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Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Er trat vor, dem Weinen nahe, so sehr ergriff diese Feierlichkeit sein ganzes Herz. Der Maire verkündigte seinen Namen und umarmte ihn; der Beifall erscholl; die Musik spielte Où peut-on être mieux; die Trommeln wirbelten.
Der Knabe ging, mit seinem Lorbeerzweige in einer Hand, mit seiner silbernen Medaille in der andern, nach Hause an der Seite seines Vaters; da rief dieser, sich besinnend, plötzlich:
»Gut! und ich habe Herrn Odelli nicht gedankt.«
»Ah! das ist wahr.«
»Gehe nach Hause und erwarte mich.«
Der Knabe zog seines Weges trag der Rue des Carmes und der Vater kehrte nach dem Stadthause zurück.
Es war da dem Vater ein schlimmer Gedanke gekommen.
Herr Odelli wußte ihm Dank für das Gefühl, doch er gestand ihm, nach seinem Gewissen habe der kleine Etienne den Preis nur bekommen, weil kein Stärkerer da gewesen sei; er fügte indessen bei:
»Ah! wenn der kleine Mensch arbeiten wollte. . .«
»Wie!« rief der Vater, »er arbeitet also nicht?«
»Er arbeitet, gewiß, bei Gott« . . . es muß wohl Jedermann arbeiten; doch er könnte mehr arbeiten.«
»Was macht er denn?«
»Ah! fragen Sie das die Reiter vom Circus oder die Seiltänzer vom großen Platze, für die er Costümzeichnungen macht.«
»Sehen Sie, der Bursche! Man hat mir das gesagt . . . Er soll es mir bezahlen!«
»Aber, mein Herr, heute . . .«
»Ah! es gibt kein heute. Zum Glück weiß ich, wo er zu finden ist . . . seien Sie unbesorgt.«
Und der Vater lief nach der Rue des Carmes.
Der Knabe war beschäftigt, seinen Lorbeerzweig zwischen dem Carabiner und den Pistolen seines Vaters durchzuschlingen.
Der Vater kam nach Hause und sah denjenigen, welchen er suchte, auf einem Gerüste hockend, das er sich aus dem Mahagonitische und einem Stuhle gemacht hatte.
Er nahm sein Lineal, das er hinter seinem Rücken verbarg, und näherte sich dem Tische.
Doch der Knabe hatte gesehen, was er gemacht, und zwar nicht ohne Bangigkeit.
»Vater.« sagte der Knabe, »siehst Du wo ich meinen Lorbeerkranz angebracht habe?«
»Seht gut. Steige herab.«
»Wozu?«
»Du wirft es erfahren, wenn Du auf dem Boden bist.«
»Aber, Vater . . .«
»Steige herab.«
»Aber, Vater . . .«
»Wirst Du herabsteigen!«
»Hier bin ich, Vater.«
Der Vater packte ihn beim Kragen seiner Jacke, schlug ihn mit dem Lineal auf die fleischigen Theile und rief:
»Ha! Kerlchen!«
»Aber, Vater, ich habe den großen Preis bekommen! . . . Aie!«
»Ha! Faulenzer!«
»Aber, Vater, ich habe den großen Preis bekommen . . . Aie! aie!«
»Ich will Dich Deine Zeit mit den Reitern verlieren lehren!«
»Aber, Vater, da ich den großen Preis bekommen habe . . . Aie! Aie! aie!«
In demselben Augenblick hörte man, als sollte sie diese Ausrufungen im Tenor begleiten, eine Trommel rasseln.
Dann rief eine Baßstimme:
» . . . Um die Ehre zu haben, Herrn Etienne zu begrüßen, der den ersten Sculpturpreis der Stadt Caen erhalten hat.
Rantamplan. – rantamplan, – rantamplan.
Der junge Belorbeerte vergaß nie dieses Ständchen und die seltsame Position, in der er sich befand, als es ihm gegeben wurde.
Er hegte indessen keinen Groll gegen Herrn Odelli.
Wie der Vater, wenn er eine Correction in der Art derjenigen, welche der Belorbeerte empfangen, ertheilte, bei jeder Erneuerung: »Es ist für Dein Wohl, für Dein Wohl, für Dein Wohl!« zu wiederholen pflegte, so hatte das Kind die Gewohnheit angenommen, dieselben Worte zu wiederholen; und es besaß ein solches Vertrauen zu der Correctiven Gerechtigkeit seines Vaters, daß es, wenn die Gevatterinnen zu ihm sagten: »Nun! Dein Vater hat Dich geschlagen, Etienne?« nur antwortete:
»Es ist für mein Wohl!«
Die Prügelsuppe trug ihre Früchte: der Knabe ging mit größerem Eifer zur Arbeit. Es kam die Ostermesse.
Sie kehrte alle Jahre wieder, und sie währte vierzehn Tage officiell und vierzehn weitere Tage geduldet.
Zum Unglück hatte der Vater den außerordentlichen Dienst.
Welch eine schöne Gelegenheit, um als Kunstreiter oder als Seiltänzer zu debutiren!
Der junge Mann fing mit der Equitation an.
Etienne erreichte eben das sechzehnte Jahr: er war schon groß wie Vater und Mutter, zu groß für die stehende Arbeit.
Man verwandte ihn beim Voltigiren.
Während er nun über ein Pferd zu springen versuchte, hing sich sein Fuß am Kreuze an, und er fiel auf der andern Seite auf den platten Bauch.
Dieser einzige Sturz genügte, um den jungen Reiter von der Equitation zu heilen, wie eine einzige Fahrt auf dem Wachschiffe genügt hatte, um den Seemann vom Meere zu curiren.
Er ging in die Bude nebenan.
Sie gehörte dem großen Gringalet von Rouen, das heißt, einer der Provinzcelebritäten jener Zeit.
Drei Tage hinter einander figurirte er in einer Pantomime als Brautdiener. Er beseitigte die Blumengewinde am Hause der Braut.
Alles dies brachte ihn ein wenig von der Sculpturschule ab.
»Was Teufels machen Sie denn mit Ihrer Zeit?« fragte Herr Odelli.
»Mein Herr,« erwiederte der Komödienlehrling, »mein Meister beschäftigt mich damit, daß er mich Arbeit ausfragen läßt.«
»Ah!«
Eines Tags wiederholte Herr Odelli zum zehnten Male dieselbe Frage, und zum zehnten als erhielt er dieselbe Antwort.
»Nun! Wohl!« sagte der Professor, der vielleicht etwas vermuthete und zu seinem Schmerz einen Zögling voller Anlagen sich von ihm entfernen sah; »nun wohl! das erste Mal. wo man Sie wieder Arbeit austragen heißt, lassen Sie mich doch diese Arbeit sehen, damit ich durch mich selbst beurtheile, was Sie machen, wenn ich nicht da bin, um Sie zu leiten.«
Es war nicht möglich, zurückzuweichen, überdies hatte die Messe ihr Ende erreicht, und Kunstreiter und Seiltänzer waren abgezogen.
Das erste Mal, da der junge Mann, – denn die Zeit schritt weiter und allmälig wurde der kleine Etienne zum jungen Manne, – das erste Mal, da der junge Mann ausging mit einem Schrankaufsatze zwei Tauben vorstellend, die sich in einem Myrtenkranze schnäbelten, brachte er diese Schnitzarbeit Herrn Odelli.
Herr Odelli schaute die zwei Tauben aufmerksam an und rief nach einem Augenblick:
»Das ist abscheulich!«
»Sie finden?« fragte der Schüler.
»Sie dürfen nicht einen Tag länger bei einem solchen Pfuscher bleiben.«
»Was soll ich dann thun.?«
»Sie müssen nicht mehr zu ihm gehen.«
»Der Vater will aber, daß ich zu ihm gehe.«
»So lassen Sie sich von Ihrem Meister vor die Thüre werfen.«
»Wirft mich mein Meister vor die Thüre, so wird mich mein Vater schlagen.«
»Lassen Sie sich schlagen.«
Diese Antwort dünkte dem jungen Manne heroisch; sie erinnerte ihn