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»»Von heute an ist Mina frei, ist Mina befreit, kann Mina Ihnen gehören; doch aus Furcht, sie zu verlieren, müssen Sie Alles verlassen, Familie, Freunde, Vaterland!«« wenn man Ihnen das sagte, was würden Sie antworten?«

      »Mein Freund, ich würde nichts antworten, ich würde vor Freude sterben.«

      »Das wäre indessen nicht der Augenblick . . . Fahren wir fort. Fügte man dem, was ich gesagt habe, die Worte bei: »»Mina ist allerdings frei, doch unter der Bedingung, daß Sie auf der Stelle mit ihr abreisen, ohne daß Sie Zeit haben, ein Bedauern auszudrücken, den Kopf umzudrehen?««

      Der arme Justin ließ sein Kinn auf seine Brust fallen und antwortete traurig:

      »Ich würde nicht reisen, mein Freund … Sie wissen wohl, daß ich nicht reisen kann.«

      »Fahren wir fort,« sagte Salvator; »es gibt vielleicht ein Mittel, Alles dies in Ordnung zu bringen.«

      »Ah! mein Gott!« rief Justin, die Arme zum Himmel erhebend.

      »Was ist der heißeste Wunsch Ihrer Mutter und Ihrer Schwester?« fragte Salvator.

      »In dem Dorfe zu sterben, wo sie gelebt haben, auf dem Winkel der Erde, wo sie geboren sind.«

      »Nun wohl, Justin,« sprach Salvator, »von morgen an können sie dort leben und sterben.«

      »Mein lieber Salvator, was sagen Sie da?«

      »Ich sage, es müsse dort, an den Pachthof anstoßend, den sie bewirthschafteten, oder in der Umgegend dieses Pachthofes einige von jenen reizenden Häusern mit Ziegel- oder Strohdächern geben, welche so wohl thun in der Landschaft, sieht man sie am Abend durch eine vom Winde, der ihren Rauch zum Himmel emporwirbeln macht, geöffnete Baumgruppe.«

      »Ah! Salvator, es sind zehn da.«

      »Und wie viel kostet mit einem Garten von einem Morgen ein solches Häuschen?«

      »Was weiß ich? . . . drei bis viertausend Franken vielleicht.«

      Salvator zog aus seiner Tasche vier Banquebillets.

      »Hier sind viertausend Franken,« sagte er.

      Justin schaute ihn keuchend an.

      »Wie viel brauchen sie jährlich,« fuhr Salvator fort, »um anständig in diesem Hause zu leben?«

      »Ab! bei der Sparsamkeit meiner Mutter und den geringen Ausgaben meiner Schwester würden fünfhundert Franken mehr als genügen.«

      »Ihre Mutter ist kränklich, mein lieber Justin; Ihre Schwester hat eine schwache Gesundheit; setzen wir tausend Franken statt fünfhundert.«

      »Ah! mit tausend Franken hätten sie nicht nur das Nothwendige, sondern sogar den Ueberfluß.«

      »Hier sind zehntausend Franken für zehn Jahre,« sagte Salvator, zehn Banquebillets den vier ersten beifügend.

      »Mein Freund!« rief Justin dem Ersticken nahe, indem er Salvator beim Arme ergriff.

      »Setzen wir tausend Franken für die Kosten des Auszugs,« fuhr dieser fort: »das macht fünfzehntausend Franken. Machen Sie einen besonderen Theil aus diesen fünfzehntausend Franken; dieses Geld gehört Ihrer Mutter.«

      Justin war bleich zugleich vor Freude und vor Erstaunen.

      »Gehen wir nun zu Ihnen über,« sagte Salvator.

      »Wie, zu mir?« fragte Justin, zitternd vom Kopfe bis zu den Füßen.

      »Allerdings, da wir mit Ihrer Mutter fertig sind.«

      »Sprechen Sie, Salvator, aber sprechen Sie geschwinde; denn ich befürchte, ein Narr zu werden, wenn Sie nicht vollenden, mein Freund!«

      »Mein lieber Justin,« sagte Salvator, »wir entführen Mina heute Nacht.«

      »Heute Nacht . . . Mina . . . Wir entführen Mina!« rief Justin.

      »Wenn Sie sich nicht etwa widersetzen . . . «

      »Ich mich widersetzen! . . . Wohin werde ich aber Mina führen?«

      »Nach Holland . . . !«

      »Nach Holland?«

      »Wo Sie ein Jahr, zwei Jahre, zehn Jahre bleiben werden, wenn es sein muß, bis sich der gegenwärtige Zustand der Dinge ändert, und Sie nach Frankreich zurückkehren können.«

      »Um in Holland zu bleiben, brauche ich aber Geld.«

      »Das ist nur zu richtig, mein Freund; wir wollen auch berechnen, was Sie brauchen.«

      Justin nahm seinen Kopf zwischen seine Hände.

      »Ah! berechnen Sie selbst, mein lieber Salvator,« rief er: »ich, ich weiß nicht mehr, was ich sage: ich weiß sogar nicht mehr, was Sie mir sagen.«

      »Auf!« sprach Salvator mit festem Tone, indem er die zwei Hände von Justin von seiner Stirne entfernte, die sie gepreßt hielten: »auf! seien Sie wie ein Mann, und bewahren wir in den Stunden des Wohlergehens die Stärke, die wir in den Tagen des Unglücks gehabt haben.«

      Justin strengte sich gegen sich selbst an: seine bebenden Muskeln beruhigten sich: seine einen Moment irren Augen hefteten sich auf Salvator: er drückte sein Taschentuch an seine schweißfeuchte Stirne und sagte:

      »Reden Sie, mein Freund.«

      »Berechnen Sie, was Sie brauchen, um im Auslande mit Mina zu leben.«

      »Mit Mina? . . . Mina ist aber nicht meine Frau: ich kann folglich nicht mit ihr leben.«

      »Ah! wie sind Sie der gute, brave, ehrliche Justin, den ich auswendig kenne!« sagte Salvator mit seinem besten Lächeln. »Nein, Sie können nicht mit Mina leben, so lange Mina nicht Ihre Frau ist, und Mina kann nicht Ihre Frau sein, so lange wir ihren Vater nicht wiedergefunden haben, und ihr Vater nicht seine Einwilligung gegeben hat.«

      »Wenn wir ihn aber nie wiederfinden . . . ?« rief Justin.

      »Mein Freund,« sprach Salvator, »Sie zweifeln an der Vorsehung!«

      »Wenn er todt ist?«

      »Ist er todt, so werden wir seinen Tod constatiren, und da Mina dann nur noch von sich selbst abhängt, so wird sie Ihre Frau sein.«

      »Ah! mein Freund . . . mein lieber Salvator!«

      »Kommen wir zu der Sache zurück, die uns beschäftigt.«

      »Ja, ja, kommen wir darauf zurück.«

      »Da Mina nicht Ihre Frau sein kann, so lange sie ihren Vater nicht wiedergefunden hat, so muß Mina in Pension gebracht werden.«

      »Oh! mein Freund, erinnern Sie sich der Pension von Versailles!«

      »Es wird im Auslande nicht dasselbe sein wie in Frankreich. Überdies werden Sie es so einrichten, daß Sie Mina alle Tage besuchen, und Sie werden so wohnen, daß Ihre Fenster auf die ihrigen gehen.«

      »Ich begreife, daß mit allen diesen Vorsichtsmaßregeln . . . «

      »Wie viel schätzen Sie, daß Mina für ihre Pension und ihren Unterhalt braucht?«

      »Ei! ich glaube, daß in Holland mit tausend Franken für die Pension . . . «

      »Tausend Franken für die Pension?«

      »Und fünfhundert Franken für den Unterhalt . . . «

      »Setzen wir tausend.«

      »Wie, setzen wir tausend?«

      »Ja, das macht zweitausend Franken jährlich für Mina. Mina braucht fünf Jahre, um ihre Volljährigkeit zu erreichen: hier sind zehntausend Franken.«

      »Mein Freund, ich begreife nicht . . . «

      »Zum Glücke ist es nicht nöthig, daß Sie begreifen . . . Sprechen wir nun von Ihnen . . . «

      »Von mir?«

      »Ja; wie viel brauchen Sie jährlich?«

      »Ich? . . . nichts! ich werde Lectionen im Französischen

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