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Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow
Читать онлайн.Название Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass
Год выпуска 0
isbn 9783961451982
Автор произведения Alexander Merow
Издательство Автор
»Nein, ich meinte nur, dass …«, erwiderte der junge Krieger, wobei er beschwichtigend die Klauen hob.
»Darf ich in meiner Trinkhöhle keine Geschichten aus Manchin mehr erzählen, du vorlaute Snagschnauze? Hä? Muss ich dich erst um Erlaubnis fragen?« Zugrakk stieß sich von der Theke ab, warf dabei den Hocker um und torkelte schnurstracks auf den anderen Ork zu.
»Keine Schlägereien in der Trinkhöhle! Prügelt euch draußen auf der Straße oder im Hinterhof!«, schrie der besorgte Wirt dazwischen und deutete auf ein großes Schild neben der Theke, wo die Hausregeln für alle Gäste sichtbar nachzulesen waren.
»Ja, sicher …«, murmelte Zugrakk. Er schwankte an mehreren verdutzt dreinschauenden Orks vorbei, packte den vorlauten Jungkrieger am Kragen und riss ihn hoch.
»Du willst mir hier blöd kommen, was?«, knurrte er.
Bevor der Nachwuchsork die Frage beantworten konnte, hatte ihm Zugrakk schon eine Kopfnuss verpasst. Laut jaulend fiel er zu Boden, um dort noch einen Tritt in den Magen zu bekommen. Zugrakk brüllte auf, beugte sich zu dem jungen Krieger herab und donnerte ihm seine klobige Faust ins Gesicht.
»Du hältst in Zukunft dein Maul, wenn die Großen reden! Hast du das kapiert?«, schrie ihn Zugrakk an.
»Keine Prügeleien in meiner Trinkhöhle! Das ist gegen die Regeln! Raus mit dir! Sofort!«, fuhr der Wirt dazwischen. Dann packte er den angetrunkenen Krieger an der Schulter und riss ihn zurück.
»Pack mich nicht an!«, erhielt er als Antwort. Zugrakk reagierte trotz seiner Trunkenheit erstaunlich schnell; er rammte dem Wirt den Ellbogen ins Gesicht, drehte sich um und schickte ihn dann mit einem Fußtritt zu Boden.
»Behandelt man so einen Kriegshelden? Ich soll gehen? Nur weil ich meine Ehre verteidigt habe?«, röhrte Zugrakk durch die Trinkhöhle.
In seiner Wut hatte der Krieger nicht bemerkt, dass sich inzwischen mehr als ein Dutzend Orks um ihn herum versammelt hatten. Einige der Gäste hielten Knüppel in ihren Klauen, andere schwangen Holzstühle. Alle starrten sie Zugrakk feindselig an, während sie langgezogene Knurrlaute ausstießen.
»Raus hier! Niemand schlägt Graggax zusammen!«, sagte einer der Orks drohend.
Der verprügelte Wirt kroch indes über den Boden und zischte eine Reihe übler Orkflüche. Zugrakks Tritt hatte ihm schwer zugesetzt.
»Du hast hier Hausverbot! Scher dich raus!«, stöhnte er. Grimzhags bester Freund reagierte auf diese Aussage mit einem ohrenbetäubenden Lachen. Dieser Haufen Orks beeindruckte ihn nicht im Geringsten, immerhin hatte er die Riesenschlacht von Yang-Weig überlebt.
»Geh nach Hause und komm nie mehr wieder, Zugrakk! Und deine blöden Kriegsgeschichten kannst du demnächst den Gnoggs in der Steppe erzählen!«, schrie ein Gast aus dem Hintergrund.
»Ja, die will hier niemand mehr hören!«, fügte ein anderer hinzu. Zugrakk ballte knurrend die Fäuste. Wutschnaubend stürmte er auf die Gruppe Orks zu und wurde von einem Hagel aus Faustschlägen und niedersausenden Stühlen empfangen. Von allen Seiten prügelten die Gäste auf ihn ein, so dass er nach einem kurzen Kampf zu Boden ging und dann ordentlich Schläge kassierte.
»Das ist für dich, Snagschnauze!« Graggax hatte sich wieder aufgerappelt und riss einen dicken Holzknüppel in die Höhe. Rasend vor Wut ging er auf den schon halb benommenen Zugrakk los und drosch unbarmherzig auf ihn ein.
Mit letzter Kraft hielt sich der Krieger die Klauen vor den Kopf, hoffend, dass ihn der zornige Wirt nicht bis in den Wirbel der Seelen prügelte.
Die faltige Berbianerin wankte langsam auf ihren ältesten Sohn zu und griff mit ihrer zitternden Hand nach der seinen. Zaydan drückte seine Mutter kurz an sich. Anschließend wandte er den Blick wieder seinen vier Brüdern, den drei Schwestern und den übrigen Anwesenden zu.
»Jetzt bist du ein gemachter Mann, mein Junge. Mutter ist so stolz auf dich«, krächzte die Alte, die bis auf die Knochen abgemagert war und den Eindruck machte, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.
Zaydan, der bemüht war, den um ihn herum stehenden Gehilfen seinen Familiensinn und Großmut zu zeigen, lächelte seiner Mutter zu.
»Bald sind alle deine Söhne reiche Männer. Wie schön wäre es, wenn dies Vater noch erleben könnte«, sagte er dann.
»Mein Junge, ich habe dich sehr vermisst«, hauchte die Alte mit letzter Kraft, hinkte auf Zaydan zu und fasste ihn am Unterarm. Sie roch nach Mamukmist, dem Gestank der berbischen Hauptstadt Hach-Hephrai. Für einen kurzen Moment rümpfte Zaydan angeekelt die Nase.
»Die Überfahrt nach Aurania ist sehr anstrengend für dich gewesen, nicht wahr?«, bemerkte Schmekel und zog seine Mutter ein wenig von ihrem ältesten Sohn weg.
»Ja, ja!«, schnarrte diese angestrengt.
»Wundert mich, dass sie die Schiffsreise überhaupt überlebt hat«, flüsterte Zaydan seinem Bruder Echach ins Ohr.
»Sie bekommt kaum noch Luft. Aber das kühlere Klima hier wird ihr sicherlich gut bekommen. Wir konnten sie ja auch nicht ewig bei den Hischachs lassen«, gab dieser zurück.
Auf Zaydans Anraten hatten seine Brüder die Mutter in den letzten Jahren bei Verwandten untergebracht, doch diese waren es inzwischen leid, die alte und gebrechliche Frau weiter zu pflegen.
Schließlich hatte sie Schmekel doch nach Leevland geholt, obwohl Zaydan bereits betont hatte, dass ihm seine Geschäfte wenig Zeit für Familienangelegenheiten lassen würden. Der Mutter waren schließlich auch die drei Shargut Schwestern mit ihren Familien gefolgt. Zaydan jedoch ignorierte diese völlig. Lediglich seine vier Brüder, die ihm bei seinen Geschäften behilflich sein konnten, waren für ihn von Interesse.
»Erzähl doch noch ein wenig, was du so gemacht hast, mein Junge. Du warst doch so selten bei deiner armen Mutter. Ich dachte manchmal schon, dass es dich gar nicht mehr gibt«, sagte die Alte, schüttelte Schmekels Arm ab und ging erneut auf Zaydan zu.
Schmekel jedoch lenkte die Mutter sanft, aber bestimmt, wieder in Richtung Ausgang. »Wir gehen jetzt in deine Wohnung und dort machst du ein Schläfchen, nicht wahr? Wenn was ist, dann kannst du ja jederzeit die Dienerinnen rufen.«
»Von mir aus …«, keuchte die Mutter. Daraufhin ging sie an der Hand ihres Sohnes aus dem Raum heraus, während ihr Zaydan genervt hinterher schaute. Nachdem Schmekel die Alte in ihrem Zimmer abgeladen hatte und wieder zu den anderen zurückgekehrt war, atmete der Bankier durch. Mahnend hob Zaydan die Hände, so dass sich alle Aufmerksamkeit auf ihn richtete.
»Ich habe großartige Neuigkeiten für euch, meine Freunde! Die Zinsgewinne sprudeln, die Kreditgeschäfte laufen hervorragend und sogar die alte Mutter ist jetzt bei uns. Ist das nicht großartig?«, rief er aus.
Seine Brüder lachten laut durcheinander, während ein paar der anderen Berbianer anerkennend klatschten. Zaydan riss den Zeigefinger in die Höhe.
»Im Namen des Shargut Bankhauses haben wir bereits in mehreren Städten Geldwechselstuben eingerichtet. Wir bieten unsere Kredite also nicht mehr nur in Richtenhof an, was ein gewaltiger Fortschritt ist. Und die Leevländer nehmen unser Geld, allen voran die Adeligen, die gar nicht genug davon bekommen können.
Manche wollen ihre Residenzen verschönern, andere benötigen das Geld für junge Huren, wieder andere finanzieren damit ihre Trunksucht und so weiter. Es ist viel leichter als in Manchin oder in den Wüstenländern, das kann ich euch sagen. So vertrauensselige Trottel wie hier in Leevland habe ich noch nie zuvor getroffen.«
Die Berbianer lachten hämisch auf. Einige begannen erneut zu klatschen. Zaydan jedoch würgte die Begeisterung mit einer Handbewegung ab, denn er hatte noch eine Menge zu sagen.
»Aber lassen wir die Späße, meine Freunde. Ich werde euch heute meinen Plan vorstellen, wie wir das Shargut Bankhaus in den nächsten Jahren zur führenden Finanzmacht in ganz Leevland machen werden. Große Dinge stehen uns allen bevor. Das Shargut Bankhaus wird nämlich eines Tages den Kaiser selbst am Haken haben, das prophezeie ich euch schon