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verstehe nicht, was du meinst.“

      „Das Auftauchen des Fremden und dein bodenloser Leichtsinn“, sagte Naomi.

      „Könntest du mir das bitte erklären!“

      „Der Kerl ist ein professioneller Callboy. Ein Gauner! Sein Eindringen in unser Zimmer war sicher kein Zufall. Er wollte uns erwischen! Hast du sein Smartphone gesehen? Er hat sicher Aufnahmen gemacht. Ein Mann seines Kalibers wird sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, um dich oder mich unter Druck zu setzen. Ich werde verrückt, wenn ich mir ausmale, wie er uns erpressen wird!“

      „Rede keinen Unsinn“, sagte Henri.

      „Du lagst nackt auf meinem Bett. Ich denke, das genügt! Wenn dein Vater diese Bilder zu sehen bekommt, haben wir ernsthafte Probleme.“

      „Wenn der Kerl versuchen sollte, uns zu erpressen, bringe ich ihn um“, versprach Henri düster. „Woher kennst du den Kerl?“

      „Ich kenne ihn nicht, ich weiß nur, dass er sich Alex nennen lässt. Er lebt mit einer Frau im Hotel und beglückt ältere Damen mit seinen männlichen Qualitäten. Sein letztes Opfer war die Herzogin von Hohenberg, eine unangenehme Frau, die unsere Familie zu kennen scheint. Sie sprach mich am Swimming-Pool an, nachdem ich zufällig Zeugin einer Unterhaltung zwischen Alex und seiner Frau oder Freundin geworden war.“

      „Mist!“, sagte Henri.

      „Du hast uns in eine unmögliche Situation gebracht.“

      „Wir reisen gemeinsam ab, noch heute“, schlug er vor. „Was hältst du davon?“

      „Das würde uns um die Chance bringen, die Entwicklung der Dinge zu steuern“, meinte Naomi. „Ich habe keine Lust, einen unangenehmen Anruf meines Ehemannes zu erhalten.“

      „Mist“, wiederholte Henri wütend und ging ins Bad.

      Das Zimmertelefon klingelte.

      „Ein Anruf für Sie, Frau von Arnsberg“, meldete die Vermittlungszentrale der Rezeption.

      „Wer ist es?“

      „Ein Alexander Neuhaus.“

      „Ich kenne den Mann nicht“, sagte Naomi herzklopfend. Sie ahnte, wer sich hinter dem Namen verbarg und war überrascht, mit welcher Promptheit dieser Gangster reagierte.

      Es knackte in der Leitung, dann meldete sich eine Männerstimme, die Naomi nur allzu gut kannte.

      „Neuhaus. Alexander Neuhaus. Ich bin untröstlich, Frau Gräfin. Wie konnte ich mich nur in der Zimmernummer irren? Bitte geben Sie mir eine Chance, das wiedergutzumachen. Gestatten Sie mir, dass ich Sie zu einem Glas Champagner einlade. Ich bin in der Bar und freue mich auf ihr Erscheinen.“

      Er legte auf, ohne ihre Antwort abzuwarten. Naomi ließ langsam den Hörer sinken. Dann rief sie die Rezeption an.

      „Welches Zimmer bewohnen Herr und Frau Neuhaus?“, fragte sie.

      „Herr Neuhaus hat Zimmer 17, Frau von Arnsberg.“

      „Er ist nicht verheiratet?“

      „Nein. Seine Verlobte bewohnt das Zimmer 18.“

      „Danke“, sagte Naomi und beendete die Verbindung.

      Henri kam aus dem Bad zurück und fragte: „Was ist los?“

      „Ich soll zu ihm in die Bar kommen.“

      „Dieses Schwein! Ich begleite dich.“

      „Nein, das würde alles nur viel schlimmer machen.“

      „Was hat er gesagt?“

      „Er hat sich angeblich im Zimmer geirrt und möchte seinen „Fehler“ mit einem Glas Champagner wiedergutmachen“, höhnte Naomi bitter. „Ich habe gerade von der Rezeption erfahren, dass er im ersten Stock wohnt. Er kann sich also nicht geirrt haben, und zufällig in eine Suite im der obersten Etage gegangen sein. Er ist bewusst hereingeplatzt, um zu sehen, was sich hier tut.“

      „Zum Glück hat er nichts gesehen“, sagte Henri. „Nicht genug, meine ich.“

      „Findest du? Da bin ich anderer Meinung. Außerdem kann er schon vorher einen Blick ins Zimmer geworfen haben, ohne dass wir es bemerkten.“

      „Du spinnst!“

      „Als wir miteinander Sex hatten, fehlte uns jede Verbindung nach außen“, stellte sie fest. „Wir waren so sehr aufeinander konzentriert, dass man hinter uns einen Böller hätte abschießen können, ohne dass uns das zum Bewusstsein gekommen wäre, von einer sich öffnenden Tür ganz zu schweigen.“

      Henri stand am Bett und sah aus wie ein begossener Pudel.

      „Was nun?“, fragte er.

      „Wenn du Narr nicht so unvorsichtig gewesen wärest, dich hier blicken zu lassen, ohne mich vorher anzurufen, wäre das nicht passiert. Aber so weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.“

      „Wir müssen ihn kaufen.“

      „Sicher“, sagte Naomi bitter. „Die Frage ist nur, welchen Preis er verlangt.“

      „Ich spreche mit ihm!“

      „Das wirst du schön bleiben lassen“, erklärte Naomi wütend. „Du hast schon genug Porzellan zerschlagen.“

      „Was kann ich dafür, dass ich dich liebe?“

      „Verschwinde jetzt. Ich möchte mich anziehen.“

      „Du darfst mir nicht böse sein, geliebte Stiefmutter.“

      „Hau ab!“, sagte sie zornig. „Geh in deine Suite und warte auf eine Nachricht von mir.“

      „Ja.“

      Henri zog sich rasch an und verließ mit gesenktem Kopf den Raum. Naomi ging ins Badezimmer und musterte sich im Spiegel. Sie war ehrlich aufgebracht. Ihr Zorn richtete sich nicht nur gegen Henri, sondern hauptsächlich gegen sich selbst.

      Weshalb war sie nicht stark genug gewesen, dieser neuerlichen Versuchung zu widerstehen?

      Henris Penis, dieses lebendige, zuckende Symbol von Lust und Liebe! Er war schuld daran gewesen..., im Zusammenklang mit der brennenden Sehnsucht ihres Schoßes, die immer dann unstillbar wurde, wenn Henri in der Nähe war und seine wilden Triebe auszuleben wünschte.

      Jetzt musste sie einen Weg finden, um die plötzlich aufgetauchten Schwierigkeiten zu meistern.

      Mit Henri musste es aus sein. Endgültig! Sie durfte nicht länger ihrem Ehemann untreu sein. Aber wie sollte sie das schaffen?

      Sie schminkte sich sorgfältig, dann zog sie sich ohne Eile an. Der Kerl sollte ruhig noch eine Weile schmoren! Er mochte sicher sein, dass er einige prächtige Trümpfe in der Hand hatte, aber sie war entschlossen, sein schmutziges Spiel zu durchkreuzen.

      Eine Viertelstunde später betrat sie die Hotelbar. Sie trug eine hellgrüne Leinenhose von modernstem Schnitt und eine dünne, weiße Polobluse, unter der sich ihr BH deutlich abzeichnete. Die Bar war fast leer.

      Alexander Neuhaus saß an einem kleinen Tisch. Er hatte einen Whisky vor sich stehen und blickte sich neugierig um. Neben ihm, auf einem Chromständer, thronte ein Eiskübel, aus dem der Hals einer Champagnerflasche ragte.

      Alexander Neuhaus erhob sich höflich, als Naomi an seinem Tisch Platz nahm.

      „Sie sehen blendend aus“, stellte er lächelnd fest. „Wirklich, großartig. Wie ein Filmstar aus Hollywood.“

      Naomi schwieg und blickte dem Mann ins Gesicht. Er trug eine große, dunkle Sonnenbrille, obwohl sie ihn sicherlich daran hinderte, gewisse Einzelheiten in dem schummrig wirkenden Raum zu erkennen. Vermutlich kam er sich mit der stark getönten Brille wie ein unwiderstehlicher Playboy vor. Jedenfalls bemühte er sich nach Kräften darum, wie einer auszusehen.

      Er setzte sich wieder. „Sie machen einen ernsten Eindruck“,

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