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und höflich warteten die Teilnehmer der Reisegruppe ab, wie es nun weitergehen würde, nachdem endlich ein im Rang angemessener Beamter auf der Bildfläche erschienen war.

      Langsam löste sich ein junger Japaner aus der Gruppe und kam näher, verneigte sich leicht dann sprach er in deutlich erkennbarem Deutsch.

      Guten Tag Herr Kommissar, mein Name ist Herr Mizuki, ich bin der Reiseleiter und kann Ihnen bestimmt weiterhelfen. Dann trat er leicht lächelnd einen Schritt zurück, blickte wie nach Beifall heischend zu seiner Gruppe, um auf die Fragen zu warten, die unweigerlich folgen würden.

      Die beiden Polizisten blickten verblüfft zu dem Reiseleiter, der sich während der Zeit, die sie wartend zugebracht hatten, nicht ein Wort in Deutsch an sie gerichtet hatte.

      Herr Mizuki, die Nennung des Namens kam etwas zögernd über seine Lippen, können Sie mir sagen, wer den Müllbeutel gefunden bzw. den Arm gefunden hat.

      Jawohl Herr Kommissar, es waren drei Personen, die in die Tüte hinein gesehen haben, es war Herr Sato, Herr Watanabe und Herr Nakamura, die gemeinsam den Arm gefunden haben. Herr Watanabe ist Arzt, deshalb hat er mich sofort darauf aufmerksam gemacht, um was es sich handelt.

      Während der Erzählung stand die Reisegruppe abwartend in einiger Entfernung, jedoch nah genug um dem Bericht folgen zu können, auch wenn sie diesen nicht verstanden. Bei der Nennung ihres Namens verneigten sie die jeweiligen Personen, wobei ihm jeder höflich lächelnd zunickte.

      Wieso sprechen Sie so gut Deutsch, wollte Melzer jetzt von Mizuki wissen, da dieser akzentfrei seine Erklärungen von sich gegeben hatte.

      Verlegen lächelnd meinte dieser, oh ich bin in Düsseldorf geboren und zur Schule gegangen, deshalb bin ich in beiden Sprachen und Kulturen aufgewachsen. Derzeit studiere ich Germanistik hier an der FU, nebenbei verdiene ich mir als Reiseleiter meiner Landsleute ein Zubrot.

      Dann können Sie mir bestimmt sagen, wie lange Ihre Landsleute noch in Berlin sind, damit wir ihre Aussagen protokollieren können.

      Leider nur noch heute, da für Berlin nur zwei Tage eingeplant waren, morgen geht der Flug bereits nach Paris, wo sie erneut zwei Tage verbringen werden.

      Melzer vereinbarte, dass Mizuki mit den drei Landsleuten in etwa drei Stunden in die Keithstraße kommen sollte, damit die Aussage protokolliert werden kann.

      Eine Frage habe ich noch, können Sie bitte nachfragen, ob die Stellung des Arms verändert wurde und wenn ja, wie.

      Nach dem etwa dreiminütigen Palaver folgte das kurze Statement, nein. Erst auf den fragenden Blick von Melzer ergänzte Mizuki, nein, die Stellung des Armes wurde nicht verändert, alles sei so geblieben wie sie es aufgefunden haben.

      Als er zurück zu der Gruppe um den Arm kam, warteten diese bereits auf ihn, da die Arbeiten bereits abgeschlossen waren. Voller Erwartung blickten sie ihn an als wäre er ein Heilsbringer, der die Wahrheit mitschleppte, um sie nun zu offenbaren. Die Gesichtszüge glitten wieder in Normalstellung, als er nach Ergebnissen fragte, als er wissen wollte, ob der Arm zu dem Bein vom Vormittag gehörte.

      Vermutlich gehören beide zusammen meinte die Beamtin der KTU, die Mülltüten sind identisch, das fehlende Blut ist wie bei dem Bein, alle deutet auf ein und dieselbe Person. Wenn Sie allerdings Gewissheit haben wollen, dabei zeigte sie auf den Pathologen, dann müssen Sie Dr. Nagel fragen.

      Dessen Laune vom Vormittag hatte sich offenbar etwas gebessert, denn die Antwort war weniger knurrig, sondern näherte sich wieder seinem üblichen Zynismus. Es kann durchaus sein, der Arm gehörte zu einer männlichen Person, auch die Hinweise auf das Alter scheinen in etwa identisch zu sein. Allerdings bekommt die Person langsam Probleme mit der Fortbewegung, wenn er denn noch lebt. Außerdem habe ich langsam das Gefühl, das wir hier auf einer Puzzlejagd sind. Bin mal gespannt, wann das nächste Teil auftaucht und wo es angelegt werden soll, um das Puzzle zu vervollständigen. Morgen wissen wir mehr, dann nahm er seine Tüte, in die er die Mülltüte mit dem Arm verstaut hatte. Ich bin dann mal im Labor, winkte und ging zu seinem Auto.

      Nachdem er vereinbart hatte, dass die Beamtin in drei Stunden in sein Büro kommen und bei den japanischen Findern die Fingerabdrücke abnehmen sollte, verabschiedete er sich von ihr. Während sie in ihren Wagen stieg, beobachtete er die japanische Reisegruppe, die am Tiergarten entlang in Richtung Siegessäule ging.

      Nachdenklich blickte er sich um, er war sich ziemlich sicher, dass die Person der das Bein sowie der Arm fehlten, nicht mehr lebte, sondern dass weitere Teile auftauchen würden. Wann und wo das sein würde, da konnte er sich nur überraschen lassen. Bezweckte der Täter etwas mit dieser Verteilung oder hatte Nagel den Nagel auf den Kopf getroffen. Er stutzte kurz dann lächelte er, dieses kleine Wortspiel musste er ihm bei Gelegenheit erzählen.

      Wollte der Täter tatsächlich eine Puzzlejagd veranstalten und mit wem, mit der Polizei. Das war nicht sehr wahrscheinlich außer, er stockte, war das Opfer vielleicht ein Polizist.

      3. Kapitel

      Langsam, mit gemessenen Schritten ging er zu dem Eingang der Kirche, wo einige ältere Frauen standen um über gerade nicht anwesende Kirchgänger Geschichten zu verbreiteten. Sie wussten, dass deren Wahrheitsgehalt nie nachgeprüft werden kann, jedoch ausreichend Gesprächsstoff gab, um zu flüstern, wenn diese auftauchten. Vereinzelt standen ein paar ältere Männer zusammen, unterhielten sich über das gestrige Fußballspiel, wobei offensichtlich wurde, dass deren Hiersein nur dem Drängen ihrer Ehefrauen geschuldet war.

      Das durchschnittliche Alter, welches die Sechzig längst überschritten hatte, wurde nur durch die vereinzelten Jugendlichen gesenkt, deren Gründe für den Besuch nicht offenbar wurden. Vielleicht war es die Zuneigung zum anderen Geschlecht, denn Jungen und Mädchen hatten etwa das gleiche Alter, auch schien die Anzahl paritätisch verteilt.

      Obwohl er von der anwesenden Altersgruppe abwich, schien keiner ihn wahrnehmen zu wollen oder ihn genauer zu beobachten. Es war als gäbe es eine Absprache unter den Anwesenden ihn zu ignorieren. Lag es daran, dass er heute zum ersten Mal den Gottesdienst besuchte, oder wurden Neulinge prinzipiell ausgegrenzt. War es eine besondere Form der christlichen Nächstenliebe oder mussten neue Besucher ihren Glauben erst durch mehrfache Besuche nachweisen.

      Ohne Hast betrat er den Kirchenraum, blickte auf die zweckmäßige Ausstattung, den Verzicht von besonderen Emporen oder Logen, auch das Gestühl war eher zweckmäßig als bequem. Wahrscheinlich wurden diese unbequemen Sitzmöbel deshalb gewählt um ein Einnicken während der Predigt zu verhindern, dachte er, während er sich in die hinterste Reihe nahe dem Mittelgang setzte. Die Ausstattung der Kirche zeigte, dass es sich um eine evangelische Kirche handelte, die Architektur ließ Rückschlüsse auf den Bau in den frühen sechziger Jahren zu.

      Die einzige Empore in dem Kirchenraum befand sich direkt über ihm, dort erklangen bereits leise Klänge einer Orgel, mit welchen der Organist die sonntäglichen Kirchgänger zu ihrem Platz geleitete. Er beobachtete wie sich die Personen, die er gerade noch vor der Tür gesehen hatte, langsam zu einem Platz begaben um erwartungsvoll, manchmal leise flüsternd, zur Kanzel blickten. Dabei erweckten sie den Eindruck, als ob diese Blicke das Erscheinen des Pfarrers beschleunigten.

      Verwundert hatte er diese Prozession der hereinstrebenden Personen beobachtet. Dabei entstand der Eindruck, als würden die jeweiligen Personen von unsichtbaren Strängen zu den Plätzen geführt, die sie jeden Sonntag einnahmen. Amüsiert stellte er sich gerade vor was geschehen würde, wenn ein Fremder unwissentlich einen dieser Plätze einnahm und damit die gesamte, seit Jahren festgefahrene Sitzordnung, durcheinanderbringen würde. Sehr wahrscheinlich würde er auf sehr unchristliche Art von diesem Platz vertrieben werden.

      Ein Rascheln der vielleicht zwanzig Personen lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine Tür links vom Altar, aus der gerade der im schwarzen Talar gewandete Pfarrer den Kirchenraum betrat. Er sah ziemlich gut aus mit seiner großen Gestalt sowie seinem vollen Haar, welches er für sein Alter vielleicht ein bisschen zu lang trug. Sein Alter war schwer zu schätzen, obwohl er wusste, dass er bereits das vierzigste Lebensjahr erreicht hatte, wirkte er sehr viel jünger.

      Seit mehr als zwei Jahrzehnten sah er ihn

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