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Wut denselben nachsetzten oder in die verlassenen Hütten eindrangen, wurden sie ihrerseits plötzlich aus einem Hinterhalt von den Pimos und Maricopas überfallen und bis auf wenige, denen es gelang, in ihre Heimat zu entkommen, niedergemacht. Der Plan der Yumas war nämlich verraten oder ausgekundschaftet worden, und infolgedessen hatten ihre Feinde ihnen eine Falle gestellt, die gemäß der dortigen, freilich wenig begründeten Aussagen allein 86 Yuma-Krieger das Leben gekostet haben soll.

      In Sitten und Gebräuchen sowie auch in ihrem Äußeren unterscheiden sich die Yuma-Indianer wenig oder gar nicht von ihren nördlichen Nachbarn, den Chimehwhuebes und Mohaves. Die Männer sind groß, stark und wohlgebaut, die Frauen dagegen klein und untersetzt, doch nicht ohne Anmut in ihren Bewegungen. Die Kleidung der letzteren, die aus einem kurzen, dicken Rock aus herabhängenden Baststreifen besteht, dient dazu, ihre üppigen Figuren in noch vorteilhafterem Licht erscheinen zu lassen, und unter den schwarzen Scheitelhaaren hervor, die in gleicher Höhe mit den Brauen abgeschnitten sind, blitzen Augen so klar, daß man sie mit Diamanten vergleichen möchte. Hände und Füße sind bei beiden Geschlechtern klein und die Gelenke so zierlich, als wenn sie gemeißelt wären.

      Die einzige Bekleidung der Männer bildet ein schmaler, langer Schurz von weißem Baumwollzeug, ihr Hauptschmuck dagegen sind die langen, starken Haare, die, mittels nasser Lehmerde in Rollen gedreht, bis tief aufs Kreuz herabhängen und in gleicher Länge stumpf abgeschnitten sind. Als Waffen führen sie den langen Bogen aus Weidenholz nebst Rohrpfeilen, die mit Steinspitzen versehen sind; darüber hinaus aber auch noch die kurze Keule und in vielen Fällen auch das Messer. Ihre Vorliebe für grelle Farben beweisen sie durch die Malereien auf ihrem Körper, doch ist ihnen auch das Tätowieren nicht fremd; dieses wird indessen mehr von den Frauen angewandt, die sich die Mundwinkel und das Kinn mit blauen Punkten und Linien schmücken.

      Der Eindruck, den die Yuma-Indianer als eine schöne Menschenrasse machen, wird leider verwischt, wenn man die gesunkenen Geschöpfe erblickt, die sich in großer Anzahl im Fort selbst und in der nächsten Umgebung aufhalten und die in ihrem Äußeren die unvertilgbaren Spuren aller nur denkbaren Laster zur Schau tragen. Man möchte sich dort fast der eigenen Hautfarbe schämen, wenn man bedenkt, daß diese Entwürdigung des Menschen der weißen Rasse allein zur Last gelegt werden muß; ich spreche hier nicht von der Politik, die es gestattet, daß der Auswurf der Menschheit mit in die Reihen der Soldaten aufgenommen werden kann und dieser dann als der erste Lehrer der Eingeborenen auftritt, sondern ich spreche von denjenigen, welche die Macht zur Besserung der Umstände in Händen halten und dabei schweigen, ja lächeln, wenn die heiligsten Rechte der Menschheit auf verbrecherische Weise mit Füßen getreten werden.

      Wenn ich in der Nähe von Fort Yuma einem betrunkenen Soldaten begegnete, dann ließ ich stets den Revolver in meine Hand gleiten, um eine brutale Beleidigung sofort bestrafen zu können; betrunkenen Indianern ging ich stets aus dem Wege und bedauerte tief die Erbarmungslosigkeit von Leuten, die sich in der Wildnis vor einer strafenden Kritik sicher wissen und daher ihrem Vaterland so wenig Ehre machen.

      Außer den Yumas, Cocopas und den anderen Nationen im Tal des Colorado findet man in Fort Yuma auch einzelne Mitglieder von kalifornischen Indianerstämmen, die einst von den Jesuiten unterworfen und belehrt wurden. Diese mögen mit den Cohuilla-IndianernDer Name dieses Stammes kann nicht in Verbindung gebracht werden mit der Provinz Coahuila im nördlichen Mexiko; er dürfte — auf der mutmaßlichen Straße der Völkerwanderung — mit den Azteken in Zusammenhang stehen. der Gebirge, die bekanntlich teilweise den Missionaren entgingen, verwandt oder auch eine Nebenlinie der Yumas sein, als welche Captain A. W. Whipple namentlich die Diegeno-Indianer bezeichnet. Alle diese Eingeborenen, wenn auch zuweilen dieselbe Mundart redend, legen sich in der Regel den Namen ihres Geburtsortes bei, welchem Umstand es zuzuschreiben ist, daß man auf der Straße von San Diego nach Fort Yuma so vielen kleinen Indianerstämmen zu begegnen vermeint, während Namen für Stämme wie »Pasqual, Santa Isabella, San Felipe« usw. doch nur das einzige sind, was den Eingeborenen von dem segensreichen Einfluß der Jesuiten geblieben ist.

      Was nun die Offiziere der Garnison betrifft, so kann ich nur sagen, daß wir abermals in ihnen lauter freundliche, aufmerksame Leute kennenlernten. Zu gleicher Zeit beobachtete ich aber auch die Eifersucht, die in der Armee der Vereinigten Staaten zwischen den Offizieren der Linienregimenter und denen vom Ingenieurcorps herrscht und die einen so verderblichen Einfluß, besonders auf Unternehmungen wie die unsrige, ausübt. Ich bin überzeugt, daß uns als den Mitgliedern der Expedition manche Unannehmlichkeit und dem Lieutenant Ives mancher Ärger erspart worden wäre, wenn letzterer bei einem Linienregiment oder die Offiziere der Fort-Yuma-Besatzung beim Ingenieurcorps gestanden hätten.

      Nach dieser flüchtigen Berührung von Verhältnissen, die einen leicht zu beseitigenden Schatten auf das Militärwesen der Vereinigten Staaten werfen, meine Hochachtung vor den einzelnen Persönlichkeiten dabei aber nicht im geringsten erschütterten und den freundschaftlichen Gefühlen, die ich für meine dortigen Bekannten hege, durchaus keinen Abbruch tun, begebe ich mich wieder in das Geleise meiner Erzählungen und in diesem auf das Ufer des lehmfarbigen Colorado noch unserem zwischen herbstlich gefärbten Baumgruppen versteckten Lagerplätzchen. Wenn ich alsdann beschreibe, wie wir dort einen Tag unter dem wolkenlosen Himmel zubrachten, so ist auch zugleich ein Bild von der ganzen Zeit unseres Aufenthalts gegeben, und es ist mir dadurch erleichtert, auf verständliche Weise kleine herausragende Begebenheiten, die uns während des einfachen Lagerlebens als von größter Wichtigkeit erschienen, ohne genaue Angabe des Wie, Wo und Warum zu schildern.

      Ich beginne mit Grizzly: Grizzly war ein Hund, halb Dachs- und halb Wolfshund und zugleich das häßlichste Exemplar seiner Rasse, das ich jemals gesehen habe. Der Umstand, daß mein Freund Mr. King ihn sich in Pueblo de Los Angeles nach Bezahlung seiner Rechnung von unserem gemeinsamen Wirt ausborgte, ohne indessen vorher darüber Rücksprache genommen zu haben; ferner, daß das erst vier Monate alte Tier auf der Reise von Los Angeles nach Fort Yuma ermüdete und einen großen Teil des Weges von uns abwechselnd vorn auf dem Sattel mitgeführt wurde; besonders aber das tragische Ende, das es später in den Felsenwüsten am oberen Colorado fand, dient vielleicht zur Entschuldigung, daß ich einem Hund, der aber ein treuer Reisegefährte war, soviel Raum und Worte in meinen Beschreibungen gönne. Grizzly hatte allmählich den Körper eines kleinen Kalbes bekommen; seine Beine, obgleich nur wenige Zoll hoch, entsprachen in der Stärke vollkommen der kräftigen Gestalt, nur daß sie, ähnlich einem Pfropfenzieher, einige Windungen zeigten. Die Form des Kopfes war die eines Bärenschädels, auch die kleinen, schielenden Augen des Gebirgsbären fehlten nicht; und um den eigentümlichen Ausdruck des Tieres noch mehr hervorzuheben, war ihm in der frühesten Jugend ein Ohr viel kürzer als das andere weggeschnitten worden. Sobald die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne in den wirbelreichen Fluten des Colorado glitzerten und verstohlen durch die kleinen Ritzen des Zeltes spielten, schüttelte Grizzly, von der kalten Morgenluft geweckt, seinen betauten Pelz, warf noch einen triumphierenden Blick nach den dichten Weidengebüschen hinüber, zwischen denen er während der Nacht zahlreiche diebische Wölfe in die Flucht geschlagen hatte, und kroch zu uns ins Zelt, wo wir uns noch alle im tiefsten Schlaf befanden. Gewissenhaft machte er dann die Runde bei allen Schläfern, und seiner kalten Schnauze sowie seiner warmen Zunge gelang es leicht, in kurzer Zeit die schnarchende Gesellschaft zu wecken und in Bewegung zu bringen. Nach einigen rauhen Begrüßungen, die Grizzly mit ewig freundlichen Mienen hinnahm, begab er sich in die Küche, um dort gleichsam die Zubereitung des Frühstücks zu überwachen.

      Unsere Toilette war in der Regel schnell beendet, denn da wir uns des Abends nicht entkleideten, so waren wir auch der Mühe des Ankleidens in der Frühe überhoben; doch lange ehe wir fertig waren, rief schon unser Aufwärter zu uns herüber: »Breakfast is ready.«

      Das Leben in der freien Natur ist reich an Genüssen; oft sprachen wir dies aus, wenn wir uns an dem damals noch reich besetzten Tisch niederließen; nur scherzweise erwähne ich hier die Genüsse, welche die Erhaltung eines ungeschwächten Körpers bedingt, und erinnere mich noch lebhaft der schönen frischen Morgenstunden, wenn noch kein Lufthauch die sterbenden Blätter erzittern machte, wenn die verschiedenartigsten Vögel um uns herum jubelnd ihr Morgenlied zwitscherten oder scharenweise dem Fort zuflogen, um auf dem geräumigen Hof und in der Umgebung ihren Lebensunterhalt zu suchen; wenn die fleißigen Spechte an den morschen Baumstümpfen laut hämmerten und die schönen Rebhühner sich auf

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