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stürzten die Pferde in einer Furt nahe dem großen Strom. ZARG gelang es noch die kostbare Fracht zu retten aber er war zu lange im kalten Wasser und wurde nicht wieder warm. Er bekam einen schlimmen Husten und starb. Sein Bruder UHL brachte die Karawane wieder zurück zum Heiligtum und schenkte diesem das Salz, denn er wollte damit nichts mehr zu tun haben. OLE seinen Jugendfreund und seinen Neffen JAN ließ er im Dienst des Heiligtums während er sich nach Hause auf den Weg machte, um sich um ZARGs Frau MIA zu kümmern.

      Nachdem JAN sich wieder beruhigt hatte ernteten wir den Saft der drei Reihen des Mohns zu Ende. Nun würden die anderen Mohnreihen von Priestern des innersten Kreises mit Obsidianmessern geritzt werden. Den von uns gewonnen Mohnsaft, der schon dick wie Honig war, brachten wir ins Heiligtum. Hier konnte er im Schatten, durch gut gewaschene Tüchern gegen Insekten geschützt, reifen. Im Winter würden von kundiger Hand mit Holzspateln daraus kleine Kegel gewalzt werden, die ein beliebtes Tauschobjekt waren. Vor allem die Milchleute waren ganz wild darauf, obwohl sie wenig zum Tauschen hatten, denn der OMIC lehnte ihre farbigen Stoffe als unrein ab. Wir hatten eine Reihe fast weißer Schafe obwohl diese Tiere sonst meist braun oder grau waren. Für Zeremonien des Innersten Kreises verwendeten die Priester nur Wolle von diesen weißen Schafen mit roten Augen. Sie galten als der GROSSEN MUTTER gewidmet und durften nicht geschlachtet werden. Getrocknetes Rindfleisch und Häute konnten die Milchleute aber anbieten. Die Gedanken an die Milchtrinker, wie die Milchleute auch bezeichnet wurden machten mich traurig und so ließ ich JAN beim Heiligtum und wanderte allein um den leisen Berg.

      Ich stieg von der Anhöhe hinab ins Tal und kam auf dem Weg um den Berg zur Lehmgrube mit der Töpferei, wo in dem großen Ofen ein heftiges Feuer brannte. Gerade wurde ein mannshohes Vorratsgefäß für Getreide gebrannt. Daneben passten zwei Männer einem gerade fertigen Gefäß den Deckel ein. Sie drehten ihn auf dem großen Tongefäß, während ein kleines Mädchen immer wieder Sand zwischen Deckel und Gefäß streute. Die Deckel wurden zwar beim Töpfern passend gefertigt, doch durchs Brennen verzogen sie sich immer etwas. Das langwierige Einschleifen wurde notwendig, um den Verschluss ganz spaltfrei aufsitzen zu lassen. Nur so kann man verhindern dass Mäuse oder auch kleine Insekten, wie Käfer, an das Getreide herankommen. In diesen riesigen aus sehr porösem Lehm gefertigten Gefäßen bewahrt das Heiligtum das Saatgut für verschiedene Siedlungen auf. Der poröse Lehm lässt das Getreide atmen, hält es trocken und keimfähig. Dies ist auch eine Vorsichtsmaßnahme gegen Hungersnöte. Wenn, wie es manchmal geschah, das in den Dörfern gelagerte Saatgut verdarb, blieb immer noch die Reserve im Heiligtum für das jeweilige Dorf erhalten. Denn in Notzeiten ist es schon geschehen, dass Leute Saatgut aßen. Dies rächte sich im nachfolgenden Jahr mit einer zu geringen Ernte im nächsten Sommer und der Hunger ging weiter. Vor allem die Ziegen der Milchleute waren sehr erfinderisch um Saatgut zu plündern. Manchmal war es auch einfach schlechte Pflege die das Saatgut verdarb. Deshalb wählen die Priester, schon bei der Ernte in den Dörfern, das beste Getreide aus. Sie stellen sicher, dass es wirklich reif und trocken ist. Wenn sie es für gut genug befinden, bringen die Dorfbewohner dieses Saatgut auf den leisen Berg zum Heiligtum und füllen es unter Aufsicht der Priester in das für ihr Dorf bestimmte Gefäß. Im Frühjahr kommen sie wieder um ihr Saatgut zu holen und zu säen. Vom Ertrag erhält dann auch das Heiligtum einen Anteil. Wir bauen genug Getreide für uns an, doch mit diesen Vorräten können Missernten in manchen Dörfern, welche durch Hagel immer wieder vorkommen, ausgeglichen werden. Die Frage nach der Ursache solcher zerstörenden Hagelunwetter und die Tatsache, dass oft ein Dorf betroffen war und das danebenliegende überhaupt nicht; ja sogar oft in einem Dorf nur einzelne Felder zerstört wurden, führte zu wilden Spekulationen. Von Sünden der Besitzer über böse Flüche bis zum Zorn von Kobolden reichten die Gerüchte. Unser OMIC schwieg sich dazu aus. Er meinte Beten und Vorsorge seien die einzig mögliche Hilfe. Eine ausreichende Nahrungsreserve aus gebratenen Körnern, die nicht mehr keimen konnten aber gut aufbewahrt viele Jahre haltbar waren half oft schwere Zeiten zu überstehen. Nachdem ich noch einige Worte mit den Töpfern gewechselt hatte setzte ich meine Wanderung fort. Mein Weg führte mich zwischen dem großen und dem kleinen leisen Berg an den Feldern mit Einkorn und Emmer vorbei. Ich überlegte, dass der kleine Leise Berg in seiner Ausdehnung ja viel größer sei. Seinen Namen hatte er wohl deshalb, weil man vom heiligen Hain am großen Berg auf den kleinen herabsehen konnte. Ich schaute über die Felder am Hang zu den mächtigen alten Eichen und freute mich über den guten Wuchs des Getreides. Mein Blick wanderte auf die andere Seite und sah in der Ferne, als weiße Punkte, unsere Schafherde. Daneben waren unsere Hirten als graue Striche zu erkennen. Näher zu mir sah ich eine weiße Gestalt, unseren OMIC. Für seine Kleidung wurde nur die hellste Wolle verwendet. Er war wie ich in Richtung des Baches unterwegs. Er dankte meiner ehrfurchtvollen Begrüßung mit freundlichen Worten und wir legten unsere Kleidung ab und wuschen uns am Rand des Baches. Beim Trocknen in der Sonne fragte er nach JAN und ich berichtete ihm von dem guten Willen und Geschick des Jungen. Er freute sich darüber und deutete an, dass OLEG, der ebenso wie JAN von den Nordmännern kam, bald aus dem Waldland, zurückerwartet wurde. OLEG hatte dort Granit für Mühlen und Schleifsteine besorgt. Der OMIC hoffte, dass er auch Schiefer oder Bändergranitplatten mitbringen würde. Die Nordmänner waren für diesen Sommer auch noch zu erwarten. Deshalb war es nötig noch trockenes Gras für die Pferde zu besorgen sowie die Hütten für die Gäste auszubessern. Dann zogen wir unsere Kleidung an, stiegen gemeinsam langsam und schweigend zum Heiligtum hinauf.

      3.)

      Vor meiner Hütte bemerkte ich schon den herrlichen Duft von frischem Brot. Der brave JAN hatte schon Getreide gemahlen, den Teig bereitet und wendete gerade die Fladen auf der dünnen Schieferplatte, welche auf drei Steinen über dem Feuer lag. Daneben lagen auf einer Holzplatte die fertig gebackenen Fladen. „JAN das Brot duftet herrlich, ich freue mich schon es zu kosten“ „Ja Urs ich habe getrocknete Lauchblätter dazu gegeben, denn morgen sollen wir Gras sammeln und da kommen wir sicher nicht zum Kochen.“ „Ja JAN ich weiß es schon, denn ich habe den OMIC getroffen und der meinte deine Leute kommen vermutlich bald.“ „URS es waren meine Leute, aber jetzt gehöre ich zum Heiligtum der GROSSEN MUTTER und möchte in ihrem Dienst bleiben.“ „Klar gehörst du zu uns, sie werden dich nicht gegen deinen Willen zurückbringen.“ „URS ich möchte bleiben und ein großer Priester werden. Nur zum Gras sammeln würde ich mir eine gute Sichel wünschen.“ Ich nahm ein frisches schon ausgekühltes Brot, brach es und gab JAN die Hälfte. Beim Essen sagte ich: „JAN das mit der Sichel ist so eine Sache. Du hast ja schon Sicheln gemacht was vielen schwer fällt.“ „Ja URS es ist schwierig. Gekrümmte Klingen zu schlagen fällt mir leicht doch das Schneiden der Rille in die Innenseite der Biegung des Sichelholzes ist sehr schwer und mühsam.“ „ JAN das allein ist es nicht, auch der Birkenteer zum Einkitten der Klingen ist nicht einfach zu bereiten, obwohl wir oft Solches als Geschenk ans Heiligtum erhalten. Früher sind die Sicheln auch zum Grasschneiden benutzt worden, aber viele Leute haben sich dabei verletzt. Getreidehalme sind lang, deshalb kann man weit genug von der Hand entfernt den Schnitt ansetzen. So kann kein Unheil passieren.“ „Ja das Gras ist viel kürzer und deshalb ist mir auch verständlich dass Klingen mit Griff nicht verwendet werden sollten. Doch ich würde trotzdem gerne eine Sichel benutzen.“ Der Junge war ein sehr geschickter Steinschläger, wohl auch weil es im Land der Nordleute große Mengen von Flint gab. Dort bekamen schon kleine Kinder Flint, während sie hierzulande in diesem Alter höchstens Kalksteine zum Spielen hatten. „JAN du wirst bei der Getreideente noch genug mit Sicheln schneiden. Du bist jetzt schon groß genug für diese Arbeit.“ Wir aßen das Brot dann brieten wir den restlichen Teig zu Fladen. Danach begaben wir uns zum Heiligtum. Nach dem Abendgebet blieben wir noch einige Zeit bei den Anderen am Feuer und lauschten den Erzählungen.

      4.)

      Am nächsten Tag sahen wir uns die Gästehütte beim Heiligtum an und fanden bis auf eine kleine Lücke im Dach über der Feuerstelle alles in Ordnung. Vermutlich hatten die vorigen Bewohner dieses Loch als Rauchabzug gemacht. Geschickt kletterte JAN auf das Dach um es mit einem Bündel Stroh auszubessern. Wir machten uns auf den Weg zu den anderen Gästehütten am Fuße des leisen Berges. Am Hang fanden wir Gras, dessen Samen schon fast reif waren aber noch fest am Halm hafteten. Dieses kräftige Futter für Pferde konnte ich nicht liegen lassen und so begann ich das an den Spitzen schon leicht

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