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Winnetou Band 2. Karl May
Читать онлайн.Название Winnetou Band 2
Год выпуска 0
isbn 9783742772039
Автор произведения Karl May
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Monomanie reden, weil er, abgesehen von einem Punkte, vollständig Herr seiner geistigen Tätigkeiten
ist.«
»Um so unbegreiflicher ist es mir, daß er diesem Gibson einen so unbeschränkten Einfluß auf sich
einräumt. Er scheint diesem Menschen in allem zu folgen und zu gehorchen. jedenfalls geht dieser schlau
auf die Monomanie des Kranken ein und bedient sich derselben zu seinen Zwecken. Nun, hoffentlich
kommen wir hinter all seine Schliche.«
»Ihr seid also überzeugt, daß sie auf dem Wege nach Austin sind? Oder haben sie die Absicht, unterwegs
auszusteigen?«
»Nein, Ohlert hat dem Capt'n des Dampfers gesagt, daß er nach Austin wolle.«
»Sollte mich wundern. Er wird doch nicht sagen, wohin zu gehen er beabsichtigt.«
»Warum nicht? Ohlert weiß vielleicht gar nicht, daß er verfolgt wird, daß er sich auf Irrwegen befindet.
Er ist wohl in dem guten Glauben, ganz recht zu handeln, lebt nur für seine Idee, und das andere ist
Gibsons Sache. Der Irre hat es nicht für unklug gehalten, Austin als Ziel seiner Reise anzugeben. Der
Capt'n sagte mir es wieder. Was gedenkt Ihr zu tun?«
»Natürlich muß ich ihnen nach und zwar schleunigst.«
»Bis morgen früh müßt Ihr trotz aller Ungeduld doch warten; es geht kein Schiff eher ab.«
»Und wann kommen wir an?«
»Unter den gegenwärtigen Wasserverhältnissen erst übermorgen.«
»Welch eine lange, lange Zeit!«
»Ihr müßt bedenken, daß die beiden wegen der Wasserarmut des Flusses eben auch spät ankommen. Es
ist gar nicht zu vermeiden, daß das Schiff zuweilen auf den Grund fährt, und da dauert es stets eine
geraume Weile, bevor es wieder loskommt.«
»Wenn man nur wüßte, was Gibson eigentlich beabsichtigt, und wohin er Ohlert schleppen will?«
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»Ja, das ist freilich ein Rätsel. Irgend eine bestimmte Absicht hat er ja. Die Gelder, welche bisher erhoben
worden sind, würden ausreichen, ihn zum wohlhabenden Manne zu machen. Er braucht sie nur an sich zu
nehmen und Ohlert einfach sitzen zu lassen. Daß er das nicht tut, ist ein sicheres Zeichen, daß er ihn noch
weiter ausbeuten will. Ich interessire mich außerordentlich für diese Angelegenheit, und da wir,
wenigstens einstweilen, den gleichen Weg haben, so stelle ich mich Euch zur Verfügung, Wenn Ihr mich
braucht, so könnt Ihr mich haben.«
»Euer Anerbieten wird mit großem Danke akzeptiert, Sir. Ihr flößt mir ein aufrichtiges Vertrauen ein;
Euer Wohlwollen ist mir angenehm, und ich denke, daß Eure Hilfe mir von Vorteil sein wird.«
Wir schüttelten uns die Hände und leerten unsere Gläser. Hätte ich mich diesem Manne doch bereits
gestern anvertraut!
Wir bekamen eben die Gläser neu gefüllt, als sich draußen ein wüster Lärm hören ließ. Johlende,
menschliche Stimmen und heulendes Hundegebell kamen näher. Die Türe wurde ungestüm aufgerissen,
und sechs Männer traten ein, die alle schon ein beträchtliches Quantum getrunken haben mochten; keiner
von ihnen war mehr nüchtern zu nennen. Rohe Gestalten und Gesichter, südlich leichte Kleidung und
prächtige Waffen fielen an ihnen sofort auf. Jeder von ihnen war mit Gewehr, Messer, Revolver oder
Pistole versehen, außerdem hatten alle eine wuchtige Niggerpeitsche an der Seite hängen, und jeder führte
an starker Leine einen Hund bei sich. Alle diese Hunde von ungeheurer Größe waren von jener sorgfältig
gezüchteten Rasse, welche man in den Südstaaten zum Einfangen flüchtig gewordener Neger verwendete
und Bluthunde oder Menschenfänger nannte.
Die Strolche starrten uns, ohne zu grüßen, mit unverschämten Blicken an, warfen sich auf die Stühle, daß
diese krachten, legten die Füße auf den Tisch und trommelten mit den Absätzen auf ihm herum, womit
sie an den Wirt das höfliche Ersuchen richteten, sich zu ihnen zu bemühen.
»Mensch, hast du Bier?« schrie ihn einer an. »Deutsches Bier?« Der geängstigte Wirt bejahte.
»Das wollen wir trinken. Aber bist du auch selbst ein Deutscher?«
»Nein.«
»Das ist dein Glück. Das Bier der Deutschen wollen wir trinken; sie selbst aber sollen in der Hölle braten,
diese Abolitionisten, weiche dem Norden geholfen haben und schuld sind, daß wir unsere Stellen
verloren!«
Der Wirt zog sich schleunigst zurück, um seine noblen Gäste so rasch wie möglich zu bedienen. Ich hatte
mich unwillkürlich umgedreht, um den Sprecher anzusehen. Er bemerkte es. Ich bin überzeugt, daß in
meinem Blicke gar nichts für ihn Beleidigendes lag; aber er hatte einmal keine Lust, sich ansehen zu
lassen, vielleicht große Sehnsucht, mit jemand anzubinden, und schrie mir zu:
»Was starrst du mich an! Habe ich etwa nicht wahr gesprochen?«
Ich wendete mich ab und antwortete nicht.
»Nehmt Euch in acht!« flüsterte Old Death mir zu. »Das sind Rowdies der schlimmsten Sorte. Jedenfalls
entlassene Sklavenaufseher, deren Herren durch die Abschaffung der Sklaverei bankerott geworden sind.
Die haben sich nun zusammengetan, um allerlei Unfug zu treiben. Es ist besser, wir beachten sie gar
nicht. Trinken wir rasch aus, um dann zu gehen.«
Aber grad dieses Flüstern gefiel dem Manne nicht. Er schrie zu uns herüber:
»Was hast du Heimliches zu reden, altes Gerippe? Wenn du von uns sprichst, so tu' es laut, sonst werden
wir dir den Mund öffnen!«
Old Death setzte sein Glas an den Mund und trank, sagte aber nichts. Die Leute bekamen Bier und
kosteten. Das Gebräu war wirklich gut; die Gäste befanden sich aber in echter Rowdylaune und gossen es
in die Stube. Derjenige, welcher vorhin gesprochen hatte, hielt sein volles Glas noch in der Hand und rief:
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»Nicht auf den Boden! Dort sitzen zwei, denen dieses Zeug sehr gut zu bekommen scheint. Sie sollen es
haben.«
Er holte aus und goß sein Bier über den Tisch herüber auf uns beide aus. Old Death fuhr sich ruhig mit
dem Ärmel über das naßgewordene Gesicht; ich aber brachte es nicht fertig, so ruhig wie er die
schändlichsten Beleidigungen einzustecken. Mein Hut, mein Kragen, mein Rock, alles tropfte an mir, da
mich der Hauptstrahl getroffen hatte. Ich drehte mich um und sagte:
»Sir, ich bitte Euch sehr, das nicht zum zweitenmal zu tun! Treibt Euern Spaß mit Euern Kameraden; wir
haben nichts dagegen; uns aber laßt gefälligst in Ruhe.«
»So! Was würdet Ihr denn tun, wenn ich Lust empfände, Euch nochmals zu begießen?«
»Das wird sich finden.«
»Sich finden? Nun, da