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sich zu dem Ort, wo ich verweilte,

      Wo ich mit Rahel saß, der Tochter Laban's.

      Beatrix, sprach sie, wahres Lob des Herr'n,

      Was hilfst du dem nicht, der dich so geliebt hat,

      Daß er um dich verließ den großen Haufen?

      Vernimmst du nicht den Schmerzlaut seiner Klage,

      Gewahrst du nicht den Tod, der mit ihm streitet

      Am Flußgestade, schlimmer als der Meerstrand?

      Dort in der Welt war niemand je so eilig,

      Ihm Dienliches zu tun, zu fliehn den Schaden,

      Als ich, nachdem ich dieses Wort vernommen.

      Zu dir kam ich von meinem sel'gen Sitze,

      Auf deiner würd'gen Rede Macht vertrauend,

      Die dich und alle, die sie hörten, ehret.

      Als diese Wort sie zu mir gesprochen,

      Verwandt' in Tränen sie den Glanz der Augen,

      Wodurch sie zu noch größ'rer Eil mich antrieb.

      Wie sie geboten, kam ich her zu dir,

      Und führte dich hinweg von jenem Tiere,

      Das dir zum Berg den graden Weg versperrte.

      Was hast du nun, daß du noch länger zauderst,

      Was nährest solchen Kleinmut du im Herzen?

      Was hegst du Zuversicht und frischen Mut nicht,

      Da drei so hoch gebenedei'te Frauen

      Im Himmelshof fürsorgend dein gedenken

      Und meine Rede solches Heil dir zusagt?

      Wie Blümlein, die der Nachthauch schloß und senkte,

      Sobald die Morgensonne sie erleuchtet,

      Sich auf dem Stiel aufrichten und erschließen,

      So kräftigte sich mein gesunkner Mut,

      Und so viel Sicherheit gewann mein Herz,

      Daß ich begann, wie wer von Zweifeln frei ist:

      Gesegnet sei, die mir zu helfen eilte.

      Dir aber dank ich, daß du gern bereit warst,

      Zu tun, wie wahrheitstreu sie dir gesagt hat.

      Den Wunsch, mit dir zu gehn, hast du im Herzen

      Mir also angefacht durch deine Worte,

      Daß ich zurück zum ersten Vorsatz kehrte.

      So geh' denn; nur ein Will' ist in uns beiden.

      Sei du mir Herr, mir Meister, sei mir Führer.

      Da wandt' er sich zum Gehn, und unsre Schritte

      Betraten einen Pfad, der rauh hinabstieg.

      Dritter Gesang

      Der Eingang bin ich zu der Stadt der Schmerzen,

      Der Eingang bin ich zu den ew'gen Qualen,

      Der Eingang bin ich zum verlor'nen Volke.

      Gerechtigkeit bestimmte meinen Schöpfer,

      Geschaffen ward ich durch die Allmacht Gottes,

      Durch höchste Weisheit und durch erste Liebe.

      Vor mir entstand nichts, als was ewig währet,

      Und ew'ge Dauer ward auch mir beschieden;

      Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren.

      In dunkler Farbe sah ich diese Zeilen

      Als einer Pforte Inschrift. Drum begann ich:

      O teurer Meister, düster ist ihr Sinn mir.

      Er aber sprach, das rechte wohl erfassend:

      Absagen mußt du jeglichem Bedenken

      Und jeden Kleinmut hier in dir ertöten.

      Gelangt sind wir dahin, wo ich dir sagte,

      Du würdest sehn die schmerzerfüllten Scharen,

      Die der Erkenntnis hohes Gut verloren.

      Als seine Hand er dann gelegt in meine

      Mit heit'rer Miene, die mir Mut gewährte,

      Führt' er mich ein in die geheimen Dinge.

      Hier tönten Seufzer, Schluchzen, laute Klagen

      Erschütternd durch die sternenlose Luft,

      So daß zu Anfang ich mitweinen mußte.

      Verschiedne Zungen, grauenvolle Sprachen,

      Des Schmerzens Worte, zornentbrannte Töne,

      Erstickt' und laute Rufe, Schlag der Hände,

      Sie bildeten ein wildverworrnes Tosen,

      Das in der ewig düstren Luft sich umtreibt,

      Wie bei des Wirbelwindes Wehn der Sand tut.

      Ich aber, dem das Haupt Entsetzen einnahm,

      Begann: Was ist das, Meister, was ich höre,

      Und was für Volk, das übermannt vom Schmerz scheint?

      Und er zu mir: Solch' jammervolle Weise

      Verführen die unwürd'gen Geister deren,

      Die ohne Lob gelebt und ohne Schande.

      Der Engel schlechter Schar sind sie verbunden,

      Die, ohne gegen Gott sich zu empören,

      Ihm treu nicht, sondern unparteiisch waren.

      Der Himmel Schönheit hätten sie getrübt,

      Auch nimmt die tiefre Hölle sie nicht auf,

      Weil etwas Ruhm sie den Verdammten brächten.

      Da sprach ich: Meister, was ist denn so quälend

      Für sie, daß solche Klagen es hervorruft?

      Und er: Das will ich kürzlich dir berichten:

      Der Tod hat Hoffnung ihnen nicht zu bieten,

      Und so verächtlich ist ihr blindes Leben,

      Daß sie jedwedes andre Los beneiden.

      Die Welt gestattet ihnen keinen Nachruhm;

      Erbarmen und Gerechtigkeit verschmäht sie.

      Kein Wort von ihnen; schau, und geh vorüber.

      Ich blickte hin: Da sah ich eine Fahne,

      Die so geschwind umkreisend sich bewegte,

      Daß zu verschmähn sie mir jedwede Rast schien.

      Und hinterdrein lief solch endloser Haufen

      Von Volke, daß ich nimmermehr vermutet,

      So viele habe schon der Tod vernichtet.

      Und als erkannt ich hatte den und jenen,

      Erblickt' und kannte ich den Schatten dessen,

      Den Feigheit zum Verzicht, dem großen, antrieb.

      Sofort ward ich bewußt mir und versichert,

      Dies sei die Schar der schmachbeladenen Seelen,

      Die Gott und seinen Feinden gleich mißliebig.

      Die Elenden, die nimmer wahrhaft lebten,

      Sie waren nackt und wurden schwer gepeinigt

      Von Bremsen und von Wespen, die dort waren.

      Bei

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