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aus. Wunder von denen in der Bibel immer wieder die Rede ist. Z.B. die Wiedererweckung des Lazerus, oder die Verwandlung von Wasser in Wein. Auch die Himmelfahrt sowohl bei Jesus, Maria und auch Mohammed. Die Schutzgeister finden wir in Form von Schutzengeln wieder. Die Heiligen- und Reliquienverehrung war früher der Fetischismus bei den Schamanen. Auch die Verwandlung von Wein in das Blut von Christus entspricht einem magischen Zauberspruch. Die rituelle Reinheit bei den Muslimen, früher waren es die Schwitzhütten. Die uralten Initiationsriten finden wir in der Kommunion und Konfirmation wieder. Und die Gesänge und der Weihrauch alles hat einen heidnischen Ursprung, der viele tausend Jahre zurückliegt.

      Auch in der Naturwissenschaft finden sich heute noch dieses Wissen und diese Weisheiten. Der Kulturwissenschaftler Joachim Faulstisch berichtet von Hospitälern im Regenwald in Peru, wo die Schulmedizin nur dann Erfolge hat, wenn sie bereit ist mit dem zuständigen Schamanen zusammen zu arbeiten. Die Patienten hören auf den Medizinmann und der Medizinmann hat, wie sie immer wieder feststellen die Macht Patienten zu heilen. Erst als die Schulmedizin dafür bereit war, haben sie sich mit Erfolg etablieren können. Die Wissenschaft kann zwar die Wirkung der Akupunktur nicht erklären, die Heilerfolge sind aber nicht zu übersehen und deshalb wird sie mittlerweile auch von Schulmedizinern angewen-det. Man hat wissenschaftlich nachweisen können, dass positive Imaginationen, (innere Bil-der) die Heilungschancen verbessern. Besonders bei Krankheiten, bei denen die Schul-medizin ihre Grenzen erfährt, wie bei Krebs, chronischen Krankheiten und Traumata, können Imaginationen und damit verbundene Rituale die Heilung unterstützen. Im Sport wurde dies noch vor 20 Jahren zumindest belächelt, heute gehört die Versenkung in innere Bilder, in der der Lauf vorweggenommen wird zur Ausbildung und Vorbereitung für den Wettkampf.

      Fast alle Kinder durchlaufen eine magische Phase, wenn sie mit Puppen oder Figuren spielen, mit ihnen reden, ihnen Kräfte verleihen, ihnen Essen geben. Wie wichtig kann dieses Spiel bei Kindern sein, die sich in ihrer Entwicklung zwangsläufig nicht immer verstanden fühlen. Wenigstens ihr Held oder die Fee hört zu und kann die Welt nach ihrem Sinne verwandeln.

      In unserer ausgeprägten rationalen Welt ist die Magie, meistens leicht verdeckt, in vielen Situationen noch zu erkennen. Beim Würfelspiel hauchen wir, wenn wir eine 6 brauchen den Würfel 3mal an, Menschen klopfen 3mal auf Holz, um auszudrücken, dass sie bisher Glück hatten, wer hat nicht schon mal ein 4-blättriges Kleeblatt gesucht, mit Blumen - er liebt mich, er liebt mich nicht- gespielt. Fußballer achten darauf, dass sie mit dem rechten Fuß zuerst den Rasen betreten und wenn man mit dem roten Pullover einmal Glück hatte, zieht man ihn immer wieder an, wenn das Glück einem besonders wichtig ist. In Konstanz hatten die Bauern, alle tief katholisch, über der Tür des Stalles, indem ihre wichtigsten Tiere lebten, ein Hufeisen angebracht.

      Gerald Hüther, der Neuropsychologe geht noch einen Schritt weiter indem er sagt, dass Imaginationen, die inneren Bilder, unsere Wahrnehmung in der Welt grundsätzlich bestim-men, sowohl individuell als auch kollektiv. Nicht nur ist jeder einzelne Mensch von diesen Mustern bestimmt, sondern auch Gruppen, die einer gemeinsamen Idee folgen, bis hin zu Nationen. Was wir im Sprachgebrauch als „Nationalcharakter“ bezeichnen, ist eine Sammlung innerer Bilder, die der ganzen Nation gemeinsam ist und damit ihre Wahr-nehmung der Wirklichkeit steuert. Wir müssen nur, bedingt durch unsere unterschiedliche Geschichte, das Selbstbewusstsein bei den Amerikanern im Unterschied zu uns Deutschen anschauen. Wir sehen nicht die Banane, die vor uns liegt, sondern die Banane im Inneren, ein Bild das wir mit Banane verbinden. Ebenfalls innere Bilder filtern unsere Eindrücke, die unser Gehirn erreichen. Sie sind ein Ordnungsfaktor und Zensor zugleich. Was keine Entsprechung im Inneren hat, wird als irreal, als Sinnestäuschung wahrgenommen. Wenn der Verstand sagt, das gibt es nicht, dann sehe ich es auch nicht. Oder Menschen, die damit aufwachsen, dass es Geister gibt, sehen die Geister. Einer dem das fremd ist, sieht sie nicht. Tief, sehr tief und nachhaltig ist in uns das magische Bewusstsein noch am Wirken. (Der erste Teil ist auch in „Horizonte öffnen“ zu finden.)

      2Philosophie in Indien und China

       2.1Indus-Kultur

       2.1.1Arier, Veden, Upanishaden, Bhagavad Gita

      Indien, in den 80er Jahren das Land meiner Träume. Ein Land voller Gegensätze und oft trotz tiefster Armut mit wenigen unglücklichen Menschen. Gerade die ganz Armen, die Unberührbaren, die auf den Straßen leben, sehen glücklicher aus als so manch reicher Mensch im Westen.

      Religion und Philosophie lassen sich in Indien nicht trennen. Im östlichen Denken gibt es hier keinen Unterschied. Beim östlichen Denken und Handeln geht es um die Verwandlung des ganzen Menschen. Das zu werden, was man ursprünglich war. Das Suchen nach der verlorenen Einheit. Das Selbst oder das Göttliche wiederzufinden, es geht um Erleuchtung oder Erlösung. Im östlichen Denken gibt es auch keinen eigenen Begriff für Philosophie. Deshalb wird vom Westen oft verkannt, dass der Buddhismus z.B. eine hochdifferenzierte „Philosophie“ entwickelt hat. Die Welt der Inder besteht aus vielen Göttern und unzähligen Ritualen. Selbst bei vielen Christen oder Moslems findet man dort in der Wohnung Krishna, Shiva oder Ganesh, den Elefantengott.

      Die Indus-Kultur reicht mindestens 5000 Jahre zurück. Sie war eine der ältesten uns bekannten Hochkulturen. Nomadisierende Rinderhirten drangen etwa um 1500 v. Chr. in Indien ein und eroberten nach und nach ganz Indien. Sie nannten sich Arier, was so viel wie Edelleute bedeutet. Diese indoeuropäischen Stämme wurden im Alten Testament als Philister bezeichnet und von Hitler zu den Herrenmenschen erkoren. Bis auf die Finnen und Balten zählen alle europäischen Sprachen zu den indo-europäischen.

      Indien wird etwa bis zu Beginn des 13. Jahrhundert vom Hinduismus, vom 13. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert von den Moslems geprägt. Die britische Fremdherrschaft begann etwa 1750. Nachdem Großbritannien die französischen und portugiesischen Kolonialisten verdrängt hatten, übernahmen sie die vollständige politische Kontrolle über Indien. 1947 führte Mahatma Gandhi durch eine beispiellose, friedliche Revolution Indien in die Unabhängigkeit. Indien ist mit mehr als einer Milliarde Menschen der größte demokratische Staat.

      Nach der indischen Verfassung zählen heute alle Religionen: Jainismus, Buddhismus, Sik-hismus, aber auch Christen und Muslime zum Hinduismus. Ein Begriff, der erst im 19. Jahrhundert den Zusammenschluss aller dieser Religionen bezeichnet. Deshalb ist der Hinduismus mit etwa einer Milliarde Menschen auch nach dem Christentum und den Mus-limen die drittgrößte Religion.

      Die Bevölkerung war in vier Gruppen aufgeteilt: die Krieger und Fürsten mit dem König an der Spitze, den Priestern, den Bauern und den Unfreien.

      Aus diesen vier Gruppen bildete sich später das Kastenwesen. Die Priester oder Brahmanen nahmen sehr früh eine führende Rolle ein, weil sie die einzigen waren, die das „Heilige Wissen“ oder die Rituale kannten, die für die Opfer bei der Geburt, der Heirat, bei Krankheit, beim Tod... gehalten werden mussten. Fester Glaube war, dass von den Göttern alles abhängt: die Ernten, das Wohl und die Gesundheit der Familie, die Macht der Fürsten und Könige...

      Nur die Brahmanen konnten durch das Wissen der Veden (Heilige Schriften) mit den Göttern in Kontakt treten. Auch besaßen sie das Monopol der Erziehung. Im Unterschied aber zu den theistischen Religionen haben sie nie eine weltliche Herrschaft angestrebt. Auch hatten sie nie ein Oberhaupt. Sie waren freie, gleichberechtigte einzelne Priester.

      Die Arier waren gegenüber der einheimischen Bevölkerung bei weitem in der Unterzahl. Weil sie sich aber „rein“ erhalten wollten, bildeten sie das Kastenwesen. Die Unreinen oder Tschudras waren die Einheimischen. Später bildeten die Kriegsgefangenen und die Sklaven die unterste Kaste. Man nannte sie die Unberührbaren, denn im wahrsten Sinne des Wortes hatten sie nicht das Recht Menschen der anderen Kasten auch nur zu berühren. Genauso wenig war es vorstellbar, dass ein Brahmane eine „normale“ Tätigkeit, wie putzen oder das Essen zubereiten, ausführt. Obwohl Mahatma Gandhi sich gerade für die unterste Kaste einsetzte, war dies, als ich vor mehr als 30 Jahren mehrmals in Indien war, noch ein strenges Tabu.

      Die heiligen Schriften der Hindus, die Veden, sind in Sanskrit, der sakralen Sprache des Hinduismus

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