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      Lars Friedrich

      Die neue Mayerling-Chronik

      Glaube, Liebe Zukunft: 1136 - 1889 - 2014

      Dieses eBook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       Einleitung

       Chronik 2.000 v. Chr. – 1869

       Chronik 1880-1900

       Chronik 1891 – 1933

       Chronik 1935-1945

       Chronik 1946 bis 1989

       Chronik 1990 – 2014

       Mayerling im 21. Jahrhundert

       Namensgebung

       Die alte Kirche in Mayerling

       Die neue Kirche in Mayerling

       Sagen aus Mayerling

       Impressum

       Vorwort

      Die Wiener Gesellschaft zwischen Romantik, Biedermeier und Naturalismus schätzte den Wienerwald als stadtnahes Ausflugsziel und Sommerfrische. Orte wie Baden und Heiligenkreuz galten früh als lohnenswerte Ziele am Rande der Residenzstadt. Aber auch das kleine Dorf Mayerling hatte seinen Reiz: hier rollte sich der Komponist Hugo Wolf die ersten Zigaretten, aß vegetarisches Müsli, streifte durch die Wälder und hatte seine ersten sexuellen Erlebnisse. Und eine bereits im 13. Jahrhundert errichtete Kirche zog viele Jahrhunderte lang Pilger aus der ganzen Wienerwald-Region an.

      Auch wenn der Ort urkundlich bereits 1136 erstmals genannt wird und seine Wurzeln vielleicht bis in die Steinzeit reichen, erlangt Mayerling erst 1889 seine traurige Berühmtheit. Am 30. Jänner 1889 stirbt dort Kronprinz Rudolf, der einzige Sohn des österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth, genannt Sisi. Im Tod an seiner Seite: Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, seine minderjährige Geliebte.

      Eine Kette von Fehlern, Falscheinschätzungen und Lügen ist verantwortlich, dass rund um dieses Wienerwald-Dorf schnell ein Mythos entsteht: Die erste Todesmeldung lautet: „Der Kronprinz Rudolf ist vergiftet worden“. Dann folgt ein Gerücht: „Der Kronprinz ist einem Jagdunfall zum Opfer gefallen“. Und wenig später wird durch den kaiserlichen Hof eine weitere Falschinformation legitimiert: „Seine k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Kronprinz Erzherzog Rudolph ist am Herzschlag plötzlich verstorben“.

      Erst drei Tage später erfolgt die Richtigstellung: „Die That ist in einem Zustande von Geistesverwirrung geschehen.“ Die Existenz eines weiblichen Leichnams wird bis 1918, dem Ende der Habsburger Herrschaft über Österreich-Ungarn, offiziell verschwiegen. Auch heute wird noch immer gerätselt, warum der Erzherzog und die Baroness starben... Mayerling und die Kronprinz-Rudolf-Gedenkstätte im „Conventus S. Jos. Mayerlingens M. M. Carmel. Disc.“ zählen aus diesem Grund zu den meistbesuchten Kulturgütern in Niederösterreich.

      Die vorliegende Chronik belegt, dass die Geschichte des Dorfes Mayerling nicht auf jene Winternacht des Jahres 1889 reduziert werden darf. Wir spannen einen historischen Bogen aus der Steinzeit in die Gegenwart und nennen die wichtigsten Daten der Lokalgeschichte. Weitergehende Informationen und die Angabe aller Quellen, ohne die das Erstellen dieser Chronik nicht möglich gewesen wäre, finden Sie im Internet unter www.mayerling.info

      Wenn Sie Anmerkungen und Ergänzungen zu dieser Chronik haben, senden Sie uns diese bitte für eine Online-Aktualisierung zu.

      Bei der Einführung von Personen haben wir versucht, das Geburts- und Sterbejahr so genau wie möglich zu recherchieren. Bei weltlichen und kirchlichen Würdenträgern verzichten wir - in der Regel - auf das Geburtsdatum und geben an, in welchem Zeitraum sie ihr Amt bekleideten. Zudem stellen wir bei eingeführten Kirchenpersonen ihrem Namen keinen Hinweis auf den Orden (z. B. OCist oder OCD) bei.

      Wir haben bewusst darauf verzichtet, dieses Buch zu bebildern. Fotografien oder Zeichnungen aus den frühen Jahren Mayerlings sind sehr spärlich und erst ab ca. 1824 bekannt. Bildern oder Ansichtskarten aus Mayerling zeigen in der Regel ausschließlich den Karmel St. Josef. Wer sich dennoch ein Bild von Mayerling machen möchte, dem sei unser im Juni 2007 erschienenes Buch „Mayerling in alten Ansichtskarten“ empfohlen.

       Einleitung

      Es ist Dienstag, der 30. Januar 1889. Josef Höffler, seit 1882 Stationschef des Badener Bahnhofes, hat an diesem Morgen Dienst. Gegen 9 Uhr springt auf dem Bahnhofvorplatz ein Mann, dem Aussehen nach Anfang 50, aus einem Fiaker und lässt sich umgehend zu Höffler bringen. „Lassen Sie mich in den nächsten Zug einsteigen, ich muss schnellstens nach Wien“, forderte der Fremde. „Unmöglich“, erwiderte der Südbahn-Ingenieur, „der Kurierzug aus Triest nimmt in Baden keine Fahrgäste mehr auf. Sie müssen warten!“

      Der Bote, der eilig in die Haupt- und Residenzstadt will, ist Josef Theodor Graf Hoyos-Sprintzenstein (1839-1899). Der k. k. Kämmerer ist ein Jagdfreund des Kronprinzen Rudolf (1858-1889) und Herr auf Schloss Kreuzstetten in Niederösterreich. Meist wird er von Zeitgenossen als ein Mann simplen, einfachen Gemütes beschrieben, der als Junggeselle anspruchsvoll lebend dem künftigen Kaiser von Österreich und König von Ungarn treu ergeben ist. „Josl“ Hoyos lebte meist auf Schloss Gutenstein im südlichen Voralpengebiet, nahe den Bergen. Doch während der letzten beiden Tage war er Gast des Kronprinzen auf dessen Jagdschloss bei Baden. Von dort, aus Mayerling, muss er wichtige Nachrichten nach Wien bringen...

      „Lassen Sie mich in den Zug einsteigen, ich muss zum Kaiser“, fordert Hoyos erneut. „Der Kronprinz hat sich erschossen!“ Während Hoyos vom Bahn-Telegrafen dem Ersten Obersthofmeister, Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1829-1896), seine baldige Ankunft in Wien anzeigen lässt, stoppt Höffler tatsächlich den Zug. Kaum setzt sich dieser mit dem Grafen wieder in Bewegung und nimmt Fahrt auf, telegrafiert der Stationsvorstand die schreckliche Nachricht vom plötzlichen Tode des Thronfolgers an den Chef des Bankhauses Rothschild, Nathaniel Meyer Freiherr von Rothschild (1863-1905), der das Patronat über die private Südbahn ausübt. Danach nimmt er seine Visitenkarte zur Hand: „Bes. des gold. Verd. Kr. v . d. Kr., Ritt. des span. Isabellen-, des serb. Tacovo- und des mont. Danilo-Ordens, derzeit Stations-Chef Baden“ ist unter seinem Namen zu lesen. Hier ist kein Platz für viele Worte, so dass er rückseitig notiert: „Der Kronprinz liegt tod in Mayerling“. Während er die Karte mit der Schreckensnachricht dem Badener Bezirkhauptmann Ernst Oser (1845-1902) zukommen lässt, informiert Baron von Rothschild in Wien nicht nur den deutschen Botschafter, Prinz Heinrich VII. zu Reuss (1825-1906), sondern macht die Todesnachricht auch an der

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