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ist kaputt“, sagte Catherine schlecht gelaunt, die Mundwinkel nach unten verzogen.

      „Verstaubt“, erwiderte André.

      Die ganze Wohnung war im Chaos. Der opalgrüne Teppich verschwand langsam unter Brotkrumen. Wasser tropfte.

      Cioran ging gekrümmt zum Bücherbord und stellte dort die Pelztasse, in größter Angst sie fallen zu lassen, vorsichtig ab. Die Fäden einer grinsenden Holzmarionette störten ihn dabei.

      Hinterher setzte er sich wieder, zündete sich erleichtert eine Maiszigarette an und drückte die Knöpfe eines bunten Plastikspielzeugs, das eine Miniatur-Fruit-Machine war und bei dem sich drei Rädchen drehten, die, wenn man Glück hatte, dreimal das gleiche Obst zeigten.

      Catherine stocherte weiterhin lustlos in einem schmelzenden Camembert herum. Im Fernseher küßte eine junge Frau den Autospiegel eines schwarzen Jaguars. Sie mußte sich dazu weit herunterbeugen. Ihr orangefarbener Lippenstiftmund verfärbte den Spiegel. Leidenschaftlich glitten ihre Lippen über die gläserne Fläche. André hatte sofort den gräßlichen Geschmack von Glas im Mund und biß schnell von seinem Baguette ab, doch das zerbröselte völlig und rieselte in seinen Schoß. Gereizt erhob er sich, versuchte ein Tosen in seinem Kopf einzudämmen und schaltete den Fernseher aus. Die Mattscheibe verdunkelte sich, bis nur noch ein heller Punkt in der Mitte blieb.

      Cioran drehte weiter völlig phlegmatisch die Rädchen des Spielzeugs. Catherine ging ins Badezimmer. Der geschnitzte Fuß der Marionette lag in der bepelzten Tasse.

      Der Motor des voll beladenen Holztransporters ächzte und heulte, als der dicke Fahrer die Kupplung trat. André und Cioran saßen gedrängt auf dem Beifahrersitz. Es roch muffig, überall lagen Getränkedosen und Essensreste herum.

      „Wohin soll’s gehen“, fragte der Fahrer erneut.

      „Einfach nur über die Grenze“, antwortete André. Ciorans Kopf lehnte am Seitenfenster. Er schlief einen Rotweinrausch aus.

      „Wollt ihr Urlaub machen?“

      „Urlaub? Nein, nein! Wo denken Sie hin. Wir sind auf der Flucht. Ich bin fast ermordet worden und mein Freund hier hat den spektakulärsten Kunstraub des Jahrzehnts gelandet“, erwiderte André. Der Fahrer strich sich vergnügt über den Bauch.

      „Wohl mal eben die Mona Lisa geklaut, was?“ lachte er lauthals.

      „Nicht ganz - aber so ähnlich“, raunte André ihn daraufhin an. Einerseits war er froh darüber, daß der Lastkraftwagen sie so schnell mitgenommen hatte, andererseits hatte er gehofft, mehr Zeit zum Nachdenken zu bekommen. Doch der Fahrer stellte die ganze Zeit unangenehme oder nervige Fragen. Die Landstraße versank mehr und mehr im Zwielicht der Dämmerung. Schließlich war es dunkel und der gelbe Lichtkegel tanzte über die Bergstraße. Der LKW ächzte und stöhnte und bei jeder Gelegenheit dachte André an Catherine, die geweint hatte, als sie sich verabschiedet hatten. Es machte ihn traurig.

      Irgendwann nach Mitternacht, als der Fahrer endlich keine schlechten Witze mehr kannte, schlief er ein.

      Er musste etliche Stunden geschlafen haben, denn er erwachte durch erste, gelbe Sonnenstrahlen. Der Fahrer steuerte konzentriert das Fahrzeug durch ein Tal. Felswände fielen steil zur Straße hin ab. Auf der anderen Seite tobte ein wildes Flüßchen, Weidenbäume wuchsen zwischen moosbedeckten Felsen.

      Auf einmal packte André eine komische Atemnot. Die Pelztasse kam ihm in den Sinn. Plötzlich hatte er das Gefühl, daß es besser wäre, sie zu zerstören oder wenigstens das Fell vom Porzellan abzuziehen, sie also gewissermaßen zu häuten, um sie so ihrem ursprünglichen Zweck, nämlich Tee aus ihr trinken, wieder zuzuführen. Er hustete einige Male und schluckte trocken.

      Auf einem der zahlreichen Parkplätze am Straßenrand machten sie Halt. Ein kleiner Mann, behängt mit einem Bauchladen, kam herbeigelaufen. Um seinen Mund herum wuchs ein dünnes Bärtchen. Die Augen lachten hämisch, als er dem Fernfahrer, den er offensichtlich ein wenig kannte, grüßte. André blickte ungläubig zu Cioran, der immer noch fest gegen die Scheibe gelehnt schlief.

      Der Fahrer und der Händler wechselten ein paar Worte. Den Inhalt konnte André aber nicht verstehen. Der Grund war nicht, daß sie einen besonderen Dialekt oder eine andere Sprache sprachen. Es war mehr, als hätte die Bedeutung der Worte sich verändert. Neugierig besah sich André den Bauchladen des Händlers. Er bot die unterschiedlichsten Dinge auf der Auslage feil: an Häkchen hingen Steingutbecher, auch Schnappmesser, Taschenuhren, Silberdraht und Schnürsenkel. Alles war nach Farben sortiert. Und als André sich erkundigte, ob es für diese Artikel in einer solch entlegenen Gegend überhaupt Abnehmer gebe, da kreuzte der Alte mit seinem Zeigefinger die Lippen und stieß ein mehrmaliges „Psst! Psst!“ hervor.

      Vorsichtshalber tat André so, als wisse er, worum es bei dieser Geheimniskrämerei gehe und nickte zustimmend.

      Sie setzten ihre Fahrt fort. Der Zustand der Straße wurde immer schlechter, schließlich endete der Asphalt ganz und wurde von Schotter abgelöst. Es ging steil bergauf und der Motor des Lastwagens heulte bei jedem Schalten laut auf. Plötzlich erwachte Cioran und erschrak, denn er blickte direkt in die Tiefe eines Abgrunds an seiner Seite. Der Fahrer wirbelte geschickt das Lenkrad hin und her und seine Füße arbeiteten schwer mit den Pedalen. Trotzdem näherte sich der Wagen oft genug bedenklich dem Abgrund.

      „Nun ist es nicht mehr weit bis zur Grenze“, sagte er.

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