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10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist!. ramona wegemann
Читать онлайн.Название 10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist!
Год выпуска 0
isbn 9783754137543
Автор произведения ramona wegemann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
So kam natürlich auch irgendwann Unmut in meine Beziehung, denn Frederik verstand es nicht, dass ich mit Zwille plötzlich nicht mehr klar kam und mich sogar weigerte, nur mal kurz ein Ersatzteil für Frederiks geliebten Trecker von Zwille entgegenzunehmen. Selbst wenn Frederik mich darum bat, blieb ich hart und weigerte mich, auch nur diesen kurzen Kontakt zu Zwille aufzunehmen. Doch ich wollte diese Konsequenz beibehalten, ich sah es nicht ein, mich derart von Zwille austricksen und mir auf diese Versuche hin seinen Willen aufzwingen zu lassen. Was bildete sich Zwille eigentlich ein? Als ich mich weiter konsequent weigerte, kam Zwille notgedrungen zu den Zeiten, in denen Frederik zu Hause war. Die zwei puzzelten nun gemeinsam am Traktor rum und in mir wuchs die Wut über Zwilles Verhalten. Solch eine Unverschämtheit und Frechheit! Er macht sich an die Freundin des Mannes heran, mit dem er nun auf gut Freund tat? Hatte er denn gar keinen Anstand? Ich begann, ihn regelrecht zu hassen. Frederik, der nichts von meinem Unmut wusste, rief natürlich immer wieder nach meiner helfenden Hand, ob ich ihm mal ein Handtuch bringen oder den beiden etwas zu trinken holen könnte. In meinem Inneren wuchs die Wut immer weiter an. Es fühlte sich an, als hätte ich einen großen Stein im Magen, und ich wusste, so konnte es nicht weitergehen! Jetzt muss Schluss damit sein. Das darf ich mir nicht länger gefallen lassen. Mir wurde klar, dass ich mir mit meinem Anstand nur selbst im Wege stand und ein klärendes Gespräch mit Frederik nun zwangsläufig nötig war. Doch wie würde Frederik reagieren? Würde er sich Zwille schnappen und ihn kräftig durchschütteln? Allein schon wegen Zwilles Frechheit ihm gegenüber? Würde er mir die Schuld geben? Eigentlich war das alles völlig egal, das musste jetzt besprochen werden. Frederik ist mein Partner, und wenn ich ihm das nicht sagen kann, was taugt dann die ganze Beziehung? So bat ich Frederik in einem ruhigen Moment zu einem Gespräch an den Tisch, machte uns einen Cappuccino und stellte ein paar Kekse auf den Tisch. Frederik saß nun mit fragendem Blick vor mir und ich begann zu erzählen. Es wäre ihm sicherlich schon selbst aufgefallen, dass ich auf Zwille sehr gereizt reagiere und ich würde ihm nun gerne erklären, warum das so ist und vor allem, warum ich einfach nicht mehr möchte, dass er Zwille zu uns einlädt. Mir war klar, dass ich niemandem vorschreiben kann, mit wem oder mit wem auch nicht er sich trifft oder unterhält, aber ich wollte Frederik zumindest erklären, warum mir der Kontakt zu Zwille so zuwider ist. Als ich Frederik nun davon erzählte, dass Zwille eindeutige Avancen mir gegenüber gemacht hatte und mich trotz meiner Bitte, mich zukünftig in Ruhe zu lassen, immer wieder aufsucht, wurde Frederik plötzlich ganz ruhig. Er kehrte kurz in sich und überlegte. Frederik musste sich wohl erstmal sortieren, er stand auf und schüttelte den Kopf, warf plötzlich fassungslos Fragen in den Raum: Wie soll er nun den Trecker alleine aufbauen? Was wird nun mit der Scheune und dem Heu? Wie soll man Zwille das jetzt sagen, dass er hier nicht mehr willkommen ist? Frederik ging raus, und ich saß allein am Tisch. Dazu konnte ich erstmal nichts mehr sagen, und das lag nicht nur daran, dass Frederik längst den Raum verlassen hatte. In diesem Moment hatte ich kurz das Gefühl, dass Frederik nicht so recht verstand, was ich ihm da gerade zu sagen versuchte. In meiner Kränkung hatte ich sogar kurz das Gefühl, dass ihm sein Trecker und das Basteln mit Zwille wichtiger seien als ich. Doch wenn bereits ich von dieser Situation so überrollt worden war, warum sollte es Frederik damit anders ergehen? Er hatte sich das alles sicherlich auch anders vorgestellt. Während er an den netten Menschen in Zwille glaubte, wurde er von genau diesem derart hintergangen. Wie sollte er nun damit zivilisiert umgehen?
Am nächsten Tag kam Zwille zuverlässig wie jeden Tag an unserem Grundstück vorbeigefahren und hielt natürlich gleich an, als er mich auf dem Grundstück sah. Ohne zu fragen verkündete er gleich, dass er am Nachmittag mal wieder „kurz“ vorbeikommen würde. Jetzt platzte meine Wut im Bauch und ich konnte nicht länger an mich halten. Nun bekam Zwille meine ganze, aufgestaute Wut zu spüren, indem ich ihm nun an den Kopf warf, dass er dies jetzt ein für alle Mal zu unterlassen hätte. Frederik würde nun von seinen Avancen wissen, ich hätte ihm alles erzählt und Zwille soll sich von nun an hier weder blicken lassen, wenn ich alleine bin, noch wenn Frederik da ist. Das ist jetzt vorbei! Mir war es wichtig, Zwille sein Gesicht zu lassen. Ich wollte die Sache gern als nicht stattgefunden ignorieren, doch mit dem, was Zwille sich hier geleistet hatte, sah ich nun keine andere Möglichkeit mehr, als offen zu legen, was vorgefallen war. Und schon ärgerte ich mich wieder über mich selbst. Kaum ausgesprochen empfand ich es so, als hätte ich mich gerade dafür gerechtfertigt, meinem Partner gegenüber ehrlich gewesen zu sein, und als hätte ich mich gerade dafür entschuldigt, dass ich es sagen musste. Jetzt wusste ich nicht, auf wen von uns beiden ich nun mehr wütend war. Auf Zwille, der mich dazu brachte so zu sein, oder auf mich, die diesem Typen gegenüber schon wieder einen Anflug von Anstand entgegenbrachte. Es war eigentlich egal, wen von uns beiden ich gerade mehr Wut zukommen lassen wollte. Bevor ich die Entscheidung hätte fällen können, war Zwille plötzlich auf und davon. Ich stand nun da und konnte es kaum fassen, er war weg. War das alles? Hätte ich das nicht schon viel früher haben können? Huch, da machte ich mir schon wieder Vorwürfe. Mein Adrenalin jagte meinen Puls durch meinen noch zitternden Körper. Ich atmete tief ein und schloss kurz die Augen, genoss die Ruhe um mich herum und atmete wieder aus. Es fühlte sich plötzlich so leicht, so befreit an, und mein Puls hüpfte weiter in einem fröhlicheren Takt, es kribbelte im Bauch. Er ist jetzt weg, endlich war es raus, jetzt ist endlich Ruhe! In diesem Moment war ich einfach erleichtert und glücklich.
Für mehrere Tage fühlte es sich nun leicht und unbeschwert an. Von Zwille war nichts mehr zu sehen, auch sein Auto hatte ich tagelang nicht mehr gesehen. Der Garten lockte mich täglich raus und ich genoss die Pausen zwischen meinen Arbeitsstunden, die ich mit meinen Tieren verbrachte. Hin und wieder bellten die Hunde plötzlich los und rannten zum Zaun, bellten von dort in den Wald hinein. Die vergangen Wochen waren mir so nahgegangen, dass ich natürlich gleich innerlich angespannt war und mir sogar kurz der Atem stockte. Ob er da war? Nein, das wollte ich nicht an mich heranlassen. Ich beruhigte mich selbst und war festen Glaubens, dass sich da sicherlich nur ein frecher Rabe durchs raschelnde Laub wühlte und damit die Hunde verrückt machte.
Doch mit was würde ich wohl die restlichen Zeilen dieses Buchen füllen, wenn tatsächlich danach Ruhe eingekehrt wäre? „Tatsächlich“ war nur, dass Zwille jeden Tag aufs Neue eine Change erhielt. Jeden Tag erhielt er die Möglichkeit, sich zu entscheiden, aufzuhören. Zwille entschied sich täglich aufs Neue gegen diese Change.
Frederik und mir fiel eines Tages ein kleiner, weißer Transporter, ein Caddy Kastenwagen, auf, der seine Runden vor dem Haus drehte und immer wieder neben unserem Grundstück in einen Feldweg hineinfuhr, in den sonst niemand fährt. Der Feldweg führt nur zu den Scheunen und endet dort. Der Fahrer würde sicherlich gleich selbst merken, dass er dort nicht weiterkommt und zurückkommen. Vielleicht sucht er ja eine Adresse oder hat sich verfahren, vermuteten wir. Tatsächlich kam der Wagen gleich wieder zurück, fuhr auf die Straße und anschließend ins Dorf hinein. Wir fühlten uns in unserem Gedanken bestätigt und ließen den Wagen außer Acht. Als der Wagen jedoch wenig später erneut vor unserem Haus auftauchte, erinnerten wir uns daran, dass wir den weißen Wagen bereits des Öfteren bemerkt, aber ihn bis dahin nicht konkret beachtet hatten. Wir bemerkten, dass der Wagen auch immer wieder in den Feldweg neben unserem Grundstück nach hinten fuhr. Als der Wagen nun erneut in den Feldweg hineinfuhr, beschlossen wir, den Fahrer anzuhalten und anzusprechen. Vielleicht bräuchte er Hilfe oder suchte etwas? Wir gingen auf das Auto zu, als der Wagen nur wenige Minuten danach wieder aus dem Feldweg nach vorne zurückkehrte. Als der Wagen uns fast erreichte und wir einen Blick in den Innenraum des Wagens erhielten, traf es mich wie ein Schlag. Es war Zwille! Während ich darauf vertraute, dass nun endlich Ruhe eingekehrt war, hatte Zwille einfach nur ein anderes Auto, welches mir zwar in den letzten Tagen immer wieder mal aufgefallen war, aber welchem ich keine weitere Bedeutung beigemessen hatte. Die von mir angenommene Ruhe existierte also scheinbar gar nicht. Mir schossen sofort die Situationen durch den Kopf, in denen die Hunde öfter angeschlagen und scheinbar sinnlos in den