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der Hand, um sie in eine bestimmte Richtung zu dirigieren. »Ich möchte Dich zu einem Kaffee einladen«. Als sie aufbegehren wollte, setzte er schnell hinzu, »ich muss Dir etwas erzählen«.

      Nachdem der Kaffee vor ihnen stand, griff Jo in seine Tasche, dann legte er den neuen Schlüsselbund vor ihr auf den Tisch.

      »Was soll ich damit«, ihr Erstaunen ließ ihn einen Moment zögern.

      »Das sind die neuen Schlüssel zu Deiner Wohnung. Ehe Du Dich aufregst, höre mich bitte zuerst an«.

      Er erzählte von dem Einbruch sowie seinen anschließenden Überlegungen, wobei er in seiner Erzählung alles weniger dramatisch darstellte, als es tatsächlich abgelaufen war. Er schloss mit den Worten, zuerst wollte ich Dich anrufen und informieren, dann habe ich überlegt, was damit gewonnen wäre. Du hättest auf die Geburtstagsfeier sowie die Treffen mit Deinen Freundinnen verzichtet, da Du bestimmt sofort nach Berlin zurückgefahren wärst. Zudem konnte ich das Schlimmste verhindern, da nichts gestohlen wurde.

      Der Schreck in ihren Augen, als er von dem Einbruch gesprochen hatte, wechselte in Bestürzung, als er von seinem Eingreifen erzählte. Nun war die Angst zu sehen, obwohl noch nicht sicher war, wem diese Angst galt. Hatte sie Angst wegen des Einbruchs oder galt ihre Angst ihm.

      »Ich habe Dir doch ausdrücklich gesagt, dass Du nicht den Helden spielen sollst, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht«. Sie griff nach seiner Hand, »ich hätte mir ewig Vorwürfe gemacht, wenn Dir etwas geschehen wäre. Ich habe Dir doch gesagt, dass keine Reichtümer bei mir zu holen sind«.

      »Elisabeth Du verschweigst mir doch etwas, langsam gewinne ich den Eindruck, dass Dich der Einbruch weniger überrascht als Du zugegeben hast. Der Dieb hat nicht nach Reichtümern gesucht, er hat in Deinen Ordnern nach einem Schriftstück gesucht. Entweder eine Urkunde oder ein Vertrag oder was weiß ich. Er hat auf keinen Fall nach Schmuck oder Geld gesucht. Vielleicht hätte er das später noch gemacht, aber sein Hauptanliegen war das Schriftstück«.

      Elisabeth zuckte nur mit den Schultern, der Einbruch hatte sie zwar erschreckt, die Erleichterung, dass er unverletzt dem Gerangel entgangen war, schien größer. »Es gab schon früher Einbrüche, ein Mal hab ich den Einbrecher vertrieben, ein weiteres Mal hat er die Wut von Hertha zu spüren bekommen. Sie hatte mich spontan besucht, sodass ich noch einkaufen gehen musste. Während ich im Geschäft war, ist der Einbrecher wohl in die Wohnung eingedrungen. Hertha, die zuerst erschrocken auf den fremden jungen Mann gestarrt hatte, hat ziemlich schnell erfasst, dass der ungebetene Besuch sich an fremdem Eigentum bedienen wollte. Wie eine Furie hatte sie sich einen Besen geschnappt und auf den jungen Einbrecher eingeschlagen, der daraufhin das Weite gesucht hat«.

      »Schon damals habe ich vermutet, dass er mit einem Nachschlüssel in die Wohnung gekommen sein musste. Leider habe ich vergessen den Zylinder austauschen zu lassen, gab sie jetzt zerknirscht zu. Hertha und ich wir waren so von der Heldentat berauscht, dass wir das wohl verdrängt haben«.

      »Hast Du einen Schlüssel vermisst, wer hat oder hatte Schlüssel zu Deiner Wohnung«.

      »Niemand ich verteile doch nicht meine Schlüssel, allerdings, sie zögerte, man hat mal meine Handtasche gestohlen. Da sie ziemlich schnell wieder aufgefunden wurde und nur das Geld fehlte, habe ich dem keine Bedeutung zugemessen«.

      Johann schüttelte verständnislos mit seinem Kopf, dann legte er den Notizzettel aus der Lederjacke des Einbrechers auf den Tisch. »Kennst Du diese Schrift, den Zettel habe ich in der Jacke gefunden. Damit ist ja wohl klar, dass es sich um einen gezielten Einbruch bei Dir gehandelt hat. Die haben etwas gesucht, etwas was nichts mit Geld zu tun hat«.

      Nachdenklich griff Elisabeth den Notizzettel, betrachtete ungewöhnlich lange die Schrift dann legte sie ihn wieder auf den Tisch. »Ich kenne die Schrift nicht, ich möchte allerdings behaupten, dass die Hand, die das geschrieben hat, sehr alt ist und an einem männlichen Arm hängt«.

      »Wieso woran erkennst Du das, meine Großmutter hat auch so ähnlich geschrieben«.

      Sie zeigte ihm die Merkmale, die sie als maskulin zu erkennen glaubte, obwohl er keinen gravierenden Unterschied sehen konnte.

      »Bist Du sicher«.

      »Ziemlich«.

      »Lass uns nach Hause fahren, ich möchte mir mal Deine neue Schließvorrichtung ansehen, ob ich damit überhaupt zurechtkomme«.

      Es klang alles so ruhig und gelassen, er nahm ihr nicht ab, dass sie so blauäugig die vorherigen Einbrüche weggesteckt hatte. Er hatte andere Erfahrungen mit älteren Menschen gemacht, die sich bedroht fühlten. Nach seiner Erfahrung wurden die Sicherungsmaßnahmen eher verdoppelt, bei Elisabeth hatte er den Eindruck, sie habe diese absichtlich reduziert. So nach dem Motto „kommt und seht, bei mir gibt es nichts zu holen“. Aber vielleicht vertraute sie ihm noch nicht genug, um ihm die ganze Wahrheit zu sagen.

      Die vorlesungsfreie Zeit fand auf ziemlich unspektakuläre Art und Weise ihr Ende, Elisabeth unterrichtete wieder, er reduzierte seine Tätigkeit beim Discounter auf das Mögliche. Das hieß, dass er nur noch am Freitagnachmittag sowie am Samstag seiner Hilfstätigkeit im Discounter nachging. Die Lederjacke, die auf unfreiwillige Weise in seinen Besitz gelangt war, befand sich immer noch bei ihm, da der Eigentümer sich bisher noch nicht gemeldet hatte.

      Es war Samstag, er genoss in seiner Pause gerade einen Kaffee bei dem Bäcker in dem Discounter, dabei beobachtete er die vorbeihastenden Passanten. Ohne auf die Umgebung noch auf die sie umgebenden Mitmenschen zu achten, rasten sie stieren Blickes zu einem imaginären Ziel. Nichts und niemand schien diese vorbeiwabernde Masse bremsen zu können, obwohl, am Wochenende zuvor hatte er die gleiche Beobachtung gemacht. Inzwischen konnte er vereinzelt verbissene Gesichter wahrnehmen, die er bereits häufiger gesehen glaubte. Waren die Züge der Verbissenheit tiefer geworden oder irrte er, eine Änderung würde wahrscheinlich nur langfristig feststellbar sein. Wenn der bereits vorhandene Zug der Verbissenheit so ausgeprägt war, wie lange musste man damit bereits unterwegs sein. Bestimmt gab es bereits eine soziologische Studie, die sich mit diesem speziell menschlichen Problem auseinandersetzte.

      Gedankenverloren hielt er seine Tasse in der Hand, dabei wäre ihm beinahe entgangen, wie Elisabeth gerade das Haus verließ. Sie war ebenfalls auf dem Weg in den Discounter, um ihren Einkauf für das Wochenende zu erledigen, obwohl er ihr angeboten hatte, die benötigten Lebensmittel mitzubringen. Es wird sogar noch billiger für Dich, hatte er versucht sie zu überreden, ich erhalte doch den Personalrabatt.

      Sie hatte gleich mehrere Argumente aufgezählt, weshalb sie sein Angebot abzulehnen gedenke. Zum einen war es das Wissen, dass sie unbedingt noch an die frische Luft müsse, da sie natürlich Lebensmittel für das Wochenende benötige. Der für sie entscheidendere Beweggrund war jedoch, dass sie natürlich nicht seinen Personalrabatt in Anspruch nehmen wolle, da sie keine Angestellte sei.

      Er beobachtete sie, verglich sie mit Frauen, die etwa in ihrem Alter waren, und wunderte sich über die Unterschiede. Lange hatte er überlegt, bis es zur Gewissheit wurde, es war ihr preußischer Habitus, der sich in Gang und Haltung ausdrückte. Er hatte bisher noch niemanden getroffen, der die positiven preußischen Tugenden so in sich vereinte wie Elisabeth. All diese Tugenden, die im Allgemeinen als preußisch bezeichnet wurden wie Pflichtgefühl, Redlichkeit, Fleiß, sowie das Bemühen, jede Aufgabe unter Anspannung aller Kräfte zu lösen, glaubte er in ihr versammelt.

      Er wollte es zuerst nicht wahrhaben, hielt das, was er sah für ein Trugbild, bis er ihn erkannte. Der kahl geschorene Kopf, sowie dieses jungenhafte Gesicht, er war sicher, er war es. Mit seiner neuen Lederjacke, die er sich zwischenzeitlich besorgt haben musste, ging er auf der gegenüberliegenden Seite schräg versetzt hinter Elisabeth, bemüht nicht aufzufallen, wobei er sie nicht aus den Augen ließ. Was hatte er vor, das konnte nichts Gutes bedeuten, er hatte es, aus welchen Gründen auch immer, auf Elisabeth vorgesehen.

      Hastig stellte er die Tasse ab, dann rannte er bereits aus dem Geschäft. Er musste den in den Laden strömenden Kunden ausweichen, wäre beinahe gestolpert, dabei stieß er fortwährend Entschuldigungen aus. Auf dem Fußweg angekommen, blickte er über die breite Hauptstraße, wobei er den jugendlichen Einbrecher

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