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Maschine und als er wieder zu Brown gelangte war er aschfahl.

      „Baker ist tot. Zerrissen von Kugeln. Die Kanzel ist fast weg. Alles offen da hinten.“

      Brown biss sich auf die Lippen. Jetzt waren sie im Arsch. Nur mit Mühe konnte er die Maschine halten. Wenn sie jetzt ein Deutscher angriff war es aus. Fieberhaft dachte er nach. Die einzige Chance war, im Tiefflug zu verschwinden, und das deutsche Radar zu unterfliegen. Er drückte den Steuerknüppel nach vorn und zwang die Maschine in einen leichten Sturzflug. Daran, dass die Tragfläche mit den brennenden Motoren unter dieser zusätzlichen Belastung abbrechen könnte, dachte er in diesem Moment nicht.

      „Theodoris, was machen die Motoren?“

      „Einer brennt nur noch schwach, der andere stärker. Die Propeller drehen sich nicht.“

      Der Weg zurück ist versperrt. Jetzt ist bei den Deutschen alles alarmiert. Wäre Selbstmord, Richtung Kanal zu fliegen. Wir können jetzt aussteigen und gehen in Gefangenschaft. Soll aber bei den Deutschen nicht so gemütlich sein. Er fasste einen Entschluss.

      „Hört zu, Männer. Baker ist tot, zwei Motoren brennen, hier ist Aufruhr, wir können nicht den gleichen Rückweg nehmen. Wir kriegen die Bomben nicht los. Wir nehmen im Tiefflug Kurs Schweiz. In dieser Richtung erwartet uns niemand. Die Tanks sind dicht, der Sprit reicht locker.“

      Woran er die ganze Zeit nicht gedacht hatte, waren die deutschen Jäger. Keiner war zu sehen. Vielleicht schaffen wir es, sagte er sich.

      Entgegen seiner Gewohnheiten hatte er schlecht und unruhig geschlafen. Werde eben älter dachte er sich. Man ist ja nicht mehr 25. Trotzdem gab es irgendwie eine innere Anspannung, die er sich nicht erklären konnte. Auf Arbeit rufe ich Robert an nahm er sich vor. Vielleicht besser doch nicht, war der nächste Gedanke, die anderen müssen ja nichts wissen. Wenn da einer mithört.

      Der Octavia wollte heute schnell rollen und so war er vorzeitig im Büro. Er knipste seinen Rechner an und checkte die Mails. Massig Nachrichten über die Projektfortschritte, Spams, die das System trotzdem zugelassen hatte. Eine Nachricht vom Verlag, bei dem er das Buch bestellt hatte. Er öffnete sie und fand diesen Text:

      „Da Sie „Geheime Bunkeranlagen“ bestellt haben könnte Sie folgendes interessieren:

      „Mythos Führungsbunker Nordthüringen“

      „Stasi Bunker in Thüringen“

      „Mittelbau Dora“

      Er war wie elektrisiert. Das gibt’s doch nicht. Es war noch niemand außer ihm im Büro. Die Firma war großzügig, was Internetnutzung anging. Nichts außer den üblichen Dingen wie Pornographie und so weiter war untersagt, die Nutzung sollte aber zeitlich nicht ausufern. Trotzdem wäre es ihm nicht recht gewesen, wenn es einer der Mitarbeiter mitbekommen hätte. Dass der Administrator seine Spuren verfolgen konnte wusste er. Da gab es keine Illusionen mehr.

      Jedes Telefonat, jede besuchte Internetseite war nachvollziehbar, zeigte seine Vorlieben für bestimmte Gebiete die im Internet zu finden waren, alles wurde dokumentiert. Selbst sein Kaufverhalten wurde analysiert und machte ihn zu einem potentiellen Werbeempfänger.

      Er klickte auf „Mythos Führungsbunker Nordthüringen“. Die Seite wurde geladen und zeigte ein dünnes Heft. Der Text daneben lautete:

      „Nachdem die Amerikaner Nordthüringen verlassen hatten, unter Mitnahme zahlreicher Teile der V2 aus dem Mittelbau Dora, rückten russische Truppen im Herbst 1945 in Nordhausen ein. Sie gingen unter der Bevölkerung kursierenden Gerüchten über einen weiteren Bunker nach und versuchten Informationen darüber zu gewinnen, was ihnen jedoch nicht gelang. Dennoch hielten sich noch lange Geschichten über den angeblich modernsten Bunker Großdeutschlands. Der Autor greift aus Aussagen von Zeitzeugen zurück, die aber eher spekulativen Charakter haben.“

      Klar, dachte er sich. Das Heft hat gerade mal 24 Seiten.

      6,25 €. Vielleicht rausgeschmissenes Geld. Wo Gerüchte sind, wird wohl in Wahrheit auch nichts sein. Er klickte nicht auf den Bestell-Button. Die ersten kamen ins Büro, rollten ihre mobilen Arbeitsplätze an den Ort, an denen sie heute gefragt waren, und begannen mit der Arbeit.

      Er war den ganzen Tag unkonzentriert und nicht recht bei der Sache. Die ISBN Nummer hatte er notiert. Fahre ich abends schnell bei „Krauses Buchhandlung“ vorbei. Wenn er es hat, gut, wenn nicht, muss er was tun. Krause kannte er schon lange, denn er las viel und Querbeet. Krimis, Sachbücher, Romane. Krause wuselte zwischen den Regalen umher und sprach jeden Kunden an, der sich die Bücher ansah. Bisschen penetrant ist er ja gestand er sich ein, aber ein Kenner. Kein Buch, welches Krause ihm empfohlen hatte, war eine Enttäuschung gewesen. Es war so, als ob Krause einen Kompass hatte, der genau auf seinen eigenen eingenordet war. Jedenfalls was Bücher anbetraf.

      „Grüß dich Manfred“ sprach er ihn von hinten an.

      „Hallo Gerd“ Krause drehte sich lächelnd um.

      „Wieder mal auf der Suche nach einem schlaf raubenden Krimi?“

      „Falsch geraten.“

      „Dann was Neues über U-Boote?“

      „Langsam wird’s wärmer.“

      „Na dann, unterirdisch, oberirdisch, in der Luft?“

      „Ersteres.“

      „Verstehe, Bunker?“

      „Treffer.“

      „Die Standardwerke hast du ja schon, muss ja diesmal was Spezielles sein“

      „Genau.“

      Er gab ihm den Zettel mit der ISBN Nummer.

      Krause sah im Computer nach und feixte.

      „Mh, das habe ich nicht da. Ist ja wirklich was speziell Regionales. Sieht sehr nach Heimatforscher aus. Ha, da hat einer paar alte Opas und Omas befragt und die haben sich wichtig gemacht und ihm die Taschen gefüllt und paar Pfennige dafür bekommen. Humbug. Gibt sicher nicht viel her. Aber ich besorg‘ es dir gern. Wann brauchst du es?“

      „Heute Abend.“

      „Das ist nicht dein Ernst. Selbst in der heutigen Zeit dauert das mindestens zwei Tage. Ich kann nicht zaubern.“

      „Das kannst du, Manfred. Ist mir ein Essen beim Italiener wert.“

      „Du sturer Bock, na gut, ich telefonier mal bisschen rum.“

      „Geht doch, ich muss jetzt noch einkaufen. Ruf mich an, wenn du was weißt.“

      Er verließ die Buchhandlung und sah Krause zum Telefon greifen. Guter Junge, ich weiß, dass ich das Heft heute noch haben werde. Im Markt packte er den Einkaufwagen voll, bezahlte und lud die Einkäufe in das Auto ein. Er fuhr Richtung Wohnung. Gerade als er in die Tiefgarage einbiegen wollte klingelte sein Handy.

      „Gerd, du kannst dir das Heft bei „Ullis Buchladen“ abholen. Liegt in Fürstenwalde. Breite Straße 26.“

      „Du, es ist jetzt gleich 19 Uhr. Der hat doch längst zu.“

      „Hat er. Aber er wohnt im gleichen Haus. Und der liest Tag und Nacht. Kannst klingeln. Bisschen wunderlich ist er allerdings. Nicht gefährlich, aber ein Spinner. Lass‘ dich überraschen.“

      Er lachte schallend und hatte aufgelegt.

      Na denn, ich will es heute haben. Gib‘ dem Octavia die Sporen. Eine Stunde hin, eine zurück. 10 Minuten bei Ulli. Bin ich halb zehn zu Hause. Gott sei Dank gibt es Navis.

      Kurz nach 20 Uhr parkte er vor „Ullis Buchladen“. Das Haus hatte schon bessere Zeiten gesehen. Der Putz bröckelte, von Farbe war nichts mehr zu sehen, alles grau. Eine schmale Treppe führte zum Eingang. Im Schaufenster lagen lieblos hingeworfen einige Bücher. Na ja, nicht so fein wie bei THALIA dachte er sich. Aber gute Titel, das sah er auf den

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