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kaum andere Autos auf der Straße und die einzigen Lichter, die man sah, waren die Straßenlampen entlang der Hauptstraße und ein paar Neon Anzeigen in den Fenstern der Bars und dem Ort, den sie suchte, das Motel der Stadt.

      Belton hatte gerade über zweitausend Einwohner. Hauptsächlich waren es Bauern und Textilarbeiter. Kleine Geschäfte waren das Herz des Ortes, denn kein größeres Unternehmen traute sich, in diesem Staat zu investieren. Als sie klein war, hatte McDonalds, ein Arbys und ein Wendys versucht, auf der Hauptstraße zu bestehen, aber alle waren innerhalb von drei Jahren pleite.

      Sie buchte sich ein Zimmer, nachdem sie einen lüsternen Blick von dem alten Angestellten am Empfang bekommen hatte. Mit ihrer einzigen Tasche, die sie nicht auspackte und der Tag, der sie geschafft hatte, rief sie Ellington an, ehe sie das Licht ausmachte. Immer eifrig antwortete er beim zweiten Klingeln. Er hörte sich genauso müde an, wie sie sich fühlte.

      “Ich habe es geschafft”, sagte sie und hielt sich nicht mit Hallo auf.

      “Gut”, antwortete Ellington. “Wie gehts dir?”

      “Ein wenig verstört. Es ist ein merkwürdiger Ort zum Besuchen im Dunkeln, glaube ich.”

      “Glaubst du immer noch, dass das richtig war?”

      “Ja. Du?”

      “Ich weiß nicht. Ich hatte Zeit darüber nachzudenken. Vielleicht hätte ich mitkommen sollen. Es ist mehr als nur ein Fall für dich. Du versuchst auch, ein wenig von deiner Vergangenheit hinter dich zu bringen. Und wenn ich dich liebe, was ich tue, sollte ich für dich da sein.”

      “Aber Arbeit geht vor”, sagte sie. “Du musst zuerst ein guter Agent sein.”

      “Ja. Das sage ich mir auch. Du hörst dich todmüde an, Mac. Geh schlafen. Falls du noch alleine schlafen kannst.”

      Sie grinste. Es war jetzt schon fast drei Monate her, seitdem sie begonnen hatten, regelmäßig das Bett zu teilen. “Hör dich mal selber an”, antwortete sie. “Der ältere Angestellte am Empfang hat ein Auge auf mich geworfen”

      “Schütz dich”, sagte Ellington mit einem Kichern. “Gute Nacht.”

      Mackenzie legte auf und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Sie schlief über der Decke, weil sie sich weigerte, das Risiko einzugehen, die Laken eines Motels in Belton zurückzuziehen. Sie dachte, es würde ewig dauern, bis sie einschlief, aber die Einsamkeit und Ruhe der Stadt vor dem Fenster ließen ihr genug Zeit sich richtig zu beruhigen und sich vom Schlaf übermannen zu lassen und einzuschlafen.

      ***

      Ihr innerer Wecker weckte sie um 5:45 Uhr, aber sie ignorierte es und schloss ihre Augen wieder. Sie hatte keinen Terminplan, der sie zwang, aufzustehen und außerdem konnte sie sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal ausschlafen konnte. Sie schlief wieder ein, und als sie aufwachte, war es 7:28 Uhr. Sie stand auf, duschte und zog sich an. Um acht war sie aus der Tür und sofort auf der Suche nach Kaffee.

      Sie nahm sich einen Becher mit einem Wurstkuchen an einem kleinen Diner mit, der dort schon stand, solange sie sich erinnern konnte. Sie war häufig mit ihren Freunden von der High School dort gewesen, sie hatten Milkshakes geschlürft, bis der Laden abends um neun zu machte. Jetzt schien der Ort wie eine fettige Müllkippe, ein Schandfleck wie sie sich aus ihren Jugendjahren erinnerte.

      Aber der Kaffee war gut und dunkel, die geeignete Sorte von Benzin, der sie den Highway 6 herunterdrückte in Richtung eines Stückes Land, wo sie einmal gelebt hatte. Als sie sich näherte, merkte sie, dass sie sich leicht daran erinnerte, als sie das letzte Mal hier gewesen war. Sie war in Begleitung von Kirk Peterson gewesen, der jetzt aufgewühlte Privatdetektiv, der über den Fall ihres Vaters gestolpert war, als Jimmy Scott getötet wurde.

      Als das Haus in Sicht kam, als sie die Einfahrt hinauffuhr, war sie nicht überrascht bei dem, was sie sah. Ein verfallenes Dach schien drohend die gesamte Rückwand zu Fall zu bringen. Das Unkraut um den Platz wucherte und die Vorderveranda sah aus wie aus einem Horrorfilm.

      Das Nachbarhaus war ebenfalls leer. Es schien passend, dass nichts außer Wald an beiden Seiten des Hauses war. Vielleicht würde eines Tages der Wald bis hier herreichen und das alte vernachlässigte Haus verschlucken.

      Würde mich nicht stören, dachte Mackenzie.

      Sie parkte ihr Auto in der geisterhaften Einfahrt und trat in den Morgen hinaus. Mit dem Highway hinter ihr und den Wäldern vor ihr, war der Ort ruhig und gelassen. Sie konnte die Vögel in den Bäumen singen hören und das Ticken des Motors, als er abkühlte. Sie ging durch die Stille, direkt zur Vordertür. Sie lächelte, als sie sah, dass sie eingetreten worden war. Sie erinnerte sich daran, als sie mit Peterson hier war. Sie erinnerte sich auch an die kranke Art von Zufriedenheit, die von der Tat kam.

      Innen war es genauso wie vor einem Jahr. Keine Möbel, keine Habseligkeiten, gar nichts. Risse in den Wänden, Schimmel auf dem Teppich, der Geruch von Alter und Verwahrlosung. Hier gab es nichts für sie. Nichts Neues.

      Warum zum Teufel bin ich also hier?

      Sie kannte die Antwort. Sie kannte sie, weil sie wusste, es wäre das letzte Mal, dass sie es sah. Nach dieser Reise würde sie sich nie wieder erlauben, sich von diesem verdammten Haus belästigen zu lassen. Nicht in ihren Erinnerungen, nicht in ihren Träumen und sicherlich auch nicht in ihrer Zukunft.

      Sie ging langsam durchs Haus in jedes Zimmer. Das Wohnzimmer, wo sie und ihre Schwester die Simpsons gesehen hatten und besessen von The X-Files waren. Die Küche, wo ihre Mutter selten etwas Gutes serviert hatte außer Lasagne, für das sie ein Rezept auf einer Pastapackung gefunden hatte. Ihr Schlafzimmer, wo sie zum ersten Mal einen Jungen geküsst und wo sie sich zum ersten Mal von einem Jungen hatte ausziehen lassen. Es waren Quadrate an ihrer Wand zu sehen, die sich leicht vom Rest der Farbe abhoben; hier hatten ihr Nine Inch Nails, Nirvana und Pj Harvey Poster gehangen.

      Das Badezimmer, wo sie ein wenig geweint hatte, nachdem sie das erste Mal ihre Periode bekommen hatte. Der winzige Waschraum, wo sie versucht hatte, den Geruch von ausgespucktem Bier von ihrer Bluse zu bekommen, als sie einmal spät nachts im Alter von fünfzehn nach Hause gekommen war.

      Dann am Ende des Flurs lag das Zimmer ihrer Eltern – das Zimmer, dass ihre Träume schon so lange verfolgte. Die Tür stand offen, der Raum wartete auf sie. Sie musste nicht einmal den Raum betreten. Sie stand an der Tür, ihre Arme über ihrer Brust verschränkt, während sie hineinschaute. Mit der Morgensonne, die durch die rissigen und staubigen Fenster hereinkam, hatte das Zimmer eine ätherische Qualität. Es war leicht sich diesen Platz als Spukort oder verflucht vorzustellen. Aber beides stimmte nicht. Ein Mann war in diesem Zimmer gestorben, sein Blut war noch auf dem Teppich. Aber dasselbe galt für zahlreiche andere Zimmer auf der Welt. Dieses hier war nicht anders, als alle anderen. Warum also war das für sie so schwerwiegend?

      Du glaubst, du bist stark und stur sprach ein klügerer Teil in ihr. Aber wenn du dieses Mal den Fall nicht löst, wird dieses Zimmer dich immer verfolgen. Du kannst dich auch gleich auf den Boden schmeißen und eine Zelle darum bauen.

      Sie verließ den Flur und ging hinaus. Sie ging zur Rückseite des Hauses, wo sich der einzige Eingang zum Keller befand. Sie fand die alte Tür schief im Rahmen hängend, und leicht zu öffnen. Sie ging hinein und schrie fast auf, beim Anblick einer grünen Schlange, die in eine der Ecken glitt. Sie kicherte über sich selbst und trat in den staubigen Raum. Es roch nach alter Erde und seltsamen, sauren Dingen. Es war ein vergessener Ort mit Spinnenweben und Staub, der sich überall gesammelt hatte. Dreck, Staub, Schimmel, Fäule. Es war schwer, sich vorzustellen, dass sie aufgeregt war, wenn sie sich hier hereingeschlichen hatte, wo ihr Vater den Rasenmäher und die Motorsense aufbewahrte, wo ihre Mutter all die leeren Mason Krüge aufbewahrte, für ihre Marmeladen und Gelees.

      Überwältigt von Erinnerungen und dem ranzigen Geruch ging Mackenzie wieder hinaus. Sie ging zum Auto, aber konnte dennoch nicht fahren. Wie ein gelangweilter Geist ging sie noch einmal hinein, um den Ort noch einmal zu sehen. Sie ging zum Ende des Flurs, zum Schlafzimmer ihrer Eltern.

      Sie starrte in das Zimmer und begann langsam zu verstehen, welchen Weg sie gehen musste. Sie

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