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Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow
Читать онлайн.Название Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass
Год выпуска 0
isbn 9783961451982
Автор произведения Alexander Merow
Издательство Автор
Grimzhag klopfte seinem Freund mit der Klaue auf die Schulter. Dieser klappte das seltsame Ding wieder zu, grunzte leise und stieß schließlich einen Klagelaut aus.
»Ich schenke es dir, Zugrakk. Schau mal rein, wenn du Zeit und Lust hast«, sagte der Mazaukhäuptling.
»M… mir?«, fragte der Krieger mit entsetztem Gesichtsausdruck.
»Bildung schadet keinem Ork«, meinte Grimzhag mit einem väterlichen Brummen.
»Aber?«
»Nun nimm schon, du Snagnase!«
Zugrakk versuchte gefasst zu wirken, er fummelte mit der Klaue an seinem rechten Ohr herum.
»Danke! Sehr nett, Kumpel«, murmelte er dann.
»Ich schreibe bereits ein neues Buch. Es wird den Titel »Visionen der orkischen Zivilisations- und Gesellschaftsentwicklung« tragen«, sprach der König, um sich daraufhin hinter einen Holztisch zu setzen, auf dem sich Berge von Pergamentrollen auftürmten. Grimzhag nahm ein Tintenfass in die Klaue, schnappte sich einen Federkiel und lächelte freundlich. Zugrakk knurrte, den glotzenden Blick seiner rötlichen Augen auf den König richtend.
»Ich habe noch ein Fass Pilzbier im Schuppen. Wir könnten ja auch noch mal einen saufen«, schlug er kleinlaut vor.
Grimzhag würgte verneinend. »Dazu fehlt mir im Moment einfach die Zeit. Sei nicht böse, aber da muss ich leider ablehnen.«
»Verstehe! Du willst schreiben und so, was?«
»Genau! Außerdem muss ich mit den Denkern noch über den Ausbau des Straßennetzes in den westlichen Steppen sprechen. Ich plane da so einiges.«
»Kann ich mir vorstellen.« Zugrakk grummelte enttäuscht. Kurz darauf machte der Krieger auf dem Absatz kehrt, um den Raum geräuschlos zu verlassen. Grimzhag war schon wieder in Gedanken versunken und schrieb irgendetwas nieder; als Zugrakk jedoch die Tür öffnen wollte, hob er noch einmal flüchtig den Blick.
»Vergiss dein Buch nicht, mein Freund«, sagte er.
»Ach, ja, das Buch …« Zugrakk schnappte sich den Wälzer, klemmte ihn unter den Arm und ging erneut zur Tür.
»Das blöde Ding kann man sicherlich benutzen, um darauf Bierkrüge abzustellen«, wisperte er kaum hörbar vor sich hin.
»Was hast du gesagt, Zugrakk?«, wollte Grimzhag wissen. Schon wieder lächelte er so freundlich, als wolle er der ganzen Welt Gutes tun.
»Nichts!«, antwortete der rotäugige Krieger. »Danke für das Buch. Wirklich nett von dir.«
Umso näher die Hochzeit von Prinz Hignir und Prinzessin Lavia rückte, umso emsiger bereiteten sich die Khuz von Kazhad Mekral auf den großen Tag vor. Der Sohn von König Albarach würde mit einer Gruppe ausgewählter Krieger mitten durch das Felssäulengebirge ziehen, Lavia in Kazhad Harush abholen und zugleich ihren Vater um Erlaubnis fragen, um dann wieder in die heimatliche Zwergenstadt zurückzukehren. So verlangte es die khuzische Tradition.
Das Abholen einer zukünftigen Braut bestand aus einem rituellen Aus- und Einmarsch. In Prinz Hignirs Fall würde der beliebte Königssohn Kazhad Mekral unter gewaltigen Jubelstürmen verlassen und unter noch größeren wieder betreten. Dann Hand in Hand mit Prinzessin Lavia, der Tochter von Colmir IX., des Königs von Kazhad Harush.
So bereiteten sich Tausende von Zwergen in beiden Städten auf die Hochzeitsfeierlichkeiten vor. Gewaltige Banner wurden genäht und damit steinerne Säulen und Wände geschmückt. Überall in Kazhad Mekral wurde geputzt, geschrubbt, gewaschen und gebügelt. Vor allem die großen Hallen im Inneren des Berges wurden nach und nach in riesenhafte Festsäle verwandelt.
Die Zwerge des Felssäulengebirges waren in den letzten Jahrhunderten manch harter Prüfung unterzogen worden. Von Hungersnöten und Minen, die keine Erze mehr hergaben, bis hin zu langen Kriegen mit den Grünhautstämmen der Gebirge hatten die Kleinwüchsigen unter Vielem zu leiden gehabt.
Inzwischen war jedoch nicht nur Kazhad Mekral wieder zu einem Ort blühenden Zwergenlebens geworden, sondern auch die meisten anderen Bergstädte der Khuz. Sämtliche Krisen der Vergangenheit galten als überwunden, während so mancher Zwergenherrscher schon wieder davon sprach, dass der kleinwüchsigen Art goldene Zeiten bevorstünden.
Kazhad Mekral, der bevölkerungsreichste und mächtigste Stadtstaat der Zwerge, war im Laufe der Zeit zu einem regelrechten Symbol für das erneute Erstarken des Khuzvolkes geworden. König Albarachs Reich erfreute sich eines gehörigen Wohlstandes, wobei es im Felssäulengebirge zugleich jeden Feind bezwungen hatte. Es ging den Khuz so gut wie lange nicht mehr, was bedeutete, dass sie allen Grund hatten, sich an königlichen Hochzeiten und prunkvollen Festen zu erfreuen.
Derweil ging das Leben in der Ostmark seinen gewohnten Gang. Zaydan Shargut wich kaum noch von Fürst Loghars Seite, denn der Adelige genoß die Anwesenheit des fremden Berbianers, der sich mehr und mehr bemühte, ein echter Leevländer zu werden. Loghar liebte es, wenn ihn sein neuer Finanzberater bewunderte, umgarnte, stetig lobte und mit interessanten Ideen fütterte. Vor kurzem hatte Zaydan dem Fürsten eine Vielzahl neuer Besteuerungsmöglichkeiten aufgezeigt; das Befahren öffentlicher Wege, das Fischen in öffentlichen Gewässern – es gab so viele Gelegenheiten, noch mehr Geld von seinen Untertanen zu verlangen. Man musste sie eben nur wahrnehmen, meinte Zaydan.
Der berbische Geldverleiher, der die Kaufmannstätigkeit mittlerweile völlig eingestellt hatte und sich nur noch der Vergabe von Krediten widmete, war der beste Berater, den man sich vorstellen konnte. So jedenfalls sah es Loghar; ganz im Gegensatz zu seinem Sohn Irmynar, der Shargut nach wie vor misstraute. Doch das Gerede seines Erben interessierte den Fürsten wenig. Er war Zaydans Umgarnungskünsten längst verfallen. So sehr, dass er dem Berbianer auch in politischen Fragen zunehmend Glauben schenkte. Die umfassende Schlauheit des Fremden besaß er nicht einmal im Ansatz, das musste der im Grunde recht leichtgläubige Loghar einfach zugeben. Zaydan war eben eine ganz besondere Persönlichkeit.
Somit wurde der Bankier zum engsten Vertrauen des Fürsten der Ostmark, was bedeutete, dass er bald bestens in die Geheimnisse der leevländischen Politik eingeweiht war. Zaydan wusste inzwischen, welche Fürsten miteinander im Streit lagen, welche Adelshäuser befreundet und welche verfeindet waren, wer den Kaiser in Asenburg unterstützte und wer ihn ablehnte. Loghar schwieg selten und sein scharfsinniger Freund aus Berbia hörte immer genau zu.
Schließlich stellte der ostmärkische Kurfürst seinen klugen Berater dem Imperator selbst vor und nahm ihn mit nach Asenburg an den kaiserlichen Hof. Damit erfüllte er Sharguts größten Wunsch, denn dieser brannte schon lange darauf, endlich in die Nähe des leevländischen Herrschers zu kommen. Fürst Loghar war die Eintrittskarte für den Kaiserpalast in Asenburg gewesen; so hatte es Zaydan von Anfang an geplant gehabt.
Der hochgewachsene Monarch mit dem blonden Vollbart lächelte kurz, um Fürst Loghar anschließend wieder ernst anzusehen. Carolus II. sei ein harter und unerbittlicher Charakter, erzählte man sich in Adelskreisen. Und wen der strenge Blick des Imperators traf, der konnte diesen Eindruck bestätigen.
»Wie geht es mit dem Trockenlegen der Knathsümpfe voran?«, fragte der Kaiser.
Loghar wirkte ein wenig verlegen. »Es wird immer mehr Ackerland gewonnen, aber diese Arbeiten sind sehr mühsam.«
»Verstehe!«, brummte Carolus.
Der Imperator hatte den Kurfürsten und seinen fremden Berater heute in einem der vielen Besprechungszimmer des Asenburger Kaiserpalastes empfangen. Schwerwiegende politische Fragen gab es allerdings nicht zu erörtern, weshalb sich der Monarch kurz zu fassen gedachte.
»Was macht der Ausbau Eurer Residenz? Ist der denn wenigstens abgeschlossen?«, wollte Carolus wissen.
Loghar nickte. »Ja, der ist so gut wie fertig.«
Zaydan saß schweigend auf einem Stuhl und beobachtete den Kaiser. Dieser