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musste sie nachforschen.

      Sie würde das auf den Straßen machen, vor denen sie als Teenager Angst hatte, dass sie ihnen nie entkommen können würde.

      ***

      Sie war so entfernt von Belton gewesen, als sie es geschafft hatte, als dreiundzwanzigjährige einen Job bei der Staatspolizei zu bekommen, dass sie mit den Jahren immer weniger Ahnung hatte, was in der Stadt passiert war. Sie hatte keine Ahnung, welche Geschäfte noch offen waren. Sie hatte auch keine Ahnung, wer gestorben war und wer es geschafft hatte, bis ins hohe Alter zu leben.

      Klar, sie lebte mehr als zwölf Jahre nicht mehr in Belton, aber ein einziges Jahr hatte eine lustige Art, Chaos in einer so kleinen Stadt anzurichten – sei es finanziell, immobilienmäßig oder Verstorbene. Aber sie wusste auch, dass kleine Städte in ihren Traditionen verwurzelt waren. Und deswegen fuhr Mackenzie zum einheimischen Hofladen am östlichen Ende der Stadt.

      Der Laden hieß Atkins Farm und Traktor Versorgung. Und früher, noch ehe Mackenzie geboren worden war, war es das Geschäftszentrum der Stadt gewesen. Das war eine der Geschichten, die ihr Vater ihr erzählt hatte. Jetzt war es eher ein Geist von sich selbst. Als Mackenzie ein Kind gewesen war, hatte der Ort jede Art von Weizen angeboten, die ein Bauer wollte (spezialisiert auf Korn wie die meisten Läden in Nebraska). Es hatte auch kleine landwirtschaftliche Geräte, Zubehör und Haushaltswaren verkauft.

      Als sie fünfzehn Minuten später, nachdem sie auf der Türschwelle zu dem Raum gestanden hatte, in dem ihr Vater gestorben war, hineinging, taten Mackenzie die Besitzer schon fast leid. Das ganze Hintere des Ladens, das einmal Weizen und Gartenzubehör enthalten hatte, war entfernt worden. Jetzt stand dort ein alter Billardtisch. Hinsichtlich des Ladens selbst boten sie immer noch Getreide an, aber die Auswahl war nicht wirklich erwähnenswert. Der größte Bereich des Ladens war ein Schaukasten von Blumen und Pflanzensamen. Ein kleiner Kühlschrank im hinteren Bereich enthielt Fischköder (Elritzen und Nachtkriecher, laut dem selbstgemalten Zeichen), während die Vordertheke vor einer sehr staubigen Auslage mit Angelruten und Angelboxen stand.

      Zwei ältere Männer standen hinter der Theke. Einer rührte in einem Kaffeebecher, während der andere durch ein Lieferantenbuch blätterte. Sie näherte sich der Theke und war sich nicht sicher, wie sie das angehen sollte: die Einheimische, die nach langer Abwesenheit zurückkehrte oder eine FBI-Agentin, die nach Fakten an einem alten Fall suchte. Sie entschloss sich schließlich, es spontan zu entscheiden. Beide Männer sahen sie gleichzeitig an, als sie nur noch ein paar Schritte von der Theke entfernt war. Sie erkannte beide Männer von den Jahren, die sie in Belton gelebt hatte, aber sie kannte nur den Namen des Mannes, der durch den Katalog blätterte.

      “Herr Atkins?”, fragte sie und wusste sofort, dass sie beide Rollen spielen konnte und ehrliche Informationen bekommen würde – wenn es welche gab.

      Der Mann mit dem Katalog in seiner Hand schaute sie an. Wendell Atkins war zwölf Jahre älter als Mackenzie ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber er sah aus, als wenn er mindestens zwanzig Jahre älter geworden war. Mackenzie nahm an, dass er jetzt mindestens siebzig Jahre alt sein musste.

      Er lächelte sie an und legte seinen Kopf zur Seite. “Sie sehen bekannt aus, aber mir fällt Ihr Name nicht ein”, sagte er. “Am besten sagen Sie ihn mir, sonst stehe ich hier und überlege den ganzen Tag.”

      “Ich bin Mackenzie White. Ich bin hier in Belton aufgewachsen, bis ich achtzehn war.”

      “White …. War Ihre Mutter Patricia?”

      “Ja, Sir. Das ist meine Mutter.”

      “Meine Güte”, sagte Atkins. “Ich habe Sie ewig nicht gesehen. Das letzte, was ich gehört habe, war dass Sie für die Staatspolizei oder so arbeiten, stimmt’s?”

      “Ich habe eine Weile als Detektivin gearbeitet”, erwiderte sie. “Aber jetzt bin ich in Washington, DC. Ich arbeite jetzt für das FBI.”

      Sie lächelte innerlich, weil sie wusste, dass innerhalb einer Stunde, nachdem sie hier raus wäre, Wendell Atkins jedem, den er kannte, von dem Besuch von Mackenzie White erzählen würde. Das Mädchen, das nach DC abgehauen und Bundesagentin geworden war. Und wenn das die Runde machte, dann nahm sie an, dass die Menschen darüber diskutieren würden, was mit ihrem Vater passiert war. In kleineren Städten wurden so typischerweise Informationen übertragen.

      “Ist das so?”, sagte Atkins. Sogar sein Freund schaute jetzt von seinem Kaffeebecher hoch und sah interessiert aus.

      “Ja, Sir. Und deswegen bin ich auch hier. Ich bin nach Belton gekommen, um mir einen alten Fall anzuschauen. Den Fall meines Vaters, um genau zu sein.”

      “Oh nein”, sagte Aktins. “Das stimmt ... sie haben nie herausgefunden, wer das getan hat, oder?”

      “Nein, haben sie nicht. Und in letzter Zeit hat es in Omaha Morde gegeben, von denen wir annehmen, dass sie mit meinem Vater verbunden sind. Jetzt bin ich hier hergekommen, weil ich, um ehrlich zu sein, mich daran erinnern kann, dass Dad manchmal hier hergekommen ist, als ich jung war. Es war die Art von Ort, wo die Männer herumsaßen und Kaffee tranken und belangloses Zeug redeten, oder?”

      “Das stimmt … obwohl wir nicht immer Kaffee getrunken haben”, sagte Wendell mit einem kratzigen kleinen Kichern.

      “Ich habe mich gefragt, ob Sie mir irgendetwas sagen können, an dass Sie sich erinnern gehört zu haben, nachdem mein Vater getötet worden war. Auch wenn Sie glauben, dass es nur Gerüchte oder Klatsch ist, würde ich es gerne wissen.”

      “Naja, Agentin White”, sagte er mit guter Laune, “ich hasse es zu sagen, dass einiges davon nicht zu angenehm ist.”

      “Das erwarte ich auch nicht.”

      Atkins machte ein unangenehmes Geräusch in seiner Kehle, während er sich leicht über die Theke lehnte. Sein Freund schien zu spüren, dass ein merkwürdiges Gespräch aufkam; er nahm seinen Kaffeebecher und verschwand hinter die Reihen von Inventar und Angelzubehör hinter der Theke.

      “Einige sagen, es war Ihre Mutter”, sagte Atkins. “Und das erzähle ich Ihnen nur, weil Sie gefragt haben. Ansonsten würde ich so etwas nicht sagen.”

      “Das ist okay, Herr Atkins.”

      “Man sagt, dass sie es wie einen Mord aussehen lassen hat. Tatsache ist … naja, dass sie eine Art Zusammenbruch danach hatte, schien ein wenig zu überzeugend für einige Leute.”

      Mackenzie konnte sich nicht einmal aufregen bei der Anschuldigung. Sie hatte diese Theorie schon selber in Betracht gezogen, aber sie hatte sich nicht erwiesen. Das würde bedeuten, dass sie auch für die Morde der Landstreicher Gabriel Hambry und Jimmy Scotts verantwortlich war. Ihre Mutter war vieles, aber sie war keine Serienmörderin.

      “Ein anderes Gerücht sagt, dass Ihr Vater mit irgendwelchen dubiosen Leuten aus Mexiko zu tun hatte. Irgendeine Art von Drogenkartellen. Ein Deal ist schlecht gelaufen oder Ihr Vater hat sie irgendwie betrogen und das war das Ende davon.”

      Das war eine weitere Theorie, über die lange spekuliert worden war. Die Tatsache, dass Jimmy Scotts ebenso angeblich in Drogenkartelle involviert war – seins in New Mexico – bot eine Verbindung, aber wie eine lange Ermittlung ergeben hatte, gab es dort keine Verbindung. Dann wiederum war Mackenzies Vater in einer Truppe gewesen und es war öffentlich bekannt, dass er ein paar Drogendealer vor Ort zu Fall gebracht hatte, also war die Annahme eine einfache.

      “Noch irgendetwas?”, fragte sie.

      “Nein. Glauben Sie, was Sie wollen, aber ich bin nicht neugierig. Ich hasse Gerüchte. Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr sagen.”

      “Das ist okay. Danke, Herr Atkins.”

      “Wissen Sie”, sagte er, “vielleicht sollten Sie mit Amy Lucas sprechen. Erinnern Sie sich?”

      Mackenzie versuchte in ihrer Erinnerung zu wühlen, aber ihr fiel nichts ein. “Der Name kommt mir vage bekannt vor, aber nein … ich erinnere mich nicht an sie.”

      “Sie lebt draußen in der Dublin Straße …

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