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ein Türke; doch das ist stärker als ich, Fisine, was willst Du? . . . Wenn Du von diesem Schurken Fasiou sprichst; wenn Du mir drohst, mir meine Tochter zu entführen und mit ihr zu gehen, dann verliere ich den Kopf, und ich erinnere mich nur an Eines: daß ich einen Faustschlag von fünfzig Pfund gebe; und ich sage: »»Wer will? Sprecht!«« Doch ich bitte Dich um Verzeihung, meine Fisine! Du weißt wohl, daß ich nur so bin, weil ich Dich anbete! . . . Was ist das übrigens im Ganzen, ein paar Faustschläge mehr oder weniger im Leben einer Frau!«

      Wir wissen nicht, ob Mademoiselle Fisine den Schluß logisch fand: doch sie that, als ob sie ihn so fände: sie reichte stolz ihre Hand Barthélemy Lelong, und dieser zog sie so rasch an seine Lippen, daß man hätte glauben sollen, er wolle sie verschlingen.

      »Gut!« sagte Salvator. »Nun, da der Friede geschlossen ist, sprechen wir von etwas Anderem.«

      »Ja,« erwiderte Mademoiselle Fisine, deren Scheinzorn schon völlig gefallen war, während die wirkliche Aufregung von Jean Taureau noch in der Tiefe seiner Brust toste: »und mittlerweile werde ich hinabgehen und Milch holen.«

      Mademoiselle Fisine hakte in der That das an der Wand hängende Milchgesäß los, wandte sich dann aufs Neue mit einem einschmeichelnden Tone an den jungen Mann und fragte ihn:

      »Werden Sie den Kaffee mit uns nehmen, Herr Salvator?«

      »Ich danke, Mademoiselle,« antwortete Salvator, »das ist schon geschehen.«

      Mademoiselle Fisine machte eine Geberde entsprechend dem Ausrufe: »Welch ein Unglück!« wonach sie eine Vaudevillemelodie singend die Treppe hinabging.

      Jean Taureau schaute ihr mit einem Blicke voll Güte und Liebe nach.

      »Das ist im Ganzen eine vortreffliche Person, Herr Salvator,« sagte er, »und ich grolle mir, daß ich sie unglücklich mache, wie ich es thue. Doch was wollen Sie? man ist eifersüchtig oder man ist es nicht: ich, ich bin eifersüchtig wie ein Tiger; das ist nicht meine Schuld.«

      Und der Hercules stieß einen schweren Seufzer voller Vorwürfe gegen sich selbst und voller Zärtlichkeit für Mademoiselle Fisine aus.

      Salvator betrachtete ihn mit einer schmerzlichen Bewunderung.

      »Nun ist es an uns Beiden, Barthélemy Lelong!« sagte er.

      »Ah! ich gehöre ganz Ihnen, mit Leib und Seele,« antwortete der Zimmermann.

      »Ich weiß es, mein Braver: und wenn Sie auf Ihre Kameraden einen Theil von der Freundschaft und besonders von der Müdigkeit, die Sie für mich hegen, übertrügen, so würde ich mich nicht schlechter dabei befinden, und die Anderen befänden sich besser.«

      »Ah! Herr Salvator, Sie werden mir hierüber nicht mehr sagen, als ich mir selbst sage.«

      »Nun wohl, Sie werden sich Alles das sagen, wenn ich weggegangen bin. Ich, ich bedarf Ihrer heute Abend.«

      »Heute Abend, morgen, übermorgen! zu Ihren Diensten, Herr Salvator.«

      »Der Dienst, den ich von Ihnen zu verlangen habe, Jean Taureau, kann Sie außerhalb Paris zurückhalten . . . vielleicht vierundzwanzig Stunden . . . vielleicht achtundvierzig Stunden . . . vielleicht mehr.«

      »Die ganze Woche, wenn es Ihnen beliebt, Herr Salvator.«

      »Ich danke . . . Ist nun gegenwärtig viel Arbeit auf dem Zimmerplatze?«

      »Heute und morgen, ja.«

      »Dann nehme ich meinen Antrag zurück, Barthélemy: ich will nicht, daß Sie Ihren Tagelohn verlieren, und besonders nicht, daß Sie Ihren Meister Ihrer Dienste berauben.«

      »Ah! ich werde darum meinen Tagelohn nicht verlieren, Herr Salvator.«

      »Wie so?«

      »Ich werde heute meinen Tagelohn von morgen machen.«

      »Das scheint mir schwierig.«

      »Schwierig? Oh! mein Gott, nein!«

      »Wie können Sie an einem Tage die Arbeit von zwei machen?«

      »Der Meister hat sich erboten, mich wie Vier zu bezahlen, wenn ich die Arbeit von Zwei verrichten wolle, denn, ohne mich zu rühmen, meine Arbeit ist wohlgemachte Arbeit, sehen Sie! Nun denn, ich werde heute wie Zwei arbeiten, und man wird mich bezahlen wie Einen: doch ich werde einem Manne nützlich gewesen sein, für den ich mich ins Feuer werfen würde. Das ist es.«

      »Ich danke, Barthélemy, und ich nehme es an.«

      »Was ist zu thun?«

      »Sie werden sich heute Abend nach Chatillon begeben.« ,

      »Wohin dort?«

      »Zur Grace-de-Dieu.«

      »Bekannt! Zu welcher Stunde?«

      »Um neun Uhr.«

      »Ich werde dort sein, Herr Salvator.«

      »Sie werden mich erwarten, ohne mehr als eine Flasche zu trinken.«

      »Nicht mehr als eine, Herr Salvator.«

      »Sie versprechen es mir?«

      »Ich schwöre es Ihnen.«

      Der Zimmermann hob die Hand auf, wie er es vor einem Gerichte gethan hätte, vielleicht noch feierlicher.

      Salvator fuhr fort.

      »Sie werden Toussaint-Louverture mitnehmen, ist er heute verfügbar.«

      »Ja, Herr Salvator.«

      »Gott befohlen also! und heute Abend!«

      »Heute Abend, Herr Salvator.«

      »Sie wollen entschieden den Kaffee nicht mit uns nehmen?« fragte Mademoiselle Fisine, welche mit ihrem Rahmtopfe zurückkam.

      »Ich danke, Mademoiselle,« erwiderte Salvator.

      Während der junge Mann die Thüre erreichte, ging Mademoiselle Fisine auf den Zimmermann zu, streichelte ihm das Kinn, das sie zehn Minuten vorher so kräftig geschüttelt hatte, und sagte zu ihm:

      »Er wird also seine Tasse Kaffee anderswo nehmen, mein guter Lulu . . . Auf, umarme Deine kleine Fisine, und sei nicht mehr böse!«

      Jean Taureau gab ein Geblöke der Freude von sich, und nachdem er Fisine umarmt hatte, um sie zu ersticken, folgte er Salvator auf den Ruheplatz und sagte zu ihm:

      »Ah! Herr Salvator, Sie haben sehr Recht, ich bin ein Brutaler, und ich verdiente eine solche Frau nicht.«

      Salvator drückte, ohne zu antworten, die schwielige Hand des wackern Zimmermanns, nickte ihm mit dem Kopfe zu, und ging die Treppe hinab.

      Eine Viertelstunde nachher klopfte er an die Thüre von Justin.

      Schwester Céleste öffnete: sie kehrte eben die Klasse aus, während Justin am Fenster stand und die Federn der Schüler schnitt.

      »Guten Morgen, Schwester!« sagte heiter Salvator, dem schwächlichen Mädchen die Hand reichend.

      »Guten Morgen, unsere Taube!« antwortete lächelnd Céleste, welche, da sie eines Tags ihre Mutter diesen Namen dem jungen Manne hatte geben hören, in Erinnerung an seinen Eintritt in ihre Arche, wohin er immer nur mit einem Oelzweige kam, ihn so zu nennen fortfuhr.

      »St!« sagte Salvator, indem er seinen Finger aus seine Lippen legte, »ich glaube, ich bringe dem Bruder Justin eine gute Nachricht.«

      »Wie immer,« sprach Schwester Céleste.

      »Wie?« fragte Justin, der gehört und die Stimme von Salvator erkannt hatte.

      Und er lief aus die Schwelle der Klasse.

      Schwester Céleste zog sich zurück.

      »Was gibt es?« rief Justin.

      »Neues!« erwiderte Salvator.

      »Neues?«

      »Ja, und sogar viel.«

      »Ah! mein Gott!« sagte der junge Mann schauernd.

      »Gut!« sprach Salvator, »wenn Sie mit dem Schauern anfangen,

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