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sie Amy Lucas nicht persönlich kannte, erinnerte sie sich an das Haus. Der besagte Cadillac war aus den Sechzigern. Es stand schon wer weiß wie lange auf den Blöcken. Mackenzie konnte sich daran erinnern, ihn schon in ihrer Zeit in Belton gesehen zu haben.

      “Was ist mit ihr?”, fragte Mackenzie.

      “Ihre Mutter und Amy waren einmal unzertrennlich. Amy hat ihren Ehemann vor drei Jahren an den Krebs verloren. Seitdem war sie nicht mehr die feste Größte in der Stadt, wie früher. Aber ich erinnere mich daran, dass sie und Ihre Mutter immer zusammengehangen haben. Sie waren immer in einer Bar oder spielten Karten auf Amys Vorderveranda.”

      Als wenn Herr Atkins irgendwo einen Schalter umgelegt hatte, erinnerte Mackenzie sich plötzlich wieder an mehr als vorher. Sie konnte Amy Lucas Gesicht schon fast vor sich sehen, noch hervorgehoben mit einer Zigarette, die zwischen ihren Lippen steckte. Sie ist die Freundin über die Mama und Papa immer so viel gestritten haben, dachte Mackenzie. An den Nächten kam Mama betrunken nach Hause oder war einfach nicht da an einem Samstag, sie war bei Amy. Ich war zu jung, um darüber überhaupt darüber nachzudenken.

      “Wissen Sie, wo sie arbeitet?”, fragte Mackenzie.

      “Nirgendwo. Ich wette, sie ist jetzt zu Hause. Seit ihr Mann gestorben ist, ist sie zum Stubenhocker geworden. Sie sitzt einfach zu Hause und bläst Trübsal. Aber bitte … wenn Sie dort hingehen, dann lassen Sie sie um Himmels willen nicht wissen, dass ich sie geschickt habe.”

      “Das werde ich nicht. Vielen Dank, Herr Atkins.”

      “Sicherlich. Ich hoffe, Sie finden, nach was immer Sie suchen.”

      “Das hoffe ich auch.”

      Sie ging wieder hinaus und zum Auto. Sie schaute den ruhigen Abschnitt der Hauptstraße hoch und runter und fragte sich: Was genau suche ich?

      Sie stieg ins Auto und fuhr zur Dublin Straße, hoffte, dass sie dort irgendeine Art von Antwort finden würde.

      KAPITEL SECHS

      Die Dublin Straße war ein zweispuriger Asphaltstreifen, der sich durch den Wald schlängelte. Bäume standen an beiden Seiten der Straße und eskortierten Mackenzie zu Amy Lucas Wohnung. Sie fühlte sich, als wenn sie durch die Zeit reiste, besonders als sie zum Haus kam und den alten Cadillac sah, der am Ende der kiesigen Einfahrt auf den Blöcken stand.

      Sie parkte hinter dem einzigen Auto in der Auffahrt, einem neueren Honda und stieg aus. Als sie auf die Veranda trat, dachte sie daran, dass Herr Atkins ihr erzählt hatte, dass ihre Mutter und Amy hier immer Karten gespielt hatten. Das Wissen, das ihre Mutter einmal die Veranda besetzt hatte, schickte einen kleinen Schauer über ihren Rücken.

      Mackenzie klopfte an die Tür und sie wurde sofort geöffnet. Die Frau, die auf der anderen Seite stand, war ein Geist der Erinnerungen, die Mackenzie hatte. Amy Lucas schien in ihren Fünfzigern zu sein und hatte die Art von Augen, die immer argwöhnisch jemandem gegenüber zu sein schienen. Das meiste ihres braunen Haares, war bereits grau geworden. Es war zurückgebunden, und gab eine Stirn frei, die voll mit Aknenarben war. Sie hatte eine Zigarette zwischen den Fingern ihrer rechten Hand, der Rauch schwebte zurück ins Haus.

      “Frau Lucas?”, fragte Mackenzie. “Amy Lucas?”

      “Das bin ich”, sagte sie. “Wer sind Sie?”

      Mackenzie zeigt ihr Abzeichen und ging durch die wiederkehrende Routine. “Mackenzie White vom FBI. Ich habe gehofft, ich könnte Ihnen –“

      “Mac! Ach du meine Güte! Was machen Sie in der Stadt?”

      Die Tatsache, dass die Frau sich anscheinend an sie erinnerte, überraschte Mackenzie ein wenig, aber sie schaffte es, ihre Haltung zu bewahren. “Ich arbeite im Moment an einem Fall und hoffte, Sie könnten mir helfen.”

      “Ich?” Sie lachte die Art von Lachen, das vor langer Zeit schon das Geräusch von unzähligen Zigaretten die gegen ihre Lungen arbeiteten, geworden war.

      “Naja, es geht um den Fall meines Vaters. Und um ehrlich zu sein, haben Mom und ich nicht mehr die beste Beziehung. Ich hoffte, Sie können mir vielleicht helfen, ein wenig Licht in die Dinge zu bringen.”

      Diese argwöhnischen Augen verengten sich einen Moment, ehe Amy nickte und zur Seite trat. “Kommen Sie rein”, sagte sie.

      Mackenzie ging hinein und der Gestank des Zigarettenrauchs wehte ihr ins Gesicht. Es war schon fast, wie eine sichtbare Wolke die im Haus hing. Amy führte sie durch einen kleinen Flur und in das Wohnzimmer, wo sie in einem alten, zerlumpten Sessel Platz nahm.

      Mackenzie setzte sich auf die Ecke eines Sofas an der Wand und gab sich Mühe die Tatsache zu verstecken, dass sie versuchte, nicht von dem ganzen Zigarettengestank zu husten.

      “Ich habe das mit Ihrem Ehemann gehört”, sagte Mackenzie. “Mein Beileid.”

      “Ja, es war ein trauriger Tag, aber wir wussten, dass das kommt. Krebs kann so gemein sein. Aber … er war bereit zu gehen. Der Schmerz war so schlimm am Ende.”

      Es gab keinen leichten Übergang und da Mackenzie diese Art von Gespräch nicht als ihre Stärke bezeichnete, gab sie sich Mühe direkt zum Punkt zu kommen, ohne dabei unhöflich zu erscheinen.

      “Also ich bin zurück in die Stadt gekommen, um mehr Einzelheiten über den Mord an meinem Vater herauszufinden. Der Fall war lange Zeit stillgelegt, aber eine Reihe von Morden woanders im Staat, haben uns wieder darauf zurückgeführt. Ich wollte zu Ihnen kommen, weil Sie meiner Mutter sehr nahe gestanden haben. Ich habe mich gefragt, ob Sie mir etwas über den Zustand sagen können, in dem sie sich vor und nach dem Tod meines Vaters befunden hatte.”

      Amy nahm einen Zug von ihrer Zigarette und lehnte sich in ihren Stuhl. Sie sah nicht länger argwöhnisch aus, sondern ein wenig traurig.

      “Verdammt, ich vermisse Ihre Mutter. Wie geht’s ihr?”

      “Ich weiß es nicht”, antwortete Mackenzie. “Wir haben seit über einem Jahr nicht mehr miteinander gesprochen. Es gibt ein paar ungelöste Themen, wie Sie sich vorstellen können.”

      Amy nickte. “Ist sie jemals aus diesem … Heim herausgekommen?”

      Sie meint die Psychiatrie, dachte Mackenzie. “Ja. Und dann hat sie sich irgendwo eine Wohnung gemietet und ihr eigenes Leben gelebt. Sie hat mich und Stefanie quasi einfach zurückgelassen.”

      “Als Ihr Vater gestorben ist, war das sehr schwer für sie”, erklärte Amy. “Die Tatsache, dass sie dort war auf dem Sofa, als es passiert ist – hat sie verrückt gemacht.”

      Ja, das hat mich auch ziemlich aufgewühlt, dachte Mackenzie. “Ja, wir waren alle da. Hat Mom je etwas über diese Nacht erzählt? Vielleicht Dinge, die Sie gesehen oder gehört hat?”

      “Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß, dass sie von der Idee besessen war, dass die Tür aufgewesen sein muss – dass die Person die reingekommen ist und Ihren Vater getötet hat, einfach ins Haus gegangen ist. Es hat sie verrückt gemacht, dass es auch dich oder deine Schwester hätte treffen können.”

      “Und genau darum geht es”, sagte Mackenzie. “Allen anderen wurde nichts angetan. Der Mörder hatte nur meinen Vater gewollt. Hat meine Mutter jemals Dinge mit Ihnen über meinen Vater geteilt, von denen sie dachten, dass sie merkwürdig waren? Vielleicht Gründe, warum jemand ihn töten wollte?”

      “Ehrlich gesagt, hat Ihre Mutter immer nur davon gesprochen, wie scharf er in dieser Polizei Uniform aussah. Er war am Ende Kriminalbeamter oder?”

      “Okay. Also … hat meiner Mutter die Tatsache gefallen, dass er ein Polizist war oder hat sie das nervös gemacht?”

      “Beides, glaube ich. Sie war sehr stolz auf ihn, aber sie war auch sehr besorgt. Deswegen hat sie so viel getrunken. Sie war immer besorgt, dass er verletzt werden könnte und das Trinken war ihre Art, mit dem Stress umzugehen.”

      “Ich verstehe …”

      “Hören

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