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er ihr interessiert zugehört hat, nimmt er seinerseits den Grundriss der Maschine in die Hand und schiebt ihn auf den Plänen hin und her.

      «Das wird nicht leicht werden, aber wir dürfen eventuelle Bauarbeiten nicht scheuen. Es ist wichtig, dass mit der Maschine ohne Behinderung gearbeitet werden kann. Die Transportwege müssen kurz und sinnvoll sein. Am Besten ist es, wir schlafen nochmals darüber. Morgen kannst du dann die Vor- und Nachteile der drei Varianten zusammenstellen. Ausserdem müssen wir Herr Lehner etwas besser mit dem Monstrum vertraut machen.»

      Ein letztes Mal verschiebt er den Grundriss auf dem Plan, dann richtet er sich auf: «So für heute ist Feierabend, ich muss meine Gedanken etwas ordnen und das kann ich am besten, wenn ich mit meinen Kindern spiele. - Ich wünsche dir einen schönen Abend, - bis morgen Yvonne!»

      «Ich werde auch Feierabend machen, meine Katze erwartet mich sicher sehnsüchtig - Tschüss, Daniel.»

      Sie räumt noch schnell den Schreibtisch auf, dann vertauscht sie ihren weissen Arbeitsmantel mit der Lederjacke und schnappt sich ihre Handtasche

      «Bis morgen», verabschiedet sie sich von ihren noch anwesenden Kollegen und steckt die Zeiterfassungskarte in die Stempeluhr. Sie ist froh, dass Daniel pünktlich aufhört, denn sie hat heute noch was besonders vor. Ihre Kollegen und Kolleginnen würden sich wundern, wenn sie ihr heutiges Abendprogramm kennen würden. Doch von diesen Abenden, die sie sich von Zeit zu Zeit leistet, wissen ihre Arbeitskolleginnen nichts. Das bleibt ein gut behütetes Geheimnis.

      Besuch im Kursaal

      Um halbneun Uhr holt Yvonne ihre Freundin Cornelia in Beinwil ab. Mit ihrem Golf fahren sie zusammen zum Kursaal nach Luzern. Dort haben heute Damen freien Eintritt, dies ist vielen unternehmungslustigen Männern nicht entgangen, so dass sie normalerweise in grosser Zahl zur Auswahl stehen. Dazu kommt, dass der ganze Abend Damenwahl gilt, was von den meisten Frauen nicht zur Kenntnis genommen wird, da es eine gehörige Portion Mut erfordert, einen Mann zum Tanz aufzufordern. Nachdem ersten, mit klopfendem Herzen gewagten Versuch, zeig es sich, dass sich der Mut ausbezahlt.

      So gegen halb zehn stolzieren sie den langen Gang, der zum Tanzsaal führt, entlang. Erfreut stellen sie fest, dass die Männer, denen sie begegnen, sie mit interessierten Blicken mustern. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn Yvonne hat es geschickt verstanden, ihre überschüssigen Pfunde zu tarnen und dafür ihren gut proportionierten Busen in den Mittelpunkt zu rücken. Das Decolleté verfehlt seine Wirkung auf die Männer nicht. Cornelia kann punkto Busen nicht mithalten, dafür zeigt sie unter ihrem engen kurzen Jupe, viel von ihren schlanken Beinen. Dazu kommt, die sehr gut wirkende, halblange Frisur. Ihre dunkelblonden Haare wiegen bei jedem Schritt verführerisch um ihren Kopf. Mit ihren hohen Schuhen, ist sie sicher eins fünfundsiebzig gross und wirkt so noch schlanker, als sie ohnehin schon ist.

      Als sie den Tanzsaal betreten, wird der Eindruck vom Gang in eindrücklicher Weise bestätigt. Es hätte niemand verwundert, wenn die anwesenden Männer applaudiert hätten, aber so was schickt sich selbstverständlich nicht. Die Meisten schauen diskret zur Seite, wenn sie bemerken, dass man sie anschaut, oder nicken frech zurück. Die ersten Sekunden im Saal können sehr entscheidend sein, denn mit der Platzwahl sind die Weichen für den späteren Verlauf des Abends schon vorentscheidend gestellt. Sie haben es sich zur Gewohnheit gemacht, nach einer kurzen Inspektion, den Saal wieder zu verlassen und noch kurz den Spielsaal zu besuchen.

      An den beiden Spieltischen stehen mehrheitlich ältere Männer. Trotzdem drängen sie sich bis zum Spieltisch vor. Zuvorkommend machen die Männer Platz, allerdings nur so viel, dass ein Vorrücken nicht ohne Körperkontakt möglich ist. Der Platz am Spieltisch wird von den beiden geschickt gewählt, denn der Croupier muss unbedingt auf sie aufmerksam werden. Er muss unbedingt eine gute Aussicht auf ihr Dekolleté haben, dann ist man sicher, dass wenn man fünf Mal auf Farbe setzt, vier Mal gewinnt. Dieses Spiel darf man allerdings nicht zu lange Spielen, sonst werden die Mitspieler darauf aufmerksam und halten mit, so dass der Croupier das Spiel abbrechen muss und man zu verlieren beginnt. Heute haben sie einen guten Tag erwischt. Nach kurzer Zeit kann Cornelia einen beträchtlichen Gewinn einstecken. Zufrieden gehen sie in den Tanzsaal zurück. Yvonne, die nicht mitgespielt hat, ist begeistert, sie wird es in der grossen Pause versuchen.

      «Weisst du schon, wo wir uns hinsetzen wollen?», fragt Yvonne.

      «Rechts oben habe ich einen Tisch mit fünf Männern ausgemacht. Es wäre sicher nicht schlecht, sich in der Nähe nieder zu lassen», schlägt Cornelia vor.

      «Die sind mir auch aufgefallen, sie sehen allerdings verheiratet aus, aber mir soll es recht sein.»

      «Lassen wir uns überraschen, der eine könnte durchaus noch ledig sein», meint Cornelia optimistisch.

      «Wie du meinst. - Ich will heute Abend nicht den Mann fürs Leben finden. Mir reicht es, wenn ich mich amüsieren kann.»

      Der Lärmpegel im Saal sinkt für einige Sekunden, als sie den Saal betreten. Die Männer unterbrechen ihre Gespräche und mustern die Beiden. Sie haben absichtlich den linken Eingang gewählt, nun durchqueren sie zielstrebig den Saal. So erhalten sie noch einmal die Möglichkeit, die günstigste Lage auszukundschaften. Schnell haben sie sich durch Blicke auf einen Tisch geeinigt und Cornelia setzt sich sofort so hin, dass sie die Männerrunde gut beobachten kann. Yvonne bleibt nichts anderes übrig, als sich mit dem Rücken gegen den Männertisch zu setzen. Sie unterdrückt die leicht aufkeimende Wut, doch sie will sich nicht über ihre Freundin ärgern, sie kennt sie inzwischen, wenn es um Männer geht, macht sie keine Geschenke.

      Als die Musik die nächste Tanzrunde beginnt, sind sie noch damit beschäftigt, beim Kellner zwei Kola mit Eis und Zitrone zu bestellen. Yvonne bemerkt zuerst den dunkelhaarigen Herrn gar nicht, der bereits neben dem Tisch steht. Von seiner Aufforderung zum Tanz wird sie überrascht. Aus Prinzip gibt sie dem ersten Kandidaten keinen Korb, erstens kann man sich noch einmal im Saal umsehen und zweitens hat man die Möglichkeit, den andern Männern zu signalisieren, dass man mit diesem Tänzer noch nicht zufrieden ist. Erst auf der Bühne merkt sie, dass der Schwarzhaarige höchstens einsfünfundsechzig gross ist. Die fehlende Körpergrösse macht der Kleine mit grossem Einsatz wett. An Taktgefühl fehlt es ihm jedoch in jeder Beziehung, er ist so mit seinen forschenden Händen beschäftigt, dass er so manchen Takt der Musik verpasst, was oft mit einem sanften Aufprall in Yvonnes üppigen Busen endet. Diese Kollisionen gefallen dem Kleinen offensichtlich, denn schon bald spürt Yvonne, dass beim Kleinen nicht alles klein bleibt. Sie bemüht sich, den einzigen Vorteil den der Kleine hat auszunutzen. Durch seine geringe Grösse kann sie die Tanzbühne ungehindert beobachten, ohne dass sie immer in das Gesicht des Tanzpartners blicken muss. Nach dem zweiten Tanz hat sie genug gesehen und zeigt dem Kleinen, dass sie sich wieder setzen will.

      Die Musik beginnt die nächste Runde mit einem Tango. Von weitem sieht sie den Kleinen aus der ersten Runde auf sich zukommen. Jetzt muss schnell gehandelt werden. Mutig steht Yvonne auf und geht an den Tisch der Männerrunde.

      «Ist es erlaubt?», fragt sie den Herrn, den sie sich als Opfer ausgesucht hat. Er ist über einsachtzig gross, blonde Haare, welche er für sein Alter sehr lang trägt. Seine Kleidung ist elegant, mit einem sportlichen Einschlag.

      «Mit Vergnügen», antwortet der Blonde und führt sie galant zur Tanzfläche. Erfreut stellt sie fest, dass er ein guter Tänzer ist. Als guter Tänzer geniesst er den Tango und führt sie sicher übers Parkett. Wenn man sich voll auf die Musik konzentriert, kommt natürlich das Gespräch zu kurz. So bleibt der grosse Blonde für diese Runde ein Unbekannter, was allerdings nicht ganz stimmt, denn der Blonde versteht es geschickt mit seinen Händen zu reden.

      Dazwischen stellt sie erfreut fest, dass auch Cornelia einen Partner aus der Männerrunde geangelt hat. So ist der weitere Verlauf des Abends mit sehr positiven Vorzeichen eingelenkt.

      Nach zwei weiteren Tanzrunden sitzen alle am gleichen Tisch. Der Reihe nach tanzt Yvonne mit allen fünf Herren, die sich nur flüchtig kennen. Sie sind alle Teilnehmer eines Kongresses. Der Blonde kommt aus der Ostschweiz, die andern aus Basel. Wie erwartet sind vier der Männer verheiratet. Um den fünften, als einziger Junggeselle kümmert sich Cornelia intensiv.

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