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mit ihm! Nieder mit ihm!«

      Der Krieg war erklärt.

      Ein Theil der Menge drängte sich zu dem großen Thore hinein, um Don Clemente von innen anzugreifen; andere legten eine Leiter an das Fenster und begannen dieselbe zu ersteigen.

      Don Clemente feuerte seinen zweiten Schuß aufs Gerathewohl mitten unter die Menge hinein. Ein Mann stürzte.

      Dies hieß von Seiten des unklugen jungen Mannes auf alle Schonung verzichten. Es blieb ihm nun nichts weiter übrig, als sein Leben so theuer als möglich zu verkaufen.

      Mit einem Kolbenschlag empfing er den Ersten, dessen Kopf über den unteren Theil des Fensters emportauchte.

      Der Getroffene breitete die Arme aus und stürzte rücklings hinunter.

      Don Clemente warf nun die Flinte, deren Schaft von der Gewalt des geführten Schlages zerbrochen war, in das Zimmer, nahm in jede Hand ein Pistol und die beiden ersten Angreifer, welche nun sich zeigten, erhielten der eine eine Kugel in den Kopf, der andere eine in die Brust.

      Beide stürzten nach außen und blieben regungslos auf dem Pflaster liegen. Das Wuthgeschrei verdoppelte sich und man eilte von allen Seiten herbei, um den Angreifern Beistand zu leisten.

      In diesem Augenblick hörte Clemente Filomarino die Eingangsthür krachen und Tritte sich dem Zimmer nähern. Er eilte nach der Thür und verriegelte dieselbe.

      Es war dies eine sehr schwache Schutzwehr gegen den Tod. Er hatte nicht Zeit gehabt, seine Pistolen wieder zu laden und seine Doppelflinte war zerbrochen. Es blieb ihm aber noch der Lauf mit den beiden Schlössern, dessen er sich wie einer Keule bedienen konnte; es blieben ihm auch noch seine beiden Stoßdegen.

      Er nahm letztere von der Wand, legte sie hinter sich auf einen Stuhl, hob den Lauf der Doppelflinte auf und beschloß, sich bis aufs Aeußerte zu vertheidigen.

      Ein neuer Angreifer erschien am Fenster und der Flintenlauf schmetterte auf ihn herab. Hätte er den Kopf getroffen, so hätte er denselben gespalten, durch eine rasche Bewegung aber rettete der Mann seinen Schädel und empfing den Keulenschlag auf die Schulter.

      Zugleich packte er die Flinte und klammerte sich mit beiden Händen an die hervorragenden Theile, Bügel und Schlösser, an.

      Don Clemente sah, daß er einen Kampf auszuhalten haben würde, während dessen man die Thür einschlagen konnte. Er ließ daher die Waffe in dem Augenblick los, wo sein Gegner sich auf Widerstand gefaßt machte, und da nun mit einem Mal der Stützpunkt fehlte, so stürzte der Mann rücklings hinunter, Don Clemente aber verlor gleichzeitig seine furchtbarste Waffe.

      Rasch ergriff er nun seinen Degen. Ein furchtbares Krachen ließ sich hören und das Eisen eines Beiles drang durch das schwache Holz der Thür seines Zimmers.

      In den Augenblick, wo das Eisen sich zurückzog, um einen zweiten Hieb zu thun, führte der junge Mann einen raschen kräftigen Stoß durch die Oeffnung, welche das Beil gemacht hatte.

      Er hörte einen lauten Fluch.

      »Getroffen!«, sagte er mit dem grimmigen Gelächter, welches in dem Frohlocken der Rache diejenigen hören lassen, welche nichts weiter zu hoffen haben, als zu sterben, indem sie ihren Feinden noch so viel Schlimmes als möglich zufügen.

      Das Getöse von dem Sturz eines schweren Körpers ließ sich hinter ihm hören.

      Ein Mann war eben mit einem Dolch in der Hand von dem Balcon in das Zimmer hereingesprungen.

      Die dünne Klinge des Degens kreuzte sich mit dem Dolch gleich einem Blitz. Der Mann stieß einen Seufzer aus und brach zusammen. Das Eisen war ihm sechs Zoll lang zwischen den Schultern herausgedrungen.

      Ein zweiter Axthieb zertrümmerte die Thür. Don Clemente wollte eben einen neuen Gegnern die Spitze bieten, als er eine Menge Papiere und Bücher von oben kommend durch die Luft fliegen und auf die Straße herabfallen sah.

      Er begriff, daß die Wüthenden in die zweite Etage hinaufgestiegen waren, die Thür des Zimmers seines Bruders eingeschlagen, oder da dieser sie vielleicht in seiner Eile, sich zu Dura zu begeben, offen gelassen hatte, und da diese Papiere die Autographen, die Bücher, die Elzeviers des Herzogs Della Torre waren, welche diese Elenden in ihrer Unbekanntschaft mit den Schätzen, welche sie hier dem Verderben preisgaben, zum Fenster hinauswarfen.

      Durch einen Steinwurf verwundet, hatte er ein Wuthgeschrei ausgestoßen, beim Anblick dieser Entweihung ließ er einen Schmerzensruf hören.

      Sein Bruder! ein armer Bruder! Wie groß mußte seine Verzweiflung sein, wenn er nach Hause kam!

      Don Clemente vergaß seine Gefahr. Er vergaß, daß, wenn der Herzog Della Torre nach Hause käme, derselbe wahrscheinlich einen ganz andern Verlust zu beklagen haben würde, als den seiner Autographen und seiner Elzeviers. Er sah nur diesen Abgrund, den er seinem Leben durch seine eigene Unklugheit in dem Augenblick geöffnet, wo er es am wenigsten erwartet, und einen Abgrund, welcher in einem Augenblick dreißig lange Jahre unaufhörlicher Bemühungen und angestrengter Forschungen verschlang, und seine Wuth verdoppelte sich gegen diese Vandalen, welche sich nicht mit der an der Person geübten Rache begnügten, sondern dieselbe auch auf leblose Gegenstände erstreckten, welche sie, ohne ihren Werth zu kennen, aus blinder Vernichtungswuth zerstörten.

      Einen Augenblick lang gedachte er mit seinen Feinden zu unterhandeln, sich ihnen auszuliefern und seinen Tod zum Lösegeld für die einem Bruder so theuern Bücher und Handschriften zu machen.

      Bei dem Anblick dieser Gesichter aber, in welchen Wuth und Dummheit um die Herrschaft stritten, begriff er daß diese Menschen, überzeugt, daß er ihnen nicht entrinnen könne, mit ihm nicht unterhandeln, sondern daß er, wenn er sie auf den Werth der Gegenstände, die er retten wollte, aufmerksam machte, die Rettung derselben weniger wahrscheinlich machen würde, als wenn er nichts davon erwähnte.

      Er beschloß daher nichts zu verlangen, und da sein Tod gewiß war, da nichts ihn retten konnte, diesen Tod durch eine verzweifelte Anstrengung blos leichter und schneller herbeizuführen.

      Wenn er todt war, so trieben seine Feinde ihre Rache vielleicht nicht weiter.

      Es blieb Don Clemente sonach weiter nichts übrig, als seine Lage kaltblütig zu überdenken und vom Gesichtspunkte der Rache aus den bestmöglichen Entschluß zu fassen.

      Das Fenster schien als zu gefährlich für jede Annäherung aufgegeben zu sein.

      Er eilte hin.

      Dreitausend Lazzaroni vielleicht bedeckten den Kai. Zum Glück hatte keiner von ihnen eine Schußwaffe. Don Clemente konnte daher zum Fenster hinaussehen.

      Unter dem Fenster bauten einige der Rachgierigen einen ungeheuren Haufen Holz auf, welches man von dem Strande holte, der an der Stelle, von welcher wir sprechen, einen riesigen Holzhof bildet, auf welchem Brennhölzer sowohl als Bauhölzer liegen, während Andere unter diesen nach Art eines Scheiterhaufens aufgethürmten Holzhaufen die Bücher und Papiere hineinstopften, welche ihnen die Zerstörer noch fortwährend aus dem Fenster des zweiten Stockwerkes zuwarfen und welche zum Anzünden dienen sollten.

      Im Innern des Hauses war die Thür nun nahe daran, den Anstrengungen der Angreifer und ganz besonders den Axthieben des Mannes in der weißen Jacke nachzugeben.

      Höchstens noch zehn Sekunden konnte sie halten.

      Mit Geistesgegenwart und sicherer Hand war dies ungefähr die Zeit, welche Don Clemente brauchte, um seine Pistolen wieder zu laden.

      Man weiß, mit welcher Schnelligkeit die Pistolen geladen werden können, wo die Kugel unmittelbar auf das Pulver zu sitzen kommt.

      Eben waren die Pistolen geladen und mit Zündkraut versehen, als die Thüre wich.

      Eine Flut von Feinden ergoß sich in das Zimmer. Die zwei Schüsse krachten gleichzeitig und zwei Feinde wälzten sich in ihrem Blut.

      Don Clemente drehte sich um und wollte zu den Degen greifen, ehe er aber noch Zeit hatte, die Hände nach denselben auszustrecken, sah er sich buchstäblich in Messer und Dolche eingehüllt.

      Er stand im Begriff, von zwanzig Stößen gleichzeitig durchbohrt zu werden

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