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      Das tränenuntermischt zu ihren Füßen

      Von ekelhaften Würmern ward verschlungen.

      Und als ich weiter noch den Blick entsandte,

      Sah Schatten ich am Ufer eines Stromes;

      Weshalb ich sprach: Gewähre mir nun, Meister,

      Daß, wer sie sind, ich hör', und welcher Antrieb

      Sie scheinbar so zur Überfahrt geneigt macht,

      Wie in dem falben Licht ich unterscheide.

      Erfahren wirst du, sagt' er, was du fragest

      Sobald wir hemmen werden unsre Schritte

      Am Uferrand des traur'gen Acheron.

      Da senkte schamerfüllt ich meine Blicke

      Und, fürchtend, daß ihm lästig sei mein Reden,

      Enthielt ich bis zum Flusse mich der Worte.

      Und, sieh', im Nachen kam herangefahren

      Ein Greis, der ob des Haares Alter weiß war,

      Und ausrief: Weh euch, ihr verruchten Seelen!

      Den Himmel hoffet nimmermehr zu schauen.

      An's andre Ufer komm' ich euch zu führen

      In ew'ge Finsternis, in Frost und Hitze.

      Und, die du dort verweilst, lebend'ge Seele

      Entferne dich von diesen, die gestorben.

      Und als er sah, daß ich mich nicht entfernte,

      Sprach er: Nicht hier, durch andre Weg' und Häfen

      Wirst du zum Strand der Überfahrt gelangen;

      Das Schiff, das einst dich tragen soll, ist leichter.

      Mein Führer aber sprach: Sei ruhig Charon.

      So will man's droben, wo jedwedes Wollen

      Zugleich ein Können ist; nicht frage weiter.

      Da glätteten sich die behaarten Wangen

      Des Fährmann's auf dem trübgefärbten Sumpfe,

      Der um die Augen Flammenräder hatte.

      Doch jene Seelen, nackend und ermattet,

      Verfärbten sich und klappten mit den Zähnen,

      Sobald die harten Worte sie vernahmen.

      Sie fluchten Gott und fluchten ihren Eltern,

      Der Menschenbrut, dem Ort, dem Tag, dem Samen,

      Durch die gezeugt sie wurden und geboren.

      Dann drängten sie sich unter lautem Weinen

      In dichten Scharen an das schlimme Ufer,

      Das jedes wartet, welcher Gott nicht fürchtet.

      Mit feur'gen Augen sammelt Teufel Charon

      Gebieterischen Wink's die Seelen alle,

      Schlägt mit dem Ruder jeden, der da zaudert.

      Gleichwie zur Herbsteszeit die Blätter alle,

      Eins nach dem andern abfall'n, bis der Zweig

      Am Boden alles sieht, das ihn bekleidet,

      So stürzt hier Adam's schuldbeladener Samen

      Sich Haupt für Haupt vom Ufer in den Nachen,

      Wie Vögel tun, wenn sie den Lockruf hören.

      Hinüber fahren sie auf dunkler Flut,

      Und eh' dem Kahne drüben sie entstiegen,

      Hat diesseits schon sich neue Schar gesammelt.

      Mein Sohn, begann zu mir der güt'ge Meister,

      Die unter Gottes Zorne sterben, alle

      Versammeln hier sich aus jedwedem Lande.

      Auch ist zur Überfahrt bereit ein jeder;

      Die göttliche Gerechtigkeit ist ihnen Sporn,

      So daß die Furcht sich wandelt in Verlangen.

      Nie fuhr noch fährt ein Guter hier hinüber!

      Darum, wenn Charon scheltend dich zurückweist,

      Verstehst du nun den Sinn von seinen Worten.

      Darauf erzitterte die düstre Fläche

      So heftig, daß noch itzt in der Erinn'rung

      Mich des Entsetzens Schweiß kalt überrieselt.

      Ein Luftstoß drang aus dem betränten Boden,

      Worin ein roter Lichtesglanz erblitzte.

      Darob entschwand mir jegliches Bewußtsein,

      Und nieder sank ich, wie wen Schlaf ergriffen.

      Vierter Gesang

      Es brach den tiefen Schlaf in meinem Haupte

      Ein Donnerschlag, von dem ich jäh emporfuhr,

      Gleich einem, den gewaltsam man erwecket.

      Das ausgeruhte Auge ließ ich schweifen!

      Grad' aufgerichtet schaut' ich in die Runde,

      Den Ort, wo ich verweilte, zu erforschen.

      In Wahrheit fand ich mich am jähen Absturz

      Des tränenreichen Tal's der Unterwelt,

      Aus dem unnennbar'n Schmerzes Wehruf aufstieg.

      So qualmerfüllt, so dunkel und so tief war's,

      Daß ich, wie sehr ich auch das Auge schärfte,

      In seinem Grunde nichts erkennen konnte.

      Laß denn zur blinden Welt uns niedersteigen!

      Begann der Meister mit verstörtem Antlitz,

      Voraufgehn will ich, und sei du der zweite

      Und weil ich seine Blässe wahrgenommen,

      Sagt' ich: Wie soll ich folgen, wenn Du zagest,

      Der meinem Zweifel sonst Beruh'gung bringt?

      Er aber sprach: Die Seelenpein der Geister

      In diesem Kerker malt auf meine Wangen

      Des Mitleid's Farbe, welche du für Furcht hältst.

      Auf denn! Zur Eile treibt des Weges Länge

      So schritt er vor, so ließ er mich betreten

      Der Kreise ersten, die du Abgrund gürten.

      Hier war, so viel als meinem Ohr vernehmlich,

      Kein Weheklagen, sondern nur ein Seufzen,

      Das jene ew'ge Luft erbeben machte:

      Gram ohne Qualen war des Seufzens Ursach,

      Der auf den Scharen all, die viel und zahlreich,

      Von Kindern, Frau'n und Männern, ewig lastet.

      Mein Meister sprach: Du unterläßt zu fragen,

      Was es für Geister sind, die du hier siehest;

      Doch sollst Du, eh wir weiter gehn, vernehmen,

      Daß sie nicht sündigten. Und wenn Verdienste

      Sie hatten, g'nügt es nicht, weil ohne Taufe

      Sie starben, welche deines Glaubens Teil ist.

      Und lebten sie noch vor dem Christentume,

      So beteten zu Gott sie falscher Weise;

      Und

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