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bestand es?«

      »In Waren, die ich nach der Oase Melrir zu schicken hatte.«

      »Und Ihr Sohn?«

      »Kehrte dennoch nicht zurück; die treulosen Räuber traten mit einer neuen Forderung auf.«

      »Die Sie auch befriedigten?«

      »Ja.«

      »Und mit demselben Erfolge?«

      »Kann ich noch nicht sagen. Als der zweite Bote kam, war Bothwell eben eingetroffen. Das war vor ungefähr zehn Monaten, und – –«

      »So lange ist Sir Emery bereits in Afrika?« unterbrach ich ihn. »Er wollte erst im gegenwärtigen Monat nach Algier gehen!«

      »Er hat sich nur einige Wochen in Altengland ausgeruht und dann der alten Reiselust nicht länger widerstehen können. Helas, er kam zur rechten Zeit!«

      »Ich ahne das weitere, Monseigneur! Das Gouvernement mit all den ihm zu Gebote stehenden Mitteln konnte Ihnen nichts nützen. Sie waren auf sich selbst angewiesen, und da hat sich unser Englishman erboten, die Sache in die Hand zu nehmen.«

      »So ist es!«

      »Welche Maßregeln traf er?«

      »Er ließ die verlangten Waren abgehen, folgte aber heimlich nach.«

      »Ein kühnes Unternehmen! Mit welcher Begleitung reiste er?«

      »Nur mit einem Führer und einem einzigen arabischen Diener.«

      »Wohin ging der Weg?«

      »Dieses Mal waren die Güter nach der Oase Lotr bestimmt.«

      »Welche Waren wurden verlangt?«

      »Fertige Burnus und Kopftücher, lange Flinten, Messer, Decken, weit ausgeschnittene Schuhe, wie sie die Araber zu tragen pflegen, und eine Menge für uns allerdings beinahe wertlose Zeltgegenstände.«

      »Ich sehe, die Gum will sich eine vollständige Ausstattung erpressen und wird dann dennoch Ihren Sohn nicht ausliefern. Der Araber hält es für keine Sünde, einen Ungläubigen zu betrügen, und muß, wenn man ihn sicher haben will, bei gewissen empfindlichen Punkten gefaßt werden. Aber, Monseigneur, Emery hat sämtliche Waren zeichnen lassen?«

      »Woher wissen Sie das?« fragte er überrascht.

      »Ich hörte es von niemand. Er handelt hier als amerikanischer Westmann, und von dieser Seite kennen wir uns genau. Wer unter den Indianerstämmen des wilden Westens jahrelang und in jedem Augenblick in Todesgefahr schwebte, hat sich an Scharfsinnigkeiten gewöhnt, welche ihm wohl auch in der Sahara von Nutzen sein können. Wie war das Zeichen?«

      »Es bestand in den Anfangsbuchstaben meines Namens André Latréaumont, also in einem A. L. Ich ließ es den Kolben und Griffen der Flinten und Messer einbrennen und nebst einer Arabeske dem Kragenteile der Burnus und den Ecken der Kopftücher und Decken einsticken.«

      »Emery wird die Räuber daran erkennen. Haben Sie keine Nachricht von ihm?«

      »Eine sehr bestimmte. Ich erhielt sie vor zwei Wochen und erwarte seitdem sehnlichst Ihre Ankunft, denn sie bezieht sich meist auf Sie, Monseigneur

      »Ich soll ihm folgen, nicht?«

      »Allerdings. Hier sind die Zeilen, welche er von Zinder aus sandte!«

      Das Papier lag auf dem Tische, ein Zeichen, wie oft während dieser vierzehn Tage die Augen der drei Personen auf demselben geruht hatten. Bothwell schrieb nur wenige Worte. Er hatte zwar noch keinen größern Erfolg zu verzeichnen, bat aber dennoch, die Hoffnung nicht sinken zu lassen, und knüpfte hieran die Bitte, mich ihm nach meiner Ankunft sofort nachzusenden. Das Papier enthielt weder eine Orts- noch eine Zeitbestimmung.

      »Wer brachte diesen Brief?« erkundigte ich mich.

      »Ein Araber vom Stamme der Kubabisch, welcher den Befehl hat, auf Ihre Ankunft zu warten und Ihnen als Wegweiser zu dienen.«

      »Wo befindet er sich?«

      »Hier im Hause. Befehlen Monseigneur, ihn rufen zu lassen?«

      »Ich bitte darum!«

      Ich mußte mich im stillen ein Glückskind nennen, denn kaum hatte mein Fuß die afrikanische Erde betreten, so wurde ich in eine Angelegenheit gezogen, welche mir eine reiche Aussicht auf die interessantesten Erlebnisse eröffnete. Latréaumont klingelte nach dem Araber, und die Damen vergaßen in Erwartung der kommenden Verhandlung für kurze Zeit den Schmerz, welcher sie bewegte.

      Während meiner Anwesenheit in Aegypten hatte ich einen Ausflug nach Siut, Dakhel, Khardscheh und Soleb bis zur Oase Selimeh unternommen und war auf demselben mit einigen Kubabisch zusammengetroffen, die ich als tapfere Krieger und tüchtige Führer kennen gelernt hatte. Daher sah ich der Unterredung mit dem Kubbaschi nicht ohne ein auch persönliches Interesse entgegen.

      Er trat ein. Die Araber sind nur selten über Mittelgröße und meist von schlanker, hagerer Gestalt; dieser Mann aber war fast ein Riese zu nennen. Er war so hoch und breit gewachsen, daß mir beinahe ein Ausruf des Erstaunens entfahren wäre, und sein langer, dichter Vollbart, verbunden mit dem Umstande, daß er bis unter die Zähne in allen möglichen Waffensorten stak, gab ihm ein höchst martialisches Aussehen. Das war jedenfalls ein Begleiter, wie ich mir keinen bessern wünschen konnte, denn schon sein bloßer Anblick mußte dem Feinde Furcht einjagen.

      Er verbeugte sich mit über die Brust gekreuzten Händen bis beinahe herab zur Erde, und mit tiefer, dröhnender Baßstimme erklang sein »Sallam aaleikurn, Friede sei mit Euch!«

      »Marhaba, du sollst willkommen sein!« antwortete ich ihm. »Du bist ein Sohn der tapfern Kubabisch?«

      Ein stolzer Blick seines dunklen Auges blitzte mir entgegen.

      »Die Kubabisch sind die berühmtesten Kinder des großen Abu Zett, Sihdi; ihr Stamm umfaßt mehr als zwanzig Ferkah, und der tapferste derselben ist En Nurab, zu dem ich gehöre.«

      »En Nurab? Ich kenne ihn; sein Scheikh ist der weise Fadharalla-Uëlad-Salem, neben dessen Stute ich geritten bin.«

      »Bismillah, das ist gut, Sihdi, denn nun darf ich deine Stimme hören, obgleich du ein Ungläubiger bist aus dem armen Lande Frankhistan!«

      »Wie ist dein Name?«

      »Mein Name ist schwer für die Zunge eines Inglese. Er lautet Hassan-Ben-Abulfeda-Ibn-Haukal al Wardi-Jussuf-Ibn-Abul-Foslan-Ben-Ishak al Duli.«

      Ich mußte lächeln. Hier stand einer jener Araber vor mir, welche ihrem einfachen Namen den ganzen Stammbaum beifügen, teils um ihre Ahnen zu ehren, meist aber um auf den Hörer einen Eindruck zu machen. Ich entgegnete daher:

      »Hassan-Ben-Abulfeda-Ibn-Haukal al Wardi-Jussuf-Ibn-Abul-Foslan-Ben-Ishak al Duli. Die Zunge eines Inglese vermag einen Namen auszusprechen, der, wenn er niedergeschrieben wird, von Bengasi bis nach Kaschenah reicht; dennoch aber werde ich dich nur Hassan nennen, weil Mohammed sagt: ›Sprich nicht zehn Worte, wo ein einziges genügt!‹«

      »Mein Ohr wird verschlossen sein, wenn du mich Hassan rufst, Sihdi. Die mich kennen, nennen mich Hassan el Kebihr, Hassan den Großen; denn du mußt wissen, daß ich Djezzar-Bei, der Menschenwürger, bin!«

      »Allah akbar, Gott ist groß; ihn kennt jede Kreatur, aber von Djezzar-Bei, dem Menschenwürger, habe ich noch nie ein Wort vernommen! Wer hat dich so genannt?«

      »Ein jeder, der mich kennt, Sihdi!«

      »Und wie viel Menschen hast du bereits erwürgt?«

      Er schlug verlegen die Augen zu Boden.

      »Die Steppe bebt und die Sahel erzittert, wenn Djezzar-Bei erscheint, Sihdi; aber sein Herz ist voll Gnade, Langmut und Barmherzigkeit, denn ›deine Hand sei stark wie die Tatze des Panthers, doch lind wie der Halm des Grases auf dem Felde‹, lehrt der fromme Abu Hanifa, dem jeder Gläubige gehorcht.«

      »So ist dein Name makasch, und ich werde

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