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dauert bis 1814.

      Restauration und Regeneration

      Nach der Niederlage Napoleons beginnt 1815 die Epoche der Restauration. In den meisten Kantonen gelangen die Konservativen an die Macht und stellen weitgehend die alte Ordnung vor 1798 wieder her. Die Kantone schliessen einen neuen Bundesvertrag ab, der ihnen mehr Selbstverwaltung erlaubt. Die Männer erhielten zudem politische Rechte, wobei die Armen ausgeschlossen blieben. Genf, Neuenburg und Wallis treten der Eidgenossenschaft bei. Am Wiener Kongress 1815 anerkennen die europäischen Grossmächte die bis heute gültigen Schweizer Landesgrenzen sowie die Neutralität der Schweiz.

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      Helvetische Revolution in Basel 1798

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      Gründung des Bundesstaates 1848

      1830 beginnt die Zeit der Regeneration. In vielen Kantonen kommen die Liberalen an die Macht und führen dort die Gewaltenteilung und die Presse- und Wirtschaftsfreiheit ein. Doch die Forderung der Liberalen, anstelle des losen Staatenbundes einen Bundesstaat zu gründen, scheitert am Widerstand der katholisch-konservativen Kantone. 1847 kommt es zwischen den beiden Lagern zu einem kurzen Bürgerkrieg, dem Sonderbundskrieg, in dem sich die liberalen gegen die katholisch-konservativen Kantone durchsetzen.

      Schweizer Bundesstaat

      Mit dem Sieg der liberalen Kräfte ist der Weg frei für die Gründung des Bundesstaates. Nachdem das Volk die neue Bundesverfassung angenommen hat, wird im September 1848 der schweizerische Bundesstaat geschaffen. Alle Schweizer Männer erhalten politische Rechte, und die Glaubens- und Pressefreiheit wird eingeführt. Die Schweiz wird zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum. Die Kantone behalten aber eine grosse Selbstständigkeit.

      Im jungen Bundesstaat entsteht ein dichtes Eisenbahnnetz, das die Mobilität und die Industrialisierung fördert. Die Schweiz erlebt eine Phase des Wirtschaftsbooms und entwickelt sich vom Agrar- zum Industriestaat. 1874 wird die Bundesverfassung total revidiert: Der Bund wird gegenüber den Kantonen gestärkt, und die direktdemokratischen Volksrechte werden erweitert. 1891 überlassen die Freisinnigen (heute FDP) den Katholisch-Konservativen (heute Die Mitte) einen Sitz im Bundesrat.

      Die Schweiz bleibt im Ersten Weltkrieg (1914–1918) neutral und wird von Kriegshandlungen verschont. Doch das Land ist wirtschaftlich schlecht auf den langen Krieg vorbereitet. Die Ernährungslage ist kritisch. Die Nahrungsmittelpreise steigen, die Kaufkraft der Löhne sinkt. 1918 kommt es zu einem Landesstreik der Arbeiterschaft.

      1919 wird der Nationalrat erstmals nicht mehr nach dem Mehrheitsprinzip (Majorz), sondern im Verhältnis der Wähleranteile (Proporz) gewählt. Dadurch verliert die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) ihre absolute Mehrheit; die Sozialdemokratische Partei (SP) und die Bauern-, Gewerbe- und Bürgergruppe (heute SVP) gewinnen an Einfluss. Infolge der Weltwirtschaftskrise erleben die faschistischen Gruppen, Fronten genannt, und die Kommunisten Zulauf; aber die Demokratie behauptet sich. Aufgrund der Bedrohung aus dem Ausland rücken die Arbeiterschaft und die Arbeitgeber näher zusammen.

      Auch im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) bleibt die Schweiz neutral, ist aber wirtschaftlich eng mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbunden. Die Schweiz wird nicht angegriffen und bleibt von Kampfhandlungen verschont. Bis 1944 werden Flüchtlinge nur beschränkt aufgenommen. Die Rationierung von Lebensmitteln verhindert Hunger.

      Wie ganz Westeuropa erlebt die Schweiz nach dem Krieg eine lange Phase mit starkem Wirtschaftswachstum. Der Lebensstandard steigt, die soziale Sicherheit wird verbessert. Ab 1959 teilen sich die vier stärksten Parteien (inklusive der Sozialdemokraten) die sieben Bundesratssitze nach einem festen Schlüssel, der sogenannten Zauberformel, auf: Die drei grössten Parteien erhalten je zwei Sitze, die viertgrösste Partei einen. Erst 1971 erhalten die Schweizer Frauen auf Bundesebene das Stimm- und Wahlrecht.

      Infolge der Erdölkrise von 1973 gerät die Schweizer Wirtschaft in die Krise. In den folgenden Jahren entwickelt sich das Land immer mehr zu einer Dienstleistungsgesellschaft. 1979 entsteht der 26. Kanton der Schweiz: der Kanton Jura. 1999 wird die Bundesverfassung total revidiert. Die neue Verfassung betont die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen und bezieht die Gemeinden stärker mit ein.

      Anfang des neuen Jahrtausends erfolgt eine sanfte aussenpolitische Öffnung. 2002 tritt die Schweiz der UNO bei. 2000 und 2005 nimmt das Stimmvolk die bilateralen Verträge mit der EU an. Weitere Integrationsschritte in Richtung Europäische Union lehnt das Schweizer Stimmvolk hingegen ab.

      Ein- und Auswanderung

      Seit jeher verlassen Menschen ihre angestammten Lebensräume, um bessere Lebensbedingungen zu finden und vor Kriegen oder Naturkatastrophen zu flüchten. So gelangen im 17. Jahrhundert Zehntausende protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich in die Westschweiz. Im 19. Jahrhundert kommen viele politische Flüchtlinge aus Deutschland in die liberale Eidgenossenschaft.

      Damals ist die Schweiz aber vor allem ein Auswanderungsland. Zwischen 1850 und 1914 etwa wandern rund 300 000 Schweizerinnen und Schweizer aus. Sie fliehen vor der Armut in ihrer Heimat und suchen ihr Glück vor allem in Nord- und Südamerika.

      Nach 1880 setzt eine verstärkte Einwanderung in die Schweiz ein. Vor allem aus den Nachbarländern Italien, Deutschland und Frankreich kommen Zehntausende Menschen, von denen viele auf dem Bau und in Fabriken arbeiten. Bis zum Ersten Weltkrieg bleibt die Migrationspolitik der Schweiz sehr liberal. Der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer steigt von 3 % (1850) auf fast 15 % (1910).

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      Italienische Gastarbeiter verreisen über Weihnachten 1964 ab Zürich in ihre Heimat

      Danach kommt es erst wieder in der Hochkonjunktur der 1950er- und 1960er-Jahre zu einer starken Einwanderung. In dieser Zeit herrscht in der Schweiz ein Mangel an Arbeitskräften, und viele Migranten aus Italien und später auch aus anderen südeuropäischen Nationen kommen ins Land. Sie gelten als Gastarbeiter und erhalten nur eine zeitlich befristete Aufenthaltsbewilligung. Während der Wirtschaftskrise in den 1970er-Jahren müssen denn auch über 300 000 Ausländerinnen und Ausländer in ihre Heimatstaaten zurückkehren. Doch die Einwanderung kommt auch in dieser Zeit nicht vollständig zum Erliegen und verstärkt sich ab den 1980er-Jahren wieder. 2002 wird für Angehörige von EU- und EFTA-Staaten der freie Personenverkehr eingeführt. Aus den übrigen Staaten wird dagegen nur noch die Einwanderung hoch qualifizierter Spezialistinnen und Spezialisten zugelassen.

      Beziehungen zu Europa

      Die Entwicklungen in der Schweiz und in Europa sind seit langer Zeit eng miteinander verbunden. In der Antike gehört das Gebiet der Schweiz rund vier Jahrhunderte lang zum Römischen Reich. Im Mittelalter ist die Eidgenossenschaft Teil des Heiligen Römischen Reiches. Die faktische Unabhängigkeit erlangt die Eidgenossenschaft erst 1648. Aber auch danach beeinflussen europäische Ereignisse immer wieder die Entwicklungen in der Schweiz, so etwa die Französische Revolution von 1789, die europäischen Revolutionen von 1830 und 1848, die Industrialisierung oder im 20. Jahrhundert die beiden Weltkriege und der Fall der Berliner Mauer 1989.

      Auch wenn die Schweiz nicht Mitglied der Europäischen Union ist, ist sie doch politisch und wirtschaftlich eng mit den europäischen Ländern verbunden. Seit 1963 ist die Schweiz Mitglied des Europarats. Mit der Europäischen Union hat die Schweiz seit 2000 verschiedene bilaterale Abkommen abgeschlossen, z. B. über den Freihandel und die Personenfreizügigkeit.

      Viersprachige Schweiz

      Die Schweizerische Eidgenossenschaft ist offiziell viersprachig. Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch sind gemäss Verfassung die Landessprachen der Schweiz. Deutsch, Französisch

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