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dass wir uns über das Projekt und all die Arbeit wieder aus den Augen verlieren, Tammy. Ich will auf keinen Fall, dass du wieder zu kurz kommst. Ich habe noch den Streit im Ohr und will einfach nicht, dass du wieder in einer Ecke sitzt und um uns beide weinst.«

      »Wir müssen das doch nicht allein machen«, erwiderte Tamora. »Es hat sich doch vieles geändert. Sarah macht die Finanzen, Verträge und alles … Scarlett könnte die Touren organisieren. Wir legen eine Datenbank an … Mädels und Kunden … Ich wir müssen es nur richtig anfangen, dann wird es keinem zu viel. Für die Mädels wäre es eine sichere Sache … sie würden mal wirklich gut verdienen können, denn ich will die Sache ganz exquisit haben. Hochpreisig … und denk doch daran, dass wir ja eh schon mit dem Gedanken gespielt haben einen Escortservice aufzubauen. Der muss ja nicht nur mit Kutschen stattfinden … also zweigleisig … auch wenn wir in diesem Bereich nicht arbeiten … diese Immobilie bietet uns beste Voraussetzungen für einen eigenen Club.« Sie sah gespannt in die Runde. »Nun, was sagt ihr?«

      »Ich finde die Idee ziemlich cool«, schmunzelte Willow. »Das hat die Welt noch nicht gesehen! Ein Bordell auf Rädern! Aber ich selbst … für so was bin ich zu alt. Beim Club ist das was anderes, da dürft ihr mich sofort auf eure Lohnliste setzen!«

      Cora lachte. »Das wäre echt krass! … Da mache ich sofort mit!«

      »Und was sagst du, Vio?«, hakte Tamora leise nach, da sich ihre Königin bislang kaum geäußert hatte.

      »Ich sehe die Möglichkeiten, denke, es ist machbar … aber ich möchte erst eine Nacht darüber schlafen, wenn es dir nichts ausmacht.«

      »Nein, gar nicht.«

      »Gut«, nickte Violett und schob die Fotos zusammen. Dann sah sie Cora und Willow an. »Nachdem uns Tammy so herzlich bewirtet und ihren Plan offenbart hat …«, sie machte eine rhetorische Pause, »hat sie sich eine Belohnung verdient. Was meint ihr?« Damit sprach sie Cora und Willow an.

      »Hat sie«, nickte Willow lächelnd, wobei ihre schneeweißen Zähne aufblitzen. »Hier oder im Spielzimmer?«

      »Spielzimmer!«, entschied Violett und bemerkte mit Genugtuung, wie ihre Prinzessin unruhig wurde. »Du hast es gehört?«

      Tamora nickte. Sie stand auf und nahm zwei Schritte Abstand zum Tisch.

      »Dann darfst du dich jetzt entfernen und dort auf uns warten.«

      »Ja, Herrin!« Sie knickste. »Ladies!«, fügte sie einer inneren Eingebung folgend noch schnell hinzu, knickste ein weiteres Mal und entfernte sich.

      »Wow!«, reagierte Cora und sah Violett an. »Sie ist so süß, wenn sie in ihrer Rolle aufgeht.«

      »Du hast deine Tammy gut erzogen«, stellte Willow grinsend fest und trank ihr Glas aus.

      »Nein, habe ich nicht«, widersprach Violett und in ihrem Lächeln lag all die Liebe, die sie für ihre Prinzessin empfand. »Sie hat ihre Rolle schon vor vielen Jahren für sich gefunden … aber nur in ihren Büchern gelebt.«

      Willow nickte verstehend. »Ja, damit hast du wohl recht. Ich habe ja inzwischen so Einiges von ihr gelesen, seit ich weiß, dass sie schreibt … ja, ich stimme dir zu. Aber ich finde es einen Glücksfall, dass ihr beide euch in dieser Konstellation gefunden habt und obendrein abgöttisch liebt. Glaub mir, dass findet sich nicht oft … Für sie bist du doch ein Gottesgeschenk, wenn ich mir überlege, wie lange sie ihre Sexualität nicht leben konnte. Was muss es sie gequält haben, ihre Fantasien nur auf dem Papier ausleben zu können, wissend, dass sie selbst diese Lust wohl nie erfahren wird.« Sie wollte aufstehen und Tamora ins Spielzimmer folgen, wurde aber von Violett aufgehalten.

      »Nicht so schnell, Willow. Geben wir ihr ein wenig Zeit ihre Gedanken kreisen zu lassen … Kopfkino zu dem, was kommt, ist doch auch was Schönes.« Sie sah Willow dankbar an, für das was sie so mitfühlend gesagt hatte. »Deine einfühlende Art ist wohl der Grund, warum sich Tammy wünscht, dass du sie zum Altar führst.« Sie lächelte. »Ihr habt euch heute erst das zweite Mal gesehen, und sie hat es nach dem ersten Mal gewusst. Sie hatte Tränen in den Augen als sie mir eröffnete, wen sie an ihrer Seite haben möchte.«

      »Ich erinnere mich gut, wie ich dir an dem Tag in der Küche gesagt habe, was für einen wundervollen, feinfühligen Menschen du da gefunden hast. Genau das ist sie, Violett.«

      »Ja, ist sie … immer ganz nah am Wasser.« Violett sah Cora an. »Und uns hat sie auch sehr schnell wieder nähergebracht.«

      Cora nickte. Sie schenkte allen Sekt nach und prostete Willow und Violett zu.

      Willow holte währenddessen ihre Zigaretten aus der Handtasche, wobei ihr ein Rezept ihrer Gynäkologin auf den Tisch viel.

      »Ach, das erinnert mich daran, dass ich in ein paar Tagen auch wieder einen Termin habe«, bemerkte Cora darauf lächelnd und wechselte damit das Thema.

      »Wisst ihr eigentlich, dass es für eine Frau wohl nichts Erniedrigenderes als den Besuch bei der Gynäkologin gibt?«, seufzte Willow. »Gerade als ich während der Untersuchung dachte, ich könne gar nicht mehr tiefer fallen, stellte ich einen neuen Tiefenrekord der Erniedrigung auf.«

      »Wie das?«, fragte Violett erstaunt.

      »Da sitzt sie doch allwissend auf ihrem Rollhocker zwischen meinen Beinen, schaut auf ihre Unterlagen und eröffnet mir über die Akte hinweg im Vorfeld, dass alles soweit gut aussehe, ich aber einen Anruf bekäme, wenn der Abstrich doch etwas aufweist. Aber … kam es dann mit einem Lächeln: Alles bis auf eine Kleinigkeit. Ich hätte anscheinend einen trägen Eierstock.«

      »Heißt?«

      »Mein rechter Eierstock hat die Produktion eingestellt.«

      »Na, vielleicht ist er ja nur in einen Streik getreten?«, versuchte Violett sie aufzumuntern, worauf Cora frech grinste.

      Willow warf ihr einen funkelnden Seitenblick zu. »Ich weiß ganz genau was das heißt. Mein rechter Eierstock hat jede Hoffnung aufgegeben, dass ich je im Leben heiraten werde und Kinder bekomme.«

      »Das ist ja, als wenn dein Anwalt an einem juristischen Fall für dich arbeitet, der am Ende eh außergerichtlich beigelegt wird«, erwiderte Cora mit todernster Miene und verkniff sich ein Lachen. »Aber der Linke glaubt noch daran, oder etwa nicht?«

      »Haha«, gab Willow zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Jedenfalls bleibe ich biologisch hinter den Erwartungen zurück.«

      »Nimm dir das nicht so zu Herzen, Willow«, lächelte Cora. »Ich zum Bespiel habe schon immer einen Knick im Uterus … Da müssen die Spermien richtig über die Hürde setzen, wenn sie an mein Ei wollen.« Während sie das sagte bildete sie die Szene mit ihren Händen nach.

      »Aber wenn sie da sind, dann gibt es zumindest ein Ei«, klagte Willow.

      »Meine Gynäkologin geht in zwei Monaten in den wohlverdienten Ruhestand«, meldete sich Violett, die sich eine von Willows Zigaretten genommen hatte und sie ansah. »Gefällt dir deine?«

      »Augenblicklich?« Willow inhalierte einen Zug. »Nein, jetzt gerade gefällt sie mir gar nicht!«

      »Sie ist zumindest eine Frau.« Cora nahm einen großen Schluck und drehte das Glas am Stil mit ihren Fingern. »Ich war ja gelegentlich auch schon bei Männern, aber das ist irgendwie eigenartig … Da beschäftigt sich so ein Kerl ganz intensiv mit dir da unten«, sie deutete mit einem Finger in ihren Schritt, »und dann verlässt du die Praxis ohne Orgasmus, aber mit irgendeinem dusseligen Rezept.«

      »Da ist was dran«, lachte Violett und Willow stimmte mit ein.

      ***

      Kapitel 3

      Der nächste Tag war einer der ersten kühlen, ungemütlichen Septembertage, die selbst ein heiteres Gemüt, nach der wundervollen Sommerzeit, verdrießlich stimmen konnte. Der Himmel hatte sich zugezogen. Die wenigen Menschen auf den Straßen des Stadtteils

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