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worden. In der Tat ist es auch die erste wirklich einladende Gegend, die der Reisende, der den Colorado verlassen und die bekannte Wüste (Desert) überschritten hat, findet. Die Farm liegt an einem kleinen See, fast in der Mitte, und zugleich auf der niedrigsten Stelle des Tals, die sich doch noch immer 2911 Fuß über dem Spiegel der Südsee erhebt. Hohe Granitfelsen von grauer Farbe, mit Eichen und Tannen reich geschmückt, schließen das Tal von allen Seiten ein, und es führen nur unbequeme und enge Pässe in dasselbe und wieder hinaus. Die heißen Schwefelquellen, die sich an der Nordostseite des Tals befinden und unter dem Namen »Agua caliente« bekannt sind, verdienen gewiß besondere Erwähnung. Das Wasser kocht dort nämlich an fünf oder sechs Stellen aus den Spalten der Granitfelsen, doch ist die Temperatur der Adern nur wenig verschieden voneinander und wechselt zwischen 130° und 145° Fahrenheit (51-64° R). Die Indianer dortiger Gegend schreiben diesen Quellen Heilkräfte zu und haben unterhalb derselben das Wasser zum Zweck des Badens gedämmt.

      Unser Weg führte also an Warners Rancho vorbei; stark ansteigend gelangten wir auf der Ostseite des Tals in Warners Paß, dessen höchster Punkt sich 3780 Fuß über dem Meeresspiegel erhebt und wo wir uns zugleich auf der Wasserscheide des Küstengebirges befanden. Von dort folgten wir der Straße, die an einem kleinen Bach hinführte, abwärts. Der Paß öffnete sich allmählich zu beiden Seiten, und nach Zurücklegung von ungefähr fünfzehn Meilen schlugen wir unser Lager in der Mitte des Tals von San Felipe auf (2176 Fuß ü. d. M.). Schon hier begann die Vegetation bedeutend abzunehmen, denn statt der kräftigen Tannen und Eichen, die ich in Warners Paß und an den Abhängen der Berge wahrnahm, wucherten hier die Fouquieria splendens, die Agave americana und vereinzelte Mesquitebüsche.

      Aus dem Tal San Felipe führte ebenfalls eine enge Felsenschlucht nach Wallecito, einer Erweiterung des Tals des Carizo Creek, dessen Lauf wir bis dahin zu folgen hatten, wo derselbe sich in dem trockenen Wüstensand verlief. Von Wallecito bis an das letzte fließende Wasser des Carizo waren zwei Tagesmärsche, und wir erreichten diesen Punkt am Abend des 14. Dezember. Dort nun hielten wir am Rande der wasserlosen Wüste, die uns vom Colorado trennte. Unsere Maultiere befanden sich in gutem Zustand, und es war daher keine so schwere Aufgabe für uns, in einigen Eilmärschen die von den Reisenden so gefürchtete »Desert« hinter uns zu legen.

      Wenn man die geographische Lage der ColoradowüsteDie unter dem Namen »Colorado Desert« allgemein bekannte Ebene erstreckt sich in nordwestlicher Richtung vom Golf von Kalifornien bis an die San-Bernardino-Berge oder vom 32. bis zum 34. Grad nördlicher Breite. Begrenzt wird dieselbe im Süden und Westen von den Küstengebirgen und dem Gebirgszug Altkaliforniens, während im Norden und Nordosten von den San-Bernardino-Bergen aus sich nackte Felsenketten in weitem Bogen gegen Süden, bis über den Colorado und den Gila hinaus, nach Sonora hineinziehen und die Grenze bestimmen. Die ganze Lage der Wüste kann, sogar mit ihrer unregelmäßigen westlichen Grenze, als parallel mit der Küste bezeichnet werden. Die größte Länge derselben beträgt 180 Meilen, die größte Breite nur 75 Meilen. einer genaueren Prüfung unterwirft, dabei Rücksicht nimmt auf die geringe Erhebung derselben über den Meeresspiegel und darauf, daß sie zum großen Teil niedriger liegt als der gewöhnliche Spiegel des Colorado auf derselben Parallele, so gelangt man leicht zu der Ansicht, daß der Golf von Kalifornien einst die San-Bernardino-Gebirge bespülte oder — vielleicht richtiger bezeichnet — daß die ganze Fläche der Wüste in einer Länge von 140 Meilen und in einer durchschnittlichen Breite von 50 Meilen, also ein Flächenraum von 7000 Quadratmeilen, das Becken eines weiten Sees bildete, der mit dem Kalifornischen Meerbusen in Verbindung stand. Diese Meinung wird zur Überzeugung, wenn man die in den letzten Jahren gemachten Forschungen und Beobachtungen, die jenen Landstrich betreffen und unter denen besonders die des Herrn William P. Blake (»Pacific railroad report«, Vol. V) obenan gestellt werden müssen, miteinander vergleicht.

      Ich beginne zuerst mit der Oberfläche des Bodens; diese ist nicht aus tiefem Sand gebildet, wie man aus dem Namen »Desert« schließen sollte, sondern sie besteht größtenteils aus fest getrockneter, bläulicher Lehmerde und Schlamm. Manche Abstufungen (es finden sich nämlich in dieser Wüste viele etagenähnliche Erhebungen von geringer Höhe) sind dicht mit kleinen, glattgespülten Kieseln besät, deren Äußeres ganz darauf hindeutet, daß sie lange ein Spiel des Wassers gewesen sein müssen. Auf dieser Ebene befindet sich feiner Flugsand, der abhängig von jedem Wind bald Hügel (bis zu 60 Fuß Höher) bildet, bald in langen Streifen die glatte Fläche bedeckt, je nachdem Mesquitebüsche oder andere zufällige Hindernisse die erste Ursache zu Anhäufungen des treibenden Sandes gewesen sind, und es ist überall eine äußere Ähnlichkeit mit zusammengewehten Schneemassen gar nicht zu verkennen. Der Charakter der Oberfläche der Wüste ist also genau derselbe wie in den meisten ausgetrockneten Fluß- oder Seebetten. Die zahlreichen Süßwassermuscheln, die in der ganzen Ausdehnung des Beckens gefunden werden, lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, welche Art Wasser zuletzt diese Regionen bedeckte. Die Lage des Colorados aber, die oberhalb Fort Yuma höher ist als die der Wüste, ferner die trockenen Flußbetten in der Wüste selbst, die bei Überschwemmungen noch teilweise mit Coloradowasser angefüllt werden, geben uns bestimmt an, woher das Wasser stammte, das zuletzt diesen umfangreichen See bildete.

      Betrachtet man nun den Colorado selbst, der Unmassen von Sand und anderen festen Bestandteilen mit sich führt und an seiner Mündung absetzt, so findet man es leicht erklärlich, daß der alte Meeresarm, die jetzige Wüste, allmählich von dem Golf durch Anschwemmungen des Colorado und des Gila getrennt wurde, daß die Wasser dieser Flüsse und zahlreicher Bergströme das Salzwasser verdrängten und das ohnehin seichte Seebett mit den dem Süßwasser eigentümlichen Bestandteilen ausfüllte. Hiernach müßten unterhalb der Anschwemmungen in der Wüste, in denen schon eine fossile Salzwassermuschel vorkommt, noch deutlichere Spuren des Meeres zu finden sein. Die alten Traditionen der dortigen Eingeborenen sind fast übereinstimmend mit diesen Erklärungen, indem diese erzählen, daß Wasser den ganzen Landstrich bedeckt habe und nach und nach sehr langsam zurückgewichen sei. Übrigens gewinnt man noch jetzt bei starken Überschwemmungen ein Bild von dem früheren Charakter dieser Wüste.

      Außer diesen Schlüssen, die man fast gezwungen ist, aus den genauen Beobachtungen der äußeren Bodengestaltung und ihres Charakters zu ziehen, finden sich noch andere untrügliche Beweise für die oben aufgestellte Behauptung. Ich erwähne hier die Wasserlinien,Nach angestellten Beobachtungen befinden sich diese Wasserlinien nur sehr wenig über dem jetzigen Spiegel der Südsee. Berücksichtigt man, daß die Küste bei San Pedro und entlang des Santa-Barbara-Kanals in nicht gar zu ferner Zeit eine Erhebung von 30 Fuß erfahren hat (wie durch die Fossilien in den Ufern bewiesen wird), und gedenkt man der heftigen Erdbeben, die noch jetzt diesen Teil Kaliforniens so vielfach erschüttern, so liegt es sehr nahe, den Höhenunterschied zwischen den bezeichneten Wasserlinien und dem Spiegel der Südsee, wo überhaupt ein solcher existiert, eben den Ursachen einer solchen Bodenerhebung zuzuschreiben. Ich spreche also von der Coloradowüste als von dem Bett eines alten Sees. Das Wasser dieses Sees enthielt aber außerordentlich viel kohlensauren Kalk, den es an den Ufern, vorzugsweise aber an den Felsen, krustenartig absetzte, und zwar nicht nur beim allmählichen Fallen des Wassers, sondern unter demselben, was aus dem Umstand hervorgeht, daß dieselben spiralförmigen Muschelarten, die in Unzahl an manchen Stellen den Boden bedecken, auch in der zerbrechlichen Kruste enthalten sind. Felsblöcke im Becken des alten Sees, die einst vom Wasser bedeckt waren, sind ebenfalls in eine solche Kruste eingehüllt. Merkwürdigerweise befinden sich in den Spalten und Rissen der nahen granitischen Gebirgszüge Ansammlungen dieses kohlensauren Kalks, so wie das Wasser mehrerer Quellen in dortiger Gegend mit diesen Stoffen stark geschwängert ist. Es ist also nicht schwer zu erraten, woher dem früheren See der Kalk zugeführt wurde, mit dem er seine Ufer überkrustete. die an verschiedenen Punkten der Felsen bemerkt worden sind, die die Wüste einfassen. Blake beschreibt diese Wasserlinien als besonders hervortretend am Fuß der Gorgoño Mountains, die über hundert Meilen von der Spitze des Golfs von Kalifornien entfernt sind. Ich bediene mich hier seiner eigenen Worte: »Als ich um die nächste Felsenecke bog, erblickte ich eine veränderte Farbe der Felsen, die sich in einer horizontalen Linie weithin an den Abhängen der Berge auszeichnete. Bei meiner Annäherung entdeckte ich, daß die weiße Färbung von einer kalkigen Überkrustung herrührte, die sich über die ganze Oberfläche und in jede Aushöhlung und Spalte erstreckte. Diese Kruste hatte sich augenscheinlich unter dem Wasser gebildet, und in der Entfernung von wenigen Ellen gesehen, schien

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