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ihr Geliebter sei todt.

      »Todt?« sagte sie, »es ist als, wahr, er ist todt!«

      Die geschickteste Betonung der menschlichen Stimme hätte nicht, die Verzweiflung auszudrücken vermocht, welche in diesen Worten der jungen Frau lag.

      »Ja, Senora,« erwiderte »er maurische Soldat, »und ich habe dreißig Soldaten mitgebracht, um den Leib der Königin von Medina Sidonia nach Sevilla zu begleiten, wo ihr, obgleich sie schuldig ist, die letzte Ehre erwiesen werden soll.«

      »Soldat,« sprach die Königin, »ich habe Dir schon gesagt, der König Don Pedro sei mein Richter, und Du seist es nicht.«

      »Es ist gut, Senora,« versetzte der Soldat.

      Und er zog aus seiner Tasche eine lange, biegsame seidene Schnur, an deren Ende er eine Schlinge machte.

      Diese kalte Grausamkeit empörte die Königin.

      »Oh!« rief sie, »wie konnte der König Don Pedro in seinem ganzen Reiche einen Spanier finden, der diesen schändlichen Auftrag übernahm? . . .«

      »Ich bin kein Spanier: ich bin ein Maure!« entgegnete der Soldat, während er den Kopf erhob und die weiße Capuze zurückschlug, die sein Gesicht verhüllte.

      »Mothril!« rief sie, »Mothril, die Geißel Spaniens! . . .«

      »Ein Mann von vornehmer Abkunft, Senora, der den Kopf seiner Königin, wenn er ihn berührt, nicht entehrt,« erwiderte Mothril lachend.

      Und er that, den unseligen Strick in der Hand, einen Schritt gegen Blanche.

      Der Instinct der Lebenserhaltung machte, daß die junge Frau von dem Mörder einen Schritt dem gleich, zurückwich, welchen er gethan hatte, um sich ihr zu nähern.

      »Oh! Ihr werdet mich nicht so ohne Gebet und im Zustande der Sünde tödten!« rief Blanche.

      »Senora,« erwiderte der wilde Bote, »Ihr seid nicht im Zustande der Sünde, da Ihr Euch unschuldig nennt.«

      »Elender! der Du es wagst, Deine Königin zu beschimpfen, ehe Du sie erwürgst. Oh! Feigling! daß ich nicht einen meiner braven Franzosen zu meinem Schutze hier habe!«

      »Ja,« sagte Mothril lachend, »doch unglücklicher Weise sind Eure braven Franzosen jenseits der Pyrenäen, und wenn nicht Euer Gott ein Wunder thut. . .«

      »Mein Gott ist groß!« rief Blanche.

      »Zu Hilfe! Ritter zu Hilfe!«

      Und sie sprang nach der Thüre; doch ehe sie die Schwelle erreicht, hatte Mothril die Schnur geschleudert, welche auch auf ihren Schultern blieb.

      Er zog nun die Schlinge an sich, und in diesem Augenblick geschah es, daß die Königin, als sie fühlte, wie ihr das kalte Halsband die Kehle zusammenschnürte, das klägliche Geschrei ausstieß. In diesem Augenblick geschah es auch, daß Mauléon, den Rath seines Knappen vergessend, nach die Seite fortstürzte, woher die Stimme der Königin kam.

      »Zu Hilfe!« rief die junge Frau mit zusammengepreßter Stimme, während sie sich auf dem Boden sträubte.

      »Rufe, rufe,« sprach der Maure, die Schlinge anziehend, an welche sich die junge Frau mit beiden Händen krampfhaft anklammerte, »rufe, und wir werden sehen, wer Dir zu Hilfe kommt. Dein Gott oder Dein Liebhaber,«

      Plötzlich klirrten Sporen im Corridor, und auf der Thürschwelle erschien der Ritter vor dem erstaunten Mauren.

      Die Königin stieß einen Seufzer gemischt aus Freude und Schmerz aus. Agenor schwang sein Schwert, doch Mothril zwang mit kräftigem Arm die Königin, sich zu erheben, und machte sich einen Schild aus ihrem Leibe.

      Das Stöhnen der Unglücklichen hatte sich in ein dumpfes, ersticktes Röcheln verwandelt, ihre Arme krümmten sich durch die Gewalt des Schmerzes und ihre Lippen wurden blau.

      »Kedir!« rief Mothril arabisch, »Kedir! komm mir zu Hilfe.«

      Und er bedeckte sich zugleich mit dem Leibe der Königin und mit einem von jenen furchtbaren Säbeln, deren innere Krümmung einen Kopf, wenn sie ihn faßt, abschneiden und fliegen macht, wie die Sichel eine Aehre.

      »Ah! Ungläubiger!« rief Agenor, »Du willst eine Tochter Frankreichs tödten!«

      Und er suchte über dem Kopfe der Königin Mothril mit seinem Schwerte zu schlagen.

      Doch in demselben Augenblick fühlte er sich mitten um den Leib gepackt und zurückgebogen durch Kedir, dessen beide Arme ihm einen eisernen Gürtel machten.

      Er wandte sich gegen diesen neuen Gegner um, doch damit ging eine kostbare Zeit verloren. Die Königin war wieder auf ihre Kniee gefallen; sie schrie nicht mehr, sie röchelte nicht mehr. Sie schien todt zu sein.

      Kedir suchte mit den Augen an dem Ritter eine Stelle, wo er, die Arme eine Secunde von seinem Leibe lösend, den Dolch einbohren könnte, den er zwischen den Zähnen hielt.

      Diese Scene hatte weniger Zeit gebraucht, um bis zu dem Punkte zu gelangen, wo wir sind, als der Blitz braucht, um zu glänzen und zu verschwinden. Es war auch die Zeit, die Musaron brauchte, um seinem Herrn zu folgen und ebenfalls in das Zimmer der Königin zu kommen.

      Er kam.

      Der Schrei, den er ausstieß, als er sah, was vorging, belehrte Agenor von der unerwarteten Verstärkung, die er erhielt.

      »Die Königin zuerst!« rief der Ritter, stets von dem kräftigen Kedir zusammengepreßt.

      Es trat ein kurzes Stillschweigen ein, dann hörte Mauléon ein Schwirren an seinem Ohr vorüber, und er fühlte, wie sich die Arme des Mauren lösten.

      Der von der Armbrust von Musaron geschleuderte Bolzen hatte ihm die Kehle durchbohrt.

      »Geschwinde an die Thüre!« rief Agenor; »versperre jeden Zugang: ich will den Räuber tödten!«

      Und den Leichnam von Kedir abschüttelnd, der noch durch einen Rest von Kraftanwendung an ihm hing und dann schwerfällig aus den Boden fiel, sprang er aus Mothril zu; und ehe dieser Zeit gehabt hatte, sich zu erheben und in Verteidigung zu setzen, Führte er einen so gewaltigen Streich, daß das schwere Schwert die doppelte eiserne Verhüllung des Kopfes durchschnitt und in den Schädel eindrang. Die Augen des Mauren verdunkelten sich, sein dickes schwarzes Blut überströmte seinen Bart, und er fiel aus Blanche, als hätte er noch in seinen letzten Convulsionen sein Opfer ersticken wollen.

      Agenor entfernte den Mauren durch einen Fußtritt, neigte sich über die Königin herab und zog rasch die beinahe gänzlich im Fleisch verborgene Schlinge auseinander. Ein langer Seufzer deutete allein an, daß die Königin noch nicht todt war; doch ihre ganze Person schien gelähmt.

      »Der Sieg ist unser!» rief Musaron. »Herr Ritter, nehmt die junge Dame beim Kopf, ich will sie bei den Füßen nehmen, und so bringen wir sie fort.«

      Als ob sie diese Worte gehört hätte, als ob sie ihren Befreiern hätte zu Hilfe kommen wollen, erhob sich die Königin mit einer krampfhaften Bewegung, und das Leben stieg wieder aus ihre Lippen.

      »Unnöthig, unnöthig,« sagte sie; »laßt mich; ich bin schon mehr als halb im Grabe. Nur ein Kreuz, daß ich das Sinnbild unserer Erlösung küssend sterbe.«

      Agenor gab ihr den Griff seines Schwertes zu küssen, der ein Kreuz bildete.

      »Ach! Ach!« sprach die Königin, »kaum vom Himmel herabgestiegen, steige ich wieder zu ihm hinaus, kehre ich unter die Jungfrauen, meine Gefährtinnen, zurück. Gott wird mir vergeben, denn ich habe sehr geliebt, denn ich habe sehr gelitten.«

      »Kommt, kommt,« sagte der Ritter, »noch ist es Zeit, wir werden Euch retten.«

      Sie ergriff die Hand von Agenor.

      »Nein, nein!« sagte sie, »Alles ist für mich vorbei. Ihr habt Alles gethan, was Ihr thun konntet. Flieht, verlaßt Spanien, kehrt nach Frankreich zurück, sucht meine Schwester auf, erzählt ihr Alles, was Ihr gesehen habt, und sie räche uns. Ich will Don Federigo sagen, wie sehr Ihr ein edler und treuer Freund seid.«

      Und sie streifte einen Ring von ihrem Finger, reichte ihn dem Ritter und sagte: »Ihr werdet ihr diesen Ring einhändigen, es

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