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deren er sich bediente. – legte genannte Schelfe aus ein Dutzend Hemden, die den Grund des Koffers bildeten, completirte die hundert Franken, bezahlte den Platz auf der Diligence und führte seinen Sohn, stoisch wie ein Spartaner, zum Wagen.

      Etienne weinte viel. In dem Augenblick, wo er sich von seinem Vater trennte, vergaß er die zahlreichen Correctionen, die er von ihm empfangen hatte, oder in die Tiefen seines Gewissens hinabsteigend, sagte er sich vielmehr, diede Correctionen seien rechtmäßig gewesen.

      Der Vater blieb felsenfest.

      Der Postillon ließ seine Peitsche knallen; der Wagen gerieth in Bewegung, und die schwerfällige Maschine ging in starkem Trabe ab, ein Gang, den sie behielt, so lange sie in der Stadt rollte. Halb traurig, halb freudig- – um gerecht zu sein, müssen wir sagen, mehr freudig, als traurig, – hatte der junge Mann die ersten Schritte zur Nachwelt gemacht.

      Da wir mit ihm abgereist sind, so wollen wir auch zugleich mit ihm ankommen.

      Wer sagt und, die zukünftigen Talma, Garrick und Roscins, – man erinnert sich, der junge Mann war unter diesem dreifachen Patronat getauft worden, – werden nicht eine Lehre, in artistischer oder in philosophischer Hinsicht, in dem Vagabundenleben finden, das wir zu erzählen versuchen?

      V

Ankunft in Paris. – Das Theater der Porte Saint-Martin. – Das Hotel von Madame Carré. – Die Miethsleute. – Die Schlafkameraden. – Hippolyte. – Der Bildhauer der Madeleine. – Eine Vorstellung von Freunden. – Die polnischen Röcke. – Engagement für die Provinz. – Der Vater Duma noir. – Seine Cassette. – Ferdinand der Kosak. —

      Unser Held kam um fünf Uhr in Paris an, stieg um sechs Uhr in der Rue Notre-Dames des Victoires aus, ließ sein Gepäck im Bureau und lief, da es ihn drängte, Paris zu sehen, gerade vor sich hin, ohne zu wissen, wohin er ging.

      Nach zehn Minuten eines wahnsinnigen Laufes, so sehr war er berauscht von all diesem armen von Menschen und Wagen, befand er sich vor einer Art von Monument.

      »Halt, ein Theater!« rief er.

      Und er blieb stehen, entschlossen, für diesen Abend nicht weiter zu gehen.

      Er hatte nicht zu Mittag gegessen; er kaufte einen Krapfen, verzehrte ihn bis auf das legte Krümchen, und trat ins Theater ein.

      Man denke sich die Freude des jungen Mannes!

      Er war in diesem so sehr ersehnten Paris; er war in einem Schauspielsaale, ohne daß er bei seiner Rückkehr nach Haue gezankt oder geschlagen zu werden befürchten mußte. Acht der arme Knabe, er satte schon keine Heimath mehr, und er hatte hundert Franken in seiner Tasche!

      Hundert Franken! das ist, um damit eine Mühle am Paktalos, einen Palast im Eldorado zu bauen.

      Eine Viertelstunde vor Mitternacht ging das Schauspiel zu Ende.

      Unser Held entfernte sich mit den andern Zuschauern, nur war er vielleicht der Einzige, der nicht wußte, wo er schlafen gehen sollte.

      Er beschloß sich dem Zufall zu überlassen; der Zufall hatte ihn nach der Porte Saint-Martin geführt, Der Zufall würde ihn wohl zu einem Wirtshause führen.

      Er schlug die erste Straße rechts ein.

      Nach ungefähr dreihundert Schritten befand er sich am Ende er Rue Saint-Jean, und er erblickte ein Transparent, auf welchem geschrieben stand:

Hotel CarréMan übernachtet

      Etienne trat ein, verlangte ein Zimmer und ein Bett.

      Zum Glück hatte er seinen Paß bei sich, sonst hätte ihm der Mangel an Koffer, Felleisen oder Nachtsack von Nachtheil sein können.

      Der Paß wurde gelesen und als gut anerkannt; der Reisende ließ seine neunzehn Fünffrankenstücke in Einer Tasche klingen: eines war schon seit seiner Angst verschwunden, man ab ihm mit allen Arten von Rücksichten das verlangte Zimmer und Bett.

      Man war nicht gewohnt, Reisende ein Zimmer und ein Bett für eine einzige Person verlangen zu sehen.

      Das Hotel war von Bildhauern, Ornamentisten und Malern bewohnt; die Gäste von Madame Carré – denn obgleich es einen Herrn Carré gab, pflegte man doch zu sagen: das Hotel von Madame Carré, – die Gäste von Madame Carré trieben im Allgemeinen die Sparsamkeit unter dem Vorwande der Brüderlichkeit so weit, daß sie zu zwei schliefen.

      Schon am Tage nach seinem Einzuge, als der Bildhauer-Jüngling sich beklagte, daß man von ihm die ungeheure Summe von fünfzehn Sous für das Zimmer und das Bett forderte, machte man ihn bekannt mit den Gewohnheiten des Hauses; es stand ihm frei, einen Stuben- und Bettkameraden zu nehmen; dann würde ihn seine Hälfte am Zimmer und am Bett für seinen Theil zehn Franken sieben Sous monatlich kosten.

      An demselben Tage stellte man bei Tische dem Neuaugekommenen einen Gefährten vor, der sich in derselben Lage befand wie er, das heißt, der auch eine Stuben- und Betthälfte suchte.

      Dieser Kamerad» hieß Hippolyte und war Porzellanmaler.

      Die zwei Atome hingen sich an einander an und sind noch heute zwei Freunde.

      Etienne wollte seine Zeit nicht mit dem Herumschlendern verlieren; er ließ seinen Koffer holen, zog die Schelfe des Vaters an und begann unverzüglich seine Besuche bei den Unternehmern.

      Der Erste, an den er sich wandte, hieß Herr Bochard

      Herr Bochard war Unternehmer der Sculpturen der Madeleine.

      Er sprach einen Augenblick mit dem jungen Manne, und da ihm sein Ton und seine Manieren gefielen, so fragte er ihn:

      »Aus welcher Provinz sind Sie?«

      »Ich bin Normann.«

      »Von welcher Stadt?«

      »Von Caen.«

      »Ich vermuthete es.«

      »Warum?«

      »Sie haben eine normannische Hand; die Normannen sind im Allgemeinen geschickt; nehmen Sie morgen früh Ihr Werkzeug und gehen Sie nach der Madeleine; Sie werden sich unter Bekannten finden.«

      Am anderen Tage, Morgens um acht Uhr, war der junge Mann in der Madeleine.

      Die Ornamentisten waren bei der Arbeit.

      »Ah!« rief einer von ihnen, »das ist mein Pathe!«

      »Wie, Dein Pathe?«

      »Ja, ich habe dieses Bürschchen im Theater in Caen mit Lampenöl getauft; komm hierher, Talma!«

      Etienne näherte sich dem Sprechenden und erkannte in ihm Aubin den Aeltern.

      Bei ihm war sein Bruder.

      Die zwei Aubin nehmen heute ihren Rang unter den ersten Ornamentisten von Paris ein.

      »Auf, eine Tirade!« sagten die Bildhauer.

      Der Ankömmling legte sein Werkzeug nieder, setzte die linke Faust aus die Hüfte, rundete den rechten Arm und begann:

      »N’en doutez pas, Burrhus, malgré ses injustices . . .«

      Das Auftreten von Nero wurde von einem Beifallssturm bedeckt. Talma war gestorben und sein Nachfolger gab die schönsten Hoffnungen.

      Mittlerweile mußte man den Meißel und den Hammer nehmen. Der zukünftige erste Held des Théâtres-Francais band eine Maske mit Brille vor, damit ihm die Steinsplitter das Auge nicht verletzten, und griff ein Capitäl an.

      Hier war die Arbeit, doch bei der Mutter Carré war die Erholung. Jedermann sprach Verse bei der Mutter Carré: Maler, Bildhauer, Ornamentisten. Hippolyte, der Kamerad von Etienne, war besonders theaterwüthend.

      Man wollte um jeden Preis Komödie spielen.

      Man war darauf bedacht, ein Stück einzurichten.

      »Was sollte man spielen?

      Die Wahl fiel auf Eine einfache Geschichte von Eugene Scribe.

      Etienne lernte die erste Rolle, Hippolyte die des Liebhabers, und man probirte auf dem Theater der Rue de Lesdiguières.

      Es kam der Tag der Vorstellung. Den zwei jungen Leuten,

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