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grinste. »Ich bin nur froh, daß die Kerle nicht krepiert sind.«

      Marks warf ihm einen verächtlichen Blick zu.

      Auf dem Tisch lag eine Zeitung, und auf der ersten Seite las Connor die Schlagzeilen:

      Ein Goldtransport von drei Tonnen wird zwischen Southampton und London erbeutet.

      Einer der Räuber tot am Tatort aufgefunden.

      Transportauto spurlos verschwunden.

      In den frühen Morgenstunden wurde gestern ein kühner Handstreich ausgeführt, der den Tod von sechs Beamten von Scotland Yard hätte herbeiführen können. Es wurde ein Transport von einer halben Million Pfund erbeutet, der für die Bank von England bestimmt war.

      Der Dampfer ›Aritania‹, der gestern Abend in Southampton ankam, hatte eine Goldsendung von Australien an Bord. Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, wurde das Gold in einem Lastauto von Southampton um drei Uhr morgens abgesandt, damit es vor Beginn des regen Verkehrs in London ankommen sollte. In der Nähe des Waldes von Felsted führt die Straße durch eine Senke, die von der Räuberbande vergast wurde. Daß ein Überfall geplant war, merkten die Begleitmannschaften, bevor sie die gefährliche Stelle passierten. Ein Mann sprang aus einer Hecke und schoß auf das Lastauto. Die Beamten erwiderten das Feuer sofort, und der Betreffende wurde später sterbend am Straßenrand aufgefunden. Einen zusammenhängenden Bericht konnte er nicht geben, er nannte nur einen Namen, wahrscheinlich den des Bandenführers.

      Die Inspektoren Bradley und Hallick sind mit der Aufklärung des Falles betraut worden ...

      Dann folgte noch ein eingehender Bericht und die offizielle Bekanntmachung der Polizei, die sich auf die Aussagen eines der Beamten stützten.

      »Die Nachricht scheint in London großes Aufsehen hervorgerufen zu haben«, sagte Marks, als er die Zeitung zusammenfaltete.

      »Und was ist aus O'Shea geworden?« fragte Connor ungeduldig. »Hat er unseren Vorschlag angenommen? Will er uns tatsächlich zehn Prozent zahlen?«

      Marks nickte. »Er war ein wenig ärgerlich, was ja erklärlich ist. Aber in seinen lichten Momenten ist O'Shea klug und kann klar denken. Am meisten hat ihn natürlich gewurmt, daß wir das Lastauto an einer anderen Stelle parkten, als er es vorgeschrieben hatte. Er wollte sofort wissen, wo wir das Gold gelassen hätten, und nur so war es möglich, ihn zu dem Zugeständnis zu bringen.«

      »Ja, und wie geht die Sache nun weiter?« fragte Connor besorgt. »Wir bringen das Lastauto heute Abend nach Barnes Common. Er weiß noch nicht, daß wir die Goldkisten auf einen kleineren Wagen umgeladen haben. Dafür sollte er uns nur dankbar sein, denn der große Wagen wurde heute Abend von Inspektor Hallick an der Stelle gefunden, wo O'Shea ihn hinhaben wollte. Natürlich hatten die Leute das Nachsehen, denn er war leer.«

      Connor strich sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. »O'Shea wird uns nicht so leichten Kaufs davonkommen lassen«, sagte er und runzelte die Stirn. »Du kennst ihn doch auch, Marks.« »Nun, wir werden ja sehen«, entgegnete Marks lächelnd und mixte sich einen Whisky Soda. »Wenn wir das Glas ausgetrunken haben, wollen wir gehen.« Er sah nach der Uhr. »Wir haben noch eine Menge Zeit.« Sie fuhren ein Stück mit der Straßenbahn und gingen dann durch enge, dunkle Gassen, bis Marks am Eingang eines Hofes stehenblieb. Er stieß mit der Hand den Torflügel auf. Dann gingen die beiden über den schlechtgepflasterten Hof nach dem Schuppen, wo sie das Lastauto abgestellt hatten. Marks schloß auf und nahm das Vorhängeschloss ab.

      »So, das hätten wir geschafft«, sagte er, als er ins Innere trat.

      Aber plötzlich wurde er von einer festen Hand gepackt. Blitzschnell faßte er nach seiner Waffe.

      »Machen Sie keine Dummheiten«, sagte Inspektor Hallick. »Ich verhafte Sie, Marks. Vielleicht erklären Sie uns, wo das Auto geblieben ist, das noch vor zwei Stunden hier stand.«

      Marks konnte es noch nicht fassen. Im ersten Augenblick erschrak er so sehr, daß er jede Vorsichtsmaßregel außer acht ließ.

      »Das Lastauto?« fragte er atemlos. »Ist das nicht hier?«

      »Es war schon fort, als wir vor einer Stunde hierherkamen«, erwiderte ein anderer Polizeibeamter. »Also kommen Sie, Marks, und sagen Sie uns, wo Sie den Wagen gelassen haben.«

      Marks war keiner Antwort fähig. Er fühlte nur noch, daß sich Handschellen um seine Handgelenke schlössen. Connor fluchte wild, als die Beamten ihn zu dem Gefangenenauto führten, das im Dunkeln hielt. Beide wußten nun, daß O'Shea sie durchschaut und der Polizei verraten hatte.

      3

      Mary Redmaynes Leben war ziemlich unruhig verlaufen, da sich die finanziellen Verhältnisse ihres Vaters häufig änderten. Manchmal war er verhältnismäßig wohlhabend, dann folgten wieder Zeiten, in denen es ihm schlechtging. Sie hatte mit ihm in den schönsten Hotels gewohnt, ebenso in billigen Quartieren. An dieses Auf und Ab war sie so gewöhnt, daß sie nicht erstaunt war, als sie aus der vornehmen Privatschule herausgenommen wurde und in die Volksschule kam.

      Die Leute, die ihren Vater kannten, nannten ihn den Colonel, aber er selbst mied diesen militärischen Titel. Er hatte seiner Tochter auch nie etwas von seinem Dienst bei der Armee erzählt. Erst als er ins Herrenhaus von Monkshall zog, ließ er den Titel ›Colonel‹ auf seine Visitenkarte drucken. Monkshall war ein alter Adelssitz, der Marys kühnste Träume von Komfort übertraf. Es war ein altes Gebäude aus der Tudorzeit, vielleicht stammten die Fundamente noch aus einer älteren Periode. Das Herrenhaus lag in einem großen Park von über vierzig Morgen mit wunderbarem altem Baumbestand. Das Schloß war in der ganzen Gegend bekannt und berühmt, so daß die amerikanischen Touristen mit großen Autobussen dorthin kamen, um es zu besichtigen. Als aber Colonel Redmayne den Besitz erwarb, sperrte er die Parktore für alle Neugierigen und gestattete nicht einmal die Besichtigung der alten Abteiruine in der Nähe des Herrenhauses.

      Colonel Redmayne war plötzlich reich geworden, und zwar, als Mary sechzehn Jahre alt wurde. Woher dieser Reichtum kam, konnte sie nicht einmal ahnen. Sie wußte nur, daß ihr Vater in der einen Woche noch bettelarm gewesen war, von Gerichtsvollziehern bedrängt wurde und sich nur durch Seitenstraßen schlich, um Gläubigern aus dem Weg zu gehen. In der nächsten Woche hatte er den schönen Herrensitz Monkshall erworben und stattete ihn mit reichen, teuren Möbeln aus.

      Als sie dann selbst nach Monkshall zog, stand sie in dem Übergangsalter zwischen Backfisch und junger Dame.

      Ferdie Fane kam oft als Gast zum Roten Löwen, nur um sie zu sehen, ganz gleich, ob es Sommer oder Winter war. Er hatte aber die unangenehme Eigenschaft, daß er mehr trank, als ihm zuträglich war. Als sie mit ihrem Vater die Straße entlangging, beobachtete er sie vom Gasthausfenster aus. Sie trug keinen Hut, so daß ihre goldbraunen Locken in der Sonne glänzten.

      »Der Frühling ist gekommen, Adolphus«, sagte er zu dem Gastwirt. »Ich sah, wie er vorüberzog.«

      Ferdie Fane war fünfunddreißig Jahre alt, hatte ein längliches Gesicht und machte mit seiner großen Hornbrille einen verhältnismäßig guten Eindruck. Ein großes Glas Bier stand vor ihm; das war außergewöhnlich, denn im allgemeinen trank er heimlich auf seinem Zimmer. Häufig kam er unerwartet in das Gasthaus und nahm dort Quartier, so daß es dem Wirt manchmal nicht paßte. Als Mary Redmayne und ihr düster dreinschauender Vater an dem Gasthaus vorübergingen, hatte der Wirt eine Gelegenheit, seinem Gast etwas zu sagen, was er schon lange beabsichtigte. »Es wundert mich, daß Sie nicht in dem Herrenhaus wohnen, Mr. Fane.«

      Ein vorwurfsvoller Blick traf ihn.

      »Wollen Sie mich loswerden?« fragte Fane höflich. »Warum soll ich mein Logis wechseln?«

      Dann schüttelte er den Kopf.

      »Nein, ich eigne mich nicht zum zahlenden Gast im Herrenhaus. Ich bin nicht vornehm genug. Und es wundert mich, daß Redmayne überhaupt zahlende Gäste bei sich aufnimmt.«

      Der Wirt konnte keine Erklärung dafür gehen.

      »Ich weiß wirklich nicht, warum

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