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gab Grimzhag zurück und musterte die Masse aus Trollen, die seine Orks einigen Grünhautstämmen im Felssäulengebirge abgekauft hatten.

      Trolle waren starke, widerstandsfähige Monster, deren Verstand kaum über dem eines Gnoggs lag. Die Orks und Goblins des Felssäulengebirges züchteten diese furchterregenden Wesen bereits seit einigen Zeitaltern und verwendeten sie als schlagkräftige Unterstützung auf dem Schlachtfeld. Grimzhag war der Ansicht, dass eine Einheit aus diesen Bestien seiner Armee ebenfalls gut tun würde.

      »Groooh!«, machte der Troll neben dem Orktreiber erneut. Er sah das offenbar ähnlich.

      Die hochgefährlichen Kreaturen, die in den Höhlen und Schluchten des Felssäulengebirges hausten und sich von allem ernährten, was ihnen in die Quere kam, wurden an schweren Eisenketten herumgeführt, denn es war einfach zu riskant, sie frei herumlaufen zu lassen. An die Treiber hatten sie sich inzwischen offenbar gewöhnt und machten ihnen nur wenige Probleme. Immerhin wurden sie von ihnen mit fettem Warnoxfleisch versorgt und so lange sie genug zu fressen bekamen, gab es keinen Grund, die Orks selbst zu verspeisen. Natürlich gab es gelegentlich auch Trolle, die etwas weiter vorausdenken konnten, und ihre Aufseher als zusätzlichen Nachtisch betrachteten, aber das war eben Berufsrisiko.

      Heute hatten einige Dutzend Orktreiber eine große Anzahl der wilden Kreaturen etwas außerhalb von Chaar-Ziggrath zusammengetrieben, um sie Grimzhag vorzuführen. Dieser war begeistert und auch sein Freund Zugrakk starrte die Biester mit heraushängender Zunge an.

      »Diese Investition hat sich gelohnt, Wütender. Hundert Trolle können eine ganze Menschenarmee in Angst und Schrecken versetzen. Diesen werden wir beibringen, wie man mit Äxten und Keulen umgeht. Das ist sehr effektiv gegen feindliche Reiter«, bemerkte der Orktreiber.

      »Das kann ich mir gut vorstellen!«, grunzte Grimzhag verzückt.

      »Die sehen echt gefährlich aus!«, murmelte Zugrakk und betrachtete eine Gruppe dämlich glotzender Trolle, die ihre gewaltigen, krallenbewehrten Klauen auf- und zuschnappen ließen.

      »Sehr gut! Das ist eine nette Truppe, die sich auf dem Schlachtfeld sehen lassen kann«, meinte der Häuptling der Mazauk. »Wir gehen jetzt die Schmieden inspizieren, Zugrakk! Komm!«

      Grimzhag verabschiedete sich von den Treibern und warf einen letzten, zufriedenen Blick auf die neue Trolleinheit seiner Horde. Dann ging er mit Zugrakk zu den Großschmieden der Khuzbaath, die sich im Süden von Chaar-Ziggrath befanden. Hier hatten die Orks bereits mit der Produktion von Waffen und Rüstungen begonnen, ganz wie es ihr König befohlen hatte. Jetzt qualmte und rauchte es überall in der Ebene von Ruuth und ununterbrochen wurden Schwertklingen, Axtblätter, Kettenhemden, Helme und sogar Gnoggharnische hergestellt. Es war eine hervorragende Idee gewesen, das Khuzbaathreich zu erobern, um anschließend dessen Infrastruktur zu nutzen. Das wurde Grimzhag in diesem Moment wieder bewusst. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatte er gegenüber allen anderen Orkstämmen eine Machtposition, die sich sehen lassen konnte.

      Baudrogg der Zornige räkelte sich müde auf seinem Thron und gähnte gelangweilt vor sich hin. Der in die Jahre gekommene Orkhäuptling herrschte über die alte Stadt Morkfort am Fuße des Eisgebirges, südlich der Ebene von Ruuth, und war damit in gewisser Hinsicht Grimzhags Nachbar. Den aus der Steppe gekommenen Kriegsherrn, der das Reich der Khuzbaath erobert hatte, hatte Baudrogg bisher noch nicht persönlich kennengelernt, obwohl dieser ihn bereits mehrfach zu einer Audienz eingeladen hatte. Doch der Orkkönig hatte den Emporkömmling einfach ignoriert und seine Freude über das neu entstandene Reich im Norden seines Herrschaftsgebietes hielt sich nach wie vor stark in Grenzen. Genau wie viele der anderen Orkhäuptlinge, die im Süden der Dunklen Lande ihre Reiche hatten, stand auch Baudrogg dem Mazaukanführer mit einer Mischung aus Skepsis und Ablehnung gegenüber. Dass sich dieser seltsame Grimzhag offenbar tatsächlich für den Vereiniger der Orkstämme hielt, stieß nicht wenigen Häuptlingen sauer auf und die meisten von ihnen waren auf der Hut, denn man konnte nie wissen, wann der fremde Herrscher plötzlich seine Macht zu vergrößern gedachte.

      Aber heute sorgte sich Baudrogg nicht um diese Dinge, denn sein Bauch war nach einem saftigen Mittagessen bis zum Anschlag gefüllt und von einigen Orkwachen am anderen Ende des schäbigen Thronsaals abgesehen, war niemand da, der ihn störte oder mit Nichtigkeiten belästigte. Brummend schloss er die Augen und war bald darauf eingeschlafen. Irgendwann hörte man nur noch sein leises Schnarchen, ansonsten war es vollkommen still in Baudroggs Thronhalle.

      Das änderte sich jedoch nach einer Stunde erholsamen Schlafes, als plötzlich eine breitschultrige Grünhaut mit lautem Gepolter in den Saal hineingestürmt kam und den Häuptling aufweckte.

      »Was ist denn los, Roak? Du stampfst hier rein wie ein Gnoggbulle! Wehe, es ist nicht wichtig!«, knurrte Baudrogg verärgert und hämmerte mit der Faust auf die Armlehne seines Thrones.

      »Vergebung, Wütender! Ein Menschling! Draußen ist ein Menschling!«, schnaufte die Wache aufgeregt und sah ihren Herrn hilfesuchend an.

      »Wie bitte? Was für ein Menschling?«, murrte der orkische Monarch.

      »Er wünscht Euch zu sprechen, großer Baudrogg. Ein Menschling aus Manchin.

      Da hinten aus diesem Reich da!«, erklärte der Orksoldat überfordert.

      »Was hat ein Menschling hier zu suchen?«, grollte der Häuptling und stand auf.

      Dann kam er auf die Wache zu und blieb knurrend vor ihr stehen.

      »Rede endlich, Roak! Wer ist das und was will er?«

      »Das…das will er Euch selbst sagen, mächtiger Brüller! Wir haben ihn in die Stadt gelassen und er wartet draußen vor Eurem Palast. Wir können ihn natürlich auch erschlagen, aber vielleicht ist es ja was Wichtiges.«

      »Ist er allein?« Baudrogg war verwirrt.

      »Ja!«

      »Dann hole ihn rein! Vorwärts!«

      »Zu Befehl, großer König!«

      Der Häuptling, dessen Gesicht schon einige Altersrunzeln aufwies, kratzte sich nachdenklich an seinem hervorquellenden Bauch und sah dem Orkkrieger hinterher. Kurz darauf betrat ein freundlich lächelnder Mensch in einem langen Seidengewand den Thronsaal. Zwei bullige Orkwachen mit langen Speeren standen hinter dem seltsamen Gast und starrten grimmig auf ihn herab.

      »Ich grüße Euch, mächtiger und gefürchteter Orkherrscher von Morkfort!«, sagte der schlitzäugige Mann und verneigte sich. »Mein Name ist Weng und ich komme im Auftrag des mächtigen Imperiums von Manchin. Dürfte ich Euch kurz sprechen, großer Baudrogg?«

      Der Mensch beherrschte die Orksprache der Dunklen Lande beinahe akzentfrei, was Baudrogg und seine Orkwachen mehr als verdutzte. Mit weit aufgerissenen Augen sahen die verdutzten Grünhäute Weng an, während dieser demütig lächelte.

      »Du kommst hier einfach in meine Stadt und hast keine Angst, dass wir dich gleich einen Kopf kürzer machen?« Der Orkkönig war überrascht.

      Wortlos faltete der Manchine die Hände. Man konnte ihm keine Furcht ansehen.

      Im Gegenteil – er schien genau zu wissen, was er wollte, und gab Baudrogg einen entschlossenen Blick zurück.

      »Nein, erhabener Herrscher! Ich habe ein großartiges Angebot für Euch und ich bin sicher, dass es für den allmächtigen Baudrogg äußerst interessant sein wird.

      Außerdem verkehre ich als manchinischer Diplomat mit allen Völkern Antariksas und habe keine Vorurteile gegenüber dem Orkvolk!«

      »Aha!«, brummte der Häuptling mürrisch. Er wusste nicht, ob er das wirklich gut finden sollte. Immerhin gehörte es sich, dass man als Menschling zumindest ein bisschen Angst vor den Orks hatte.

      »Der Kaiser von Manchin schickt mich in seinem Auftrag, um mit dem mächtigen Baudrogg zu verhandeln«, erläuterte Weng mit ernster Miene.

      »Der Menschlingskaiser?«, quatschte eine der Orkwachen dazwischen.

      »Schnauze, Arggrog! Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen!«, herrschte Baudrogg die hünenhafte Grünhaut

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