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zehnstündigen Flug auf dem Rollfeld des Flughafens zum Stehen kam, fühlte ich mich, als wäre ich gerade einem Viehtransport entstiegen. Aber für das Gefühl, ein paar Euro gespart zu haben, nahm ich das, wie auch das pausenlose Kleinkindergeschrei, in Kauf.

      Da ich hier in Cancún ja vorher schon mal gearbeitet hatte, wusste ich bereits, was auf mich zukommt, nachdem ich den Flieger endlich verlassen konnte.

      Erste Station: Das Flugzeug parkte am Arsch der Welt und ich musste 30 Minuten quer durch den ganzen Flughafen laufen, um mich dann eine Stunde bei der Immigración für einen Stempel im Pass anstellen zu „dürfen“. Warum so was eine Stunde dauert, fragt ihr euch…?

      Jaaaaaa…. der Staat México scheint sparen zu müssen und stellt in der Regel pro 250-Mann-Flieger nur zwei Zollbeamte für die Passkontrolle ab. Einer davon ist für alle Ausländer zuständig und der andere für alle Mexikaner. Wie ihr euch vorstellen könnt, sitzen in so einer Airberlin ins Pauschalurlauberparadies Yucatán, wenn‘s hoch kommt, fünf Einheimische. Wenn die durch sind, macht der für sie zuständige Zollbeamte aber nicht etwa mit den NICHT-Mexikanern weiter, sondern gönnt sich erst mal eine Pause. Als ich endlich den heißbegehrten Stempel ergattert hatte, war ich schon an der 2. Station vorbei und begab mich direkt auf den Weg zu Station Numero Tres: das Kofferband.

      Ich nahm an, dass mein Rucksack schon längst da sein müsste, und falls ihn mir niemand geklaut haben sollte, er wahrscheinlich bereits irgendwo neben dem Band liegen würde, da das Band sicher schon für einen anderen Flug gebraucht werden würde! Mit einer der beiden Annahmen lag ich richtig: Das Band wurde bereits für einen anderen Flug gebraucht! Mein Rucksack war aber trotzdem noch nicht da! Warum? Das haben mir hinterher meine Ex-Kollegen erklärt: Bei deutschen Airlines galt seit kurzem genau wie im Saturn: „GEIZ IST GEIL!!!“. Dadurch kamen auch die Koffer der eine Stunde später gelandeten Maschine aus London noch vor meinem Rucksack aus den Untiefen des Airports zum Vorschein. Nach weiteren 30 Minuten landete auch mein Rucksack dann endlich auf dem Kofferband und ich hatte nur noch die finale Station 4 vor mir: die Zollkontrolle.

      Ihr kennt das sicher… Überall auf der Welt muss man dabei durch einen grün gekennzeichneten Gang gehen, was so viel bedeutet wie: „Ich habe nix Illegales dabei und will euch auch nicht meine gute deutsche Schokolade abgeben“. In Cancún gibt es so was aber nicht, hier muss man auf einen Knopf drücken, der mich sehr stark an einen Knopf aus Schulzeiten erinnerte, nämlich den „Notausknopf“, den ich einmal drücken musste, als mein Chemielehrer das halbe Chemielabor mit einem Bunsenbrenner und etwas zu viel Magnesium im Reagenzglas abgefackelt hat. Da habe ich jetzt also ein zweites Mal in meinem Leben draufgedrückt und siehe da… das Licht blieb an! Es stand ja auch nix in Flammen und meine heißgeliebte Schoki musste ich auch nicht abgeben.

      Super, den Flughafen hatte ich nun überstanden! Na ja, noch nicht ganz, bevor ich nämlich bei meinen Ex-Kollegen ankam, musste ich noch die teilweise sehr anhänglichen Taxischlepper abwimmeln, die einem einen Taxitransfer für hunderte Dollar aufschwatzen wollen, obwohl vor der Tür auch der öffentliche Bus für einen Bruchteil dieses Betrages abfährt.

      Draußen angekommen, wartete man schon auf mich, da ich einer der Letzten war, die es rausgeschafft hatten.

      Zügig ging es nun mit dem Bus schnurgerade die Carretera runter nach Playa del Carmen und in die Wohnung von Daniel, einem Freund und Ex-Kollegen, der mir für die ersten Tage meines Abenteuers sein Sofa zur Verfügung stellte. Nachdem ich feststellen musste, dass die “Minibar“ im Hotel Daniel nicht einmal Bier vorrätig hatte (so was war nur vier Monate zuvor, damals noch ohne weiblichen Einfluss, nie vorgekommen), machte ich es mir erst mal auf dem Sofa gemütlich und entspannte mich ein bisschen.

       Fotolink Playa del Carmen

      TipPs und Hinweise

       Sitzplätze möglichst weit hinten im Flieger reservieren, da dort die Kinderdichte geringer ist.

       Stift mitnehmen, da immer und überall Einreise- und Zollformulare auszufüllen sind.

       Taxis immer am offiziellen Schalter ordern und sich eine Preistabelle zeigen lassen bzw. den Preis vor der Abfahrt aushandeln.

       Mit niemandem einfach so mitgehen, das würde im besten Fall mit einer sehr teuren Taxifahrt enden.

       Der öffentliche Bus fährt vor dem Terminal 3 ab. Es steht ADO oder OCC dran.

       Die Busse fahren nach Playa del Carmen und Tulum im 30-Minuten-Takt.

      Gleich drei Tage nach meiner Ankunft stand eines der jährlichen Großereignisse der in Yucatán allgegenwärtigen untergegangenen Mayakultur an: Chichén Itzá Equinoxe. Da wir alle, also meine Ex-Kollegen/Freunde und ich, zwar schon mal bei den Pyramiden gewesen waren, aber eben nicht zu diesem besonderen Tag, mussten wir auf jeden Fall erneut dorthin.

      Wir waren mit zwei Autos unterwegs und die normale Fahrzeit beträgt drei Stunden, solange braucht zumindest der Ausflugsbus. Da es bei der Abfahrt leichte Abstimmungsprobleme gab, sind wir nicht in Kolonne gefahren, sondern jedes Auto für sich.

      Abfahrt Auto Daniel: 11:30 Uhr, Ankunft: 14:30 Uhr.

      Deniz, der zweite Fahrer war von vornherein der Meinung gewesen, dass das viel zu spät sei. Durch eine kleine Verzögerung auf seiner Arbeit ging es dann sogar erst um 12 Uhr bei uns los, und auf dem Weg haben wir auch noch Andi einsammeln müssen. Da der auch nicht gleich zur Stelle war, war Deniz schon auf 180 und holte aus seinem klapprigen Chevi auch noch das Letzte aus den gefühlten drei PS raus, und somit kamen wir sogar schon um 13:45 Uhr an. Weniger als zwei Stunden für 250 km, das waren ja fast schon deutsche Verhältnisse, auch wenn es fast nur geradeaus ging…

      Nachdem alle angekommen waren, wurde die Pyramide mit drei Spiegelreflexkameras aus gefühlten 10.000 Positionen und mit unterschiedlichen Belichtungsstärken fast schon in die Kameras hineingesogen.

      Die unzähligen Besucher waren bis dato allerdings der einzige Hinweis, der auf die Equinoxe schließen ließ.

      Für alle, die in der Mayakultur noch nicht so bewandert sind: Die Chichén Itzá Equinoxe ist ein Beweis dafür, dass die Mayas zu ihrer Zeit schon über ein Wissen in Baukunst und Astronomie verfügten, welches in Europa erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte später entdeckt wurde. Die Pyramide des Kukulcán ist so perfekt ausgerichtet, dass sich immer zur Sonnenwende im Herbst und im Frühjahr durch einen Licht-Schatten-Effekt eine Schlange die lange, 45 Grad steile Treppe hinunter zu schlängeln scheint.

      Nachdem wir zwei Stunden in der Hitze vor uns hin gebrütet hatten, war es dann endlich soweit, aber man brauchte schon etwas Fantasie, um wirklich eine Schlange zu entdecken, die sich die Treppe herunter zum aus Stein gemeißelten Schlangenkopf schlängelte. Das lag aber nicht an den Baukünsten der Mayas, sondern daran, dass sich einfach zu viele Menschen um die Pyramide des Kukulcán scharten. Da ich keine Lust hatte, mich durch die Menschenmassen zu quetschen, blieb meine Schlange eine geköpfte Schlange. Aber es gibt so viele Sachen, die man einfach nur macht, um sie mal getan zu haben bzw. um sagen zu können: Ich war dabei. Das war wohl eine davon!

      Auf dem Rückweg nach Playa del Carmen ging es dann gemütlicher zu und wir legten auch noch einen Stopp im Kolonialstädtchen Valladolid ein, das mit seiner riesigen Kathedrale und den alten Kolonialbauten protzt. Außerdem ist es eine der wenigen natürlich gewachsenen Städte im Osten der Halbinsel Yucatáns. In Quintana Roo, also dem Bundestaat, in dem Cancún, Playa del Carmen und Tulum liegen, gab es bei einer Volkszählung im Jahr 1974 ca. 5.700 Einwohner. Heute sind es allein in Cancún etwa 1,5 Millionen, die vor allem aus anderen Teilen Méxicos auf der Suche nach Arbeit in die Städte an der Karibikküste zogen. Diesem Ansturm verdankt Playa del Carmen auch einen Platz unter den Top 10 der am schnellsten wachsenden Städte der Welt

       Fotolink Chichen Itza und Valledolid

      TipPs und

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