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Besitzer?«

      »Mr. Beaufort.«

      »Wie viel Ballen6

      »Hundertachtzig.«

      »Alle Wetter!« rief Pitwell erstaunt – »läßt sich mit dem Mann kein Geschäft machen? der muß ja Geld wie spanisch Moos haben –«

      »Wenn Ihr Neger hättet – wir brauchen ein paar tüchtige Arbeiter und eine Dirne in's Haus; aber was Hübsches – der Alte kann die häßlichen Gesichter nicht leiden.«

      »Neger? hm – die ließen sich vielleicht anschaffen; bis wann müßt Ihr sie haben?«

      »Sobald als möglich!«

      »Sind die Preise gut?«

      »Das geht an; habt Ihr welche?«

      »Hm – ja – aber apropos – wer waren die beiden Damen da oben auf der Gallerie? die Frau und Tochter vom Hause wahrscheinlich, eh?«

      »Beiden Damen? 's ist nur eine Dame im Hause,« sagte der Overseer verächtlich – »das andere ist eine Indianerin, die sich auf Gott weiß welche Art hier eingeschlichen hat, und noch dazu merkwürdig stolz und spröde thut – das dumme Ding.«

      »So? kann man denn diesen Mr. Beaufort gar nicht einmal zu sehen bekommen? ich möchte gern wissen, welche Art von Mann es ist, ehe ich ein Geschäft mit ihm mache – es handelt sich leichter.«

      »Ihr könnt den Yankee nicht verleugnen,« lachte Duxon, »aber ich höre ihn die Treppe herunterkommen. Unter uns gesagt, geht ihm ein Bischen um den Bart mit seiner reizenden Plantage – mit den herrlichen Heerdeneinrichtungen und dergleichen. – Ihr versteht mich schon.«

      »Danke – danke!« sagte der Fremde freundlich – »werde nicht ermangeln.«

      Mr. Beaufort trat jetzt in's Zimmer, begrüßte den Gast und hieß ihn herzlich in seiner Wohnung willkommen. Bald hatte ihn dieser auch in ein sehr interessantes Gespräch verwickelt und er lud ihn ein, da überdies der Abend nahte, bei ihm zu übernachten, was von jenem bereitwillig angenommen wurde.

      Beaufort, ein Mann in den Vierzigen und, wie schon erwähnt, der reichste Pflanzer am False River oder Fausse Riviere, gehörte mit zu jenen südlichen Geldaristokraten, welche das Menschengeschlecht nur in drei Gattungen eintheilen: in Pflanzer nämlich, in keine Pflanzer und in Neger. Die ersteren zerfielen dann freilich wieder in zwei Unterabtheilungen und zwar in solche, die über, und solche, die unter funfzig Ballen erbauten. Aus der ersten Klasse wählte er sich seinen Umgang. Die zweite Gattung – die Nicht-Pflanzer – betrachtete er nur als dazu erschaffen, dem Pflanzer seine verschiedenen Bedürfnisse zuzuführen, und die dritte, die Neger – verabscheute er wie ein ächter Creole. Selbst die fernsten Vermischungen, Mestizen und Quadroonen, waren ihm ein Gräuel, und er duldete sie nur in sofern um sich, als er sie zu seiner Bedienung bedurfte. Soweit ging dabei diese Verachtung der äthiopischen Race, daß er einst in New-Orleans sein Messer nach einem armen Teufel von Mestizen warf, den er in der Dunkelheit für einen ihm befreundeten Creolen angesehen hatte und mit ihm Arm in Arm durch mehre Straßen gegangen war. Die scharfe Klinge fuhr jedoch nur in den Schenkel des zum Tode Erschrockenen, ohne diesem weiteren Schaden zuzufügen.

      Das zur Charakteristik Beaufort's. Sein Gast dagegen stach sowohl im Aeußern, wie in seinem ganzen Benehmen gar sehr und zwar keineswegs zu seinem Vortheil gegen den Pflanzer ab. Dieser war wohlbeleibt, von gesunder Gesichtsfarbe und hatte, den Stolz abgerechnet, ganz gutmüthige Züge; der Fremde dagegen sah bleich aus, mit grauen stechenden, aber lebhaften Augen, hoher Stirn und etwas gebogener Nase; doch that sein Blick nicht wohl – er streifte stets unruhig von einem Gegenstande zum andern, und sprang sicherlich im Nu ab, sobald er dem eines andern Auges begegnete. Ihre Unterhaltung war aber lebhaft; – Mr. Pitwell hatte viel gesehen, viel erlebt, verstand, wie es schien, den Baumwollenhandel aus dem Grunde und besaß selbst, seiner eigenen Aussage nach, am Alabama eine nicht unbedeutende Plantage.

      So rückte die Zeit des Abendessens heran. Die Sonne war noch nicht untergegangen und der Tisch oben auf der Piazza, des kühlen Luftzugs und der freundlichen Aussicht über die Felder und benachbarten Plantagen wegen, gedeckt. Die Hängematte hing zurückgeschlagen an einem der Pfeiler, Gabriele aber lehnte sinnend daneben, und blickte auf die Straße hinaus, die dem Mississippi zuführte und auf welcher sie den Boten zurückerwartete. Saise saß zu ihren Füßen, hielt schmeichelnd ihre Hand gefaßt, an die sie die heiße Wange lehnte und – folgte den Blicken der Gebieterin und Freundin.

      Die Schritte der Männer wurden jetzt auf der Treppe gehört.

      »Er bleibt lange,« flüsterte Gabriele.

      »Recht lange,« sagte Saise und sie fühlte plötzlich, wie der Freundin Augen auf ihr hafteten – aber sie begegnete ihnen nicht, sondern schmiegte sich nur inniger und fester an sie an.

      »Saise – bist Du noch nicht beruhigt?« bat Gabriele – »fehlt Dir noch etwas? sieh nur wie feuerroth Du geworden.«

      »Guten Abend, Ladies,« sagte die Stimme des Fremden.

      »Um Gottes willen, Kind – was ist Dir? alles Blut flieht aus Deinen Wangen?« rief die Creolin erschrocken, die Veränderung in den Zügen der Freundin bemerkend.

      »Guten Abend, Kinder,« wiederholte Mr. Beaufort – »Mr. Pitwell, meine Tochter und ihre Freundin, eine junge Indianerin. – Nun, Gabriele – ist Saise krank? was fehlt dem Mädchen?«

      »Ich weiß in der That nicht, Vater – sie erblaßte eben; und zittert jetzt so heftig am ganzen Körper – Saise!«

      »Ja,« flüsterte das schöne Mädchen, richtete sich empor, wandte sich gegen den Fremden um, blickte ihn einen Augenblick starr an und stürzte dann mit einem Mark und Bein zerschneidenden Schrei ohnmächtig zu Boden.

      Gabriele, die wie ein Blitzesschlag die Wahrheit durchzuckte, warf ihr Tuch über das Antlitz der Freundin – aber es war zu spät – Pitwell, durch das sonderbare Benehmen aufmerksam gemacht, sprang, kaum wissend was er that, auf sie zu, riß das Tuch herunter und rief in höchstem Schreck und Staunen:

      »Alle Wetter – meine ertrunkene Sklavin!«

      »Eure was?« schrie Beaufort, mit wildem Satz herbeispringend – »Eure Sklavin? Mann, seid Ihr des Teufels? – das ist eine Indianerin, und die werden nicht verkauft.«

      »Es ist falsch!« stöhnte Gabriele in entsetzlicher Seelenangst, den leblosen Körper der Unglücklichen unterstützend – »es ist eine teuflische Lüge – dies Mädchen ist den Ihrigen geraubt – ein niederträchtiges Bubenstück ist begangen – Saise ist so frei wie ich selbst – Ihr dürft Euch nicht an ihr vergreifen.«

      »Ich fordere mein Eigenthum zurück,« sagte der Fremde finster, und griff zugleich in die Tasche, aus der er ein Paket zusammengebundener Papiere herausnahm. – »Hier ist ihr Kaufbrief,« fuhr er dann, sich gegen den Pflanzer wendend, fort – »ihr Vater war Indianer, ihre Mutter war Mulattin – seht nur ihr Haar an. Und daß es die rechte ist, dafür bürgt Euch, wenn nicht ihr jetziger Schreck, das hier verzeichnete Maal auf ihrer linken Schulter.«

      Beaufort durchlief schweigend die Schrift und schritt dann auf Saise zu.

      »Zurück, Vater – um Gottes willen zurück« – rief Gabriele in höchster Angst, »Du darfst den Worten jenes Mannes nicht glauben – sie sind falsch, bei dem ewigen Gott da oben.«

      »Gabriele,« sagte der Vater freundlich, aber auch sehr ernst – »dies ist ein Geschäft, bei dem Du weiter keine Stimme hast; findet sich das Maal nicht, wie ich hoffen will, – denn den Galgen verdient das Ding, wenn es Niggerblut in den Adern hat und sich dabei untersteht, mit weißen Leuten an einem Tisch zu essen – so ist die Anklage überdies unbegründet; findet es sich aber, dann bleibt die Person keine fünf Minuten mehr unter meinem Dache, oder ich will nicht selig werden – Du weißt, daß ich mein Wort halte.«

      »Vater – bei allen Heiligen beschwör' ich Dich – dieser Kaufbrief ist verfälscht – Saise hat mir Alles entdeckt – sie ist den Ihrigen schändlich geraubt – ihr Vater erschlagen, sie selbst fortgeschleppt. –«

      »Märchen,«

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<p>6</p>

Eine gewöhnliche Frage in Louisiana, die sich stets auf die Baumwolle bezieht, da der Reichthum der Besitzer nach dieser geschätzt wird.