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Mannequin dabei stand. Sie wirkte überzeugend in dem dunklen, glatten Kleid und ihrer Samenkapsel-Krone. Aufrecht, ausdruckslos und einen Kopf größer als die anderen.

      Udo sah Walter von Ponhomy an, er reichte die Frage weiter – wie sollte das sein?

      Nun, der war ein wenig überrannt, ein wenig zu schnell gefragt. Aber er war Geschäftsmann genug, um solchen Situationen gewachsen zu sein, dachte er. Er begann, sich festzulegen. „Gewohnt wird im Haupthaus, die Dreharbeiten beginnen in der Früh und laufen bis Abend durch, manchmal bis in die Nacht. Jeder bekommt einen Zeitplan, wann er anwesend zu sein hat, am Filmset und für Empfänge im Haus. Einen Termin nicht erfüllen bedeutet Vertragsbruch. Die Dreharbeiten werden ungefähr vierzehn Tage dauern“, ratterte er herunter.

      Theresa hatte einmal gehört, dass solche Dreharbeiten nie so verliefen wie geplant. Am Anfang, so hatte ihr eine Schauspielerin erzählt, hatten der Regisseur und der Produzent immer sehr klare Vorstellungen davon, in welch kurzer Zeit alles gut und geordnet in die Kamera zu bringen war. Diese Vorstellungen überholten sich nach einer Woche, waren nach zwei Wochen meistens indiskutabel. Das hieß, hier ging es um einen längeren Job, dessen Dauer nicht abzusehen war. Und die anfangs geplanten Einsätze stimmten nicht. Das Zauberwort hieß Tagesgage, keine Pauschale.

      Sie sah Herrn von Ponhomy daher mit großen Augen vertrauensvoll an und sagte: „Aber ich nehme an, ich muss einen Vertrag für einzelne Tage unterschreiben.“

      Von Ponhomy hatte sich darüber noch nicht den Kopf zerbrochen. Er war schließlich weder der Regisseur noch der Produzent. Er stellte seine Burg und die Mode zur Verfügung, und auch sein Hotel, und er würde beim Filmteam ein- und ausgehen und auch ab und an mit einer Schauspielerin schlafen... Aber er war nur teilweise Organisator. Zwischendurch würde er die Models für seine eigenen Veranstaltungen einsetzen, oder für seine eigenen Bedürfnisse, die Kosten trug der Film. So war das geplant. Er stimmte daher zu.

      Theresa wirkte nachdenklich, sie strich ihre Handschuhe glatt. „Ich denke, dass ich in der Zeit kein anderes Engagement annehmen kann, und jetzt müsste ich wissen, wann das stattfinden wird und wie viel ich jeden Drehtag bekomme.“ Ruhig und sachlich.

      Von Ponhomy war überfordert, hatte das Bedürfnis, sie einfach niederzubrüllen, aber gleichzeitig das Gefühl, dass er das unter den Augen all der Anwesenden nicht tun konnte, nicht ohne Prestigeverlust. Er hatte sich aber mit den Details noch nicht auseinandergesetzt. Wie sollte er eine Entscheidung treffen, wenn er keine Ahnung hatte. Er musste aber antworten, diesem dummen Luder. Gott, waren diese Modepuppen dämlich! „Liebes Fräulein, das wird auch nicht anders sein wie eben jetzt. Sie haben hier auch einen Tagesvertrag und eine Tagesgage und so wird es auch am Filmset sein“, meinte er scharf und ungehalten, wie man mit blöden Fragen eben umging.

      „Ich wollte nur klar sehen, für mich, ob weiter zu gleichen Bedingungen gearbeitet wird hier in der Burg. Aber wenn Sie es mir sagen, dann bin ich beruhigt, dass die gleichen Bedingungen weiterlaufen“, lispelte Theresa mit kleinem Stimmchen. „Wann muss ich denn unterschreiben und wann beginnen die Dreharbeiten?“

      Sich mit geistig Minderbemittelten herumzuschlagen, gehörte wohl zu solchen Projekten, sagte sich Ponhomy. „Morgen früh reist eine Jagdgesellschaft an, die bleiben übers Wochenende und ab Montag kommt das Filmteam. Die Arbeit beginnt also morgen“, sagte er schroff. Im Hinausgehen meinte er noch: „Verträge also zeitlich morgen früh.“ Er hatte hier das Sagen und wollte die Sache schnell in den Kasten bekommen.

      Theresa dachte, dass sie die Situation für ihren augenblicklichen Zustand ziemlich gut hingekriegt hatte. Immerhin hatte Ponhomy vor allen, auch vor Udo gesagt, dass er zu den gleichen Bedingungen wie in dieser Nacht Verträge abschließen wollte. Besser ging es nicht. Sie wusste zwar nicht, was sie tun würde, wenn er sich dann an nichts erinnern konnte, aber sie hoffte auf Udo, und darauf, dass er auch interessiert war. Er sollte darüber wachen, dass die Abmachung eingehalten wurde.

      Inge hatte ihr ein nachtblaues, kurzes Modell aus Samt ausgehändigt, ärmellos. Nicht nur ärmellos, stellte sie fest, mit großen Löchern wo der Ärmel hätte beginnen sollen und ihren Körper und seine Schadstellen vor kritischen Blicken schützen. Das war ein Problem. Inge hatte das letzte Modell an sie vergeben, für sie aufgehoben, weil sie nicht im Raum war. Panik kreiste im Hinterkopf. Das Modell so anzuziehen, war nicht möglich!

      Theresas armes, müdes Hirn brummte. Es kam ihr vor wie eine uralte Lok, die einen elendig langen Zug auf den Berg ziehen sollte, einen steilen Berg. Ihr war schlecht, Müdigkeit umschlang sie wie eine Anakonda. Sie brauchte lange Handschuhe. Bei einem Samtkleid waren Handschuhe ja durchaus eine Möglichkeit, auch wenn sie eigentlich nicht vorgesehen waren. Es gab aber keine nachtblauen, das wusste sie. Ihr Kopf suchte fieberhaft nach Möglichkeiten, während ihr Körper sich in den Samt hineinwand.

      Ihr Samenkapsel-Kopftuch war in mattem graugrün mit nachtblauen Samteinsätzen. Sie wusste, wo Inge ihren Handschuhfundus hatte. Sie schlich durch die Kleiderständer-Alleen. Während Inge eine Samenkapsel feststeckte, krallte sie sich den Karton.

      Schnelle Durchsicht aller Lagen - nur ein einziges Paar Handschuhe kam farblich in Frage. Die waren zu kurz für ihren Defekt am Oberarm, reichten nur bis zum Ellenbogen, konnten daher den schwarzblau schimmernden Fleck nicht verdecken. Keine Zeit für komplizierte Lösungen. Sie schnitt ein Stück des Ansatzes von einem der Handschuhe ab und befestigte den über der Schadstelle. Eine Oberarmspange wie eine Keltin, ein längerer Handschuh links, der kurze rechts, und Udo musste man klar machen, dass das seine Kreation war. Asymmetrisch, bewegt, extrem…

      Schnell – das nächste Problem. Es waren farblose Strümpfe vorgesehen. Knapp über ihren Knöcheln gab es rote Druckringe, wo die Hände an ihr gezerrt hatten. Sie wusste, Inge hatte nachtblaue Strümpfe in ihrem Fundus, die wenig durchsichtig waren. Sie verschwand zwischen den Kleidern, stellte die Handschuhschachtel zurück und lief mit der Strumpfschachtel davon. Nachtblaue mit Naht, wenig durchsichtig – schnell, die Zeit war am Auslaufen. Sekundengenau kam sie zwischen den Kleiderständern heraus. Da war schon wieder Besichtigung. Unschuldig stellte sie sich in die Reihe, den Arm über dem großen Fleck an der Rippe.

      Udo hatte seinen Künstlerblick. Bei Theresa verharrte er. Theresa schaute so leer wie möglich. Drehte sich ein wenig, spielte mit der Handschuhkreation. Udo versuchte sich zu erinnern, wann er auf diese Form gekommen war. Es fiel ihm nicht ein, war wahrscheinlich ein Missverständnis, aber sah eigentlich interessant aus. Er musste nochmals darüber nachdenken.

      Da kam Ponhomy zurück. Ihm war eingefallen, dass auch bei Ankunft der Gäste am Vormittag Damen in Udos Kreationen bei den Gästen stehen konnten, irgendwas würde er von Udo dafür verlangen. Und am Abend wäre dann die richtige Modeschau, Reklame für seine Burg und eine gute Einleitung zu dem neuen Filmprojekt. Udo sollte darüber nachdenken.

      Die Stimmen waren in weiter Ferne für Theresa. Müdigkeit hüllte sie inzwischen ein wie ein Kokon. Sie spürte, wie sie langsam wegbrach. Die Gesichter vom Vortag drängten sich ins Bild. Ihre Abwehr schwächelte. Alle lachten durch ihre Schmerzen hindurch, besoffen, schrill. Sie konnte sehr schlecht sitzen, vor allem nicht auf diesem Hocker. Die Gesichter veränderten sich, bösartig schreiend. Es war ein Fehler gewesen, sich als Dekoration auf dieser Party anheuern zu lassen. Im gleichen Moment spürte sie die Hände an den Fußknöcheln, die Hände, die die schmerzenden, roten Druckstellen erzeugt hatten – und gleichzeitig kam wieder die Atemnot, der Druck auf der Brust. Dann war der da, den sie aus ihrem Kopf heraushalten wollte. Der, der auf ihrem Rückgrat kniete und ihr die Luft wegpresste. Er saß plötzlich vor ihren Augen, durch den Riss im Vorhang musste sie ihm zuschauen. Eisige Kälte breitete sich über ihren Körper aus.

      Eine Fotorunde noch. Und was dann?

      Udo kam zu ihr. „Sag den anderen, die beim Filmprojekt mitmachen, dass es Zimmer gibt – und morgen Abend ist ein Auftritt geplant.“ Dann lief er weiter. Ende der Durchsage, sie hatte keine Ahnung, wo die Zimmer waren.

      Wer war wohl bei dem Projekt dabei, und wo konnten Zimmer sein? Sie suchte Rod im Saal, ließ den Blick über die betriebsamen Menschen im Licht gleiten, bis sie ihn gefunden hatte. Dann kroch sie schwerfällig von dem Hocker und versuchte, einen geraden Schritt vor

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