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Der Bastard von Mauléon. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Bastard von Mauléon
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Der Knappe führte die zwei Pferde hinter einen Felsen, der sie den Blicken entzog, kehrte dann zu seinem Herrn zurück, und Beide gingen nach einem Gebüsch von Mastixstauden und Myrthen, das man von der Terrasse aus mit der Stimme erreichen konnte.
Der würdige Ritter, der wie Karl der Große, in seinem Leben mit der Feder keine andere Zeichen hatte machen können, als Buchstaben, welche die Form eines Dolches oder eines Schwertes hatten, befahl seinem Knappen mit einem Bleistift, das der letztere, in den Wissenschaften besser bewandert, stets bei sich trug, ein paar Worte aus einen großen Kieselstein zu schreiben.
Dann bedeutete er der Königin durch ein Zeichen, sie möge sich ein wenig entfernen, weil er den Kieselstein aus die Terrasse schleudern werde.
Er ließ in der That mit kräftigem Arm den Stein stiegen: dieser durchschnitt die Lust und fiel auf die Platte, ein paar Schritte von der Königin.
Der Lärmen seines Falles machte, daß der in einen schweren Schlaf versunkene Soldat erwachte, da er aber um sich her nichts erblickte, als die unbewegliche, trostlose Königin, die er alle Tage an derselben Stelle zu sehen gewohnt war, schloß er seine geblendeten Augen und schlief bald wieder ein.
Die Königin hob den Kieselstein aus und las folgende Worte:
»Seid Ihr die unglückliche Königin Blanche, die Schwester meines Königs?«
Die Antwort der Königin war erhaben in Schmerz und Majestät. Sie kreuzte ihre Arme über ihrer Brust und machte von oben nach unten ein Zeichen mit dem Kopfe, wobei zwei schwere Thränen zu ihren Füßen fielen.
Der Ritter verbeugte sich ehrfurchtsvoll, wandte sich sodann an seinen Knappen, der schon mit einem zweiten Kieselstein für einen zweiten Brief versehen war, und sagte:
»Schreibe Folgendes:
»Madame, könnt Ihr heute Abend um acht Uhr aus dieser Terrasse sein? Ich habe Euch einen Brief von Don Federigo zu übergeben.«
Der Knappe gehorchte.
Das zweite Sendschreiben gelangte ebenso glücklich als das erste an Ort und Stelle. Blanche machte eine Bewegung der Freude, dachte lange Zeit nach und erwiderte:
»Nein!«
Ein dritter Stein wurde geschleudert.
»Gibt es ein Mittel bis zu Euch zu gelangen?« fragte genöthigt durch die Pantomime die Stimme, welche den Soldaten hätte erwecken können, oder die Schrift zu ergänzen, die sein Arm aus die andere Seite des Grabens zu schleudern nicht die Kraft hatte.
Die Königin bezeichnete dem Ritter einen Adamsfeigenbaum, mit dessen Hilfe er auf die Mauer steigen konnte; dann deutete sie aus eine Thüre, welche von dieser Mauer nach dem von ihr bewohnten Thurme führte.
Der Ritter verbeugte sich. Er hatte begriffen.
In diesem Augenblick erwachte der Soldat und versah wieder seinen Dienst als Schildwache.
Der Ritter blieb eine Zeit lang verborgen, benützte sodann einen Augenblick, wo die Aufmerksamkeit der Schildwache nach einer andern Seite gezogen wurde, und schlüpfte mit seinem Knappen hinter den Felsen, wo die Pferde warteten.
»Edler Herr,« sagte der Knappe, »wir haben da ein schwieriges Stück Arbeit unternommen; warum habt Ihr nicht das Billet des Großmeisters sogleich der Königin zugeschleudert? Ich meinerseits würde nicht verfehlt haben, dies zu thun.«
»Weil es ein Zufall unter Weges losmachen konnte, und die Königin mir nicht geglaubt haben würde, wenn das Billet verloren gegangen wäre. Diesen Abend also, und laß uns ein Mittel suchen, aus die Terrasse zu kommen, ohne von der Schildwache gesehen zu werden.«
Es kam der Abend, und Agenor hatte noch kein Mittel gesunden, in die Beste zu dringen. Es mochte halb acht Uhr sein.
Agenor lag daran, wo möglich ohne Gewalt und eher mit List, als durch Anwendung der Kraft hineinzukommen. Doch wie gewöhnlich war Musaron gerade der entgegengesetzten Meinung.
»Wie Ihr Euch auch dabei benehmen möget, edler Herr,« sagte er, »stets werden wir genöthigt sein, ein Treffen zu liefern und zu tödten. Euer Bedenken ist also keines Wegs vernünftig. Tödten bleibt immer tödten, der Mord ist eine Sünde um halb acht Uhr wie um acht Uhr Abends. Ich behaupte also, daß von allen Mitteln, die Ihr vorschlagen könnt, das meinige allein annehmbar ist.«
»Worin besteht es?«
»Ihr sollt es sehen. Die Schildwache ist gerade ein häßlicher Maure, ein abscheulicher Ungläubiger, der weiße Augen im Kopfe rollt, als ob er schon halb in die Flammen getaucht wäre, in die er eines Tags ganz und gar hineingetaucht werden muß. Wollt also, Herr Ritte ein In manus sprechen, und im Geist diesem Ungläubigen die Taufe geben.«
»Und welches Resultat wird dies haben?« fragte Agenor.
»Das einzige, um das wir uns unter diesen Umständen bekümmern müssen. Wir tödten seinen Leib, doch wir retten seine Seele.«
Der Ritter begriff noch nicht ganz das Mittel, das Musaron anzuwenden gedachte: da er jedoch ein großes Zutrauen zu der Einbildungskraft seines Knappen hatte, welche er bei mehr als einer Gelegenheit zu würdigen im Stande gewesen war, so trat er dem Vorschlag bei und verrichtete das Gebet. Während dieser Zeit spannte Musaron mit einer Ruhe, als ob er einen silbernen Becher bei einem ländlichen Feste zu gewinnen gehabt hätte, seine Armbrust, legte einen Bolzen daraus und zielte aus den Mauren: beinahe in demselben Augenblick hörte man ein scharfes Schwirren. Agenor, der die Schildwache mit den Augen nicht verließ, sah, wie ihr Turban schwankte, wie ihre Arme sich ausstreckten. Zusammensinkend öffnete der Soldat den Mund, als wollte er schreien, doch es kam kein Ton aus seiner Kehle: erstickt durch das Blut und unterstützt durch die Mauer, an die er angelehnt war, blieb er beinahe aufrecht und gänzlich unbeweglich.
Agenor wandte sich nun gegen Musaron um, der, ein Lächeln aus seinen Lippen, die Armbrust wieder zurecht richtete, von welcher in diesem Augenblick der in das Herz geschnellte Bolzen abgegangen war.
»Seht Ihr, Herr Ritter,« sagte Musaron, »es sind zwei Vortheile bei dem, was ich so eben gethan habe: der erste besteht darin, daß ich einen Mauren wider seinen Willen ins Paradies geschickt habe, der andere, daß ich ihn: Wer da! zu rufen verhinderte! Nun vorwärts, nichts hindert uns mehr, die Terrasse ist verlassen und der Weg ist uns geöffnet.«
Sie sprangen nach dem Graben, durch den sie schwammen. Das Wasser glitt von der Rüstung des Ritters ab, wie von den Schuppen eines Fisches. Was Musaron betrifft, so hatte er stets voll Vorsicht und Achtung für sich selbst seine Kleider ausgezogen, die er in einem Päckchen auf seinem Kopfe trug. Als sie an den Fuß des Adamsfeigenbaums kamen, kleidete er sich wieder an, während sein Herr das Wasser durch alle Oeffnungen seines Panzers ablaufen ließ, und an den Zweigen des Baumes hinaufkletternd, kam der Knappe zuerst zu dem Gipfel, der die gleiche Höhe mit dem Wall hatte.
»Nun!« fragte Mauléon, »was siehst Du?«
»Nichts,« erwiderte der Knappe, »wenn nicht die Thüre, welche Niemand bewacht, und die Eure Herrlichkeit mit zwei Artstreichen sprengen kann.«
Mauléon war zu derselben Höhe gelangt, wie sein Knappe, und konnte sich folglich durch sich selbst von der Wahrheit des Gesagten überzeugen. Der Weg war frei und die bezeichnete, am Abend geschlossene, Thüre schnitt allein die Verbindung des Zimmers der Gefangenen mit den Terrassen ab.
Mit der Schneide seiner Art, die er zwischen die Steine schob, sprengte Agenor zuerst das Schloß und dann die zwei Riegel.
Die Thüre öffnete sich. Vor der Thüre zeigte sich eine Wendeltreppe, welche als Nebenausgang für die Wohnung der Königin diente, deren Hauptausgang im inneren Hose war. Im ersten Stocke fanden sie eine Thüre, an welche der Ritter dreimal klopfte, ohne daß er Antwort erhielt.
Agenor vermuthete, die Königin befürchte einen Ueberfall.
»Fürchtet Euch nicht, Madame, wir sind es,« sagte der Ritter.
»Ich habe Euch wohl gehört,« erwiderte die Königin von der andern Seite der Thüre; »doch verrathet Ihr mich nicht?«
»Ich verrathe Euch so