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– aus Ursachen, welche durchaus in keinem Zusammenhange mit der Angelegenheit stehen, die uns in diesem Augenblicke beschäftigt, – fand ich in der Tiefe eines Dickichts, am Fuße einer Eiche, in einem Loche, das mein Hund mit der größten Heftigkeit grub, das Skelett eines Kindes, welches man stehend begraben hatte.«

      »Und Sie glauben, es sei das von einem der zwei verschwundenen Kinder?«

      »Das ist mehr als wahrscheinlich.«

      »Doch das andere Kind? denn es war ein Knabe und ein Mädchen.«

      »Das andere Kind glaube ich auch wiedergefunden zu haben.«

      »Immer Dank sei es dem Hunde?«

      »Ja.«

      »Todt oder lebendig?«

      »Lebend, denn es war das Mädchen.«

      »Nun?«

      »Aus diesem doppelten Vorfalle habe ich geschlossen, wenn ich frei handeln könnte, so käme ich vielleicht zur vollständigen Kenntniß des Verbrechens, und diese Kenntniß würde mich unvermeidlich zu der des Verbrechers führen.«

      »Ei! in der That, wenn Sie das Mädchen lebend aufgefunden haben!« rief der General.

      »Lebend, ja!«

      »Die Kleine mußte schon sechs bis sieben Jahre alt sein zur Zeit, wo das Verbrechen begangen wurde.«

      »Sechs Jahre, ja.«

      »Sie könnte sich also erinnern?«

      »Sie erinnert sich.«

      »Nun wohl, also? . . . «

      »Nur erinnert sie sich zu sehr.«

      »Ich verstehe nicht.«

      »Wendet man die Augen des armen Kindes dieser entsetzlichen Katastrophe zu, so verwirrt sich ihr Geist, und sie ist nervösen Krisen preisgegeben, bei denen sie die Vernunft verlieren kann. Von welchem Gewichte soll die Aussage eines Kindes sein, welches man des Irrsinns beschuldigen und mit einem Worte wirklich wahnsinnig machen wird? Ah! ich habe Alles wohl erwogen.«

      »Nun Wohl, nehmen wir den Todten statt des Lebenden. Wenn der Lebende schweigt, vermöchte nicht der Leichnam zu sprechen?«

      »Ja, wenn ich frei handeln könnte.«

      »Was hindert Sie daran? Gehen Sie zum Staatsanwalte, zeigen Sie ihm Alles an; übertragen Sie der Justiz die Aufgabe, das Licht zu finden, das Sie anrufen, und . . . «

      »Ja, und die Polizei wird in einer Nacht die Spuren verschwinden machen, welche am andern Tage die Gerichte suchen werden? Sagte ich Ihnen nicht, die Polizei habe jedes Interesse, diese Beweise zu entfernen, um Herrn Sarranti in der kothigen Sache des Diebstahls und des Mords zu ertränken.«

      »Dann verfolgen Sie diese Angelegenheit durch Sie selbst. Verfolgen wir sie. Sie sagen, Sie könnten zur Wahrheit gelangen, wäre es Ihnen gestattet, frei zu handeln; was hindert Sie, frei zu handeln? Sagen Sie.«

      »Ah! das ist eine ganz andere Sache, nicht minder gewichtig, nicht minder ernst, nicht minder schändlich, als die von Herrn Sarranti.«

      »Es mag sein! lassen Sie uns aber handeln!«

      »Handeln wir! ich verlange nichts Anderes; doch vor Allem . . . «

      »Was?«

      »Finden wir das Mittel, frei das Haus und den Park zu durchsuchen, wo das Verbrechen, – oder vielmehr, wo die Verbrechen begangen worden sind.«

      »Dieses Mittel, ist es möglich, es zu finden?«

      »Ja.«

      »Um welchen Preis?«

      »Um Geld.«

      »Ich habe Ihnen schon gesagt, ich sei ungeheuer reich.«

      »Ja, General, doch das genügt nicht.«

      »Was braucht es noch mehr?«

      »Ein wenig Kühnheit und viel Beharrlichkeit.«

      »Ich habe Ihnen gesagt, ich biete mein Vermögen an: nicht allein mein Vermögen, sondern auch meinen Arm: nicht allein meinen Arm, sondern auch mein Leben, um zu diesem Ziele zu gelangen.«

      »Nun wohl, General, ich glaube, wir fangen an uns zu verstehen,« sprach Salvator.

      Er schaute dann umher und bemerkte, daß der Mond, in seiner Fülle aus den Maulbeerfeigenbaum fallend, an den er angelehnt war, ihn und den General scharf beleuchtete.

      »Kommen Sie unter den Schatten der Bäume, General,« sagte er, »denn wir haben von Dingen zu sprechen, wobei wir unser Leben nicht nur auf dem Schaffot, sondern am Saume eines Waldes, an der Ecke einer Mauer riskieren. Wir haben es diesmal zugleich mit der Polizei als Verschwörer und mit Elenden als Ehrenmänner zu thun.«

      Hiernach zog Salvator Herrn Lebastard de Prémont wirklich an den Ort des Gehölzes fort, wo der Schatten dichter war.

      Der General überließ dem jungen Manne die Sorge, einen forschenden Blick umherzuwerfen: er gab ihm Zeit, aus das geringste Geräusch zu horchen, das zu seinem Ohre gelangte: sodann, als er ihn beinahe beruhigt sah, sagte er:

      »Sprechen Sie.«

      »Nun wohl, General,« erwiderte Salvator, »man müßte sich vor Allem vollkommen zum Herrn von Schloß und Park Viry machen.«

      »Nichts kann leichter sein.«

      »Wie so?«

      »Allerdings: man braucht nur Beides zukaufen.«

      »Leider, General, ist es nicht zu verkaufen.«

      »Gibt es etwas, was nicht zu verkaufen ist?«

      »Ah! ja, General: gerade dieser Park und dieses Haus.«

      »Warum?«

      »Weil sie als Windschirm, als Zufluchtfort, als Schutzdach bei einem Verbrechen dienen, das fast eben so monstruos, als das ist, für welches wir den Beweis suchen.«

      »Dieses Haus ist also bewohnt?«

      »Von einem allmächtigen Menschen.«

      »Allmächtig als politische Stellung?«

      »Nein, als religiöse Affiliirung, was noch viel solider ist!«

      »Und wie heißt dieser Mensch?«

      »Graf Lorédan von Valgeneuse.«

      »Warten Sie,« sagte der General, indem er sein Kinn auf seine Hand stützte, »ich kenne diesen Namen . . . «

      »Das ist in der That wahrscheinlich, da dieser Name einer der bekanntesten der französischen Aristokratie ist.«

      »Doch wenn ich ein gutes Gedächtniß habe,« sagte der General, seine Erinnerungen zurückrufend, »so war der Marquis von Valgeneuse, der, welchen ich gekannt habe, ein höchst ehrenwerther Mann.«

      »Oh! ja, der Marquis,« rief Salvator, »das ist das edelste Herz, die redlichste Seele, die ich je gekannt habe!«

      »Ah!« fragte der General. »Sie haben ihn auch gekannt, mein Herr?«

      »Ja,« antwortete einfach Salvator; »doch es ist nicht von ihm die Rede.«

      »Vom Grafen also . . . Ich werde von ihm nicht sagen, was ich von seinem Bruder sagte.«

      Salvator schwieg, als wollte er seine Meinung in Betreff des Grafen von Valgeneuse nicht ausdrücken.

      Der General fuhr fort:

      »Was ist aus dem Marquis geworden?«

      »Er ist gestorben,« antwortete Salvator, schmerzlich das Haupt neigend.

      »Er ist gestorben?«

      »Ja, General . . . plötzlich . . . an einem Schlaganfalle.«

      »Er hatte aber einen Sohn . . . einen natürlichen Sohn, glaube ich?«

      »So ist es.«

      »Was ist aus diesem Sohne geworden?«

      »Gestorben, ein Jahr nach seinem

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