vor Allem mußte das Uebel an der Wurzel abgeschnitten werden, sie mußte den Fortschritt dieser kaum entstehenden Liebe hemmen.
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