ТОП просматриваемых книг сайта:
Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow
Читать онлайн.Название Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass
Год выпуска 0
isbn 9783961451982
Автор произведения Alexander Merow
Издательство Автор
Kulghor, der Sprössling des großen Eroberers, regierte inzwischen als Monrogg über einen Teil der östlichen Steppen. Der junge Grauaugenork war ein streitbarer und ehrgeiziger Zeitgenosse geworden, der sich immer als im Schatten seines gefeierten Erzeugers stehend betrachtete. Somit hoffte Kulghor auf nichts mehr, als auf einen neuen Krieg, in dem er seine eigenen Fähigkeiten als Hordenführer unter Beweis stellen konnte. Doch Grimzhag dachte nicht daran.
Und so wie Kulghor vom Ehrgeiz und der Sucht nach Kriegsruhm geplagt wurde, erging es auch vielen anderen Grauaugenorks, die selbst noch nie auf einem Schlachtfeld gestanden hatten. Die Epoche des friedlichen Aufbaus, welche Grimzhag ausgerufen hatte, war ihnen regelrecht verhasst, denn sie hinderte sie daran, selbst zu Helden zu werden. Aber der König ignorierte das Klagen der jungen Orkadeligen, lebte weiter in seiner eigenen Welt des Geistes und löste so gut wie jedes Problem in den Grenzen seines gewaltigen Imperiums ohne Gewalt.
Mit dem Restreich von Manchin, welches noch immer von Kaiser Fushang I. regiert wurde, hatte Grimzhag längst einen offiziellen Friedensvertrag geschlossen. An der Grenze, dem Jadefluss, war nach wie vor alles ruhig. Ansonsten gab es so gut wie keinen Kontakt zu den anderen Völkern Antariksas, die mit Sorge und Verwunderung auf das Orkreich in der Ferne blickten. Menschen, Zwerge und Elben durften die von den Grünhäuten beherrschten Länder nicht betreten und sie hatten auch kein Interesse daran.
»Wir Orks leben für uns und lassen die anderen für sich leben. Die Götter haben uns verschieden gemacht, was bedeutet, dass wir nebeneinander existieren und uns die Welt teilen sollen«, lautete eines von Grimzhags Geboten.
Was war bloß aus dem Welteroberer geworden? Das fragte sich nicht nur Zugrakk, der ebenfalls davon träumte, seinem allmächtigen Freund noch einmal in einen epischen Krieg zu folgen. Grimzhag wirkte inzwischen zahm, milde und vollkommen vergeistigt. Wo war der Bezwinger von Manchin geblieben, der mit seinen Horden ganze Länder verwüstet hatte?
Zwar stand Grimzhags Name außerhalb der Grenzen seines Weltreiches noch immer für Schrecken und Blutvergießen, doch hatten die anderen Völker nichts mehr von ihm zu befürchten. Der große König der Orks war in sich ruhend; glücklich mit dem, was er erreicht hatte. Die Zukunft der grünhäutigen Art sei gesichert, sagte er, um nun auf dem Pfad des Aufbaus und der Weisheit zu wandeln, bis er eines Tages als zufriedener Ork in den Wirbel der Seelen zurückkehrte.
Grimzhags Tochter war längst zu einer Cramogg herangewachsen, der jeder paarungsbereite Ork gerne in die Backen gebissen hätte. Aber das war natürlich nicht erlaubt, denn Grimzhag selbst achtete darauf, dass nur edelblütige Grauaugen in Ongrakkus Nähe kamen. Immerhin konnte die junge Cramogg die Besten der Grünhäute austragen, was bedeutete, dass es auch ihre heilige Pflicht war, dies zu tun. Allerdings hatten ihr die Götter bisher noch die Trächtigkeit verwehrt, wie es Soork ausdrückte. Manchmal dauerte es eben eine Weile, bis das Überlegene seinen Weg gefunden hatte.
»Sein Name ist Croomrukk, er ist ein Grauauge vom Stamm der Trumzal. Er war sehr nett beim letzten Mal, leider hat er mich nicht trächtig gemacht. Aber wenn die nächste Paarungszeit kommt, dann versuchen wir es erneut. Croomrukk ist ein äußerst sanfter Backenbeißer und witzig ist er auch«, sagte Ongrakku mit einem leisen Kichern.
»Den muss ich mir mal genauer ansehen, diesen Croomrukk«, antwortete Grimzhag und stieß ein skeptisch klingendes Brummen aus.
»Das habe ich bereits«, merkte Soork an. »Einer Begattung kann ich guten Gewissens zustimmen. Dieser Croomrukk macht auch auf mich den Eindruck eines recht erbtüchtigen Orks.«
»Ich habe ihn wirklich lange genug beschnüffelt, Grimzhag. Du kannst mir schon vertrauen, dass ich mich nicht mit niederen Orks paare«, erklärte Ongrakku. Dann stampfte sie mehrfach hintereinander auf, um den Gehalt ihrer Aussage zu bekräftigen.
»Sie ist so schön wie ihre Austrägerin Arruku«, dachte Grimzhag voller Stolz, während er Ongrakku bewundernd betrachtete.
Die junge Cramogg hatte schöne, helle Fangzähne, hohe Wangenknochen und lange Beine, die sehr muskulös waren. Grimzhag strich ihr sanft mit der Klaue über den kahlen Kopf.
»Wie schön sie doch ist, unsere Ongrakku«, sprach Soork die Gedanken seines königlichen Orkfreundes aus.
»Gutes Blut bedeutet eine hohe Verantwortung«, dozierte das Weibchen in der altklugen Art ihres Erzeugers.
»Das hätte ich nicht besser formulieren können«, antwortete Grimzhag begeistert. Er stampfte demonstrativ auf.
»Arruku und ich haben uns übrigens überlegt, bei der nächsten Paarungszeit Dörrblüten im Tempel der Zucht auszulegen. Wir alle wissen, welch anregende Wirkung der Duft dieser Blüten hat«, meinte Ongrakku. Ihre hellgrauen Augen blitzen auf.
»Ein großartiger Einfall! Das wird die Paarungsbegeisterung vieler Orks noch um einiges steigern. Dass ich selbst noch nicht darauf gekommen bin«, erwiderte Grimzhag lobend.
»In diesen Dingen denken wir Cramogg eben weiter als die Krieger. Ich habe mich in letzter Zeit mit vielen Weibchen unterhalten und wir haben uns zusammengesetzt, um den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag auszuarbeiten. Ich habe die Vorschläge hier einmal zu Papier gebracht.« Ongrakku holte eine kleine Pergamentrolle aus der Seitentasche ihres Ruumphfellmantels.
»Es geht nicht nur um eine Verbesserung der Paarungsumstände selbst, sondern auch um Fragen der Jungenaufzucht«, erläuterte sie mit ernster Miene.
Interessiert las sich Grimzhag die Vorschläge seiner Tochter durch, Soork lugte ebenfalls neugierig auf das Pergamentpapier.
»Eine wahre Fülle von hervorragenden Ideen. Ich bin wirklich beeindruckt, mein kleiner Weißzahn«, stieß Grimzhag nach einer Weile aus, um Ongrakku dann anerkennend auf die Schulter zu klopfen.
»Die Krieger kämpfen und bauen, die Cramogg gebären und pflegen«, zitierte das junge Orkweibchen einen Leitsatz ihres berühmten Erzeugers.
»Sehr richtig!« Soork hob den Schamanenstab.
»Ich werde mir alles noch einmal in Ruhe durchlesen und mir dazu ebenfalls Gedanken machen«, gelobte der Orkkönig dankbar.
»Wir werden uns indes mit den anderen Cramogg weiter beraten, uns fallen sicherlich noch ein paar gute Sachen ein«, meinte Ongrakku.
»Davon bin ich überzeugt«, antwortete Grimzhag mit einem breiten Orklächeln. Er war stolz auf seine Tochter. Sie war nicht nur äußerst schön, sondern auch äußerst klug. Solche Cramogg brauchte das Orkvolk. In ihnen würde einst ein neuer Grünhautadel heranwachsen, sinnierte Grimzhag, während er Ongrakku liebevoll ansah.
Die Provinz Ostmark sei bloß ein trostloser und verregneter Landstrich. So sagten es die Leevländer, die aus den weiter westlich gelegenen Regionen in das Grenzland am Fuße des Felssäulengebirges kamen, um meist nur ungern länger zu bleiben. Und da sich die Regenwolken rund um die Gipfel des riesenhaften Gebirges, welches den Kontinent Aurania und die Dunklen Lande wie ein Titanenwall aus grauem Gestein trennte, stets aufs neue versammelten, entsprach dies auch der Wahrheit. Es regnete in der Tat sehr häufig in Leevlands östlichster und zugleich ärmster Provinz.
Fürst Loghar von Richthofen, sein Sohn Irmynar und dessen hübsche Geliebte Thelinda von Karnt, mochten ihre Heimat allerdings trotzdem. Die Vorfahren des Kurfürsten waren schon vor langer Zeit in die Ostmark gekommen, hatten zahllose Sümpfe trockengelegt und die ersten Städte und Dörfer errichtet. Die weiter westlich lebenden Leevländer betrachteten die Ostmärker zwar als etwas zurückgebliebene und hinterwäldlerische Zeitgenossen, doch störte das diese nicht. Im Gegenzug hielten die eigensinnigen Bewohner der Ostprovinz ihre westlichen Landsleute nämlich für hochnäsig und verweichlicht.
Als Angehörige des leevländischen Adels standen Fürst Loghar und sein Sohn allerdings über den kleinlichen Frotzeleien der einfachen Reichsbürger – zumindest versuchten sie es. Von ihren Standesgenossen aus dem Westen des Imperiums wurden aber auch sie ein wenig herablassend beäugt. Die Ostmark war eben nur eine Randprovinz und nicht etwa die Kaisermark,