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Es gibt kein Verzeihen. Ernst Meder
Читать онлайн.Название Es gibt kein Verzeihen
Год выпуска 0
isbn 9783844285703
Автор произведения Ernst Meder
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Erst bei einem Fußballverein wurde fündig, als er auf dem Bild der aktuellen Mannschaft den Torwart als den Gesuchten identifizierte. Die Suche nach dem Spielplan des Vereins zeigte ihm, dass Herr Mühlheim zurzeit auf dem Fußballplatz stand, wo er zu verhindern versuchte, dass jemand den Ball in dem Netz versenkte. Was Herr Mühlheim wohl nicht ahnte, war, dass ein Anderer während dieser Zeit bei seiner Frau etwas anderes versenkte.
Diese Information erschien wichtiger als zu wissen, wo er wohnte, die Verschiebung auf den nächsten Sonntag war nicht so wichtig, noch hatte er ausreichend Zeit. Dann fiel ihm etwas ein, was er noch schnell prüfen wollte. Tatsächlich, die Kirche hatte ebenfalls eine eigene Webseite, auf der die Veranstaltungen der Kirchengemeinde aufgeführt waren.
Hier erfuhr er auch, wie es wahrscheinlich zu der Verbindung zwischen den beiden gekommen war, Beate Mühlheim war die Organistin der Kirche. Außerdem erfuhr er, dass jeden Donnerstag eine Probe des Kirchenchors stattfand, die der Herr Pfarrer persönlich leitete. Nun, vielleicht musste er doch nicht bis Sonntag warten, für sein Vorhaben war es eventuell sogar besser, wenn es mitten in der Woche stattfand.
Die Vorbereitungen waren fast abgeschlossen, es fehlte nur noch eine Kühltruhe, damit es zu keiner Geruchsbelästigung kam, schließlich wollte er nicht, dass Anwohner auf ihn aufmerksam wurden.
Lange hatte er gesucht, bis er endlich die passenden Räumlichkeiten in den S-Bahn-Bögen gefunden hatte, die fast in allen Belangen seinen Anforderungen entsprachen. Die Zufahrt mit dem Transporter ins Innere war ohne Umbau möglich, der Innenraum war groß genug, damit er einen separaten schalldichten Raum abtrennen konnte.
Den größten Aufwand hatte er bei der Dämmung dieses Raums betrieben, nachdem dieser fertiggestellt war. Im Anschluss daran hatte er einen Radiorekorder in der Mitte aufgestellt, diesen dann bis zur vollen Lautstärke aufgedreht. Bereits im Vorraum hatte er nur noch ein Summen vernommen, welches sehr wahrscheinlich über den Fußboden übertragen wurde. Auf dem Gehweg vor der Zufahrt war es bereits so still, wie er gehofft hatte.
Voller Spannung wartete er auf den Donnerstag, heute wollte er ihm folgen, wollte endlich wissen, wo er wohnte. Mit diesem Wissen konnte er mit der zweiten Stufe der Planung beginnen, konnte ihn beobachten und seinen Tagesablauf erkunden. Die Chorprobe sollte um einundzwanzig Uhr enden, im Anschluss daran würde er bestimmt nach Hause fahren, sofern seine Frau Mühlheim ebenfalls nach Hause fuhr.
Der Standort ermöglichte wieder die Sicht auf beide Zugänge, seine Aufmerksamkeit wurde etwa zehn Minuten nach neun auf den Nebeneingang gelenkt, aus dem etwa fünfzehn Frauen und vier Männer heraustraten. Während er die Tür verschloss, standen die Chormitglieder in einer Ansammlung beieinander redeten aufeinander ein, offenbar verabredeten sie etwas, ohne ihn einzubinden.
Einige Personen lösten sich aus der Gruppe, winkten den anderen zu, um sich zu verabschieden, dann gingen sie in kleineren Gruppen zu diversen Autos. Auch Beate Mühlheim war unter den Personen, die sich verabschiedet hatte und die bereits weggefahren war. Der verbliebene Rest, drei Frauen und ein Mann, standen noch bei dem Pfarrer, der mit aufmunternder Geste die Gruppe in Bewegung brachte.
Zu Fuß gingen sie von den noch parkenden Fahrzeugen in Richtung eines Restaurants, an dessen Eingangstür „Don Tomaso“ blinkte, wobei die Glühbirne hinter dem „s“ dunkel blieb. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, nun musste er weitere Zeit hier verbringen. Damit stieg auch die Gefahr, dass jemand ihn entdeckte, er in dessen Erinnerung bleiben würde, wenn etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte.
Langsam verließ er seinen Transporter, blickte sich unauffällig um, ob gerade ein Spaziergänger oder jemand mit seinem Hund unterwegs war. Als er in der Umgebung niemand entdeckte, handelte er seinerseits, als wäre er auf einem Abendspaziergang. Unauffällig ging er auf das Lokal zu, zündete sich unterwegs eine Zigarette an, um vorsichtig einen Blick vom Gehweg in das Innere zu werfen.
Tatsächlich, sie saßen an einem Tisch, den er von außen einsehen konnte, dabei blickte er auf lächelnde Gesichter, die sich angeregt unterhielten. Der Pfaffe war der Einzige aus der Gruppe, vor dem eine überdimensionale Pizza stand, allerdings griffen zwei der Frauen von Zeit zu Zeit ebenfalls nach dieser Pizza, um gemeinsam davon zu essen.
Besser er wartete in seinem Transporter, hier vor dem Lokal zu stehen, würde noch mehr Aufmerksamkeit erregen. Auch wenn es inzwischen durchaus üblich war, vor dem Lokal zu stehen und zu rauchen. Wie sollte er sich verhalten, wenn ein weiterer Gast nach draußen kam, um zu rauchen, würde dieser sich nicht wundern, wenn er seinen Leidensgenossen später nicht im Lokal sehen würde.
Es war bereits zehn Minuten vor elf, als die Gruppe fröhlich aus dem Lokal auf ihn zukam, um in ihre Pkws zu steigen. Verwundert starrte er den Personen nach, die sich zu Fuß auf den Weg zu machen schienen, während er die sonore Stimme hörte, die er bereits aus der Kirche kannte. Hörte, wie diese sagte, Du kannst mit mir mitfahren, wir haben ja fast den gleichen Weg.
Eine der Frauen löste sich aus der Gruppe, kam auf den wartenden Pfarrer zu um sich in dessen Auto zu setzen. Da sie unmittelbar bei ihm vorbeigekommen war, konnte er sie genau betrachten. Sie hatte halblange dunkle Haare, die ihr rundliches Gesicht umrahmten. Sie wog für ihre Größe vielleicht zehn bis fünfzehn Kilo zu viel, die sie jedoch in einen Hosenanzug gepresst hatte. Ihr genaues Alter vermochte er, trotz der geringen Entfernung, nicht zu schätzen, aber sie konnte keinesfalls älter als Ende zwanzig sein.
Vorsichtig folgte er dem weißen Opel Corsa, der in Richtung Schöneberg fuhr, dabei jedoch jede Übertretung einer Vorschrift der Straßenverkehrsordnung vermied. Er verließ sich also nicht nur darauf, dass sein oberster Dienstherr über ihn wachte, sondern schien selbst sehr vorsichtig zu sein. In der Martin-Luther-Straße fuhr er vor einen Altbau, in dessen Erdgeschoss sich ein Drogeriemarkt befand, an den Straßenrand.
In einiger Entfernung ließ er seinen Transporter ausrollen, dabei ließ er das Fahrzeug keinen Augenblick unbeobachtet. Waren sie an seiner oder an ihrer Wohnung angelangt, langsam könnte sich eine Türe öffnen dachte er noch, als sich die Beifahrertür einen Spalt weit öffnete. Es war gerade so weit, dass sich die Innenbeleuchtung im Fahrzeuginneren einschaltete. Alles, was er sehen konnte, war eine heftige Diskussion, in deren Verlauf die Frau heftig ihren Kopf schüttelte.
Plötzlich fiel sie ihm um den Hals, küsste ihn mit einer Leidenschaft, die er zu erwidern schien. Dann verließ sie abrupt das Fahrzeug, strebte auf die Eingangstür zu und betrat, ohne sich noch einmal umzusehen, das Gebäude. Was war da gerade geschehen, war dies die Anbahnung einer neuen Beziehung oder das Ende einer der Vergangenheit angehörenden Beziehung.
Vorsichtig folgte er ihm weiter, denn nun wollte er endlich wissen, wo dieser Pfaffe wohnte, wohin er jetzt fuhr. Der Weg führte an der Urania vorbei in Richtung Tiergarten, von da zur Siegessäule, die er an der vierten Ausfahrt in Richtung Ernst-Reuter-Platz wieder verließ.
Wollte er eine Stadtrundfahrt mit ihm veranstalten oder was wollte er damit bezwecken. Völlig unvermutet bog er rechts in die Klopstockstraße, ohne vorher einen Blinker gesetzt zu haben. Was war geschehen, hatte er ihn entdeckt und wollte prüfen, ob er verfolgt wurde. Oder begann er sich doch auf seinen oberen Dienstherren zu verlassen, der ihn vor weiterem Unbill schützen würde.
Ein langsames Einbiegen zeigte ihm, dass eher die zweite Annahme zutreffend war, denn in einer Entfernung von zweihundert Meter blinkte er erneut, um rechts auf einen Parkplatz zu fahren. Entnervt blieb er stehen, als er sah, dass er wahrscheinlich wieder ein Lokal aufsuchen wollte. In dem Gebäude befand sich ein Restaurant, dessen Leuchtschrift den Namen „Giraffe“ in die Dunkelheit trug. Erst als er am Restauranteingang vorbei zum Hauseingang des Gebäudes ging, bemerkte er, dass er sein Ziel erreicht haben musste. Er stand vor dem Gebäude, in dem sich die Wohnung dieses Pfarrers befand.
Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, von hier bis zu seinem vorbereiteten Raum waren es gerade einmal fünf Minuten. Nun hatte