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liebe.«

      »Aissa,« sprach der Ritter, »ich liebe Dich auch; »sei mir treu, und Du wirst mich wiedersehen.«

      Dann schloß er das Mädchen an sein Herz, drückte ihm einen Kuß aus die Lippen, ließ das Visir seines Helmes nieder, zog sein langes Schwert, sprang durch das niedrige Fenster und entfloh durch die Zweige streifend und die Blumen niedertretend; er kam bald vor den Garten, durchschnitt den Hof, stürzte ganz erstaunt, daß man ihn nicht aufzuhalten versuchte, aus dem Thor und erblickte in der Ferne Musaron, der fest in seinem Sattel saß und das schöne schwarze Roß an der Hand hielt, das ihm Don Federigo gegeben hatte.

      Ein scharfes Schnaufen begleitete den Ritter von hinten; er wandte sich um, und der geringe Eifer, mit dem ihm die Wachen den Weg zu versperren gesucht hatten, war ihm erklärlich. Der Hund, der den einzigen Freund, welcher ihm blieb, nicht hatte verlassen wollen, folgte ihm.

      Von Angst ergriffen bei dem Geschrei, das er gehört hatte, lief Mothril mittlerweile zu Aissa. Er fand sie bleich und am Fenster stehend: er wollte sie befragen, doch sie erwiderte seine ersten Fragen nur durch ein düsteres Stillschweigen. Endlich vermuthete der Maure, was vorgefallen war.

      »Ist Jemand hierhergekommen? . . . Aissa, antworte.«

      »Ja,« sprach das Mädchen, »der Kopf vom Bruder des Königs.«

      Mothril schaute das Mädchen aufmerksamer an. Aus dem weißen Gewande war der Abdruck einer blutigen Hand zurückgeblieben.

      »Der Franzose hat Dich gesehen!« rief Mothril außer sich.

      Doch diesmal schaute ihn Aissa mit stolzem Auge an und antwortete nicht.

      Zehntes Kapitel.

      Wie der Bastard von Mauléon in das Schloß Medina Sidonia kam

      Am andern Morgen nach diesem furchtbaren Tag und als die ersten Sonnenstrahlen den Gipfel der Sierra Aracena beschienen, nahm Mothril, in einen weiten, weißen Mantel gehüllt, unten an den Stufen des Alcazar von Don Pedro Abschied.

      »Ich stehe Euch für meinen Diener,« sagte der Maure, »er ist der Mann, wie Ihr ihn für Eure Sache braucht, Sire; ein sicherer, rascher Arm; dabei werde ich ihn überwachen. Laßt mittlerweile den Franzosen, den Mitschuldigen des Großmeisters, aufsuchen, und wenn Ihr ihn findet, habt kein Mitleid mit ihm.«

      »Es ist gut,« sagte Don Pedro, »gehe rasch und komm bald zurück.«

      »Sire,« erwiderte der Maure, »um größere Eile anzuwenden, werde ich meine Tochter zu Pferde und nicht in der Sanfte mitnehmen.«

      »Warum lässest Du sie nicht in Sevilla?« versetzte der König, »hat sie denn nicht ihr Haus, ihre Frauen und ihre Duenen?«

      »Sire, ich kann sie nicht verlassen. Wohin ich gehe, muß sie mir folgen. Es ist mein Schatz, den ich bewache.«

      »Ah! ah! Maure, Du erinnerst Dich der Geschichte des Grafen Julian und der schönen Florinda?«

      »Ich muß mich derselben erinnern,« erwiderte Mothril, »da ihr es die Mauren zu verdanken haben, daß sie nach Spanien gekommen sind, und da mir dadurch folglich die Ehre zu Theil geworden ist, der Minister Eurer Hoheit zu sein.«

      »Du sagtest mir aber nichts davon, daß Du eine so schöne Tochter habest.«

      »Es ist wahr, meine Tochter ist sehr schön.«

      »Nicht wahr, so schön, daß Du sie aus beiden Knieen anbetest?«

      Mothril stellte sich, als würde er durch diese Worte sehr beunruhigt.

      »Ich!« sprach er, »wer konnte Eurer Hoheit sagen?«

      »Man hat mir nichts gesagt, ich habe es gesehen,« antwortete der König. »Es ist nicht Deine Tochter.«

      »Ah! Herr, glaubt nicht, es sei meine Frau oder meine Geliebte!«

      »Aber wer ist es denn?«

      »Eines Tages wird es der König erfahren; doch mittlerweile will ich die Befehle Seiner Hoheit vollziehen.«

      Und er nahm Abschied von Don Pedro und entfernte sich. In einen weißen Mantel gehüllt, der nur ihre großen schwarzen Augen und ihre gebogenen Brauen sehen ließ, war Aissa wirklich unter dem Gefolge des Mauren; doch dieser log, als er sagte, sie müsse ihn aus der ganzen Reise begleiten. Zwei Meilen von Sevilla ging er von seinem Wege ab und brachte das Mädchen in Sicherheit in dem Palaste einer reichen Maurin, der er sich anvertraute.

      Und dann trieb er rasch sein Pferd an und kürzte den Weg durch einen ununterbrochenen Laus ab.

      Bald setzte er über den Quadabete an derselben Stelle, wo der König Don Rodrigo nach der bekannten Schlacht, welche sieben Tage dauerte, verschwunden war, und zwischen Tarisa und Cadix sah er das Schloß Medina Sidonia, ganz beladen mit jener Traurigkeit, welche aus der Wohnung der Gefangenen lastet, sich erheben.

      Hier lebte eine junge, blonde, bleiche Dame, seit langer Zeit in Gesellschaft einer einzigen Frau. Die Wachen vermehrten sich um sie her, wie um die gefährlichsten Gefangenen, und unbarmherzige Augen folgten ihr unablässig, ob sie nun, die Arme hängend und den Kopf gesenkt, langsam die von der Sonne verzehrten Gärten durchwanderte, oder an ihrem mit eisernen Gittern verschlossenen Fenster liegend, nach Freiheit seufzend und den endlosen, beständig sich wiedergebärenden Wellen des ungeheuren Oceans folgend, mit einem schwermüthigen Blick den Raum befragte.

      Diese Frau war Blanche von Bourbon, die Gemahlin von Don Pedro, die dieser in der Hochzeitnacht verstoßen hatte. Sie verzehrte sich allmälig in den Thränen. und in der Reue darüber, daß sie dem eitlen Gespenste der Ehre die so süße Zukunft geopfert, die sie einst in den blauen Augen von Don Federigo hatte glänzen sehen.

      Wenn die arme Frau auf dem Felde die Mädchen vorübergehen sah, welche die Trauben von Xeres oder von Marbella gelesen hatten, wenn sie ihre Liebhaber, die ihnen entgegen gingen, singen hörte, dann schwoll ihr Herz an, dann entstürzten die Thränen ihren Augen, Und bedenkend, daß sie hätte fern vom Thron und frei wie eine von den jungen Winzerinnen mit der gebräunten Gesichtshaut geboren werden können, rief sie auch ein geliebtes Bild an, und flüsterte ganz leise einen Namen, den sie schon oft ausgesprochen hatte.

      Seit Blanche von Bourbon hier gefangen saß, schien Medina Sidonia ein verfluchter Ort zu sein. Die Wachen entfernten davon den Reisenden, der stets in den Verdacht kam, er sei ein Mitschuldiger, oder mindestens ein Freund. Die Königin hatte jeden Tag nur einen Augenblick der Freiheit, oder vielmehr der Einsamkeit: dies war die Stunde, wo die Schildwachen, unter der glühenden Sonne Siesta haltend, selbst beschämt durch so viele Vorsichtsmaßregeln, die man nahm, um eine Frau zu bewachen, sich auf ihre Spieße stützten und im Schatten einer grünen Platane oder einer weißen Mauer schliefen.

      Dann stieg die Königin auf die Terrasse hinab, welche auf einen Graben mit fließendem Wasser ging, und wenn sie in der Ferne einen Reisenden erblickte, streckte sie in der Hoffnung, sich deinen Freund aus ihm zu machen, der König Karl Nachricht von ihr bringen würde, ihre Arme flehend gegen ihn aus.

      Doch Niemand hatte noch diese Anrufungen der Gefangenen erwidert.

      Eines Tags jedoch sah sie auf dem Wege von Arcos zwei Reiter, von denen der eine trotz der Sonne, welche wie eine Feuerkugel auf seinen Helm drückte, in seiner vollständigen Rüstung ganz bequem zu sein schien. Er trug so stolz seine Lanze, daß man in ihm einen muthigen Ritter erkannte. Sobald sie ihn gewahrte, hefteten sich die Augen von Blanche auf ihn und vermochten ihn nicht mehr zu verlassen. Er sprengte im raschen Galopp eines kräftigen Rappen heran, und obgleich er sichtbar von Sevilla kam, obgleich er sich gegen Medina Sidonia zu wenden schien und alle Boten, die sie bis jetzt von Sevilla empfangen hatte, Schmerzensboten gewesen waren, erfaßte Blanche doch mehr ein Gefühl der Freude, als der Angst, da sie den Ritter gewahrte.

      Sobald er sie ebenfalls erblickte, hielt er an. In einem unbestimmten Vorgefühl der Hoffnung schlug das Herz der Gefangenen immer stärker; sie näherte sich dem Wall, machte das Zeichen des Kreuzes und faltete, wie aus Gewohnheit, die Hände.

      Alsbald ritt der Unbekannte im Galopp gerade gegen die Terrasse.

      Eine Geberde des Schreckens von Seiten der Königin bezeichnete ihm die

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