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Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley
Читать онлайн.Название Magie, Schicksal und der Zauberkristall
Год выпуска 0
isbn 9783754168219
Автор произведения Jeanny O'Malley
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kurze Zeit überlegten beide, welches Mittel sie einsetzen konnten, um den Felsen zu öffnen. Auf einmal kam dem Zauberer eine Idee. Er legte seine Hände auf die Wand und meinte: „Ich hoffe, der Kristall gibt mir genug Macht um die Wand zu teilen. Dann krallte er seine Finger in den Felsen und drückte dagegen. Still bat er um mehr Kraft in seinen Händen, als plötzlich die Wand vor ihm weich wurde und er sie einfach wegdrücken konnte. Raphael half ihm, die weiche Wand zu einem geeigneten Eingang zu formen.
Nach einiger Zeit wurden beide ziemlich müde. Timono meinte leise zu seinem Freund: „Es ist schon spät. Komm, lass uns unsere Decken holen, damit wir nicht auf dem kalten Boden schlafen müssen.“ Zusammen gingen sie zu ihrem alten Lager und packten ihre Sachen zusammen.
Einige Male mussten sie hin und her gehen, bis sie endlich alle Sachen in der neuen Unterkunft verstaut hatten. Erschöpft meinte Timono: „Da wir noch keine Türe haben, werde ich versuchen einen Zauber zu wirken, der niemanden hier hereinkommen lässt.“ Sofort konzentrierte er sich auf den Eingang zu dem neuen Raum und murmelte einige Sätze, die Raphael nicht verstehen konnte. Danach ging er zu der Wand und malte mit seinem Finger zwei Kreise und in die Mitte der beiden jeweils einen Punkt. Kurz darauf drehte er sich zu Raphael um und bat ihn zu sich. Dann sagte er begeistert: „Ich habe es geschafft. Wenn ich den Zauber bestätige, dann können nur wir beide die Wand öffnen und wieder verschließen. Ich habe es extra so gemacht, dass auch du ohne Stimme den Zauber auslösen kannst. Du brauchst zum Öffnen nur mit deinem Finger zwei Kreise mit jeweils einem Punkt zu malen. Und zum Schließen machst du in die zwei Kreise ein Kreuz statt eines Punktes.“ Raphael staunte und probierte es gleich aus. Er malte mit seinem Finger zwei Kreise mit einem Kreuz an die Wand. Auf einmal sahen die beiden Männer, wie sich die Wand schnell und lautlos schloss. Er war wirklich sehr beeindruckt und klopfte seinem Freund auf die Schulter um seinen Stolz auszusprechen.
Als Licht diente den beiden eine Kerze, die noch übrig war. Luft konnte mühelos noch in den Raum dringen, denn die verschlossene Wand war ja nicht wirklich luftundurchlässig, sondern nutzte als Sichtschutz, und Feinde konnten dort nicht eindringen. So in der Art, wie ein undurchsichtiges Kettenhemd, so gemacht, dass es schützen kann, aber durch die Kettenglieder kommt ja auch noch genug Luft. Timono überlegte sich, wie die beiden Tageslicht in den dunklen Raum bringen konnten. Müde von dem langen Tag aber, schlief er schnell ein und träumte von der Prinzessin.
Am nächsten Morgen wurden die Männer von einem lauten Geräusch geweckt. Raphael sprang auf und machte ein Streichholz an. Mit der kleinen Flamme entzündete er die Kerze. Timono stellte sich hin und schaute sich um. Der Raum sah noch genauso aus, wie zuvor.
Raphael ging an die Wand und malte das Zeichen an den Felsen, welches die Öffnung freigibt. Sofort teilte sich die Wand und die beiden Männer gingen aus dem Raum. Dort hatte sich auch nichts verändert. Timono machte sich schon Sorgen um den Kristall. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass er noch da stand, wo er war.
Zusammen rannten sie aus der Höhle. Was sie dort sahen, ließ sie noch Tage danach schlecht träumen. Die Eingeborenen verfolgten Männer, deren Hautfarbe hell war. Mit Stöcken schlugen sie auf die Köpfe der fremden Leute. Raphael wollte ihnen zu Hilfe eilen, aber Timono hielt ihn zurück. Er sagte zu seinem Freund: „Warte! Wir wissen nicht, warum die Männer von ihnen gejagt werden. Vielleicht haben sie etwas Schlimmes getan. Vielleicht sind es auch Piraten, die sich an ihren Frauen vergriffen haben. Wir sollten uns zunächst still verhalten. Der Kristall wird dafür sorgen, dass uns beiden nichts passiert.“ Raphael war zwar nicht ganz derselben Meinung, aber vielleicht war es besser für die beiden, in der Nähe des Kristalls zu bleiben.
Sie sahen zu, wie die Eingeborenen die Menschen verfolgten und niederschlugen. Dann banden sie ihnen die Hände und Füße zusammen und trugen sie tiefer in den Wald hinein. Raphael sah Timono entsetzt an. Dieser nickte nur und meinte: „Ja! Du hast Recht. Etwas stimmt da bestimmt nicht. Komm mit. Wir folgen ihnen.“ Sofort gingen die beiden den fremden Männern nach.
Kurze Zeit später hörten sie aus dem Wald trommeln. Zunächst stutzten sie und blieben stehen. Timono fragte: „Glaubst du, dass sie Menschenfresser sind, wie ich es schon einmal von den Seeleuten aus den Kneipen hörte?“ Raphael nickte und signalisierte, dass sie sich mit Stöcken schützen sollten. Zustimmend suchte er sich aus dem Geäst eines Baumes einen stabilen und festen Stock aus.
Die beiden Männer folgten den dumpfen Tönen der Trommeln bis zu einer Lichtung. Dort lag ein großer Felsen, wie ein Altartisch, mitten auf der Wiese. Die Eingeborenen standen um den Stein herum. Männer, Frauen und sogar Kinder tanzten und sangen zu dem Rhythmus der Trommelschläge. Timono und Raphael blieben still hinter einem großen Busch stehen und beobachteten das Geschehen wortlos. Unter den Eingeborenen befand sich auch Xien der Eingeborene aus der Höhle. Timono hatte seltsamerweise Vertrauen zu diesem Mann. Vorsichtig versuchte er die Aufmerksamkeit von ihm auf sich zu lenken, indem er einen kleinen Stein zu seinen Füßen warf. Es klappte und der Eingeborene suchte den Ort, von wo der Stein kam. Als er auf den Busch schaute, hinter dem sich Timono versteckt hielt, bewegte dieser ein paar Blätter des Busches. Neugierig ging Xien auf den Busch zu. Als er den Zauberer hinter dem Busch erblickte, verneigte er sich unterwürfig vor ihm. Timono schüttelte mit dem Kopf und winkte ihn zu sich her. Dann schaute er ihm in die Augen und deutete auf die Menschen, die gefesselt vor dem großen Stein lagen. Xien machte eine Bewegung, die Raphael als töten ansah. Fragend sah Timono den Eingeborenen an und machte mit seinen Händen eine Geste, die das Essen andeutete, um zu erkennen, ob es wirklich Menschenfresser waren. Xien nickte und zeigte in den Himmel. Die Sonne stand ziemlich weit oben am Firmament und schien so direkt auf die Lichtung, dass kaum Schatten von dem Stein zu sehen war. Timono sagte zu Raphael: „Vielleicht ist dieser Stein eine Art Opferaltar, den sie einmal im Jahr benutzen. Gerade dann, wenn die Sonne am höchsten steht.“ Raphael schaute sich das Ritual weiter an. Er sah, dass die gefesselten Männer Angst hatten. Fragend und ängstlich sah er Timono in die Augen und stupste ihn an. Timono wusste genau, dass Raphael am liebsten den Männern geholfen hätte, aber irgendwas sagte ihm, dass sie am besten nicht in das Geschehen eingreifen sollten. Besser wäre, mit den Einheimischen auf der Insel als gute Nachbarn zu leben und sie nicht ärgern. Daher meinte er zu Raphael: „Ich weiß mein Freund. Du hältst es nicht mehr aus. Aber wenn wir nicht hier wären, dann würde auch alles seinen normalen Lauf nehmen. Außerdem gehört es wohl zu ihrem Glauben. Wenn wir weiterhin ruhig hier auf der Insel leben wollen, dann sollten wir sie nicht zu unseren Feinden machen. Wir sollten uns, weil wir hier Fremde sind, ihnen anpassen und ihre Sitten akzeptieren, auch wenn es uns schwerfällt.“
Xien ging kurze Zeit später wieder zu seinen Leuten zurück, er verriet die beiden Männer aber nicht. Raphael und Timono sahen zu, wie die gefesselten Männer getötet wurden und dann über einem Feuer zubereitet wurden. Ihnen blieb die Spucke im Hals stecken vor Ekel.
Nachdem die Zeremonie vorbei war, hörten auch die dumpfen Töne der Trommeln auf. Schließlich machten sie sich wieder auf den Weg in ihr Lager.
In der Nacht konnten beide nicht richtig schlafen. Zwar fühlten sie sich sicher in dem geschlossenen Raum der Höhle, dennoch fühlen sie sich schuldig, mit für den Tod der Menschen verantwortlich zu sein. Ein Luftzug machte sich bemerkbar. Die Kerze flackerte. Timono schaute an die Höhlenwand, ob irgendwo ein Spalt zu finden war. Vorsichtig nahm er die Kerze in die Hand und suchte damit die Stelle, an der Luft in ihren Raum drang. Als irgendwo die Flamme mehr flackerte, als an anderen Stellen, wusste er, dass er gefunden hatte, was er suchte. Bald würde er dort eine Öffnung machen können, die als Rauchabzug dienen konnte. So könnten sie sich auch mehrere Tage dort einschließen, ohne Angst zu haben, dass die Eingeborenen sie belagern würden. Denn umbringen wollte er sie nicht unbedingt.
Am nächsten Morgen sagte Timono nachdenklich: „Ich möchte am liebsten auch noch Fenster in dem Felsen haben, damit wir mehr Licht haben. Außerdem gehen uns die Kerzen aus. Bald stehen wir hier im Dunkeln.“ Raphael deutete mit seiner Zeichensprache an, dass vielleicht die