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und majestätisch, wie die Gefangene auf den angeblichen Soldaten deren Boten des Königs zu. Dieser neigte den Kopf als ob er erkannt zu werden befürchtete.

      »Wir sind nun allein, sprecht,« sagte die Königin.

      »Madame,« erwiderte der Unbekannte, »der König weiß, daß Ihr im Briefwechsel mit seinen Feinden gestanden seid, was, wie Euch bekannt, ein Verbrechen des Verraths an dem obersten Haupte ist.«

      »Und der König weiß dies erst heute?« entgegnete die Königin mit derselben Ruhe und derselben Majestät. »Mir scheint, ich werde schon lange genug für das Verbrechen bestraft, das man erst seit heute zu wissen vorgibt.«

      Der Soldat erhob das Haupt und erwiderte:

      »Madame, der König spricht diesmal nicht von den Feinden seines Thrones, sondern von den Feinden seiner Ehre. Die Königin von Castilien darf in keinem Verdacht stehen, und dennoch hat sie Anlaß zum Aergerniß gegeben.«

      »Vollzieht Euren Auftrag und geht, wenn Ihr damit zu Ende seid,« sprach die Königin.

      Der Soldat schwieg einen Augenblick, als ob er weiter zu gehen zögerte, und sagte sodann:

      »Kennt Ihr die Geschichte von Don Guitiere?«

      »Nein.«

      »Sie ist doch neu und hat ziemlich viel Lärmen erregt.«

      »Die neuen Dinge weiß ich nicht,« erwiderte Blanche, »und der Lärmen, so groß er auch sein mag, dringt nur schwer durch die Mauern dieses Schlosses.«

      »Nun wohl, ich will sie Euch erzählen,« sagte der Bote.

      Genöthigt, zu hören, blieb die Königin ruhig und würdig stehen.

      »Don Guttiere,« sprach der Bote, »heirathete eine junge, schöne Frau von sechzehn Jahren, gerade von dem Alter, das Eure Hoheit hatte, als sie den König Don Pedro heirathete.«

      Die Königin blieb unempfindlich bei dieser Anspielung, so unmittelbar sie auch war.

      »Diese Frau fuhr der Soldat fort, »nannte sich, ehe sie Senora Guttiere war, Dona Mencia, und unter diesem ihrem Mädchennamen hatte sie einen Herrn geliebt, der kein anderer war, als der Bruder des Königs, der Graf Enrique von Transtamare.

      Die Königin schauerte.

      Als Don Guttiere in einer Nacht nach Hause zurückkehrte, fand er sie ganz zitternd und ganz ängstlich. Sie behauptete, einen Mann in ihrem Zimmer verborgen gesehen zu haben. Don Guttiere nahm eine Kerze und suchte; doch er fand nichts, als einen so reichen Dolch, daß er wohl sah, dieser Dolch könne nicht einem einfachen Edelmann gehören.

      Der Name des Fabrikanten stand auf dem Griff; er suchte ihn auf und fragte ihn, an wen er diesen Dolch verkauft habe.

      »»An den Infanten Don Enrique, den Bruder des Königs Don Pedro,«« antwortete der Fabrikant.

      Don Guttiere wußte Alles, was er wissen wollte. Er konnte sich nicht an dem Prinzen Don Enrique rächen, denn er war ein alter Castilianer, voll Achtung und Ehrfurcht für seine Herren, der, welche Beleidigung ihm auch angethan worden, seine Hände nicht in ein königliches Blut hätte tauchen wollen.

      »Aber Dona Mencia war die Tochter eines einfachen Edelmanns, an ihr konnte er sich also rächen, und er rächte sich auch.«

      »Wie dies?« fragte die Königin, fortgerissen durch die Theilnahme, die ihr die Erzählung dieses Abenteuers einflößte, welches eine so große Ähnlichkeit mit dem ihrigen hatte.

      »Oh! aus eine ganz einfache Weise,« erwiderte der Bote. »Er erwartete einen armen Wundarzt Namens Ludovico vor seiner Thüre, und als dieser nach Hause kehrte, setzte er ihm den Dolch an die Kehle, verband ihm die Augen und führte ihn in sein Haus.

      »Sobald sie hier waren, nahm er ihm die Binde ab. Eine Frau war aus ein Bett gefesselt; zwei Kerzen brannten, die eine zu ihren Häupten, die andere zu ihren Füßen, als ob sie schon todt wäre.

      Ihr linker Arm besonders war so fest angebunden, daß sie sich vergebens angestrengt hätte, um sich von ihren Banden loszumachen. Der Wundarzt blieb ganz bestürzt, denn er begriff dieses Schauspiel nicht.

      »»Oeffnet dieser Frau eine Ader,«« sprach Don Guttiere, »»und laßt ihr Blut fließen, bis sie stirbt.««

      »Der Wundarzt wollte Widerstand leisten, doch er fühlte, wie der Dolch von Guttiere durch seine Kleider drang und seine Brust zu durchbohren im Begriff war, und gehorchte. In derselben Nacht warf sich ein bleicher, ganz blutiger Mann zu den Füßen von Don Pedro.

      »»Sire,«« sprach er, »»in dieser Nacht hat man mich mit verbundenen Augen und den Dolch an meiner Kehle in ein Haus geschleppt, und daselbst durch Gewalt gezwungen, einer Frau eine Ader zu öffnen und das Blut fließen zu lassen, bis sie todt war,««

      »»Wer hat Dich gezwungen?«« fragte der König, »»Wie heißt der Mörder?««

      »»Ich weiß es nicht,«« antwortete Ludovico. »»Doch, ohne daß mich Jemand sah, tauchte ich meine Hand in das Gefäß, und da ich wegging, stellte ich mich, als stolperte ich, und drückte meine blutige Hand an die Thüre. Sucht, Sire, und das Haus, an dessen Thüre Ihr eine blutige Hand sehen werdet, ist das des Schuldigen.««

      »Der König Don Pedro nahm den Alcayde von Sevilla mit sich, und sie durchwanderten mit einander die Stadt, bis er das blutige Merkmal gefunden hatte; er klopfte an die Thüre, und Don Guttiere öffnete selbst, denn er hatte durch das Fenster den hohen Besuch erkannt.«

      »»Don Guttiere,«« sagte der König, »»wo ist Dona Mencia?««

      »»Ihr sollt sie sehen, Sire,«« antwortete der Spanier.

      »Und er führte den König in das Zimmer, wo die Kerzen noch brannten, und wo das Becken voll lauen Blutes noch rauchte, und sprach:

      »»Sire, hier ist Diejenige, welche Ihr sucht.««

      »»Was hatte Euch diese Frau gethan?«« fragte der König.

      »»Sie hatte mich verrathen, Sire.««

      »»Und warum habt Ihr Euch an Ihr und nicht an ihrem Mitschuldigen gerächt?««

      »»Weil Ihr Mitschuldiger der Prinz Don Enrique von Transtamare, der Bruder des Königs Don Pedro ist.««

      »»Habt Ihr einen Beweis für das, was Ihr sagt?«

      » »»Hier ist der eigene Dolch des Prinzen, den er in dem Zimmer meiner Frau fallen ließ, und den ich daselbst bei meinem Eintritt fand.««

      »»Es ist gut,«« sprach der König, »»laßt Dona Mencia beerdigen und die Thüre Eures Hauses reinigen, an der man eine blutige Hand sieht.««

      »»Nein, Sire,«« entgegnete Don Guttiere:

      »»Jeder, der ein, öffentliches Geschäft treibt, pflegt das darstellende Zeichen seines Gewerbes über seine Thüre zu setzen; ich bin der Arzt meiner Ehre, und diese blutige Hand ist mein Schild.««

      »»Es sei,«« sprach Don Pedro, »»sie bleibe also daran und lehre Eure zweite Frau, wenn Ihr eine solche nehmt, was sie an Treue und Verehrung ihrem Manne schuldig ist.««

      »Und es ist nichts Anderes geschehen?«

      »Doch, Senora; als der König Don Pedro in den Palast zurückkehrte, verbannte er den Infanten Don Enrique.«

      »Nun! in welchem Zusammenhang steht diese Geschichte mit mir?« fragte die Königin, »und in welcher Hinsicht gleicht mir Dona Mencia?«

      »Darin, daß sie wie Ihr die Ehre ihres Gatten verrathen hat,« erwiderte der Soldat, »und darin, daß der König Don Pedro wie Don Guttiere, dessen Verfahren er guthieß und den er begnadigte, schon an Eurem Mitschuldigen Gerechtigkeit geübt hat.«

      »An meinem Mitschuldigen! Was willst Du damit sagen, Soldat?« fragte Blanche, welche diese Worte an das Billet von Don Federigo und an ihren vorangegangen Schrecken erinnerten.

      »Ich will damit sagen, daß der Großmeister todt ist,« antwortete mit kaltem Tone der Soldat »todt für das Verbrechen des Verraths an der Ehre seines Königs, und daß Ihr Euch, desselben Verbrechens

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